Stellt euch vor, ihr seid der Vorstand eures Lieblingsvereines. Ihr seid ein Verein im unteren Drittel der Tabelle und wollt euren Club endlich nach oben führen. Klingt nach einem klassischen Fußball-Manager-Szenario, aber man kann es auch auf die Realität beziehen. Im modernen Fußball ist es völlig normal ein Scoutingsystem aufgebaut zu haben oder ein Team zur Analyse zu haben. Ein ausgebautes Trainerteam und auch eine Sportdirektion sind eigentlich bei jedem Verein gegeben. Aber eine Sache ist essenziell, um sich nach oben zu arbeiten — besser als alle anderen arbeiten, scouten, trainieren oder analysieren.
Scouting
Wenn man sein Scouting-Netzwerk aufbaut, sind vorrangig drei Sachen wichtig: Gutes Personal, ein Netzwerk bzw. Kontakte und Video- und Datenprogramme und Ziele, die der Verein/Scoutingabteilung erreichen wollen.
Zum guten Personal ist erst einmal zu erwähnen, dass man entweder sehr talentierte junge oder erfahrene Scouts mit guter Trefferquote zum Verein holen sollte. Ebenfalls ist es dabei wichtig, die Aufgaben nicht auf Einzelpersonen zu zentrieren, sondern eine klare Aufgabenteilung implementiert, damit sich intensiver mit den jeweiligen Terminen bzw. Spielen, Spielern und Berichten beschäftigt werden kann. Hier muss man also sowohl ein gutes Maß an Qualität als auch Quantität finden. Wenn man dann sein Personal gefunden hat, muss auch gegeben sein, dass diese ein gewisses Netzwerk mitbringen, um den Einstieg effizienter gestalten zu können. Ein erfolgreiches Konzept ist es, vordergründig im Ausland nach Spielern zu suchen, anstatt immer in den eigenen Gewässern zu bleiben.
Ein weiterer nicht zu missachtender Faktor sind Video- und Datenanalyseprogramme, die jeder Verein haben und die Infrastruktur in dem Bereich auch ausbauen sollte, um den Scouts optimale Arbeitsbedingungen bieten zu können. Zwischen Verein und Scoutingabteilung muss klar kommuniziert werden, welche Ziele man erreichen will. Damit gemeint sind sowohl wirtschaftliche als auch sportliche Ziele. Der beliebteste Weg, den Vereine einschlagen, ist es, junge Spieler zu scouten und zu verpflichten, die das Wirtschaftliche mit dem Sportlichen verbinden. Aber auch bei erfahreneren Spielern ist es jedem Verein geraten, seine Scouts zu entsenden, um zu prüfen, ob solche Spieler die gewünschten Profile erfüllen können. Eine beliebte Methode, um eine grobe Vorstellung zu bekommen, wie man Ziele erreicht, sind Schattenkader.
Ein Schattenkader ist eine beliebte Methode, um eine grobe Vorstellung davon zu bekommen, wie man bestimmte Ziele erreichen kann. Sie bezieht sich auf eine Gruppe von Spielern, die potenziell in das gewünschte Profil des Vereins passen und als Verstärkungen betrachtet werden. Diese Spieler werden vom Scouting-Team intensiv beobachtet und überwacht, um sicherzustellen, dass sie die gewünschten Fähigkeiten und Eigenschaften besitzen.
Analyse
Genau wie im Scouting spielt auch das Personal in der Analyseabteilung eine große Rolle, da Fußballfachmänner benötigt werden, die einen umfassenden Überblick über das Spiel haben und klar erkennen können, was gut im eigenen Spiel funktioniert und was nicht. Außerdem sollten sie über eine gute Weitsicht verfügen und im Vorfeld Berichte über kommende Gegner erstellen, um die Mannschaft optimal auf das nächste Spiel vorbereiten zu können. Es ist auch wichtig, dass ein enger Austausch mit dem Trainerteam stattfindet, um potenzielle Fehler zu beheben und die Mannschaft auf kommende Gegner vorzubereiten.
Nicht nur beim Scouting sind Daten- und Videodienstleister erhebliche Faktoren für Erfolg im Fußball. Die Analyseabteilung benötigt gute Videos und Daten, um ihre Analyse vorbereiten zu können. Da sollte ein Verein also nicht daran sparen, weil hier ein hoher Preis auch hohe Qualität verspricht.
Vereinsführung/Sportdirektion
Natürlich muss ein Verein auch von oben gut geführt werden. Letztlich ist ein Fußballverein neben der sportlichen Aktivitäten auch ein wirtschaftliches Unternehmen. Man sollte also erfolgreichen Fußball auf weite Sicht spielen und am besten schwarze Zahlen schreiben.
Besonders der Teil, der für die Kaderplanung und Verpflichtung neuer Spieler verantwortlich ist, sollte heutzutage einen modernen Blick auf den Fußball haben, für einen Tipp aus der Scoutingabteilung bereitstehen und gutes Verhandlungsgeschick bei neuen und internen Spielern beweisen. Auch hier spielen Kontakte, die im Fußball das A&O sind, eine große Rolle, vor allem, wenn man sich als Verein weiterentwickeln möchte.
Trainerteam
Wenn dann die ganze gute Arbeit von allen bisher genannten Abteilungen geleistet wurde, sollte das Trainerteam diese in guten Fußball auf dem Rasen ummünzen. Auch hier heißt es natürlich, dass man einen qualitativen Fußballdenker an der Seitenlinie haben sollte, der eine Vision des Fußballs mitbringt und die Entwicklung des Clubs voranbringt. Taktisch sollte er auch zum modernen Fußball passen und die Mannschaft darauf einstellen, die Beste zu sein. In Sachen Menschenführung sollte der Trainer allerdings auch nicht inkompetent sein, weil es nichts bringt nur eine gute Vision zu haben, wenn die Mannschaft nicht als Einheit fungiert und die PS nicht auf die Straße bringen kann. Abgerundet sollte ein guter Trainer von Assistenten sein, die ihn bei seinen Traineraktivitäten zur Seite stehen.
Brighton und Lens machen’s vor!
Um mal zwei prominente Beispiele zu nennen: Brighton & Hove Albion aus der Premier League und RC Lens aus der Ligue 1 fallen als Namen regelmäßig, wenn über gute Arbeit gesprochen wird. Von einem durchschnittlichen Verein, der auch immer mal Richtung Tabellenkeller schauen musste, stabilisierten sich beide Teams und schafften im vergangenen Jahr sogar den Sprung zu den Top-Teams der jeweiligen Ligen.
Brighton setzt inzwischen neue Standards mit Scouting. Auf Twitter (bzw. mittlerweile „X“) schreiben einige User inzwischen bei guten Transfers sogar „Brighton Level Scouting“. Sie vereinen allerdings auch ein Team herausragender Scouts, die es schaffen, Spieler auf einem Level mit den Top-8 der Premier League zu messen und das mit deutlich geringeren finanziellen Möglichkeiten als die Konkurrenz. In Südamerika (besonders Ecuador und Argentinien), Asien und kleinen europäischen Ländern (Irland oder Belgien) schafft man es, die besten Talente früh zu entdecken und gibt ihnen dann in der besten Liga der Welt direkt eine Chance sich zu beweisen. Mit Roberto De Zerbi hat man es meiner Meinung nach sogar noch mal geschafft zu Graham Potter zu upgraden. Der Italiener lässt mit Xabi Alonso von Bayer Leverkusen den aufregendsten Fußball Europas zu spielen.
Auch der RC Lens arbeitete sich stark nach oben. Mit Lois Openda und Nathan Medina hatte man im vergangenen Jahr absolute Stars in der Ligue 1. Bekanntermaßen hat Openda Lens in Richtung Leipzig verlassen. Jedoch konnte man Medina halten, der statistisch gesehen einer der besten Innenverteidiger Europas ist. Lens ist eher ein Beispiel mit gutem Inlandsscouting, wenn man beispielsweise auf den Transfer von Elye Wahi schaut, der bekanntlich auch mit Eintracht Frankfurt in Verbindung gebracht wurde. Allerdings steht der Club nach einem miserablen Saisonstart, bei dem auch viel Pech dabei war, nur auf Platz 17. Allerdings bin ich mir sicher, dass der Turnaround gelingt und Lens auch in diesem Jahr eine gute Saison spielen wird.
Es wird die Wichtigkeit einer umfassenden strategischen Herangehensweise im modernen Fußball deutlich, die über das Spielen auf dem Feld hinausgeht. Dazu gehören effizientes Scouting, fundierte Analysen, kluge Vereinsführung und ein kompetentes Trainerteam. Beispiele wie Brighton & Hove Albion und RC Lens zeigen, wie diese Prinzipien in der Praxis erfolgreich angewendet werden können. Insgesamt wird immer deutlicher, dass der moderne Fußball eine ganzheitliche Herangehensweise erfordert, um erfolgreich zu sein.