Im Mai 2023 hatte Borussia Dortmund die seltene Chance Meister zu werden, hat aber gegen Mainz Federn lassen und damit jene Chance verpasst. Das Ziel daraufhin war es dann den Kader, trotz des Abgangs von Jude Bellingham zu Real Madrid, mindestens auf dem Level vom Vorjahr zu halten. Sportvorstand Sebastian Kehl und Trainer Edin Terzić hatten jedoch extreme Differenzen in der Kaderplanung, was darin gemündet ist, dass man seine Problemposition nicht neu besetzen und aufgegangene Lücken nicht schließen konnte. Edin Terzić wurde in dieser Saison oft kritisiert, da er in seiner Amtszeit fußballerisch nicht wirklich etwas entwickeln konnte, letztes Jahr von schwächelnden Bayern profitiert hat, man in diesem Jahr vom wahrscheinlichen Meister Leverkusen und sogar der Überraschungsmannschaft Stuttgart überholt wurde und in diesem Jahr die Champions League-Qualifikation noch nicht sicher ist, obwohl ein fünfter Startplatz für die Königsklasse wahrscheinlich ist. In dieser ist Borussia Dortmund aber sogar noch vertreten und konnte ins Halbfinale einziehen. Jedoch kann man kurz zusammenfassen, dass zu viel im Verein falsch läuft und Probleme angegangen werden müssen. In dieser Vereinsanalyse setze ich mich mit diesen Problemen auseinander und schlage Lösungsansätze vor:
Watzke 2025 weg und Kehl in der Kritik – die Führungsebene von Borussia Dortmund
Sicher ist es aber, dass sich etwas im Verein auf Führungsebene ändern wird, weil allmählich der Rückzug von Clubboss Hans-Joachim Watzke ansteht. Der hat seinen Abschied für den Herbst 2025 bekannt gegeben und wird ein enormes Machtvakuum hinterlassen. Deswegen wurde es auch zur Aufgabe, eine Nachfolge zu finden, der vielleicht auch einen anderen Ansatz als Watzke verfolgt, da jener besonders in den letzten 3–4 Jahren daran gescheitert ist, den Verein konkurrenzfähig zu machen. Auch dass man vergeblich einen neuen Jürgen Klopp suchen wollte, ist zu kritisieren. Eine Ära wird trotzdem enden, weil er als Retter des Vereins gilt, ihn aus einer finanziell prekären Lage geholt hat. Dann hat er Borussia Dortmund zuerst in sichere Gewässer und daraufhin zu einem Topclub geformt, was in zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg gemündet ist.
Als direkter Nachfolger hat lange Ex-Spieler Sebastian Kehl gegolten, der seit Sommer 2022 Sportdirektor beim BVB ist. Kehl hat in letzter Zeit jedoch auch immer wieder in der Kritik gestanden, weil man bei objektiver Bewertung der letzten Kaderplanungen sagen muss, dass schlecht gearbeitet wurde. Aber auch Markus Krösche von Eintracht Frankfurt wird als Nachfolgekandidat Watzkes genannt. Ende April wurde dann bekannt gegeben, dass man die komplette Führungsebene umbauen will. Der CL-Held von 1997 und Leiter des NLZs übernimmt ab 1. Mai die Rolle des Geschäftsführer Sports, Sebastian Kehl bleibt Sportdirektor und das Trio wird von Sven Mislintat als technischer Direktor vervollständigt, welcher zuletzt bei Ajax Amsterdam keine gute Figur gemacht hat, aber davor spannende Transfers für den VfB Stuttgart getätigt hat. Es ist für Mislintat eine Art Nachhausekommen, da er bereits von 2006 bis 2017 als Chefscout bei Borussia Dortmund fungiert hat. Die Beförderung Rickens empfinde ich als eher positiv, da er auf Nachwuchsebene seit 2008 überragende Arbeit geleistet hat und die BVB-Jugend zur wahrscheinlich besten in Deutschland gemacht. Mislintat betrachte ich wegen seiner vergangenen Station eher kritisch, aber finde es gut, dass er sich in eine der tieferen Positionen einordnet und seine Stärken in der Kaderplanung zeigen kann.
Der ewige Edin auf seiner Abschiedstour? – die Trainerposition
Borussia Dortmund steckt seitdem Edin Terzić Trainer ist, in einer spielerischen Krise, egal ob man fast Meister geworden ist oder nicht. Im Winter sind Ex-Spieler Sven Bender und Nuri Şahin zum Trainerstab gestoßen und sollten den Cheftrainer taktisch entlasten. Seitdem konnte der BVB sogar auch nur 11 aus 18 Spielen gewinnen und wenigstens etwas mehr überzeugen. Jedoch wurde nach der Niederlage gegen Hoffenheim und einer kleineren Krise im Februar auch über eine potenzielle Entlassung gesprochen, was Terzić erstmalig so richtig in Bredouille gebracht hat. Danach hat Terzić seinen Job mit guten Ergebnissen retten und sogar den lang ersehnten Sieg in München gegen strauchelnde Bayern holen können.
Spielerisch ist zu kritisieren, dass man oft viel zu passiv und ideenlos ist. Es fängt im Aufbau an, da dort nur etwas entsteht, wenn die aufbaustarken Innenverteidiger, wie Hummels oder Schlotterbeck oder die Außenverteidiger ihre individuelle Klasse zeigen. Über die Sechs kann man nicht so richtig das Spiel eröffnen, weil das Spielermaterial nicht über die nötige Qualität mit Ball verfügt. Wenn Terzić den Spielern dann keine Abläufe mit auf den Weg gibt, wie man den Ball von hinten raus vom ersten, ins zweite und dann ins letzte Drittel bekommt, wird die Ideenlosigkeit von Borussia Dortmund komplettiert. Seit dem Restart im Januar versucht der BVB es mit einem 3 + 2 Aufbau, der allerdings auch nicht sonderlich fruchtet, weil ein intensives Pressing den Aufbau schon ziemlich lahmlegen kann, was mit fehlenden Abläufen und mangelhafter Pressingressistenz zusammenhängt, was sich im Passes per possession-Wert nochmals widerspiegelt, bei dem der BVB nur noch mit Eintracht Frankfurt und RB Leipzig auf einem Niveau ist.
Aktuell versucht man es in einem 3-4-2-1, wobei Emre Can dabei in die Dreierkette von der Sechs abkippt und den zentralen oder rechten Innenverteidiger spielt. Davor positionieren sich die beiden Sechser Maatsen, der seine Linksverteidigerposition invers interpretiert und Marcel Sabitzer. Die Breite halten sollen der offensive Rechtsverteidiger Ryerson und Jadon Sancho, wobei der Rückkehrer Sancho noch höher agieren soll. Hinter der einzigen Spitze positioniert sich Marco Reus in einer Schattenstürmerrolle, Julian Brandt, der den rechten Halbraum besetzt und Ryerson dabei den Platz auf der rechten Schiene lässt. Der Ansatz ist definitiv der Richtige, jedoch muss man über das Spielermaterial sprechen, was zum einen mit der schlechten Kaderplanung, aber auch mit den schlechten Aufstellungen zusammenhängt.
Mit der Ernennung Emre Cans als Kapitän hat sich Edin Terzić sein eigenes Grab geschaufelt, weil er gewissermaßen Woche für Woche gezwungen ist, ihn aufzustellen. Mit Ball ist dieser schlichtweg zu schlecht und sollte sowohl nicht den zentralen Innenverteidiger, als auch den Sechser bei Borussia Dortmund spielen. Auch dass Ian Maatsen dann ins Mittelfeld wegen fehlender Qualität in der Mannschaft rücken muss, ist zu kritisieren. Die Rolle kann er zwar übernehmen, weil er mit dem Ball qualitativ gut genug ist, sollte aber weiter außen spielen, weil er dort mehr Platz für Progressive Carries hat und sein Tempo besser ausspielen kann. Der »BVB-Downfall« muss aufgehalten werden kann. Terzić ist eine Identifikationsfigur und eine Rolle im Verein sollte man ihm definitiv anbieten, wenn er seine Trainerkarriere nicht an einem anderen Ort fortsetzen will. Demgegenüber sollte man aber das Kapitel Terzić als Borussia Dortmund-Cheftrainer jedoch endgültig und vor allem final schließen.
Als Nachfolger muss meiner Meinung nach ein Konzepttrainer auf Terzić folgen, der eine klare Philosophie verfolgt. Mein Wunschkandidat für die Nachfolge wäre eigentlich Julian Nagelsmann gewesen, der jedoch bis 2026 beim DFB als Nationaltrainer verlängert hat. Also wäre mein Plan B Graham Potter, der sich bei seiner letzten Station, dem FC Chelsea verbrannt hat und eine Station benötigen würde, bei der er sich rehabilitieren kann. Er steht für einen attraktiven Ballbesitzfußball, welcher zum Kader von Borussia Dortmund passen würde, wenn einzelne Positionen umgebaut werden würden. Nach einem Umbruch könnte der Engländer dann versuchen seinen Fußball zu implementieren, bei dem er auf einen flachen, vertikalen Spielaufbau setzt und auch das Umschaltspiel passt zur BVB-DNA, die auf Tempo und schnelles Umschalten setzt. Eine andere Option wäre Fabian Hürzeler vom FC St. Pauli, da er mit seinem »De Zerbi-Brighton-Ball-Ansatz« auch ein neues Konzept ins Westfalenstadion bringen würden. Auch die Idee, dass man Nuri Şahin befördern könnte, halte ich für spannend, aber der Zeitpunkt kommt eine Traineramtszeit zu früh. Der 35-Jährige hat seine UEFA-Pro-Lizenz noch nicht einmal abgeschlossen, dürfte also nicht einmal Borussia Dortmund trainieren und sollte hinter einem neuen Cheftrainer noch einmal hospitieren, um weitere Erfahrungen zu sammeln.
Ist das noch die Borussia Dortmund des letzten Jahrzehnts? – der aktuelle Kader
Torhüter
Die klare Nummer eins bei Borussia Dortmund hört auf den Namen Gregor Kobel, der ein richtiger Rückhalt für den Verein ist und auch schon den ein oder anderen Punkt festgehalten hat. Im Ligavergleich muss er in einem Atemzug mit Manuel Neuer genannt werden, die die Spitze der Liga bildet. Aber auch im europäischen Vergleich ist er auf absolutem Weltklasse-Niveau, was sich in seinem Post-Shot-xG-Wert widerspiegelt, der zu den Top 4 % in den Top 5-Ligen gehört, was seine Fähigkeiten im Shot-stopping nur erneut untermauert. Seine Defizite hat der Schweizer nach wie vor mit dem Ball. Er traut sich zu wenig zu und spielt immer nur die einfachen Kurzpässe, die er aber gegen hoch anlaufende Gegner auch nicht immer spielen kann.
Als Nummer zwei hinter Kobel reiht sich Alexander Meyer ein. Dieser ist ein vollkommen solider Ersatz, wenn Kobel ausfällt und hat keine Patzer in seinem Spiel. In fünf Spielen hat er sechs Tore nicht verhindern können und kann eine weiße Weste aufweisen.
Einer, der allerdings dieses auf ähnlichem Niveau ist, ist Marcel Lotka. Der Torhüter hat in der Saison 2021/22 mit Hertha BSC über die Relegation die Klasse gehalten und wäre dort wegen guten Leistungen, wenn der Vertrag beim BVB nicht schon unterschrieben gewesen wäre, Stammtorwart geworden. Er spielt allerdings leider nur bei der zweiten Mannschaft Dortmunds, was wahrscheinlich wegen fehlender Perspektive dafür sorgt, dass Lotka den Verein wieder verlässt.
Außenverteidigung
Julian Ryerson, der im Winter 2023 von Union Berlin gewechselt ist, ist auf der rechten Abwehrseite fest etabliert. Technisch und defensiv ist er solide und erfüllt seine Rolle als klassischer Außenverteidiger. Sein Spiel basiert auf Kampf und Körperlichkeit, weshalb er sich auf der Position etablieren konnte. Ein weiterer Pluspunkt ist seine Fähigkeit, auch auf der linken Seite zu spielen. Dennoch glaube ich, dass er den hohen Anforderungen bei Borussia Dortmund nicht ganz gerecht wird und eher als Ergänzungsspieler betrachtet werden sollte.
Sein Backup in diesem Jahr ist Marius Wolf, der im letzten Jahr zur selben Zeit noch in den Kreisen der Nationalmannschaft genannt wurde und in diesem Jahr nur auf eine Startelfquote von 30 % kommt. Zu dieser Zeit hat er noch mit einer hohen Flankenqualität, gutem Offensivdrang und hohem Kampf zu überzeugen bewusst und wurde ein wenig als Gesicht des BVB-Comebacks der letztjährigen Rückrunde charakterisiert. Im Sommer läuft sein Vertrag in Dortmund aus und es wird nicht erwartet, dass dieser erneut verlängert wird.
Mateu Morey ist leider nie richtig bei Borussia Dortmund angekommen und das hat auch mit seiner hohen Verletzungsanfälligkeit zu tun. Der in »La Masia« ausgebildete Spanier hat am 21. Spieltag sein Comeback gegeben, wird aber wegen seines auslaufenden Vertrages keine Zukunft in Dortmund haben.
Auf der Linksverteidigerposition wurde der langjährige Stammspieler Raphaël Guerreiro, den es nach München gezogen hat, durch Ramy Bensebaini (vorher: Borussia Mönchengladbach) ersetzt und bisher wirkt der Deal eher mittelmäßig. Wenn man seine Statistiken von der letzten mit der laufenden Saison vergleicht, zeigt sich zwar, dass er sich besonders gegen den Ball verbessert hat, Borussia Dortmund aber nicht allzu viel Offensive Output gibt, was Guerreiro eben mitgebracht hat. Dass er dem Club noch während des Afrika-Cups gefehlt hat, hat den BVB dann veranlasst, im Winter nochmal nachzulegen. Ian Maatsen wurde vom FC Chelsea ausgeliehen:
Innenverteidigung
Wirklich meisterreif empfinde ich bei Borussia Dortmund nur eine Position und das ist die Innenverteidigung. Man hat drei Spieler im Kader, die einen klaren Anspruch haben, Stammspieler zu sein und bringen im Gesamtpaket ein spannendes Trio ab.
Eigentlich immer gesetzt ist Nico Schlotterbeck, der im Sommer 2022 vom SC Freiburg zu Borussia Dortmund gewechselt und zum Nationalspieler herangereift ist. Seine große Stärke ist das progressive Spiel und ist in diesem Bereich vermutlich sogar der beste Innenverteidiger der Bundesliga. Egal, ob er vertikal andribbelt oder den Pass spielt, Schlotterbeck ist im Aufbau der erste richtige Angreifer beim BVB und kreiert aus dem ersten Drittel heraus. Allerdings treten in seinem Spiel noch zu oft Fehler auf, die er abstellen muss, bevor er ein absoluter Top-Innenverteidiger in Europa sein kann.
Neben Schlotterbeck wechseln sich Mats Hummels und Niklas Süle ab. Erst genannter tut meiner Meinung nach dem Kader gut und macht Borussia Dortmund mit seiner Routine besser. Der 35-Jährige verfügt zwar seit Jahren nicht mehr über die beste Endgeschwindigkeit und ist damit eigentlich nicht mehr für den temporeichen modernen Fußball gebaut, macht aber vieles mit seiner unfassbar hohen Spielintelligenz, gutem Zweikampfverhalten und auch gutem Passspiel, wenn der BVB in Ballbesitz ist, wett. Jetzt ist es aber so, dass der Vertrag des gebürtigen Bergisch Gladbachers im Sommer ausläuft und er zum Jahreswechsel seinen Stammplatz eingebüßt hat – Hummels Zukunft bei Borussia Dortmund ist ungewiss und auch ein Karriereende könnte bevorstehen. Aus Sicht von Borussia Dortmund würde ich jedoch jegliche Hebel in Bewegung setzen, um Hummels nochmals ein Jahr im Verein zu halten, um ihn auch als eine Mentorenfigur insbesondere für Schlotterbeck im Verein zu haben.
Der zweite Kandidat für die rechte Innenverteidigerposition hört auf den Namen Niklas Süle, den ich nicht für unumstritten halte. Rein von den Anlagen her könnte er sowohl bei Borussia Dortmund als auch in der deutschen Nationalmannschaft der Abwehrchef sein, da es ihm mit und ohne Ball von den reinen Fähigkeiten an nichts fehlt. Dazu kommt auch noch, dass er trotz seiner hohen Physis und Größe über einen guten Topspeed verfügt und fast 35 km/h laufen kann. Jedoch muss man bei ihm auch erwähnen, dass er den letzten Schritt in seiner Entwicklung nie gegangen ist und wegen Formschwankungen und Fitnessproblemen nie unumstritten gesetzt sein kann. Schlotterbeck hat diese Schwankungen in der Form auch, für diesen spricht jedoch, dass er jünger als der 28-jährige Niklas Süle ist, dem ich den entscheidenden Schritt nicht mehr zutraue. Das Innenverteidiger-Quartett wird dann noch von Antonios Papadopoulos komplettiert, der in dieser Saison vereinzelt Minuten bekommen hat. Sein Vertrag läuft im Sommer aus und wird allen Erwartungen nach nicht verlängert.
Mittelfeld
Im Sommer hat Borussia Dortmund mit dem Abgang Jude Bellinghams eine Menge an Qualität verloren, die man versucht hat, mit mehreren neuen Spielern aufzufangen und nach 30 Spieltagen kann man ganz klar verneinen, dass diese Überlegung gelungen ist.
Im defensiven Mittelfeld ist meiner Ansicht nach die größte Baustelle zu verorten. Angeblich war sich Sportdirektor Kehl bereits mit Edson Alvarez (damals: Ajax Amsterdam / heute: West Ham United) einig, den ich als klare Verstärkung bezeichnet hätte. Edin Terzić allerdings wollte weiter auf Emre Can setzen, den er zusätzlich noch zum neuen Kapitän ernannt und die Planungen auf dieser Position stillgelegt hat. Can ist zwar ein solider klassischer Abräumer und kann dem BVB gegen den Ball helfen, ist aber definitiv zu schlecht mit dem Ball und steht sinnbildlich für die Probleme bei Borussia Dortmund den Ball ins letzte Drittel zu bekommen. Außerdem ist seine defensive Raumorientierung nicht gut genug und er kann den Sechserraum nicht alleine verteidigen, was den BVB in seiner Restabsicherung so schwächt, dass dem Gegner beim Kontern zu viel Raum gegeben wird.
Sein Ersatz Salih Özcan ist auch nicht zu Unrecht in der Vergangenheit kritisiert worden. Gegen den Ball agiert er ähnlich wie Can oft solide, hat aber genauso Probleme, wenn Borussia Dortmund über die Sechs eröffnen möchte. Eine nicht vorhandene Pressingresistenz machen das Spiel der Dortmunder einfach viel zu eintönig und die Zentrale wird nicht genutzt. Er wurde in der Vergangenheit auch immer mal wieder mit einem Wechsel in Verbindung gebracht. Als dritter Sechser ist noch Abdoulaye Kamara Bestandteil des Kaders. Er ist in der zweiten Mannschaft gesetzt und ich traue ihm in der Zukunft den Schritt in die erste Mannschaft zu.
Als designierter Bellingham Nachfolger Nummer eins ist der deutsche Nationalspieler Felix Nmecha vom VfL Wolfsburg gekommen, der in der Saison 2022/23 ein wenig zum Shooting-Star in der Autostadt geworden ist. Diese Form kann Nmecha in diesem Jahr auch aufgrund von Verletzungen bislang nicht bestätigen und der Transfer, für den man rund 30 Millionen ausgegeben hat, kann man bisher eher als schwach verordnen. Um den Dortmundern jedoch mal ein wenig Mut zu machen, erwähne ich mal, dass die Anlagen Nmechas in meinen Augen einzigartig sind. Der 1,90 Meter große Achter hat einen gewissen Flair und kann das Spiel so lesen, wie wenige Spieler in der Liga. Obwohl der Vergleich vielleicht ein wenig hinkt, erinnert er mich immer ein wenig an einen jungen Paul Pogba. Zudem kann Nmecha Situationen auf engem Raum mit gutem Dribbling oder Pässen auflösen und sucht mit seinen Bällen oft die Tiefe. Damit könnte der gebürtige Hamburger Borussia Dortmund helfen, den Ball vom zweiten ins letzte Drittel zu bekommen. Ernüchternd ist allerdings, dass er genauso, wie sein Bruder Lukas, der noch beim VfL Wolfsburg unter Vertrag steht, viel zu oft von Verletzungen nach hinten geworfen wird.
Der zweite geplante Bellingham Nachfolger, der vom FC Bayern München zu Borussia Dortmund gewechselt, ist Marcel Sabitzer, der sich seit dem Jahreswechsel als große Hilfe für die Mannschaft von Edin Terzić herausstellt. Als zweiter Sechser funktioniert er zwar nur teilweise, was aber auch mit seinen Nebenleuten Can/Özcan zusammenhängt. Er kreiert mit Dribblings und Pässen Chancen für den BVB und arbeitet gegen den Ball gut. Wenn er einen spielstarken Sechser neben sich hätte, könnte Sabitzer noch zu einer richtigen Waffe für Borussia Dortmund werden. Ole Pohlmann ist in dieser Saison als Ergänzungsspieler von der zweiten Mannschaft zur A-Mannschaft gestoßen. Ein Einsatz steht auf zwar seinem Konto, aber mehr als ein Ergänzungsspieler ist er nicht.
In der offensiven Zentrale ist Julian Brandt völlig zurecht gesetzt, da er meiner Meinung nach der beste Spieler im Kader von Borussia Dortmund ist. Zu Ungunsten Brandts muss er viel zu oft wegen der Probleme im Aufbau tiefer spielen, als er eigentlich sollte und vor der Abwehr als Anspielstation dienen. An guten Tagen kann er besonders im letzten Drittel ein Weltklassespieler sein, weil er sowohl mit Ball als auch ohne Ball intelligent agiert. Seine Läufe in freie Räume oder seine schusskreierenden Aktionen mit Ball sind überragend. Auch neben dem Platz ist Brandt wichtig für den Club. Auch in schlechten Zeiten stellt sich Dortmunds Nummer 19 den Fragen der Journalisten und wird so zum Führungsspieler. In Zukunft könnte ich mir sogar vorstellen, dass er Kapitän des Vereins werden könnte.
Der zweite Zehner ist eine absolute Vereinslegende und könnte im Sommer das Kapitel Borussia Dortmund oder sogar Fußball schließen – der Vertrag von Marco Reus läuft aus und wird vermutlich nicht verlängert werden. Obwohl Reus nach wie vor einen Mehrwert für Borussia Dortmund hat und in 31 Spielen 14 Scorer auflegen konnte. Er könnte weiterhin als Mentor für junge Spieler fungieren und vor allem Julian Brandt noch letzte Tipps mitgeben, besonders als Führungsspieler. Allerdings ist er angeblich mit Edin Terzić aneinander geraten und soll langfristig in den Planungen des Trainers nicht mehr die größte Rolle spielen. Eigentlich würde ich, wie bei Hummels den Vertrag noch ein Jahr verlängern, was aber aktuell unrealistisch scheint.
Flügelspieler
Es war die Sensationsrückkehr des Winters, als Jadon Sancho per Leihe zurück zu Borussia Dortmund, zur Station seines Durchbruchs, ausgeliehen wurde. Der Engländer schaut auf eine eher schlechte Zeit nach seinem Wechsel im Sommer 2021 zu Manchester United zurück, bei der er in den vergangenen Monaten sogar wegen Unstimmigkeiten mit United-Trainer Erik Ten Hag nicht mal mehr im Kader gestanden hat. Bei Borussia Dortmund hat er im Debüt gegen Darmstadt direkt ein Tor vorbereiten können und spielt seitdem meiner Ansicht nach jedoch maximal solide. Oft fehlt ihm die Athletik, was auch mit fehlender Fitness aus seiner Zeit in Manchester zusammenhängt, damit er sich nach gutem Dribbling durchsetzen kann. Gegen Ende der Saison traue ich ihm jedoch zu, seine Form weiter steigern zu können und dem BVB zu helfen, sich für die Champions League zu qualifizieren. Ein Verbleib Sanchos ist jedoch sehr unwahrscheinlich und auch ich denke, dass man nach dem Sommer ohne ihn planen muss und auch sollte.
Karim Adeyemi war die BVB-Hoffnung nach der letzten Saison. Nach einer verkorksten Hinrunde hat er sinnbildlich für die gute Rückrunde des Clubs gestanden. In der neuen Spielzeit hat der 22-Jährige eher neben dem Platz Schlagzeilen gemacht und hat es nicht geschafft, die Leistungen aus der Vorsaison wieder auf den Platz zu bringen. Allerdings zeigt er auch in diesem Jahr, dass in der Rückrunde die Formkurve nach oben zeigt. Mit seinem unfassbar hohen Tempo, mit dem in der letzten Saison 2022/23 sogar der schnellste Spieler der Bundesliga war und auch in diesem Jahr enorme Tiefe gibt. Bei Adeyemi sehe ich allerdings ein ganz klares Rollenproblem, da ich finde, dass Terzić für ihn bisher nicht die richtige Position gefunden hat. Ich sehe ihn am besten als zweite Spitze neben Spieler X, der Bälle festmachen kann und Adeyemi Platz für sein tiefgehendes Spiel macht. Für den Flügel halte ich seine Fähigkeiten im Dribbling auf aller höchstem Niveau zu schwach.
Spieler | Topspeed in km/h |
---|---|
1. Karim Adeyemi (Borussia Dortmund) | 36,65 |
2. Sheraldo Becker (ehemals: Union Berlin) | 36,57 |
3. Alphonso Davies (Bayern München) | 36,53 |
Jamie Bynoe-Gittens ist die Zukunftshoffnung Borussia Dortmunds. Der Engländer ist vom Profil der Einzige, der sich wirklich als Flügelspieler bezeichnen darf. Wenn er den linken Flügel beackert und dann im Eins gegen Eins die Außenverteidiger aussteigen lässt, wird es oft gefährlich. Dabei hilft ihm natürlich sein hohes Tempo und seine Beweglichkeit. Noch Nachholbedarf hat er, wie viele junge Spieler in der Entscheidungsfindung und im Abschluss.
Neben Julian Brandt der »MVP« der Schwarz-Gelben – Donyell Malen. Insbesondere im Jahr 2024 ist er der beste Spieler bei Borussia Dortmund. Sieben Tore und zwei Vorlagen stehen seit Jahresbeginn auf dem Konto des Niederländers. Allerdings ist nicht alles so rosig zwischen dem BVB und Donyell Malen, wie es etwa scheint. Im Winter haben die Zeichen bereits auf Abschied gestanden und im Sommer sieht es nicht anders aus. Besonders der englische Markt scheint attraktiv für den 25-Jährigen.
Julien Duranville hat bereits einige Erfahrungen im Profibereich gemacht, allerdings entspricht sein aktuelles Niveau noch nicht der Bundesliga. Der Belgier zeigt jedoch bereits Potenzial und gibt einen Ausblick auf seine zukünftigen Fähigkeiten. Daher wäre es sinnvoll, ihm durch eine Ausleihe die Möglichkeit zu geben, mehr Spielpraxis zu sammeln.
Stürmer
Der amtierende Torschütze Niclas Füllkrug ist im Sommer aus Bremen gekommen, um Sebastian Haller einen Konkurrenten an die Seite zu stellen. Dieser Plan ist sogar aufgegangen, da Füllkrug einen klaren Status als Stürmer Nr. 1 innehat und das Vertrauen mit elf Toren und acht Vorlagen seinem Coach Edin Terzić zurückgezahlt hat. Obwohl er natürlich auch Schwächen aufweist, hat er einen klaren Mehrwert für den achtfachen deutschen Meister, weil er im Verarbeiten von Vertikalbällen und in der Box eine Menge Klasse mitbringt.
Sebastian Hallers Zeit bei Borussia Dortmund ist schwierig zu bewerten. Wenige Wochen nachdem sein Transfer nach Dortmund verkündet wurde, hat er eine Hiobsbotschaft erhalten – der Stürmer hatte Krebs. In der Winterpause ist er allerdings wieder zurückgekehrt und hat sich nach anfänglichen Turbulenzen durchsetzen können. Am letzten Spieltag, als der BVB die Tabellenspitze doch noch an Bayern München verloren hat, konnte er einen Elfmeter nicht verwandeln und wurde zur dramatischen Figur des 27. Mai 2023. In der neuen Saison läuft er seiner Form weiter hinterher, obwohl seine Anlagen eigentlich spannend sind, da er im Binden von Gegner und den damit verbundenen raumöffnenden Läufen auf gehobener europäischer Klasse agieren könnte.
Mit Youssoufa Moukoko hingegen hat man ein gänzlich anderes Profil im Kader, der von der reinen Qualität mehr als 352 Spielminuten in der Bundesliga gespielt haben sollte. Der in Kamerun geborene Stürmer kann Situationen im Eins gegen Eins oder sogar mehrere Spieler auflösen, hat einen guten First Touch und ist in der Box durchaus gefährlich. Oft kippt er auch gerne nach außen ab und versucht dort seinen guten Speed auszunutzen. Einen klaren Nachteil hat Moukoko wegen seiner Größe in der Luft und körperlichen Duellen und muss diese daher mit Athletik bzw. seiner Technik kompensieren. Man bekommt bei Borussia Dortmund allerdings den Eindruck, dass Terzić nicht weiß, wie er Moukoko einsetzen soll und ihm deswegen so wenig Spielzeit gibt. Am interessantesten fände ich es, den 19-Jährigen neben einem der physisch stärkeren Stürmern einzusetzen, damit Moukoko eher das tiefegebende Stürmerprofil besetzen könnte und Füllkrug/Haller den mitspielenden Neuner gibt. Wenn sich an der Spielzeit nichts verändert, sollte der Youngster sich aber überlegen, ob er seine Zukunft über den Sommer hinaus noch bei Borussia Dortmund sieht.
Ausblick auf den Sommer: Ein Umbruch muss her und auch die Transferstrategie muss sich verändern!
Das sollte der Anspruch sein! Man verliert aktuell sukzessiv den Anschluss an die absoluten Top-Teams der Bundesliga. Borussia Dortmund kann keinen Kader zusammenstellen, der vielleicht das Niveau für Platz drei oder vier hat, wenn man Meister werden will. Bevor es aber um potenzielle Zu- und Abgänge geht, komme ich zunächst dazu, wie die Zukunft der verliehenen Spieler aussieht, welche im Sommer zurückkehren:
Der erste verliehene Spieler ist Giovanni Reyna, der im Winter um die Freigabe gebeten hat, verliehen zu werden. Bei Nottingham Forest in der Premier League kommt der US-Amerikaner allerdings auch nicht zum Zug und wurde nur sechsmal eingewechselt – die Leihe ist ein absoluter Misserfolg und ein Verbleib in England kann ich mir nur schwer vorstellen. Eine Perspektive bei Borussia Dortmund sehe ich für Reyna allerdings auch nicht – ein klarer Verkaufskandidat.
Der zweite potenzielle Leihrückkehrer spielt aktuell in Belgien beim amtierenden Meister. Soumaila Coulibaly schaut auf eine solide Zeit in Antwerpen zurück und kann mit einer Kaufoption von ungefähr zwölf Millionen Euro fest verpflichtet werden. Auch wenn diese nicht gezogen wird, hat er wohl keine Zukunft bei Borussia Dortmund, was ich für eine richtige Entscheidung halte – Abgang im Sommer.
Die spannendste Personalie, die im Sommer nach seiner Leihe zurückkehrt, hört auf den Namen Tom Rothe, der mit Holstein Kiel eine überragende Saison spielt und sogar aufsteigen kann. Mit sieben Scorern in 28 Einsätzen hat er einen klaren Anteil am Kieler Erfolg und zeigt auch, dass er in seiner Entwicklung noch weitere Schritte gehen konnte. Seine 2,82 schusskreierenden Aktionen untermauern seine Stärken im Offensivdrittel. Im Passspiel muss der U21-Nationalspieler noch sauberer werden, aber sonst ist er für sein Alter schon sehr weit und die Zukunft auf der linken Dortmunder Defensivseite. Jedoch könnte man ihn bei einem Aufstieg Kiels noch ein weiteres Jahr eine Leihe aushandeln, damit er dem Niveau, welches Borussia Dortmund benötigt, noch etwas näher kommt – erneute Leihe, aber definitiv eine Zukunft.
Wegen der auslaufenden Verträge würden in der Theorie Mats Hummels, Antonios Papadopoulos, Marius Wolf, Mateu Morey und Marco Reus den Verein verlassen. Außer Hummels, bei dem es noch Gespräche geben soll, sind alle wahrscheinlich sicher im Sommer kein Teil des Kaders mehr. Wie schon erwähnt, würde ich Reus ebenfalls versuchen zu halten, was allerdings inzwischen unwahrscheinlich ist (Update: Marco Reus wird den Verein ablösefrei verlassen). Außerdem enden die Leihen von Sancho und Maatsen, bei denen keine Kaufoptionen in den Leihverträgen verankert ist.
Jedoch müssen aus meiner Sicht einige Spieler den Club vorzeitig verlassen. Ich beginne mit meinem Ausverkauf bei Salih Özcan und Emre Can, da der BVB auf der Sechs einen neuen Impuls benötigt. Die großen Probleme mit dem Ball hängen, neben schlechten taktischen Entscheidungen, mit dieser Position zusammen. Zudem wären Donyell Malen und Sebastian Haller nicht unantastbar für mich, wobei ersterer sehr wahrscheinlich ohnehin gehen wird. Eine weitere Personalie, die Borussia Dortmund verlassen möchte, den ich aber halten würde, ist Youssoufa Moukoko. In meinen Planungen spielt 19-Jährige also weiterhin eine Rolle.
Teil des Kaderumbruchs müssen natürlich auch neue Spieler sein. In meiner Kaderplanung habe ich mich dafür entschieden drei Jugendspieler in die erste Mannschaft zu integrieren und für die Außenverteidigung (jeweils 1), Sechserposition (2), Zehnerposition (1) und Flügelposition (1) Neuzugänge zu verpflichten:
Aus der U19-Mannschaft von Borussia Dortmund sollten der Kapitän Filippo Mane (Innenverteidiger), Kjell Wätjen (Zentral defensives Mittelfeld) und Paris Brunner (Stürmer) an den Profikader herangeführt werden. Mane würde den Abgang des aktuell vierten Innenverteidigers Papadopoulos auffangen und könnte sich hinter Hummels, Süle und Schlotterbeck langsam entwickeln. Der Italiener verfügt über ein gutes Passspiel, gute athletische bzw. physische Attribute und ist für sein Alter schon sehr weit. Wätjen hat bereits einen Profivertrag bis 2028 erhalte und sollte besonders für die Kaderbreite ein Faktor sein. Brunner wäre vermutlich schon lange Teil des Profikaders, wenn es nicht zu Eskapaden neben dem Platz gekommen wäre. Der Angreifer ist in seiner Altersklasse das wahrscheinlich größte Talent und die zukünftige deutsche Sturmhoffnung. Das Trio verfügt aber insgesamt über eine große Menge Potenzial und es würde mich nicht wundern, wenn alle im nächsten Jahr Bundesligaluft schnuppern dürfen.
Für die Linksverteidigung würde ich Borussia Dortmund eigentlich anraten, dass man Ian Maatsen fest verpflichtet. Das Problem dabei ist allerdings, dass man eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag von 35 bis 40 Millionen Euro ziehen müsste, was für den Club im Sommer vermutlich nicht realisierbar ist. Als Alternative bin ich in der Eredivisie bei Twente Enschede fündig geworden – Gijs Smal sollte der Maatsen-Ersatz werden. Der Niederländer ist viel am Spiel Enschedes beteiligt und ist insbesondere im zweiten und letzten Drittel aktiv. Er ist ähnlich wie Maatsen gut im Passspiel und kann diese besonders im gefährlichen Bereich des Spielfeldes zeigen (5,33 Passes into Final Third pro 90; 2,04 Passes into Penalty Area pro 90). Im letzten Drittel kann er außerdem auch Schusschancen kreieren und gehört dort zu den besten acht Prozent in den Ligen, welche sich im Vergleich unter den fünf Topligen befinden. Im defensiven Bereich hat Smal seine Schwächen, aber in meinem System soll er ohnehin offensiver agieren. Was außerdem noch für ihn spricht, dass er wie Maatsen wegen seines guten Passspiels in inverser Rolle spielen kann und damit im 3+2-Aufbau, welchen Borussia Dortmund seit dem Winter vermehrt spielt, neben den Sechser rücken kann. Der Vertrag des 26-Jährigen läuft zum Saisonende in den Niederlanden aus und wäre somit sogar ablösefrei für Terzićs Mannschaft zu bekommen. Trotz alledem sollte man es versuchen, mit Chelsea zu verhandeln, dass man die kolportierte Ablöse drücken kann und nicht auf die Backup-Option Smal zurückgreifen muss.
Für die andere Seite benötigt Borussia Dortmund auch einen neuen Spieler, selbst wenn Julian Ryerson in dieser Saison seine Wichtigkeit unter Beweis gestellt hat. Auch hier würde ich versuchen, einen jungen Spieler zu verpflichten, der bei mir Guela Doue wäre. Im Bereich Ballcarrying ist der 21-Jährige und im defensiven Bereich schon sehr weit und könnte im Dreieraufbau, welcher von Borussia Dortmund praktiziert wird, den rechten Halbraum besetzen und einem neuen Sechser ermöglichen, vor der Abwehr zu spielen. Auch in Sachen Timing kann der 21-Jährige überzeugen und findet oft den richtigen Moment, dass seine Mitspieler sich richtig positioniert haben.
Für die Sechserposition habe ich zwei Vorschläge vorbereitet: Einmal der neue Stammspieler und sei neues Backup. Der neue Stammsechser könnte ein Bundesliga-Rückkehrer sein – Pierre-Emile Hojbjerg wäre wahrscheinlich eine der spannenden Option, die der BVB hat, um auf dieser Schlüsselposition wieder gut besetzt zu sein. Der Däne spielt aktuell bei den Spurs nicht die größte Rolle und eine Rückkehr nach Deutschland könnte Thema sein. In meinen Augen benötigt Borussia Dortmund vom Profil genau einen Spieler, wie Hojbjerg, der ein hervorragender Passspieler ist und der Mannschaft hilft, die Probleme im Ballbesitz wenigstens zu lösen. Im Defensiv- bzw. mittleren Drittel fordert er den Ball und kann den Ball sowohl über kurze als auch lange Distanz verteilen. Damit stellt er den gewünschten Überbrückungsspieler, der den Borussen mehr Variabilität mit Ball gibt. Er würde als Regista auftreten, der außerhalb auch gegen den Ball einen guten Job macht.
Als zweite Option wäre Adem Zorgane eine interessante Personalie für Borussia Dortmund. Der Algerier ist der mit Abstand beste Spieler des belgischen Clubs RSC Charleroi, der ohne ihren Mittelfeldspieler vermutlich ziemlich aufgeschmissen. Im Passspiel kann Zorgane, wie Hojbjerg absolut überzeugen und gehört bei den Progressive Passes zu den Top 1 % in den Topligen. Auch gegen den Ball ist der 24-Jährige in Ordnung. Beide Sechser stellen einen Hybrid aus Regista und Abräumer dar und können in beiden Spielsituation die Problemposition der Dortmunder schließen.
Als Reus-Ersatz habe ich mich auf den jungen Spanier Adrian Bernabe von Parma festgelegt. Der 22-Jährige wurde in La Masia ausgebildet und ist dann in die Jugend von Manchester City gewechselt. Von dort ist er dann nach Italien gegangen und trägt in diesem Jahr mit zehn Scorerpunkten in 31 Spielen dazu bei, dass Parma im nächsten Jahr vermutlich wieder Serie A spielt. Der Spanier ist vom Profil am ehesten ein offensiver Achter, der aber auch weiter vorn spielen kann, weil er am liebsten im letzten Drittel präsent wird. Seine Stärken liegen, wie bei fast allen in La Masia ausgebildeten Talenten, im technischen Bereich und bei seiner Spielintelligenz. Wenn man diese Stärken und die Präsenz im letzten Drittel verknüpft, hat man ein unfassbar spannendes Profil, welches bereit ist in einer europäischen Topliga bei einem Europaaspiranten zu spielen. Wenn er dann noch von Julian Brandt, einem der besten Bundesligaspieler, lernen kann, könnte sich der Bernabe als absoluter Coup auszahlen.
Auch auf dem Flügel benötigt es einen Umbruch, wobei es gerade ein Ziel sein sollte, dass man Bynoe-Gittens weiter eine Perspektive aufzeigt und auch einen klaren Flügelspieler verpflichtet, nicht etwa, wie die Halbraumstürmer Malen und Adeyemi. Vom Profil her habe ich nach einem Spieler gesucht, der Eins-gegen-Eins-Situationen sucht und diese mit besserem Ende für sich entscheiden kann. Der Transfer wäre ein bundesligainterner Wechsel, bei dem Brajan Gruda nach seiner Breakoutsaison von Mainz zu Borussia Dortmund kommt. Im Dribbling ist der erst 19-Jährige aber schon auf absolutem Top-Niveau angekommen und misst sich in den Metriken Dribblings, Key passes oder Successful attacking actions mit der Bundesliga-Elite. Was außerdem für einen Transfer des Shootingstars spricht, wäre der enorme Wiederverkaufswert, den Gruda wegen seiner derzeitigen guten Fähigkeiten und enormen Potenzial mitbringt.
Wie Borussia Dortmund dann ab Sommer auflaufen würde
In der Grundformation würde Borussia Dortmund weiterhin in einem 4-3-3 auflaufen. Doue, Maatsen, Hojbjerg und Gruda wären auf Anhieb neues Stammpersonal.
Im Ballbesitz würde man in einem »3-Box-3« auflaufen, bei dem Hojbjerg und Sabitzer oder ein einrückender Ian Maatsen vor der Dreierkette, welche aus den beiden Innenverteidigern und dem Rechtsverteidiger besteht, agieren. Davor besetzen die beiden vorderen Spieler in der Mittelfeldbox die beiden Halbräume, wo besonders Julian Brandts Fähigkeiten maximiert werden. Die beiden äußeren Innenverteidiger sollen sich fluide zwischen Halbraum und dem Flügel im Ballbesitz positionieren. Die Flügelspieler sollen in meinem System die Breite halten und hier die gewünschten Eins-gegen-Eins-Situationen erwirken. In der dritten Variante würde das System in ein 3-4-3 wechseln. Hier werden Ian Maatsen und Brajan Gruda zu Wingbacks und Julian Brandt rückt in die letzte Linie.
Gegen den Ball lasse ich Borussia Dortmund in einem 4-4-2 auflaufen, um möglichst kompakt zu stehen, aber auch variabel im Pressing zu sein, welches dann auch in einem 4-2-4 übergehen kann. Das muss man jedoch auch vom Gegner abhängig machen.
Fazit
Borussia Dortmund benötigt eine komplette Neuausrichtung im Verein, was mit der Beförderung von Lars Ricken auch mit einem guten ersten Schritt gemacht wurde. Jedoch war das nur ein erster Schritt, weil der Verein bei seiner Transferstrategie wieder zum alten Konzept, junge aufregende Spieler zu holen, zurückkehren muss und es auch eine Neubesetzung auf der Trainerposition geben sollte. Edin Terzić wird oft zu Unrecht kritisiert und wegen lustigen Interviewausschnitten zu einem Internet-Meme gemacht. Er ist kein schlechter Trainer, der vor allem taktisch gegen den Ball seine Stärken hat. Sonst hätte er Dortmund auch niemals in ein Champions League-Halbfinale geführt. Jedoch wirtschaftet er Borussia Dortmund auf spielerischer Sicht sukzessive nach unten. Nicht ohne Grund kann man in dieser Saison nicht mit Stuttgart, Bayern und dem neuen deutschen Meister Leverkusen mithalten und könnte sogar auch hinter RB Leipzig die Saison auf dem fünften Platz beenden. Vor allem ist Terzić auch eine Sache nicht – der Trainer, der nach über zehn Jahren wieder eine Meisterschaft an den Borsigplatz holt.
Daher muss ein Umbruch her, bei dem man ein oder zwei Übergangsjahre, bei denen trotzdem eine Champions League-Qualifikation Pflicht ist, in Kauf nimmt und seinen neuen Talenten, wie z. B. Gruda oder Doue bei meiner Kaderplanung, die Chance gibt, sich zu entwickeln. Dann kann Borussia Dortmund mit weiteren klugen Transfers wieder versuchen, den Anschluss an Leverkusen und Bayern zu wagen. Aber eine Sache steht fest: Es kommt eine Menge Arbeit auf das neue Trio Ricken, Kehl und Mislintat zu!