Kaderanalyse: FC Bayern München

Am 24. März gab der FC Bayern München bekannt, sich von Julian Nagelsmann zu trennen und dies mit völligem Unverständnis Fußball-Deutschlands. Man war noch in allen Wettbewerben vertreten – der Kampf um den Meistertitel war zwar offener als sonst, aber der FC Bayern war natürlich trotzdem der Favorit.

Am 19. April, knapp vier Wochen später, spielt man mit dem neuen Trainer Thomas Tuchel nur noch um den Meistertitel, da man im DFB-Pokal am SC Freiburg und in der Champions League an Manchester City scheiterte. Der FC Hollywood ist zurück und es wird ein Umbruch im Sommer geben müssen, um auf nationaler und internationaler Ebene erfolgreich zu bleiben.

Trainer und Spielsystem

Tuchel war nicht das erste Mal auf der Liste des Rekordmeisters. 2018 klappte es einst nicht, den FIFA-Welttrainer von 2021 an die Isar zu holen. Tuchel ist ein ehrgeiziger Trainer, dem es gelingt, Spieler zu entwickeln und gut in der Kabine anzukommen. Außerdem kennt er es von Paris Saint-Germain bestens, mit Stars zusammenzuarbeiten, die in der Vergangenheit sogar gelegentlich von Tuchel schwärmten. Eine weitere Stärke von ihm ist seine Flexibilität bei der Taktikausrichtung. Er bringt zwar eine Spielidee mit, kann diese aber gut an den Kader anpassen. Mal wird auf Ballbesitz- oder Umschaltfußball mit hohem Pressing und gemeinsamen nach Vorn verteidigen gesetzt. Gerade beim FC Bayern ist das wichtig, da man am Wochenende vielleicht gegen einen mittelklassigen Bundesliga-Club spielt und unter der Woche eine Top-5 Mannschaft wartet. Im Vergleich zu Julian Nagelsmann muss man aber sagen, dass Tuchel noch ein wenig mehr auf Kontrolle setzt und weniger Fehler zulassen möchte. Ebenfalls ist es dem Trainer wichtig, dass Stars des Gegners schwer ins Spiel finden.

Beim Rückspiel des CL-Viertelfinales gegen Manchester City macht Bayern das Mittelfeld eng, doppelt den Ballführenden, presst und versucht mit hoher Defensivlinie den Ball zu gewinnen. Außerdem wird Erling Haaland gut aus dem Spiel genommen. (Quelle: https://youtu.be/W7Apbr0ol6E)

Seit dieser Saison wechselt der FC Bayern immer mal wieder zwischen Dreier- und Viererkette hin und her. Unter Tuchel wurde zuletzt eher auf die Viererkette gesetzt. Jedoch hoffe ich, dass sich nach dem Umbruch im Sommer ein 3-4-3 langfristig durchsetzt, da der Kader der Münchner für diese Formation gemacht ist. Im Ballbesitz würde einer der beiden Außenverteidiger invers werden. Dabei wird das Spielfeld in der Mitte enger, eine Raute im Mittelfeld entsteht und gibt den Flügeln mehr Platz. Ein Flügelspieler rutscht zudem ins offensive Mittelfeld und ein Außenverteidiger rutscht in die Offensivreihe.

1: Grundformation; 2: Im Ballbesitz (natürlich können die Seiten, die nach vorn oder zentral gehen, auch wechseln); 3: gegen den Ball (Quelle: sharemytactics.com)

Der aktuelle Kader

Torwart

Ein Weltklassetorwart, der nicht Manuel Neuer heißt, steht aktuell beim deutschen Rekordmeister zwischen den Pfosten: Yann Sommer kam im Winter für den verletzten Neuer. Sommer ist außerdem aktuell auf dem besten Wege, Neuer auch langfristig abzulösen und eine neue Rangordnung im Bayern-Tor zu schaffen. Sommer ist auf der Linie absolute Weltklasse und ein sicherer Rückhalt für den FC Bayern. Manuel Neuer muss das erste Mal um seinen Platz bangen. Nachdem der mehrfache Welttorhüter sich im Skiurlaub verletzt hatte, wird er, wenn er wieder fit ist, sich seinen Stammplatz zurück erkämpfen müssen, da er das erste Mal auf Gegenwind beim FC Bayern trifft. Torwart Nummer drei und vier sind Sven Ulreich und Johannes Schenk. Beide werden keine Rolle spielen, sind aber für die Kaderbreite essenziell.

Außenverteidiger

Auf der Rechtsverteidigerposition ist der FC Bayern München in meinen Augen ziemlich überbesetzt. Aktuell können fünf Spieler diese Position begleiten, wobei ich Pavard ab dem Sommer eher in der Zentrale einorden möchte.

João Cancelo kam in Winter per Leihe von Manchester City und konnte bis jetzt nur in einem System mit Wingbacks überzeugen. Dort kann der Portugiese mit seiner Spielintelligenz, seinem Tempo und seinen überragenden Flanken glänzen, was er bei seinem Debüt im Pokal gegen Mainz Anfang Februar direkt unter Beweis stellte. Man kann einfach sagen: Wenn Cancelo spielt, hat man einen Offensivmann mehr. Der FC Bayern hat eine Kaufoption im Wert von 70 Millionen Euro. Eine Stärke des 28-Jährigen ist auch noch, dass er auf beiden Seiten spielen kann.

Noussair Mazraoui hat in dieser Saison leider viel zu sehr mit Verletzungen zu kämpfen. Wenn er allerdings spielt, glänzt er mit starken Leistungen. Er kann sowohl offensiven als auch defensiven Input liefern. Eine große Stärke von Mazraoui ist definitiv sein gutes Passspiel. Seine Passquote von 85,1 %, die in den Top 8 % Europas bei Außenverteidigern ranked, ist gehobene Klasse und seine fast sechs raumgewinnenden Pässe machen Mazraoui für Tuchel bei seinem geordneten System zu einem guten Kandidaten. Leider sehe ich ihn eher als rechten Außenverteidiger und nicht als Wingback in einer Dreierkette.

Noussair Mazrouis herausragenden Passstatistiken ragen heraus. (Quelle: fbref.com)

Josip Stanisic schaffte es sich diese Saison wenigstens vereinzelt mal in die Rotation der Münchener zu spielen. Dies klappte zwar eher unter Nagelsmann, aber als Backup für einen der Außenverteidiger ist Stanisic wirklich gemacht. Allerdings ist er offensiv zu schlecht und diese Schwäche ermöglicht es ihm nicht auf der rechten Wingback-Position Platz zu nehmen. Ebenfalls noch im Kader: Bouna Sarr. Dieser kommt aktuell auf genau null Einsatzminuten. Eine Trennung im Sommer steht wahrscheinlich bevor.

Auf der Gegenseite hat man mit Alphonso Davies eine Lösung, die unglaubliches Tempo und gutes Dribbling mitbringt. Offensiv ist der 22-Jährige einer der besten Außenverteidiger der Welt. Mit 3,62 schusserzeugenden Aktionen und 7,44 raumgewinnenden Pässen ist er ein wichtiger Bestandteil des Bayern-Spiels. Defensiv kann er leider nicht an das Sextuple-Jahr mit Hansi Flick anknüpfen. Mit seiner Physis und Athletik kann er Schwächen im Defensivverständnis ausgleichen, ist aber trotz alledem fehleranfällig.

Fabelhafte Offensivstatistiken für einen Außenverteidiger; allerdings ist der Kanadier defensiv anfällig (Quelle: fbref.com)

Als Backup kam im Winter Daley Blind, der aktuell nicht die größte Rolle innehat. Ich denke auch, dass er für Bayern nicht mehr wichtig wird.

Innenverteidigung

Der Abwehrchef der Münchener ist seit letztem Sommer Matthijs de Ligt. Die Nummer 4 hat in meinen Augen das Potenzial, der beste Innenverteidiger der Welt zu werden. Mit Passsicherheit, Zweikampfstärke und Kopfballstärke zeichnet sich der Niederländer aus. Aber nicht nur damit ist er wichtig für den FC Bayern, da er in nur wenigen Monaten zum absoluten Führungsspieler gereift ist und zum Favoriten vieler Fans als zukünftiger Bayern Kapitän geworden ist.

Neben ihm würde in der Dreierkette Benjamin Pavard Platz nehmen, der sich in dieser Saison zu einem absoluten Weltklasseverteidiger entwickelt hat. Er strahlt aktuell eine Sicherheit und Dominanz aus, die andere Spieler im Kader Bayerns vermissen lassen. Mit fünf Treffern konnte sich der Franzose auch auszeichnen. Zum Zeitpunkt der aktuellen Krise kann man sogar behaupten, dass er einer der torgefährlichsten Akteure im Kader ist.

Ebenfalls stark ist eigentlich Dayot Upamecano. Leider ist der 24-Jährige immer noch zu fehleranfällig, um in Sphären, wie de Ligt oder Pavard zu kommen. In der Champions League passierten ihm gegen Manchester City folgenschwere Fehler und die muss er schnell aus seinem Spiel loswerden, sonst wird er nie das absolute Top-Niveau erreichen. Aber eine Sache, die man ihm lassen muss – er ist in meinen Augen der beste Verteidiger bezüglich Zweikämpfen. Er trennt viele Angreifer immer fair vom Ball. Dabei befindet er sich sogar in den Top 9 % der Innenverteidiger in Europas Top-Ligen. Dabei trägt er nicht nur zuletzt dazu bei, dass Bayern die meisten Zweikämpfe der Liga gewinnt.

Upamecanos starke Zweikampfquote (Quelle: fbref.com)
MannschaftAnzahl
FC Bayern München3128
1. FSV Mainz 053041
VfL Bochum2978
VfB Stuttgart2971
Hertha BSC Berlin2911
Gewonnene Zweikämpfe in der aktuellen Saison (Quelle: bundesliga.com)

Ebenfalls im Kader ist der verletzungsgeplagte Lucas Hernandez. Wenn er spielt, macht er immer einen guten Job. Aber der 80 Millionen Euro Transfer hat sich einfach nicht ausgezahlt. Dafür kann weder der Spieler noch der Verein etwas, aber ich halte es für möglich, dass ein Transfer im Sommer anstehen könnte.

Mittelfeld

Joshua Kimmich ist das Gehirn des Bayern-Spiels und ist im defensiven Mittelfeld ein gesetzter Stammspieler. Er ist einer der besten Mittelfeldspieler der Welt und lenkt das Spiel, wie z. B. Toni Kroos, der ihm vom Spielertyp extrem nahekommt. Für mich sind Kroos und Kimmich die zwei besten Passspieler der Welt und das kann man auch mit Statistiken belegen: Joshua Kimmich liegt in den Top 2 % der Mittelfeldspieler im Hinblick auf Passvolumen, spielt also mit die meisten Pässe pro 90 Minuten in ganz Europa. Auch die raumgewinnenden Pässe (9,95 pro 90 Minuten) sind oberstes Niveau. Ebenfalls kann der 28-Jährige aus dem Mittelfeld sehr gut Schussaktionen erzeugen (Top 3 % in Europa). Defensiv sticht er nur bei abgefangenen Bällen heraus, da er dort mit seinem guten Stellungsspiel seine fehlende Größe und Physis ausgleicht. Allerdings gehört er für mich nicht auf die „6“, sondern eine Reihe nach vorn. Man gibt ihm dann zwar wieder mal, was er will, aber um erfolgreichen Fußball zu spielen, muss man Kimmichs Qualität maximal ausschöpfen und das geht meiner Meinung nach nicht, wenn er der defensive Motor im Mittelfeld ist.

Joshua Kimmichs fbref.com Scouting-Profil

Neben Kimmich nimmt meistens Leon Goretzka, der gleichzeitig auch sein Partner beim DFB ist, Platz. Goretzka geht gerne, wie Kimmich auch, in die Offensive. Da ist er auch wirklich stark und kann immer wieder Impulse setzen. Leider fehlt es beim Goretzka & Kimmich Mittelfeld an Absicherung und einer von beiden wirkt oft, meistens Goretzka, wie ein Fremdkörper, da beide den Ball benötigen, um dem Spiel ihre Handschrift zu verleihen. Goretzka ist eher Box-to-Box-Mittelfeldspieler als „Sechser“.

Goretzkas Statistiken sehen fabelhaft aus. Der Eyetest kann diese aber meistens nicht bestätigen. (Quelle: fbref.com)

Ryan Gravenberch kam im Sommer für 18,5 Millionen Euro als Riesentalent von Ajax Amsterdam. Viele Fans freuten sich und prognostizierten eine große Rolle für den talentierten Niederländer. Bis jetzt passt es aber irgendwie nicht zwischen dem 20-Jährigen und dem deutschen Rekordmeister. In der Liga kommt er immer nur zu Kurzeinsätzen und kann im Spiel nicht viel Einfluss gewinnen. Vom Talent und der schon aktuellen Qualität hat er aber das Bayern-Format. Er muss nur einfach mal die Chance erhalten. Für einen detaillierten Scoutingbericht zu Ryan Gravenberch checkt Raiks „One to Watch: Ryan Gravenberch“ ab.

Der teuerste Spieler im Kader der Bayern ist Jamal Musiala und das auch völlig zurecht. Ihm beim Spiel zuzuschauen ist einfach besonders und „Bambi“ ist mit Florian Wirtz das beste deutsche Talent, was es aktuell gibt. Im Eins gegen Eins ist der 20-Jährige kaum zu verteidigen und erinnert dort an Lionel Messi. Auf engem Raum schafft er es, seine Verteidiger aussteigen zu lassen. Dabei hilft ihm auch der perfekte Mix aus Tempo und Balance, der ihn zu so einer „Dribbelmaschine“ macht. Oft hat er auch ein gutes Gefühl für Pässe in die Tiefe. Ihm gelangen nicht ohne Grund zu seinen herausragenden elf Treffern schon neun Vorlagen, weil er seine Mitspieler effektiv einsetzen kann. Im Abschluss muss sich Jamal Musiala allerdings noch steigern. Oft lässt er noch Großchancen liegen. Ich traue ihm jedoch zu, dass er die Kaltschnäuzigkeit entwickelt und sehe schon, wie er jedes Jahr 15 oder mehr Tore schießt.

Musiala lässt hier mit seinem Solo FÜNF Wolfsburger aussteigen, hat die Möglichkeit seinen Teamkollegen einzusetzen. Er entscheidet sich für den eigenen Abschluss und trifft zum zwischenzeitlichen 4:1 für Bayern. (Quelle: https://youtu.be/JNpnUxV6E80)

Außerdem noch im Kader hat man mit Paul Wanner ein großes Talent in den eigenen Reihen, welches immer mal zu Einsätzen kommt. Dazu wurde Arijon Ibrahimovic in die erste Mannschaft hochgezogen. „Bayerns Ibra“ wird aber kurz- und mittelfristig nicht zu Einsätzen kommen.

Flügelposition

Kingsley Coman ist der einzige Münchner Flügelspieler, der konstant gute Leistungen bringt. Problem bei ihm ist aber, dass er oft wegen Verletzungen zurückgeworfen wird und nie zur absoluten Weltklasse aufschließen kann. Wenn er in Form kommt, trifft er jedoch konstant und müsste der einzig sicher gesetzte Flügel der Bayern sein. Er ist eher eine Art klassischer Flügelspieler, der auch wirklich an der Außenlinie das Feld breit macht. Das Ziel Comans ist es, mit guten Dribblings, gezielten Läufen oder mit Tempo und Steil-Klatsch-Situationen hinter die Linie zu kommen.

Hier gelingt es Coman mit einem guten Lauf von Sané gefunden zu werden und den 4:0 Zwischenstand gegen den BVB zu erzielen. Sané bereitet das Tor perfekt vor. (Quelle: https://youtu.be/J4-pF5brBO4)

Über Sadio Mané möchte ich nicht viel sagen, da er für mich die größte Enttäuschung und der Flop der Bundesliga-Saison 2022/23 ist. Er wird nach dem Kabineneklat mit Leroy Sané Bayern wieder verlassen müssen. Bei Leroy Sané bin ich hingegen etwas optimistischer. Er könnte ein X-Faktor im System Tuchels werden, da er nicht nur, wie Coman an der Linie kleben kann. Er kann auch eine inverse Rolle übernehmen und im alten Robben-Style in die Mitte ziehen – wie im obigen Bild bei Comans Tor gegen Dortmund. Sané ist zudem einer der besten Dribbler der Liga und nimmt mit 61 %-Quote bei erfolgreichen Dribblings auf Platz drei der Bundesliga platz.

Sané sucht das Eins-gegen-Eins gerne und nimmt so Einfluss aufs Offensivsspiel. (Quelle: sofascore.com)

Mein nächstes Sorgenkind neben Sadio Mané ist Serge Gnabry. Der Nationalspieler traf zwar schon neunmal in der Liga, aber stand zuletzt häufig in der Kritik, weil er einfach zu oft abtaucht. Tuchel setzte ihn sogar teilweise als „falsche Neun“ ein, aber auch hier kommt Gnabry nicht in Tritt.

Sturm

Thomas Müller ist auch im Jahr 2023 und dem gefühlt tausendsten Trainer bei den Bayern gesetzt. Allerdings lässt sein Impact immer mehr nach und ist auch ein Sorgenkind meinerseits. Müller kann aber nach wie vor gut mit dem Rücken zum Tor agieren und passt somit am besten ins bayrische Offensivspiel. Wenn er wieder seine Form findet, wird Müller den Sorgenkindstatus bei mir wieder verlieren.

Mathys Tel ist einer meiner Lieblingsspieler im FC Bayern Kader und hat in meinen Augen mehr Spielzeit verdient. Diese Meinung wird zum einen durch die beste Torfrequenz der Liga (alle 85 Minuten ein Tor) begründet, hat aber nicht nur damit zu tun. Der 17-jährige Franzose ist extrem vielseitig einsetzbar (Flügel und Sturmspitze) und hat Anlagen ein Weltklassespieler zu werden. Der Teenager ist physisch stark und schon sehr weit für sein Alter und kann seine Gegenspieler mit seinem Tempo überpowern. Aber auch in typischen Stürmerdisziplinen, wie dem Eins gegen Eins und mit dem Rücken zum Tor, agiert Tel stark und strahlt Gefahr aus. Sein Kopfballspiel muss sich als Stürmer noch verbessern, da er seine 1,83 m besser einsetzen könnte. Dann wäre er eine Allzweckwaffe, wie z. B. ein Kylian Mbappé.

Tel trifft eigentlich immer, wenn er spielt. Also sollte Tuchel ihm mehr Spielzeit geben. (Quelle: sofascore.com)

Der meistens gesetzte Spieler im Münchener Sturm ist in diesem Jahr Eric Maxim Choupo-Moting. Er ist nach Jamal Musiala mit 10 Treffern der zweiterfolgreichste Münchener in der Saison 2022/23. Normalerweise sollte „Choupo“ aber nur Backup sein, da er in dieser Rolle bei Tuchel schon bei PSG glänzte.

Ausblick auf den Sommer

Wie schon zu Beginn erwähnt, wird es beim FC Bayern zu einem Umbruch im Sommer kommen müssen. Der FC Bayern muss vorrangig klare Transferziele in Angriff nehmen, aber müssen sich zuerst um Leihrückkehrer und Abgänge kümmern.

  • Alexander Nübel kommt nach einer eineinhalb Jahre langen Leihe beim AS Monaco zurück an die Isar, wird den Verein aber womöglich direkt wieder verlassen. Die Nübel-Personalie hängt auch mit Neuer zusammen und vielleicht öffnet sich für ihn dann eine Tür, um bei Bayern zu bleiben.
  • Auch Bright Arrey-Mbi kehrt im Sommer von Hannover 96 zurück. Der junge Innenverteidiger ist bei seinem Leihklub gesetzt, aber eine weitere Leihe oder sogar ein Verkauf wird unausweichlich sein.
  • Gabriel Vidovic ist derzeit an Vitesse Arnheim verliehen. Dort scorte er in 28 Spielen viermal. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er danach erneut verliehen wird.
  • Verliehen ist auch Marcel Sabitzer, und zwar an Manchester United. Dort hat er einen Platz gefunden und kommt zu Einsätzen. Eine feste Verpflichtung ist auf jeden Fall möglich. Eine Kaufoption gibt es nicht, aber der Österreicher sollte auf jeden Fall zwischen 15 und 20 Millionen Euro einspielen.

Wir sind an dem Punkt der Analyse angekommen, an dem ich beginne, selbst Sportdirektor zu spielen. Daley Blind wird den Verein wieder verlassen, da sein Vertrag nur bis zum Sommer läuft. Sonst hat der FC Bayern noch keine festen Verkäufe, aber ich werde für einige Spieler Abnehmer suchen und neue Stars finden, da ich den hochgelobten Kader schlichtweg überbewertet finde.

  • Der erste Spieler, der den FC Bayern verlassen muss, ist Manuel Neuer. Dies schockiert den ein oder anderen eventuell, aber inzwischen ist eine Trennung in meinen Augen unausweichlich. Neuer fiel zuletzt wegen der Tapalovic-Debatte auf und es muss eine noch eine Reaktion darauf folgen, dass sich Manuel Neuer beim Skifahren verletzt hat. Das darf einfach nicht passieren, dass er sich dort so verletzt und für die Saison ausfällt. Das ist ein extrem unprofessionelles Verhalten, welches bestraft werden muss. Neuer auch nicht mehr der unangefochtene Welttorhüter. Man sieht bei ihm, dass sein Alter langsam zu schaffen macht und ich bin mir sicher, dass er den Konkurrenzkampf gegen Yann Sommer verlieren würde.
  • Der nächste Spieler, bei dem ich einen Abgang nicht ausschließe und für den ich einen neuen Verein suchen würde, ist Lucas Hernandez. Der teuerste Bayern-Transfer aller Zeiten ist kein Flop – immer wenn er gespielt hat, sah es danach aus, dass Bayern den nächsten Weltklasse-Innenverteidiger gefunden hat, aber dann war er wieder verletzt. Bayern muss wirtschaftlich denken und ihn verkaufen, damit bei diesem Transfer wenigstens Schadensbegrenzung gemacht wird.
  • Noussair Mazraoui ist ein nächster möglicher Verkaufskandidat. Ich fände es schade, aber Tuchel scheint nicht der größte Fan des Marrokaners zu sein. Mit Stanisic, Pavard und einem möglichen Transfer (Cancelo oder ein anderer) ist man sehr breit besetzt und ich sehe ihn nicht unbedingt ihn einer Wingback-Rolle.
  • Auch Leon Goretzka sollte nicht komplett unumstrittener Stammspieler sein. Der FC Bayern muss sein Mittelfeld umstellen und danach sehe ich den Platz Goretzkas nicht. Vereine aus England meldeten in der Vergangenheit Interesse am Mittelfeldspieler an und er sollte nicht für unverkäuflich gelten.
  • Zu Ryan Gravenberch würde ich als Betrachter des FC Bayern sagen, dass sie ihn nicht verkaufen sollten und er mehr Spielzeit bekommen muss. Der Umgang mit Talenten verbesserte sich über die Jahre, ist aber immer noch nicht optimal. An Gravenberchs Stelle würde ich den Bayern-Verantwortlichen auch deutlich machen, dass er weg ist, wenn er nicht spielt. Einen Abgang halte ich also für nicht völlig unrealistisch.
  • Wie schon im Kaderpart angekündigt endet das Kapitel FC Bayern für Sadio Mané im Sommer wieder. Der Senegalese enttäuschte nicht nur neben dem Platz, sondern auch auf dem Rasen. 16 Scorerpunkte in 34 Spielen wirkt auf den ersten Blick zwar in Ordnung, aber wenn man sieht, wann er diese gemacht hat, wird klar, dass es besonders seit dem Jahreswechsel nicht läuft und offenbar plant Thomas Tuchel nicht unbedingt mit ihm.
  • Bei Serge Gnabry ist der FC Bayern in einer ähnlichen Situation, wie bei Leon Goretzka und man sollte wenigstens jedes Angebot eines anderen Clubs überdenken, da Gnabry schon lange nicht mehr so in Form ist, wie er es zuvor einmal war.

Diese Kandidaten würden dem FC Bayern München, neben dem ohnehin hohen Etat, eine beachtliche Geldsumme einbringen und dazu führen, dass der Verein nach einer verkorksten Saison eine Transferoffensive starten könnte. Ich würde dabei einen neuen rechten und linken Wingback, einen „Sechser“, einen Flügel und einen richtigen Stürmer verpflichten.

  • Für die rechte Seite sehe ich zwei Optionen: Entweder man verpflichtet meine präferierte Option João Cancelo fest oder sucht nach Alternativen. Für Cancelo spricht, dass er jetzt schon über eine Menge Qualität mitbringt und fast überall spielen kann. Gegen ihn spricht das Preisschild. Wenn ich ihn holen würde, müsste man den Preis neu verhandeln. Die Kaufoption von 70 Millionen würde ich nicht ziehen, sondern eher eine Summe von 50 Millionen Euro anvisieren. Eine andere günstigere Option ist Jeremie Frimpong von Bayer 04 Leverkusen. Der Niederländer ist der Shootingstar der Bundesliga und beackert den rechten Flügel bei Leverkusen. Sein Tempo ist ebenfalls auf einem hohen Niveau, sodass er für viele Abwehrketten ein Problem darstellt. Defensiv ist er auch mindestens solide, in einem System mit Dreierkette sollte dies aber ohnehin nicht das Problem darstellen. Eine Komponente, die Cancelo als bessere Option darstellen sollte, sind seine deutlich stärkeren Flanken. Daher würde ich alles geben, ihn im Sommer fest zu verpflichten.
  • Für die Gegenseite müsste man wenigstens ein Backup verpflichten. Hinter „Phonzy“ Davies wird es beim Rekordmeister nämlich ziemlich eng. Ein Name, den ich einfach mal in den Raum werfen würde, ist Ismail Jakobs. Der ehemalige Kölner spielt inzwischen bei der AS Monaco und legte diese Saison zwei Tore auf. Seine offensiven Statistiken sind überragend und er ist ein Spieler, der nicht zu teuer werden würde. Sein Marktwert liegt bei 7 Millionen Euro. Allerdings könnte er auch von anderen Clubs aus der Liga umworben werden.
Ismail Jakobs Scoutingprofil bei fbref (Quelle: fbref.com)
  • Angeblich ist ein Transfer von Konrad Laimer zu Bayern München fix. Allerdings würde ich zusätzlich mal einen richtigen „Sechser“, der hinter Joshua Kimmich abräumt, verpflichten. Im Podcast habe ich diesen Transfer schon hin und wieder vorgeschlagen und ich möchte es einfach sehen, wie dieser Transfer zu einem der besten des Sommers wird. Ellyes Skhiri wäre der perfekte Spieler für den FC Bayern München. Er erinnert mich immer an Spieler, wie Javi Martinez oder Sergio Busquets. Mit seinen 1,85 m ist er der perfekte Spieler für diese Position und kann mit seiner Physis brillieren. Seine Defensivstatistiken sind herausragend und auch im Passspiel ist Skhiri stark. Nicht zu vergessen sind auch seine 5,43 progressiven Pässe pro 90 Minuten, die in der 89 Percentile ranken. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass Bayern zu einer teureren Lösung greift, die jünger ist und Bayern langfristig mehr hilft.
Skhiris Defensivstatisken. Alle wirklich relevanten Stats sind im grünen Bereich. (Quelle: fbref.com)
Statsbomb-Profil von Skhiri im Vergleich zu anderen Bundesliga-Mittelfeldspielern
  • Da ich Serge Gnabry abgeben würde, würde ich einen neuen Flügelspieler holen, der als Talent kommt und sich langfristig zu einer Größe im Bayern Kader entwickeln kann. Dort ist Jota von Celtic Glasgow eine interessante Option für die Bayern. Den Spieler habe ich bereits in meiner Wolfsburg-Analyse genannt.
  • Das große Transferziel der Bayern wird ein richtiger Neuner sein. Dort fielen Namen, wie Harry Kane (Tottenham Hotspur), Randal Kolo Muani (Eintracht Frankfurt), Dusan Vlahovic (Juventus Turin) oder Rasmus Højlund (Atalanta Bergamo). Da ich aber drei Namen interessanter finde, würde ich diese an der Stelle vom Rekordmeister an die Isar holen. Der erste Kandidat ist der wahrscheinlich Teuerste. Victor Osimhen ist aktuell einer der besten Stürmer des Planeten und der Zielspieler, den der FC Bayern benötigt. Außerdem ist er in der Bundesliga kein Unbekannter. Osimhens erster Verein in Europa war der VfL Wolfsburg, der zu der Zeit aber nicht auf ihn bauen konnte, da der Verein in akuter Abstiegsnot steckte. Das Erste, was an Osimhen auffällt, ist, dass er eine sehr starke Athletik, sowie auch einen guten Körper (1,86 m) mitbringt. Aber auch spielerisch kann der Nigerianer von sich überzeugen. Er hat ein ausgezeichnetes Gespür für Räume und kann mit seinem extrem hohen Topspeed in diese hineinstarten. Ebenfalls ist er einer der besten Europas darin, sich aus dem Deckungsschatten der Verteidiger zu lösen und sich für assistierte Abschlüsse zu positionieren. Osimhen wird allerdings auch mindestens 120 Millionen Euro kosten und würde sofort zum teuersten Bundesligatransfer aller Zeiten werden.
Osimhen löst sich aus dem Deckungsschatten Tutas und kann ungehindert nach der Flanke von Politano das 1:0 gegen Frankfurt in der CL erzielen. (Quelle: https://youtu.be/sm6sGu1JvVc)

Der nächste Kandidat auf meiner Liste spielt beim OSC Lille. Mit 20 Toren in 30 Ligue 1 Spielen teilt sich Jonathan David den ersten Platz mit niemand Geringerem als Kylian Mbappé. Der Kanadier agiert eher als Anspielstation, weil er über ein gutes Passspiel und eine gute Technik verfügt, kann aber auch eine typische „Neuner“-Rolle übernehmen. David ist sehr kaltschnäuzig und overperformt seinen xG-Wert sogar leicht und könnte Bayern das Torjägerelement, welches mit Lewandowski verloren ging, wieder zurückholen. Ebenfalls ist er eine Mischung aus Qualität, gutem Preis im Vergleich zu anderen Kandidaten und einer Menge Potenzial. Noch ein interessanter Fakt ist, dass er es einen besseren nPxG (xG ohne Elfmeter) als Harry Kane und einen ähnlichen Expected-Assist-Wert, wie der Frankfurt-Star Kolo Muani hat und somit eine Art Hybrid aus den beiden Spielern ist. Gegen ihn spricht, dass er nicht der klassische Zielspieler ist, den Bayern wahrscheinlich sucht, da er zu klein ist. Sein Marktwert liegt bei 60 Millionen Euro.

Offensivstatistiken Davids im Vergleich mit Harry Kane und Randal Kolo Muani. (Quelle: fbref.com)

Meine letzte Lösung für den Bayern-Sturm ist Goncalo Ramos. Er wäre aktuell noch die günstigste Lösung. Betonung liegt hier auf aktuell, denn er wird seinen Preis über die nächsten Jahre extrem steigern. Für ihn spricht auf jeden Fall sein Alter, da er im Sommer erst 21 wird. Ich finde, dass er der Ähnlichste zum Lewandowski-Spielertyp ist. Er ist herausragend in der Box und kommt auch auf 6,27 Touches pro 90 Minuten. Dort ist er aber auch ziemlich beweglich und bringt Lewandowskis Finesse mit. Seine Torquote ist auch im hervorragenden Bereich. Alle 110 Minuten trifft der Portugiese und so kommt er auch zu den 17 Saisontoren in der Liga Portugal. Das Einzige, aber starke Contra-Argument gegen Ramos ist, dass er noch nicht die Qualität hat, die Bayern möchte und sie ihm mindestens noch ein Jahr geben müssen. Der Marktwert von Ramos liegt bei 40 Millionen Euro.

Er ist der typischste Stürmer, den Bayern holen könnte von meinen Kandidaten. (Quelle: fbref.com)

So würde ich die Bayern ab Sommer aufstellen

Grundformation (Quelle: sharemytactics.com)
Mit Ball würde ich die Münchener gerne so sehen. (Pavard und Upamecano schieben natürlich nach vorn raus) (Quelle: sharemytactics.com)

Fazit

Der Sommer wird bedeutungsvoll und laut werden in München. Was ich noch gar nicht aufgegriffen habe, ist, dass es auch extreme Unruhen in der Führungsriege geben wird und ich es nicht für unmöglich halte, dass Köpfe rollen werden.

Hasan Salihamidžić steht seit Jahren in der Kritik. Nur wenige seiner Transfers schlugen 100 % ein und vergrault einen Trainer nach dem anderen. Er ist eine schwache Autoritätsperson und übergibt schwierige Themen anderen, damit er nicht die unangenehmen Interviews führen muss. Besonders auffällig ist, dass seit „Brazzos“ Antrittspressekonferenz jeder Trainer nur maximal eineinhalb Jahre gehalten hat und fast jede der Trainerentlassungen strittig ist. Meine Theorie ist, dass er auch nur noch im Amt ist, da er vom ehemaligen Führungsduo um Hoeneß und Rummenigge eingesetzt wurde und es ihrer Legacy schaden würde, wenn er scheitern würde. Hoeneß hat immer noch zu viel Einfluss auf den Club und das muss sich ändern. Auch im Sportvorstandsamt muss sich etwas ändern. „Brazzo“ gehört nicht in ein solches Amt, und zwar bei keinem Bundesligisten. Der FC Bayern sollte einen externen Fachmann suchen und einstellen, aber ich glaube nicht, dass dies geschehen wird. Kahn würde ich nach dem Sommer noch einmal die Chance geben sich zu behaupten, da er noch nicht die Fehleranzahl wie Salihamidžić aufweist.

Thomas Tuchel wird Zeit und gute neue Spieler benötigen, um den FC Hollywood wieder in den großen FC Bayern zu formen und die sollte er auch bekommen, weil es ohnehin keine Optionen auf dem Trainermarkt gibt.

Wobei – da gibt es ja jemanden! Julian Nagelsmann ist doch frei! Ach so, derjenige, der über das nächste Jahrzehnt den FC Bayern hätte formen und eine Dynastie bilden können. Den hat man ja rausgeschmissen…

  1. Eine sehr schöne Kaderanalyse und gut strukturiert. Hatte der viel Spaß beim Lesen. Sehr schön weiter so!
    LG Gabriel

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