Viele deutsche Fußballfans, einschließlich uns Mitgliedern des mvpclub.de, waren sich vor der Saison sicher, dass der VfL Wolfsburg in der kommenden Saison europäisch spielen wird. Doch Mitte Mai endet die Saison für die Wölfe nach einer turbulenten Phase im Mittelfeld. Dabei sah die Transferphase vielversprechend aus und der damalige Trainer Kovac hatte viel Vertrauen, obwohl er es in der vorherigen Saison nicht geschafft hatte, den VfL in den europäischen Wettbewerb zu bringen. Nach einem guten Saisonstart folgte eine schwierige Phase, in der von Anfang Oktober bis Ende März nur zwei Siege erzielt werden konnten. Erst mit der Entlassung von Kovac und der Einstellung von Ralph Hasenhüttl konnte die Mannschaft wieder in die Spur finden und den Abstieg verhindern. Auch auf Führungsebene gab es Veränderungen – Marcel Schäfer, der als Vereinslegende und Identifikationsfigur galt, hat den VfL verlassen und wird wahrscheinlich zu RB Leipzig wechseln. Der VfL benötigt einen umfassenden Umbruch auf allen Ebenen, um die vielversprechenden Ressourcen in positive Ergebnisse umzuwandeln, damit auch ich, als langjähriger Fan, wieder Erfolge mit meinem Verein feiern kann. In diesem Artikel werde ich die tief liegenden clubinternen Probleme analysieren und auch den Kader sowie die kommende Transferphase unter die Lupe nehmen.
Keine sportliche Kompetenz im Aufsichtsrat und Christiansen als Schäfer-Nachfolger
Ein grundlegendes Problem beim Werksclub ist der Aufsichtsrat und Teile der Geschäftsführung des VfL Wolfsburgs, die zum Teil über wenige oder keine Kompetenzen zur Führung eines Bundesligavereins verfügen. Dabei hat sich in den vergangenen Jahren seit den Saisons, in denen die Wölfe zweimal in der Relegation den Abstieg verhindern konnten, etwas Positives entwickelt. Jörg Schmadtke und Marcel Schäfer haben den Club 2018 übernommen und haben ihn wieder in erfolgreiche Zeiten geführt, was 2021 in der Qualifikation zur Champions League gemündet ist. Nach zwei durchwachsenen Saisons hat sich Schmadtke dann auf eigenen Wunsch zurückgezogen, was dazu geführt hat, dass Schäfer zum Geschäftsführer Sport aufgestiegen ist und der Ex-Wolfsburger Sebastian Schindzielorz als Sportdirektor verpflichtet wurde. Dann der große Schock: Schäfer will Wolfsburg auf eigenen Wunsch verlassen und opfert damit seinen Legendenstatus. Der Aufsichtsrat, in dem kein Funktionär etwas mit Profifußball am Hut hat, soll nun nach einem Nachfolger suchen, was alleine wegen den nicht vorhandenen Kompetenzen beunruhigend klingt.
Als Namen wurden zuerst Fredi Bobic, Horst Heldt, Sebastian Kehl und Fabian Wohlgemuth gehandelt, wobei ich nur die beiden letzteren als interessante Kandidaten empfunden hätte. Außerdem muss auch eine Entscheidung getroffen werden, wie es mit Sebastian Schindzielorz weitergeht. Die Frage, ob er zum Geschäftsführer befördert wird, Sportdirektor bleibt oder auch den Verein verlässt, musste beantwortet werden. Bis ein neuer Geschäftsführer Sport gefunden wurde, haben sich nämlich nur Hasenhüttl und der 45-Jährige, um die sportlichen Herausforderungen des Vereins gekümmert. Ein Schäfer-Nachfolger hat sich Ende Mai dann mit Peter Christiansen herauskristallisiert. Der 49-Jährige hat bis zuletzt noch als Direktor Profifußball beim dänischen Rekordmeister FC Kopenhagen. Zuvor war er sowohl Chefscout und Sportdirektor beim Randers FC und Aarhus GF. Er hat bei jeder Station darauf gesetzt, Talente zu verpflichten, den Kader mit erfahrenen Spielen auszustatten und die eigene Jugend in den Kader zu integrieren. Das klingt auf den ersten Blick zwar zunächst passend, jedoch geht bei mir noch ein gewisser Grad Skepsis einher. Seitdem der FC Kopenhagen Christiansen als Direktor Fußball eingestellt hat, kann der Club zwar gewisse Erfolge aufweisen, arbeitet aber unter den eigentlich gegebenen Mitteln. Diese Saison konnte man sich zum Beispiel in der Champions League gegen Galatasaray und Manchester United durchsetzen. In der Liga musste man andererseits mit einem dritten Platz leben und sich gegen den FC Midjytlland, sowie Bröndby IF geschlagen geben. Der VfL Wolfsburg muss mit seinen Mitteln besser umgehen, aber bei Christiansen stellt sich die Frage, ob dieser endlich die vielversprechenden Mittel gut umsetzt.
Eine fußballerische Rückkehr zur Glasner Ära? – wie spielt Ralph Hasenhüttl und kann er den VfL zurück nach Europa führen?
Als der VfL Wolfsburg Mitte März Niko Kovač viel zu spät entlassen hat, war die Stimmung in der Autostadt erstmals am Tiefpunkt. Nachdem im Sommer vielversprechende Transfers getätigt wurden, war klar, dass man auch in der Saison 2023/24 eine der großen Enttäuschungen der Bundesligavereine sein wird. Auch die Thematik, dass man sogar noch mitten im Abstiegskampf gesteckt und zusätzlich Marcel Schäfer das sinkende Schiff verlassen hat, hat viel Unruhe in den Verein gebracht. Ralph Hasenhüttl war der neue Mann an der Seitenlinie, der den Verein im Mittelfeld mit einem pragmatischen Ansatz stabilisiert hat. Ein ergebnisorientierter „Retterfußball“ war zwar erst einmal der Richtige, jedoch muss sich auch hier etwas bewegen. Eine weitere Saison ohne Europa mit uninspiriertem Defensivfußball können sich die Wölfe nicht erneut leisten. Grundsätzlich präferiert Hasenhüttl es, seine Mannschaften in einem 4-3-3 oder bei gewünschter Doppelspitze in einem 4-4-2 mit relativ eng stehendem Mittelfeld auflaufen zu lassen. Mit Ball ist von diesen Formationen nicht mehr viel übrig, da immer in einem Dreieraufbau aufgebaut wird. Dabei kippt der Sechser als linker Innenverteidiger in die Linie der Verteidiger ab und ein Außenverteidiger kann invers ins Mittelfeld einrücken. Ein geduldiger Aufbau ist die erste Prämisse, um den Gegner zu einem hohen Anlaufen zu provozieren. Wenn dann dadurch Raum entsteht, der bespielt werden kann, können die Spieler in erster oder zweiter Linie andribbeln und einen ruckartigen Tempowechsel vollziehen. Mit gezielten Pässen und Dribblings soll dann im letzten Drittel attackiert werden. Essenziell ist außerdem eine gute Positionierung und ein gutes Timing, um erfolgreiche Angriffe zu verbuchen. Im gegnerischen Ballbesitz macht sich Hasenhüttls Vergangenheit bemerkbar. Das Leitbild hier ist die RB-Schule, bei der eine hohe Intensität eine große Rolle spielt. Das Pressing muss effektiv sein und dabei sollen hohe sowie schnelle Ballgewinne erzielt werden. Daraufhin muss in kurzer Zeit Raum überbrückt und kreiert werden.
Die wichtigste Aufgabe für den Österreicher wird es aber sein, endlich das Maximum aus allen Spielern zu holen. Nicht ohne Grund wurde Wolfsburg in den letzten Saisons immer wieder als Enttäuschung bezeichnet. In jedem Jahr sind potenzielle Stars, wie Vranckx, Cerny und Majer in die Autostadt gewechselt, welche aber nie so richtig eingeschlagen sind. Es ist wahrscheinlich, dass zwar auch der ein oder andere den Verein verlässt, aber die Fähigkeiten aller Spieler müssen maximiert werden. Dabei muss Hasenhüttl die vorhandenen Profile in sein System einbauen, aber die Spieler auf ihren besten Positionen einsetzen.
Der Kader – Schon wieder Umbruch?
Torhüter
Das Torwartquartett der Wölfe wird zur neuen Saison am meisten umgebaut. Die langjährige Nummer eins Koen Casteels verlässt den Club nach neun gemeinsamen Jahren und Pavao Pervan bleibt der Mannschaft zwar erhalten, soll aber nur noch dritter Torwart sein. Also mussten zwei neue Keeper gesucht werden, um sich auf dieser Position gut und neu aufzustellen.
Der neue erste Torwart kommt aus der Jugend des FC Liverpool und nach einer erfolgreichen Zeit in Dänemark als Casteels-Nachfolger. Kamil Grabara gilt schon lange als großes Torwarttalent und geht nun endlich mit 25 Jahren den nächsten Schritt in seiner Karriere. Mit seinem durchtrainierten Körperbau und seiner beachtlichen Größe von 1,95 m ist der Pole eine absolute Erscheinung im Strafraum. Er zeichnet sich außerdem über sein gutes Shotstopping aus und konnte mit einigen Highlights auch anderweitig auf sich machen. Mit seinen Abwürfen kommt er so weit, dass sie fast mit einem Abschlag aus dem Fuß verglichen werden können. Auch, dass er gegen große Gegner in der Champions League auf sich aufmerksam machen konnte, spricht in meinen Augen für Grabaras Fähigkeiten, aber auch für seine mentale Stärke. Allerdings macht mir sein Spiel mit Ball ein wenig Sorgen. Seine langen Bälle sind zwar präzise, jedoch nutzt er dieses Mittel zu oft. Daher sehe ich in Zukunft noch mehr Entwicklungspotenzial im Passspiel. Einzig allein besorgniserregend empfinde ich noch, dass er genau, wie sein Ex-Club Kopenagen aus einer schwachen Rückrunde zum VfL stößt und er gemeinsam mit seinem neuen Team wieder zu alten Form finden muss. Abschließend kann man als Wolfsburg-Fan nur hoffen, dass er ähnlich gut und lange für uns spielt, wie seine Vorgänger.
Der zweite neue Torwart ist Marius Müller, welcher vom FC Schalke 04 nach einer starken Saison der Herausforderer Grabaras sein soll. Vom Profil sind sich beide Neuzugänge ähnlich (gutes Shotstopping, max. solide im Aufbau), aber auch vom Körperbau gibt es Überschneidungen, obwohl Müller noch mehr Masse mitbringt. Mit Müller hat man den wahrscheinlich besten Torwart der letzten Zweitligasaison verpflichtet und auch endlich mal wieder ein bundesligawürdiger Backup.
Pavao Pervan blickt auf eine Saison zurück, in der er, weil Casteels zeitweise verletzt war, sogar viel gespielt hat. Dabei konnte er nur noch wenig überzeugen und war kein richtiger Rückhalt mehr. Allerdings darf man beim Österreicher nicht vergessen, wie wichtig er für die Kabine ist. Mit seiner Erfahrung und seiner Autorität kann er als Sprachorgan der Mannschaft dienen und auch zum Integrieren neuer Spieler beitragen.
Komplettiert wird das Torhüter-Quartett vom Eigengewächs Niklas Klinger, der aber wohl kaum Spielzeit ergattern werden kann.
Außenverteidigung
Droht auf den Außenverteidigerpositionen auch ein Umbruch? Meiner Ansicht nach muss sogar einer folgen! Im vergangenen Jahr konnte man kein Stammpersonal finden, was mit Formschwankungen und Verletzungen erklärt werden kann.
Im letzten Sommer ist der Brasilianer Rogerio von Sassuolo Calcio nach Wolfsburg bekommen. Seine erste Saison in Deutschland war dann jedoch von Verletzungen geprägt und konnte lediglich 13 Spiele bestreiten, in denen er auch für mich nur wenig überzeugen konnte. Zu oft ist er zu unaufällig, unsauber im Passspiel und defensiv zu leicht für die Bundesligaflügelspieler zu überwinden, was natürlich auch mit seiner fehlenden Fitness zusammenhängen kann. Vor seinem Wechsel konnte er besonders mit seinem Ballcarrying überzeugen, welches er im letzten Jahr ebenfalls kaum zeigen konnte. Eine weitere Chance sollte er in Wolfsburg bekommen, auch wegen seiner Fitness. Jedoch muss ein großer Leistungssprung her.
Der eigentlich gewählte „VfL-Spieler der Hinrunde“ Nicolas Cozza kommt vorübergehend zurück zu seinem Stammverein. Seine Leihe nach Nantes war nicht unerfolgreich und dabei konnte er auch einiges an Spielzeit sammeln können. Jedoch ist zu hinterfragen, ob er überhaupt eine Zukunft hat. Für mich steht er oben auf der Streichliste und kann den Verein verlassen.
Aus der Wolfsburger A-Jugend stößt außerdem noch Manuel Braun zur Profimannschaft. In der U19 konnte der Linksverteidiger sowohl offensive als auch defensive Fähigkeiten unter Beweis stellen, wird aber ein Kandidat für eine Leihe sein.
Der erste Rechtsverteidiger ist auch ein Neuzugang des letzten Sommers: Joakim Maehle. Die Stärken des Dänen liegen zwar im offensiven Bereich, welche das Carrying, die Creation und auch das diagonale Einlaufen in die Box ist. Aber auch in der Defensive konnte er letztes Jahr solide Leistungen abrufen. Ebenfalls muss man seine vielseitige Einsetzbarkeit erwähnen, da er auf beiden Seiten und in Vierer- bzw. Fünferkette spielen kann. Insgesamt war er im letzten Jahr vermutlich einer der besseren Wolfsburger und konnte die gezahlte zweistellige Millionensumme an Atalanta Bergamo wenigstens etwas rechtfertigen. In der neuen Saison traue ich dem Außenverteidiger noch mal einen Sprung und eine wichtige Rolle beim neuen VfL zu.
Ridle Baku ist schon seit 2020 beim VfL, geht in seine fünfte Saison und in sein letztes Vertragsjahr in Wolfsburg. Die Zeit des 26-Jährigen seitdem kann man mit einer Achterbahnfahrt vergleichen. Unter Oliver Glasner hat er sich zu einem der Top-Kandidaten für die Nationalmannschaft entwickelt, in der Horrorsaison mit van Bommel und Kohfeldt ist er in ein Formloch gefallen, welches er unter Kovac in der Saison 22/23 wieder verlassen, aber in diesem Jahr auch nur gelegentlich überzeugen konnte. Bakus Spielerprofil ist im Vergleich zu Joakim Maehles relativ ähnlich. Auch er hat seine Stärken im Offensivspiel und kann mit seinem Speed zu einer Waffe werden. Zu oft ist er allerdings zu leicht zu überspielen und fehleranfällig. Wenn Hasenhüttl eine perfekte Rolle für Baku findet, kann er dem VfL im nächsten Jahr helfen. Jedoch sollte die sportliche Führung auch beachten, dass es in diesem Jahr, wenn Baku nicht verlängert, die letzte Chance wäre, ihn zu verkaufen.
Killian Fischer hat in der letzten Saison erst verspätet seine Rolle im Kader der Wölfe gefunden. Mit seiner starken Athletik kann er bei intensiv spielenden Mannschaften eine Rolle einnehmen. Im technischen Bereich macht er zwar keine besonderen Sachen, ist taktisch aber gut geschult. Eine Leihe wäre ideal, wenn Maehle nicht auf links eingeplant ist und Baku verlängern sollte. Mannschaften, die ein intensives Gegenpressing spielen, könnten jemanden, wie Fischer, immer gebrauchen.
Innenverteidigung
Der beste Wolfsburger Innenverteidiger, der dem Verein auch längst entwachsen ist, ist Maxence Lacroix. Der Franzose ist schnellste, aufbau- und zweikampfstärkste Innenverteidiger im Spiel des VfL Wolfsburgs. Wenn die Mannschaft hochstehen will, kann Lacroix einen großen Raum hinter sich verteidigen, da er auch er mit den schnellsten Bundesligastürmern mithalten kann. Im progressiven Passspiel geht immer nur etwas, wenn Lacroix mal eine Linie des Gegners bricht und auch im direkten Duell in der Luft bzw. am Boden verteidigt er es am besten weg. Das größte Problem des 24-Jährigen ist allerdings von mentaler Natur. Um in Europa ein absoluter Top-Verteidiger zu sein, darf er nicht so oft so unkonzentriert sein, was sich symbolisch auch in seiner Rotsünderbilanz zeigt. Dass Lacroix noch einmal das Trikot des VfLs tragen wird, ist allerdings sehr unrealistisch. Transferexperte Fabrizio Romano hat in jüngster Vergangenheit berichtet, dass der Franzose seinen Vertrag, der im nächsten Sommer ausläuft, nicht verlängern wird und die Führungsriege einen Verkauf anstreben sollte. Ich sehe ihn bei einem Mittelfeldteam in der Premier League, wie Crystal Palace, wo sein Ex-Trainer aus Wolfsburg Oliver Glasner Trainer ist. Daher ist er auch für mich der allererste Abgangskandidat, den man bei jeder Sympathie auf jeden Fall abgeben muss.
Moritz Jenz schaut sicherlich auf eine unbefriedigende erste komplette Bundesligasaison zurück. Trotz des Abstiegs mit seinem Leihclub Schalke 04 ist er mit Rückenwind zu den Wölfen gekommen. Auf Schalke ist er innerhalb von einem halben Jahr zu einer festen Größe in der Innenverteidigung und zum Fanliebling herangewachsen. Beim VfL ist er dann zwischen Bank und Startaufstellung rotiert, obwohl er aus meiner Sicht immer starten müsste. Im Passspiel waren seine Leistungen in Ordnung, im defensiven Duell ebenfalls, aber oft ist er auch wegen seiner Mitspieler in ungünstige Situationen gekommen, die ihn eher weniger gut aussehen lassen haben. Für die zweite Saison traue ich ihm aber einen richtigen Sprung zu. Jenz kann ein guter Bundesligaverteidiger sein, aber alleine die Dreier- oder Viererkette zusammenhalten können nur die Wenigsten. Ein Verbleib von Jenz sollte aber sicher sein.
Sebastian Bornauw hat bei den Wolfsburger Fans keinen leichten Stand. Der Belgier baut zu oft Fehler in sein Spiel ein und hat im Spiel mit Ball eklatante Schwächen, die den Wolfsburgern sogar in der vergangenen Saison wertvolle Punkte gekostet haben. Sein physisch starkes Profil konnte er auch kaum beweisen und wenige Duelle für sich entscheiden. Dazu kommt noch sein zu schlechtes Timing im Nachvorne-Verteidigen, welches in einer Pressingmannschaft, wie dem VfL, schnell zu einem großen Nachteil wird. Anscheinend plant Hasenhüttl entgegen jeglicher Kritik aber mit Bornauw, was auch mit fehlenden Angeboten zusammenhängen kann. Jedoch sollte man Bornauw beim ersten zufriedenstellenden Angebot sofort abgeben, da ich ihm die Qualität, die die Wölfe für ihre Ziele benötigen, nicht zusprechen kann.
Nach einer erfolgreichen EM mit der Schweiz stößt Cedric Zesiger etwas verspätet zur Mannschaft und bekommt eine neue Chance seine letzte Saison zu toppen. Obwohl die erste Bundesligasaison des 26-Jährigen , wie des VfLs gut begonnen hatte, konnte er seine gute Form nicht halten und war nur noch solide. Vom Spielerprofil ist Zesiger natürlich interessant, da er eine unfassbare Physis verbunden mit guter Athletik mitbringt. Im Passspiel und Carrying hat er zwar noch Verbesserungsbedarf. Jedoch ist er darin besser als z. B. Bornauw, mit dem zusammen er in der Kombination nicht sonderlich gut funktioniert hat, da auch der Schweizer das Nachvorne-Verteidigen oft nicht richtig timen kann. In Kombination mit Jenz und einem schnelleren, talentierten Innenverteidiger könnte Zesiger richtig durchbrechen und wichtig für den VfL werden.
David Odogu soll wohl zwischen dem Profikader und U19 pendeln. Der U17-Weltmeister ist seit Langem mal wieder eines der Talente, dem vorausgesagt wird, sich in der ersten Mannschaft des VfL Wolfsburgs zu etablieren. Trotz seines jungen Alters kann der 18-Jährige mit seiner Ruhe und seiner guten Zweikampfführung überzeugen. Um ihm aber in seiner Entwicklung zu helfen, sollte man ihn versuchen in die zweite oder dritte Liga zu verleihen, damit er bei einem Verein erste Profiminuten sammeln kann, die er in der kommenden Saison wahrscheinlich nicht erhalten wird.
Mittelfeld
Mit Kofi Amoako findet man gleich den nächsten Youngster im Wolfsburger Kader, dem ich allerdings nicht langfristig den Sprung in die erste Mannschaft zutraue. Aufgeben sollte man trotzdem nicht und eine Leihe anstreben.
Aster Vranckx ist vermutlich das größte uneingelöste Versprechen im Kader. Der zentrale Mittelfeldspieler, der sowohl defensiv als auch offensiver agieren kann, ist 2021 nach Wolfsburg gekommen und sollte nach Kevin de Bruyne das nächste große belgische Mittelfeldtalent des Clubs werden. Die bisherige Bilanz des Deals ist hingegen ziemlich ernüchternd. Der Spieler bringt zunächst einiges mit. Vranckx kann auf engem Raum Situationen im Eins-gegen-Eins/Zwei, wie kein anderer Mittelfeldspieler, auflösen, bringt eine gewisse Robustheit ins Spiel und überzeugt im direkten Duell. Auf der anderen Seite stehen miserable Passstatistiken und kaum Progression, die er ins Spiel bringt. Aus dem Ausland gibt es wohl einige Interessenten für den 21-Jährigen, mit denen ich an der Stelle der sportlichen Führung sofort gesprächsbereit wäre. Daher steht er in meiner Streichliste auch sehr weit oben.
Mattias Svanberg gilt seit dem Trainerwechsel von Kovac zu Hasenhüttl als einer der Verlierer. Der Schwede, der auch mit einigen Verletzungen zu kämpfen hatte, hat sich unter dem neuen Trainer nicht sonderlich gut integrieren können. Dabei finde ich, dass er gut ins System Hasenhüttls passen würde. Als Box-To-Box-Mittelfeldspieler übernimmt der Schwede im Wolfsburger Pressing eine elementare Rolle. Als solider Zweikämpfer kann er frühe Ballgewinnen sowohl im ersten als auch letzten Drittel erwirken, mit hohem Laufpensum dem intensiven Spiel seinen Stempel aufdrücken und auch offensiv etwas kreieren. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch seine Fähigkeit, die Box zu belaufen und gemeinsam mit den Offensivspielern, wie es sich Trainer Hasenhüttl wünscht, zu fluten. Ich hoffe also, dass Svanberg dem Verein noch mindestens eine Saison erhalten bleibt.
Kapitän Maximilian Arnold müsste als tiefer Spielmacher eigentlich ideal zum Wolfsburger Spiel passen. Auch im Ballbesitz hebt er die Mannschaft mit seinen diagonalen Seitenverlagerungen ein Element, welches kein Spieler im Kader geben kann. Mit seinen Distanzschüssen strahlt er immer eine Gefahr für die Gegner aus und versucht immer Progression ins Spiel. Arnold ist zwar kein typischer Abräumer auf der Sechs, schafft es aber mit einer gewissen Härte im Spiel gegen den Ball präsent zu sein. Einen Kritikpunkt habe ich jedoch trotzdem Arnold vorzuwerfen. In den letzten beiden Saisons verschleppt er zu oft das Tempo und kann Umschaltmomente, wie einst unter Oliver Glasner, nicht richtig einleiten. Eine Stärke Arnolds kann außerdem richtig wichtig werden. In seiner Zeit bei Southampton war Hasenhüttls Mannschaft einer der besten Standardmannschaften der Premier League. Wenn der Coachingstaff gute Ideen hat, welche man Arnolds guten Standards paart, könnte das in der nächsten Saison wieder zu einer Waffe werden.
Yannick Gerhardt wird nach dem Abgang von Koen Casteels der zweitdienstälteste Spieler der Wölfe sein und ist ohnehin zu einem der Fanlieblinge aufgestiegen. Mir kommt außerdem auch seine sportliche Wichtigkeit zu kurz. Gerhardt ist einer dieser spielintelligenten Spieler, der abseits des Balles wichtige Räume beläuft. Gerade mit seinen Tiefenläufen reißt er Lücken für seine Mitspieler oder kommt auch zu eigenen Gelegenheiten Tore zu erzielen. Im Passspiel spielt er keine Traumpässe, aber spielt oft den richtigen und vor allem technisch sauberen Pass. Mit seiner hohen Laufintensität und vielseitigen Einsetzbarkeit ist Gerhardt für mich einer der unverzichtbaren Spieler des Wolfsburger Kaders.
Lovro Majer ist nach seinem Wechsel im letzten Sommer einer der umstrittensten Spieler in der Autostadt. Man muss zustimmen, dass er die bezahlten 25 Millionen Euro bisher nicht wert war. Dennoch finde ich, dass er schlechter gesehen wird, als er tatsächlich gespielt hat. Mit zehn Scorern war er nach Jonas Wind der zweitbeste Scorer in der vergangen Saison und auch seine Leistungen waren immer mindestens in Ordnung. Zumal musste auch jedem VfL-Fan beim Transfer klar gewesen sein, dass Majer nicht mit 90-minütiger Dominanz alleine unser Spiel machen wird, sondern mit einzelnen Momenten weiterhelfen kann. In vielen Fällen hatte der kroatische Nationalspieler auch die richtige Idee eine gefährliche Situation zu erzeugen (0,47 Goal-Creating-Actions pro 90.). Nur seine Mitspieler haben die falschen Laufwege gemacht oder die Bälle zu schlecht verarbeitet. Auch dass er unter Kovac nicht selten auf dem Flügel spielen musste, hat seine Situation nicht verbessert. Ich traue ihm in dieser Saison einen großen Leistungssprung zu, wenn er entweder als Halbraumzehner oder als offensiver Achter eingesetzt wird. Dann kann er nämlich richtig wichtig werden.
Bence Dardai war der zweite Transfer, den die Wolfsburger früh als fix vermelden konnten. Der Sohn Pal Dardais hat also genauso, wie seine Brüder Palko und Marton, den Weg in den Profifußball geschafft und ihm wird sogar das größte Potenzial nachgesagt. Im letzten Drittel kann er aufgrund seiner hohen Spielintelligenz und guten Technik wahrscheinlich nächstes Jahr schon einen Impact haben.
Bennit Bröger könnte, wie Odogu langfristig ein wichtiger Spieler für den VfL werden. Ich sehe ihn in seiner Entwicklung sogar schon etwas weiter als den Innenverteidiger. Technisch ist der Youngster schon auf Profiniveau, muss aber körperlich noch besser werden. In der Vorbereitung spielt er eine große Rolle und es wird sich demnächst entscheiden, inwiefern nächste Saison mit ihm geplant wird. Auch bei Bröger könnte eine Leihe eine Idee sein, um ihm mehr Spielzeit zu garantieren.
Flügelspieler
Kevin Paredes ist in der letzten Saison aufgrund seines großen Einsatzes zu einem Fanliebling geworden. Er scheut sich nicht in unangenehme Duelle zu gehen und hat seine Rolle auf der linken Schiene gefunden. Gegen den Ball weist er solide Statistiken auf und ist im Pressing/Gegenpressing ein wichtiger Faktor für den VfL. Im technischen Bereich sehe ich beim US-Amerikaner allerdings noch einige Mängel. Im Passspiel ist er oft noch zu unsauber oder zu voreilig. Mit seiner unbekümmerten Art ins Dribbling zu gehen und seiner Agilität gleichen sich seine Schwächen jedoch etwas mit den Stärken aus. Langfristig sehe ich Paredes aber als linken Wingback gesetzt.
Jakub Kaminski blickt auf eine zweite Saison zum Vergessen beim VfL Wolfsburg zurück. Unter Kovac musste er seinen Stammplatz einbüßen und bei Hasenhüttl waren seine Chancen auf Spielzeit ähnlich schlecht. Dabei sind Kaminskis Anlagen tatsächlich sehr vielversprechend. Das Problem sehe ich dabei, dass für sein Profil bislang nicht die perfekte Rolle gefunden wurde. Als Winger hat er zu große Defizite im Abschluss und ist ähnlich, wie Paredes etwas unsauber im Passspiel. Die Rolle, die ich also von Anfang an für ihn sehe und die er auch in der Vorbereitung bisher spielt, ist die des Wingbacks. Kaminski ist ein guter Dribbler, spielintelligent und überzeugt mit hoher Workrate. Auch nicht zu missachten ist seine Agilität und sein gutes Tempo, die sein Profil als linker oder rechter Wingback vollendet.
Mit Österreich bei der EM konnte Patrick Wimmer die Überraschung des Turniers werden und auch in Momenten seine Qualität unter Beweis stellen. Nach der Saison 2022/23 war er im Kader der Wölfe einer meiner Lieblingsspieler, da er seit Ivan Perišić der erste Flügelspieler im Club war, der Spaß gemacht hat. An guten Tagen ist er gegen viele Mannschaften der beste Spieler, der auf dem Platz steht. In der Chancenkreation war er in der vorletzten Saison auf einem Level mit der absoluten Playmaker-Elite in Europa. Mit seiner guten Übersicht und Entscheidungsfindung kann er im letzten Drittel sehr wichtig werden. Die österreichische „Gegenpressing-DNA“ trägt er ebenfalls in sich und passt somit auch zum Hassenhüttl-Fußball. Die schlechten Tage gibt es bei Wimmer hingegen auch und verhindern, dass er ein absoluter Elite-Winger in Europa sein kann. An diesen ist er unauffällig und kommt überhaupt nicht ins Spiel. Dass er im letzten Jahr dann noch mit Verletzungen zu kämpfen hatte, hat der Saison der Wölfe ohnehin geschadet. Ich erwarte in der kommenden Saison ein absolutes Breakoutjahr des 23-Jährigen.
Stürmer
Jonas Wind ist in die vergangene Saison überragend gestartet. Nach wenigen Spielen war er auf einem Level mit Harry Kane oder Serhou Guirassy. Auch wenn er diesen Schnitt nicht halten konnte, war er die Lebensversicherung der Wolfsburger. Dabei muss man außerdem erwähnen, dass die Umstände, in denen er Leistung zeigen musste, nicht sonderlich gut waren. Kurz gesagt: Wind hat aus wenig viel gemacht. Immer wenn er sich ins Mittelfeld hat fallen lassen, hat er Räume für seine Mitspieler geöffnet, war überragend darin Bälle festzumachen und konnte wichtige Tore erzielen. Dass ihm aber oft auch gar nicht zugearbeitet wurde, hat Winds Situation in der Autostadt nicht sonderlich erleichtert. Jetzt könnte sich aber einiges ändern, da er mit Amoura im Sturm endlich Verstärkung erhält. Der Däne und Algerier ergänzen sich nämlich hervorragend. Wind gibt keine Tiefe, Amoura gibt Tiefe. Wind ist spielerisch überragend und Amoura benötigt einen Zuarbeiter. Wenn Wind dem VfL erhalten bleibt, könnte diese Doppelspitze sehr viel Spaß machen.
Mohamed Amoura ist die neue Nummer neun beim VfL. Auf Twitter findet ihr schon eine Analyse zum Spieler.
Tiago Tomas wäre einer meiner nächsten großen Abgangskandidaten. Seine Scorerzahlen, die an einer Hand abzählbar sind, werden den Erwartungen, die an ihn gerichtet waren, nicht gerecht und auch sonst spielt der Portugiese nicht die Sterne vom Himmel. Wenn er noch eine Chance erhält, gebe ich sie ihm auch, aber optimistisch bin ich nicht.
Kevin Behrens war der einzige Wintertransfer des Clubs. Niko Kovač hat sich den im September einmalig nominierten Nationalspieler von Union Berlin gewünscht, um einen Stürmer zu bekommen, der die Tiefe belaufen kann und Tore erzielt. Bei einer Bewertung des halben Jahres verneine ich allerdings, dass er das unter Beweis gestellt hat. Ein mageres Tor und ein Assist hat er zum Wolfsburger Klassenerhalt beigesteuert. Behrens Stärke im Kopfballspiel konnte er jedoch zeigen und Angriffe nach langen Bällen einleiten. Eine Trennung nach einem halben Jahr halte ich aber für die beste Lösung.
Was soll man noch groß zu Lukas Nmecha schreiben? Ein Riesentalent, dessen Fußballkarriere von Verletzungen zerstört wird. Rein von den Anlagen könnte er ein zukünftiger Nationalmannschaftsstürmer sein, wird aber, wenn er mal fit ist, von Verletzungen wieder zurückgeworfen. Eine große Rolle traue ich ihm deshalb in der kommenden Saison nicht zu, da eine Rückkehr in Kürze auch nicht absehbar ist.
Bartosz Bialeks Situation ist ein Spiegelbild zu Nmechas: Gute Anlagen, aber zu verletzungsanfällig.
Der Wolfsburger Transfermarkt
Nach den letzten Transferphasen, die mächtig verhauen wurden, muss sich in der Wolfsburger Kaderplanung etwas ändern. Der eingeschlagene Weg junge Spieler zu verpflichten und gewinnbringend weiterzuverkaufen ist nach wie vor die richtige Lösung und ich finde sogar, dass dieser Pfad im letzten Sommer verlassen wurde, indem die falschen etwas älteren Spieler gekauft wurden. Der Kader darf nicht so bleiben, wie er ist. Fest verlassen haben den VfL Koen Casteels (Al-Qadsiah), Felix Lange (SV Meppen), Lukas Ambros (Gornik Zabrze), Luca Waldschmidt (1. FC Köln), Maximilian Philipp (SC Freiburg) und Ulysses LLanez (Ziel unbekannt). Zudem wurden Philipp Schulze (SC Verl), Bartol Franjic (Shaktar Donezk), Vaclav Cerny (Glasgow Rangers), Sturmtalent Dzenan Pecijnovic (Fortuna Düsseldorf) verliehen und die Leihe von Amin Sarr ist ausgelaufen. Nach der letzten Saison erwarte ich allerdings einen größeren Umbruch.
Um diesen Umbau voranzutreiben, würde ich Spieler, wie Maxence Lacroix, Sebastian Bornauw, Nicolas Cozza, Aster Vranckx, Tiago Tomas und Kevin Behrens abgeben. Dazu wäre Ridle Baku aufgrund der Vertragssituation und der Notwendigkeit eines neuen Impulses nicht unantastbar. Eine Leihe würde ich dann zusätzlich noch bei Manuel Braun, Kilian Fischer und Kofi Amoako anstreben. Wenn es um potenzielle Neuzugänge geht, muss Ismael Doukoure vom RC Strassbourg erwähnt werden. Der Defensivspezialist kann als Rechtsverteidiger, Innenverteidiger oder auch auf der Sechs auflaufen. Trotz seinen nicht bestreitbaren Qualitäten würde ich Abstand von einer Verpflichtung nehmen, da der Franzose versucht, einen Wechsel zu erstreiken, was vieles über seinen Charakter aussagt. Dafür habe ich andere Spieler unter die Lupe genommen, die den Wölfen in der kommenden Saison helfen könnten nach Europa zu kommen. Dafür schlage ich einen Rechtsverteidiger, zwei Innenverteidiger und einen offensiv vielseitig einsetzbaren Spieler vor, die noch zum VfL stoßen sollten.
Auf der Rechtsverteidigerposition würde ich einen Backup für Joakim Maehle verpflichten, wenn Ridle Baku den Verein noch verlässt. Als Ersatz hätte ich Ignace van der Brempt auf dem Zettel. Der Belgier hat in der letzten Saison beim Hamburger SV auf sich aufmerksam gemacht. Beim guten Saisonstart war er spielerisch sicherlich der beste Außenverteidiger der 2. Bundesliga und war insbesondere im Spiel gegen den Ball ausgezeichnet. Auch mit dem Ball konnte er besonders im Ballcarrying überzeugen. Dazu kommt ein sauberes Passspiel, eine gute Positionierung und eine solide Flankenqualität. Hinter Maehle könnte er sich in Ruhe entwickeln und ihn mittelfristig ersetzen. Der Belgier ist nach seinem Jahr in Deutschland erst einmal zu seinem Stammverein Red Bull Salzburg zurückgekehrt, könnte aber den Verein sicherlich für einen mittleren einstelligen Millionenbetrag wieder verlassen.
In der Innenverteidigung haben aktuell nur Maxence Lacroix und Moritz Jenz Startelfpotenzial meiner Meinung nach. Lacroix sollte den VfL allerdings noch verlassen und daher werden aufgrund der taktischen Ausrichtung einer Dreierkette noch zwei neue Innenverteidiger benötigt. Jenz kann den rechten Halbraum und den zentralen Innenverteidiger spielen und deshalb sollte ein LIV und ZIV/RIV verpflichtet werden. Als Lacroix-Ersatz würde ich einen meiner Lieblingsinnenverteidiger von Twente Enschede verpflichten. Seitdem ich Mees Hilgers im Sommer 2023 beim Test gegen Schalke 04 live gesehen habe, bin ich ein großer Fan des Niederländers. Er hat in diesem Spiel am Ball, wie ein absolutes Monster gewirkt, was er auch mit seiner Passquote von 88 % bestätigt und auch Progression, die mir damals aufgefallen ist, war keine Eintagsfliege (4,36 Progressive Passes pro 90, 1,52 Progressive Carries pro 90). Körperlich ist der 23-Jährige zwar nicht der Physischste und Größte, aber verfügt über eine richtig gute Athletik. Im direkten Duell am Boden kann Hilgers ebenfalls überzeugen und führt einige Duelle im mittleren Drittel (Top 6 %), was für seine Fähigkeit im Nach-Vorne-Verteidigen spricht. Er würde sich neben Jenz als Halbraumverteidiger einreihen, kann aber auch als Rechtsverteidiger spielen. Sein Marktwert beläuft sich auf 7 Millionen Euro, aber ein wenig teurer wird er auf jeden Fall werden.
Am nächsten Spieler, den ich an den Mittellandkanal lotsen möchte, sind aktuell auch Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart interessiert. Der Grieche Konstantinos Koulierakis von PAOK Saloniki (A. d. R.: Der Transfer war hier noch nicht fix) gilt als Riesentalent und der VfL wäre nicht ohne Konkurrenz, wenn man den 20-Jährigen verpflichten will. Ähnlich, wie Hilgers sehe ich ihn stark am Ball, kann lange Bälle spielen, aber sucht auch flache vertikale Passmöglichkeiten. Ebenfalls kann er als Ballträger agieren und ist im europäischen Vergleich sogar unter den besten drei Prozent in dieser Rubrik. Im Zweikampf zeichnet sich Koulierakis besonders im Luftduell aus, ist jedoch auch stark darin Bälle abzugrätschen. Warum ich gerade ihn beim VfL haben möchte, hängt mit seinem starken linken Fuß zusammen, mit dem er am besten als linker Innenverteidiger spielen kann. Auch seine Torgefährlichkeit bei Standards sollte man beachten, da der Grieche mit seinem guten Kopfballspiel Ziel potenzieller Ecken oder Freistößen werden könnte. Insgesamt ist Koulierakis als moderner Innenverteidiger mit gutem Tempo zu bewerten und ein absolutes No-brainer-Geschäft, da er, wenn er sich normal entwickeln sollte, in wenigen Jahren seinen Wert stark vervielfachen wird.
Als vielseitig einsetzbaren Offensivspieler schlage ich Dominik Marczuk von Jagiellonia Bialystok vor. Der polnische Flügelspieler würde in Wolfsburg auf seine Landsmänner Kamil Grabara und Jakub Kaminski treffen und hat im letzten Jahr eine überragende Saison in der ersten polnischen Liga gespielt. Ähnlich, wie die Wolfsburg Nummer 16 Jakub Kaminski wurde er in der vergangenen Saison Spieler des Jahres der polnischen Ekstraklasa. Mit sechs Toren und 13 Assists hat er die viertmeisten Scorerpunkte und hat seine Fähigkeit als Spielmacher vom Flügel eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sein Spielerpaket ist komplett – er kann ins Eins-gegen-Eins gehen, Tore erzielen und ganz besonders Tore auflegen. Dabei fällt auch eine gewisse Unbekümmertheit auf, da er seine Kreativität vollständig auslebt.
So würde ich den VfL Wolfsburg nächstes Jahr auflaufen lassen
In der Grundformation eines 3-4-2-1 verändert sich bei meiner Aufstellung einiges zum letzten Jahr. Mit Grabara, Hilgers, Koulierakis und Amoura finden sich vier potenzielle Neulinge in meiner Startelf wieder.
Der Aufbau im 3 + 2 bleibt unverändert. In der offensiven Statik werden hingegen Unterschiede zur Grundformation deutlich. Die Wingbacks Kaminski und Maehle schieben in die Offensivlinie vor und sollen Breite geben, wobei sie auch mal ganz in die letzte Linie rücken und beim diagonalen Einlaufen auf einer Höhe mit der Doppelspitze agieren können. Die Doppelsechs möchte ich auch relativ offensiv spielen lassen, da Svanberg die Box mit belaufen soll und Arnold aus dem Rückraum immer für Gefahr sorgen kann. Majer soll direkt aus der Zentrale kreieren und nicht, wie unter Kovac, auf dem Flügel verschenkt sein. Winds Stärken werden endlich mit Amouras Profil an seiner Seite maximiert und er kann in zurückgezogener Rolle die Bälle festmachen und entweder mit seinen Mitspielern kombinieren oder Tiefenläufe einleiten.
Gegen den Ball würde ich in einem 4-4-2 low block agieren. Da man letzte Saison deutlich zu viele Gegentore bekommen hat, sollte auf mehr Stabilität gesetzt zu werden. Kaminski lässt sich in die Viererkette fallen und Hilgers rückt als Rechtsverteidiger etwas nach außen.
Fazit
Beim aufmerksamen Lesen dieser Vereinsanalyse liest man ziemlich wahrscheinlich meine klare Meinung heraus. Vor der letzten Saison bin ich mit einer großen Ladung Optimismus und Euphorie in die Saison gegangen. Ich war so oft, wie noch nie im Stadion für den VfL, bin durch halb Deutschland gereist und das alles nur, um bitter enttäuscht zu werden. Vom Wolfsburger Antifußball unter Kovac, zum plötzlichen Schäfer-Aus, dem Abstiegskampf oder den Protesten aus der Kurve gegen den Aufsichtsrat und die Geschäftsführung. Es war für mich aus Fan-Sicht eine absolute Horrorsaison. Deswegen sollte der Verein, genauso wie ich, mit einer gewissen Demut in die neue Saison gehen. Europa erreicht man nicht, indem man das so oft parodierte Kommerzgeld „entlädt“, sondern jenes wirklich gut ausgibt und einen Kader zusammenstellt, der an einem Strang zieht. Es hat beim VfL Wolfsburg nie an guten, oft sogar überdurchschnittlich guten, Fußballern gefehlt, sondern an der nicht vorhandenen Kaderplanung und fehlenden Spielerphilosophie der sportlichen Führung. Auch, dass Ralph Hasenhüttl meinen VfL jetzt trainiert, stimmt mich positiv, da ich zwischenmenschlich und sportlich überzeugt bin, doch damit wurde erst der erste Schritt in eine hoffentlich bessere Zukunft gegangen, auf den noch einige weitere Schritte folgen müssen. Ich wünsche mir einfach mal ein ruhiges Jahr für meine Wolfsburger. Ein Jahr ohne Abstiegssorgen und konstant ansehnlichen Fußball. Dann würde es vielleicht auch mal wieder klappen, donnerstags die Hymne der Europa oder Conference League in der Volkswagen Arena zu hören.
Zum Redaktionsschluss war die Leihe von Kofi Amoako zum VfL Osnabrück, der Transfer von Mathys Angely und auch die potenzielle Koulierakis-Verpflichtung noch nicht bekannt.