Kevin de Bruyne, Dominik Szoboszlai, Jeremie Frimpong und Erling Haaland haben alle etwas gemeinsam: Sie sind alle im Winter ins deutsche Oberhaus gewechselt und schauen auf eine erfolgreiche Zeit in der Bundesliga zurück.
Auch in Kürze steht das Wintertransferfenster wieder bevor – einige Clubs müssen nach einer schwachen Hinrunde handeln, andere planen, sich im Kampf um Europa oder die Meisterschaft zu verstärken. Diese Gelegenheit habe ich genutzt, um für jeden Verein ein paar passende Neuzugänge vorzuschlagen.
1. Bayer 04 Leverkusen
Leverkusen ist nach einem der besten Saisonstarts in der Geschichte der Bundesliga in diesem Jahr ein klarer Meisterschaftsfavorit und kann in diesem Jahr den allseits bekannten Vizekusen-Fluch loswerden. Trotz der positiven Punkte gibt es noch einige Fragezeichen. Leverkusen wird vom Afrika-Cup betroffen sein, was bedeutet, dass Spieler wie Kossounou und Tapsoba fehlen werden. Ich denke jedoch, dass diese Ausfälle mit Hincapie und Stanisic kompensiert werden können. Eine Position bereitet mir jedoch größere Bedenken.
In unserem Podcast kritisierten wir zuletzt Lukáš Hrádecký, der leider zu oft Fehler in seinem Spiel macht. Obwohl der Finne in Europa zu den besten 15 % beim „Post-shot-xG-minus Goals allowed“ gehört, hat er zum Beispiel gegen Hoffenheim eindeutig ein Gegentor verschuldet und müsste auf absolutem Top-Level besser im Spielaufbau sein. Wenn Leverkusen wirklich Meister werden möchte, sollte Simon Rolfes meiner Meinung nach Geld in die Hand nehmen und einen neuen Torhüter verpflichten.
Dabei bin ich auf Marco Bizot von Stade Brest gestoßen. Der 32-jährige Niederländer hat in dieser Saison bereits dreimal die Null für den Tabellenneunten der Ligue 1 gehalten. Er gehört zu den besten 3 % beim PSxG-GA und ist sowohl bei kurzen als auch bei langen Pässen besser im Spielaufbau als der derzeitige Schlussmann. Zudem würde ein Transfer von Bizot die Zukunft des Leverkusen-Torwarts Matej Kovar, der im Sommer von Manchester United verpflichtet wurde, nicht beeinträchtigen.
2. FC Bayern München
Was die klare Baustelle beim deutschen Rekordmeister ist, sollte inzwischen jedem Fußballfan klar sein: Tuchel und der FC Bayern wollen eine Holding Six haben, damit Kimmich eine offensivere Achter-Rolle einnehmen kann. Meine absolute Wunschlösung hat der FC Bayern verpasst, da man sich im Rennen um Manuel Ugarte, der zu Paris Saint-Germain gewechselt ist, zu wenig bemüht hat.
Es ist klar, dass der FC Bayern eine weitere Offensive starten wird, um Joao Palhinha vom FC Fulham nach München zu holen. Allerdings wird dieser sehr teuer werden und der FC Bayern muss auch im Hinblick auf die Kadertiefe aktiv werden. Deswegen habe ich nach kostengünstigeren Lösung gesucht.
In alter Barça oder Real-Manier bin ich in der brasilianischen Liga fündig geworden und habe mit Gabriel Moscardo den optimalen Bayern-Sechser gefunden. Natürlich gäbe es Zweifel, ob der Brasilianer eine Soforthilfe wäre, aber wenn man dort nicht seine Chance nutzt, wird man in meinen Augen dabei zusehen müssen, wie Moscardo in den nächsten Jahren zu einem der besten Sechser der Welt heranreift. In allen relevanten Defensivstatistiken ist der erst 18 Jahre alte Brasilianer, der zum Stammpersonal bei Corinthians gehört, mindestens in den besten 15 % vertreten und hat das optimale Abräumerprofil, was den Bayern noch fehlt. Dass Transfers von Youngsters funktionieren, beweist Bayern-Stürmer Mathys Tel in diesem Jahr und wäre, wenn man Harry Kane nicht verpflichtet hätte, sicherlich Stammspieler. Also rate ich den Bayern, vertraut in euer Scouting, beweist Geschick und verpflichtet einen vielversprechenden Spieler.
3. VfB Stuttgart
Dass der VfB Stuttgart nach der letztjährigen Relegation nach elf Spieltagen auf dem dritten Tabellenplatz steht, haben die Wenigsten erwartet. Der Großteil der Neuzugänge konnte bisher überzeugen und die erste Elf könnte die Schwaben wirklich ins europäische Geschäft führen. Daher sollte Fabian Wohlgemuth den Kader eher in der Breite verstärken und einen Backup für Atakan Karazor verpflichten, da man aktuell mit ihm und Angelo Stiller etwas dünn besetzt ist.
Dabei muss man eine kostengünstige Option im Auge haben, da der VfB nicht die finanziellen Möglichkeiten eines typischen Europa-Aspiranten hat. Mit einem Marktwert von zwei Millionen Euro ist Charles Vanhoutte von Royal Union St. Gilloise ein interessanter Kandidat für die Überraschungsmannschaft der Hinrunde. Der 25-Jährige imponiert mit guter Arbeit gegen den Ball und gewinnt 5,42 Zweikämpfe pro 90 Minuten und hat eine solide Passquote von 82,5 %. Ebenfalls interessant ist auch, dass er auf den ersten Blick brauchbar mit Ball zu sein scheint. Kreativität von der Sechs ist immer interessant, besonders im System vom VfB Stuttgart, der die drittbesten PPS against (Passes per possesion) nach Spitzenreiter Leverkusen und Verfolger Bayern München spielt.
Mannschaft | PPS |
---|---|
1. Bayer 04 Leverkusen | 6,69 |
2. FC Bayern München | 6,28 |
3. VfB Stuttgart | 5,67 |
4. Eintracht Frankfurt | 5,41 |
5. RB Leipzig | 4,97 |
4. RB Leipzig
RB Leipzig hat meiner Meinung nach kein Bedarf nachzulegen, sondern sollte eher darauf setzen, den Kader auszudünnen, um auch die Zufriedenheit der Spieler möglichst hochzuhalten.
5. Borussia Dortmund
Im Mai noch die Meisterschaft verspielt und jetzt unter den Erwartungen. Der BVB hat es innerhalb weniger Jahre geschafft, vom spannenden jungen Team, welches zuverlässig das nächste große Talent herausgebracht hat, zum Auffangbecken für deutsche Nationalspieler zu werden, die den Borussen langfristig nicht helfen werden. Beim BVB muss es ein Umdenken und Umbesetzen sowohl in der Führungsriege als auch der Trainerbank geben. Aber auch eine Rückkehr zur alten Transferphilosophie muss angesteuert werden, um wieder der zweitgrößte Verein Deutschlands zu sein.
Die größte Baustelle ist die Rechtsverteidigerposition, die man seit dem Abgang von Achraf Hakimi nie so wirklich schließen konnte. Beim AS Monaco macht der Brasilianer Vanderson auf sich aufmerksam und konnte bereits zwei Scorerpunkte für die Monegassen auflegen. Vanderson interpretiert seine Rolle sehr offensiv und schaltet sich gerne auf dem rechten Flügel in Offensivsituationen ein. Seine ca. 3 Shot-Creating-Actions sind für einen Außenverteidiger überdurchschnittlich, aber auch am Boden ist er in puncto Defensivarbeit stabil unterwegs. Der BVB müsste allerdings spätestens diesen Winter die Bemühungen intensivieren, weil es nicht sicher ist, wie lange Vanderson noch verfügbar für Dortmund sein wird.
6. TSG 1899 Hoffenheim
Nach sechs Siegen aus elf Spielen stabilisierte Pellegrino Mattarazo die Sinsheimer nicht nur, sondern führt sie Stand jetzt auf einen Platz, der für das europäische Geschäft ausreichen würde. Eine Entwicklung, welche die wenigsten vor der Saison erwartet hätten. Auch die alte TSG-DNA, bei der junge entwicklungsfähige Spieler nach Sinsheim geholt wurden, findet sich in der heutigen Transferstrategie nicht wieder. Allerdings würde ich dem Geschäftsführer Sport Alexander Rosen raten, teilweise wieder diesen Weg einzuschlagen, damit der Erfolg in gewisser Form nachhaltig sein kann.
Die großen Baustellen im TSG-Kader gibt es eigentlich nicht. Jedoch sollte einem bewusst sein, dass Hoffenheim neben einem 32 Jahre alten Kevin Vogt keinen aufbaustarken Innenverteidiger im Kader hat und man sich deswegen mit dem Spieler Adamo Nagalo beschäftigen sollte. Der 21-jährige vom FC Nordsjælland ist, wenn seine Mannschaft den Ball hat, einer der besten Innenverteidiger der dänischen Superliga. Seine Passquote von über 92,1 % und seine 80 % erfolgreiche Dribblings sprechen für sich, aber auch nach dem Anschauen von Videomaterial fällt sofort auf, dass Nagalo technisch auf einem sehr hohen Niveau ausgebildet wurde und über ein gutes Spielverständnis verfügt. Im Gegenpressing antizipiert er oft genau richtig, wie er anlaufen oder sich positionieren muss. Seine Fähigkeiten qualifizieren den Nationalspieler Burkina Fasos für einen nächsten Karriereschritt – und warum nicht in der Bundesliga bei der TSG, um mit Ozan Kabak und John Anthony Brooks die Dreierkette Matarazzos zu bilden?
7. Eintracht Frankfurt
Nach dem Abgang von Randal Kolo Muani im Sommer sollte klar sein, auf welcher Position die Eintracht im Winter nachlegen sollte. Man hat eine Menge Geld, die Eintracht beginnt unter dem neuen Trainer Dino Toppmöller jetzt auch noch Leistung zu zeigen und man ist eines der spannendsten Fußball-Projekte Europas. Man möchte seinen Kader weiterentwickeln und das wird gelingen, wenn man in der kommenden Transferphase einen echten Neuner verpflichtet. Zuletzt wurde viel berichtet, dass die Frankfurter starkes Interesse an Rafiu Durosinmi von Viktoria Pilsen hat.
Ein wirklich interessantes Profil sehe ich aber auch bei Jørgen Strand Larsen vom spanischen Erstligisten Celta Vigo. Wenn man ihm beim Spielen zusieht, erinnert er an seinen Landsmann Erling Haaland. Er kommt in dieser Saison zwar erst auf vier Treffer, ist für mich aber rein von den Anlagen eine rohe Gewalt. Eine Körpergröße von 1,92 m, Gewicht von 87 kg und sehr temporeich wären das perfekte Profil für den Sturm der Adler und das System Dino Toppmöllers, wo außerdem noch zu erwähnen ist, dass er technisch auch richtig stark ist. Außerdem könnte er wegen seines guten Kopfballspiels optimal zur Eintracht passen.
Wegen seines kompletten Paketes wünsche ich mir ihn endlich bei einem spannenden jungen Team, weil man beim ersten Scouting bereits erkennt, wie viel noch in ihm steckt und ich denke, dass er Frankfurt bei der Etablierung in der Top-6 der Liga helfen kann und man mit einem jetzt schon etablierten Topstürmer, Omar Marmoush die Perspektive verbauen würde.
8. SC Freiburg
Beim Sportclub gibt es selten eine richtige Baustelle, da sie oft einfach die völlig richtigen Transfers machen. Allerdings fehlt mir seit Jahren ein offensiver Unterschiedsspieler im zentralen Mittelfeld, der Vincenzo Grifo auf dem Flügel etwas Last abnimmt. Ein offensiver Achter ist also gesucht, der im Mittelfeld das Spiel verändert und Grifo und Dōan auf den Außen und einen Stürmer, wie Höler, Adamu oder Gregoritsch in Szene setzen kann.
Warum sollte man es nicht mal bei Muhammed Cham von Clermont Foot versuchen? Der 23-jährige Österreicher kennt Deutschland schon wegen seiner Vergangenheit beim VfL Wolfsburg und Hannover 96 in der Jugend und wäre der optimale offensive Achter vor Höfler und neben Eggestein. Er ist ein hervorragender Passspieler und antizipiert Räume optimal, was sich besonders bei seinen Statistiken aus der letzten Saison zeigt. In der Statistik Key Passes rankte er im vergangenen Jahr unter den besten 15 Prozent in Europa und auch beim Carrying hat er Topwerte, die für ihn sprechen (besser als 93,1 %). Außerdem hat er es bereits in den Kader der österreichischen Nationalmannschaft geschafft. Auch Ralf Rangnick lobte ihn vor seiner ersten Nominierung im September 2022:
Cham ist seit Wochen Stammspieler bei Clermont und einer der wenigen Spieler, die im Tempodribbling nicht nur in ein, zwei Spieler reingehen, sondern auch vorbeikommen.
Ralf Rangnick über Cham vor seiner ersten Nominierung für Österreich im September 2022
9. FC Augsburg
In diesem Jahr traf es den FC Augsburg – die erste Trainerentlassung der neuen Bundesligasaison betraf Enrico Maaßen. Er musste seinen Stuhl für den Dänen Jess Thorup räumen, der in jedem Spiel punktete und den FCA mit neun Punkten von Rang 15 auf 10 führte. Der zweimalige dänische Meistercoach ist meiner Meinung nach eine ideale Lösung für die Fuggerstädter. Er ist endlich der richtige Mann an der Seitenlinie und im Verein, um den eingeschlagenen Weg mit interessanten Spielern fortzusetzen.
Im Winter sollte der FC Augsburg auf der Linksverteidigerposition nachlegen, da ich Mads Pedersen als fehleranfällig betrachte. Josh Doig konnte im letzten Jahr mit seinem Club Hellas Verona knapp den Abstieg verhindern. Dabei erzielte der Schotte zwei Tore und legte vier vor. Er sucht oft nach Möglichkeiten, sich mit guten Doppelpässen in Steil-Klatsch-Situationen offensiv einzuschalten. Er scheut sich nicht, in den Strafraum zu gehen und entweder selbst abzuschließen oder einen Kollegen einzubeziehen. In der laufenden Saison kann der Schotte zwar bisher nicht überzeugen, machte aber im letzten Jahr in Europa auf sich aufmerksam. Im Bereich Ballcarrying ist der Schotte mindestens durchschnittlich, und in der Kategorie Goal-Creating-Actions gehört er zu den besten sieben Prozent der Serie A-Außenverteidiger. Mit 1,53 erfolgreichen Dribblings pro 90 Minuten zeichnet sich Doig aus. Ich sehe ihn zwar am stärksten als Wingback in der Fünferkette, traue ihm aber auch in der Viererkette links eine offensive Rolle zu.
10. Borussia Mönchengladbach
Borussia Mönchengladbach durchlebt eine Zeit des Umbruches. Nils Schmadtke ist inzwischen Sportdirektor, Roland Virkus offenbar ein Sportchef mit einer Vision und Gerardo Seoane ein Coach, der Gladbach nach einem schwachen Start stabilisieren konnte. Gladbach wurde besonders im letzten Jahr viel von mir kritisiert, aber inzwischen habe ich trotz meiner Bedenken bei Gerardo Seoane wieder ein positives Gefühl beim Club vom Niederrhein.
In meinen Augen benötigt die Borussia definitiv jemanden, der Marktwertentwicklung verspricht, um den eingeschlagenen Weg zu verfolgen und langfristig wieder den Weg nach oben gehen zu können. Eine Schwachstelle, welche mir im Kader aufgefallen ist, ist die linke offensive Seite. Das gesuchte Profil wäre ein schneller Tempodribbler, der für Seoane so etwas, wie Moussa Diaby aus seiner Leverkusen-Zeit sein kann. Mit fünf Scorerpunkten aus elf Spielen, 5,48 progressive Carries pro 90 Minuten, 0,25 xA pro Spiel und 3,36 erfolgreichen Dribblings hat mich Osame Sahraoui vom SC Heerenveen überzeugt. Man kann an seinen Stats klar ablesen, dass er mein gewünschtes Profil erfüllt und der Offensive von Gladbach ein ganz neues Element geben kann. Mit einem Marktwert von 5 Millionen Euro ist der Norweger ein interessanter Spieler, der die linke Seite der Fohlen auffrischen kann.
11. VfL Wolfsburg
Nachdem man in der Autostadt im vergangenen Sommer bereits 72 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben hat und nach zwölf Spielen auf Rang 8 steht, kann man eigentlich nicht so unzufrieden sein. Allerdings kamen in den vergangenen Wochen sogar Trainerdiskussionen um Coach Niko Kovač auf, die man nach Auftritten, wie gegen Gladbach, völlig verständlich führen sollte. Aber auch andere Personalien waren nicht völlig unumstritten.
Koen Casteels verlängert seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht und auch der FC Bayern soll den belgischen Nationalkeeper wenigstens mal auf dem Zettel haben. Außerdem fiel der Noch-Wölfe-Schlussmann in diesem Jahr auch häufiger schon mal aus – die Option hinter Casteels hört auf den Namen Pavao Pervan, der seinen Job in den Spielen ausbaufähig machte. Jetzt hat man schon einen Casteels Ersatz fest verpflichtet, den man mit einer Option sogar bereits im Winter holen könnte:
Kamil Grabara, Torwart des FC Kopenhagen, sollte der VfL schon im Winter an den Mittellandkanal holen, um die Torwartposition in der Breite und der Qualität wieder besser aufzustellen. Der beim FC Liverpool ausgebildete Torhüter hält starke 69 % der Schüsse auf sein Tor und fällt besonders wegen seines Körperbaus (1,95 m und physisch stark) auf. Bekannt geworden ist er wegen des Champions League-Spiels im letzten Jahr gegen Manchester City und seinem herausragenden Spiel gegen Erling Haaland.
12. VfL Bochum
Der VfL Bochum ist in diesem Jahr, ebenso wie während der gesamten Amtszeit von Thomas Letsch, äußerst schwer zu besiegen. Die Mannschaft gibt auf dem Platz 90 Minuten lang alles und ist ein unangenehmer Gegner. Im Sommer wurde Felix Passlack als Außenverteidiger verpflichtet, um Cristian Gamboa herauszufordern. Bisher hat der ehemalige Dortmunder das aber nicht geschafft. Daher sollte man darüber nachdenken, ob man nicht einen neuen Rechtsverteidiger „anne Castroper“ holen sollte.
Dabei bin ich auf einen alten Bekannten aus der Bundesliga gestoßen, der früher beim FC Ingolstadt unter Vertrag stand. Florent Hadergjonaj könnte nach seinen Stationen in England und der Türkei wieder für ein deutsches Team spielen, und er wäre einem Wechsel nicht abgeneigt. Bei Alanyaspor ist er nicht mehr so gesetzt wie in der letzten Saison, in der er primär durch progressive Pässe und starke Zweikampfführung überzeugte – Eigenschaften, die für den Spielstil von Thomas Letsch essenziell sind. Übrigens ist er im Vergleich zu Cristian Gamboa insgesamt der bessere Spieler.
13. SV Werder Bremen
Viele Bundesliga-Enthusiasten waren sich sicher, dass Werder Bremen eine schwierige Saison bevorsteht, nachdem Niclas Füllkrug nach Dortmund gewechselt ist. Obwohl man mit Deman und Lynen spannende Spieler an die Weser geholt hat, wurde das verflixte zweite Jahr nach dem Aufstieg als Anzeichen dafür genommen, dass Bremen möglicherweise gegen den Abstieg kämpfen könnte. Nach zwölf Spieltagen steht das Team jedoch auf dem 12. Platz und kann zufrieden sein.
Jiri Pavlenka ist nicht mehr die unumstrittene Nummer eins der Werderaner und wird die Bremer im Sommer nach Vertragsende oder sogar schon im Winter verlassen, um noch eine kleine Ablösesumme zu erhalten. Der Tscheche wurde bereits von Michael Zetterer abgelöst, aber ich würde ihn lieber als Backup für einen neuen Torhüter einplanen.
Anstelle von Bremen würde ich versuchen, Nick Olij von Sparta Rotterdam als Torhüter zu verpflichten. Der 28-Jährige hat in dieser Saison bereits dreimal zu Null gespielt und nur 18 Gegentore kassiert. Er stammt aus der Jugend von AZ Alkmaar und ist über zwei Zwischenstationen in den Niederlanden im vergangenen Sommer bei Rotterdam gelandet. Seine Stärke sind definitiv seine starken Reflexe. Bei Schüssen, bei denen andere Torhüter bereits geschlagen wären, reagiert er schnell und fischt den Ball herausragend heraus. Das erinnert stark an Pavlenka. Warum also nicht mit dem Stammtorwart der letzten Jahre weitermachen? Der klare Vorteil von Olij ist sein gutes Passspiel, möglicherweise sogar überragendes Passspiel, was den Aufbaumöglichkeiten des Teams von Ole Werner völlig neue Optionen eröffnet. Besonders bei langen Pässen über 40 Meter kommen fast die Hälfte aller Pässe an. Damit wäre er sofort unter den besten Torhütern der 1. Liga vertreten.
14. 1. FC Heidenheim
Von vielen wird natürlich der VfB Stuttgart als Überraschungsmannschaft der Liga benannt, jedoch sollte man auch den 1. FC Heidenheim auf dem Zettel haben. Nur die wenigsten werden geglaubt haben, dass die von Frank Schmidt gecoachte Mannschaft zu diesem Zeitpunkt der Saison so gut da steht. Die Spielphilosophie beruht sehr auf den Eigenschaften Kampf, Athletik und Physis, was man auch daran erkennt, dass Heidenheim bei der Laufdistanz aller Bundesligisten Erster ist und man sich bei Sprints und intensiven Läufen nur hinter dem VfL Wolfsburg einreihen muss.
Mannschaft | Laufdistanz in km |
---|---|
1. 1. FC Heidenheim | 1593 |
2. TSG 1899 Hoffenheim | 1587,9 |
3. 1. FC Köln | 1565,5 |
4. VfL Wolfsburg | 1556,2 |
5. 1. FSV Mainz 05 | 1548,9 |
Offensiv läuft bei Heidenheim viel über Jan-Niklas Beste, der Bremer Leihgabe Eren Dinkçi und Tim Kleindienst. Auch dahinter gibt es noch Optionen wie Marvin Pieringer. Jedoch ist man in der Innenverteidigung sehr dünn besetzt und dort könnte man vielleicht noch einen Spieler an die Brenz holen.
Kenneth Schmidt schafft es in der laufenden Saison nicht auf sonderlich viel Spielzeit in Freiburg zu kommen und sollte per Leihe eine Option für Clubs wie Heidenheim sein. In seinen Einsätzen in der Bundesliga und sogar im Europapokal gegen Juventus Turin war die Passquote des U-Nationalspielers im Schnitt bei ca. 89 %. Außerdem wäre er Linksfuß und passt somit neben Innenverteidiger Patrick Mainka. Sonst bringt Schmidt auch noch eine gute Athletik mit und kann die Tempodefizite der restlichen Viererkette ausgleichen. Die Leihe wäre ein Win-Win-Win-Deal, da Heidenheim einen jungen aufstrebenden Verteidiger bekommt, der Spieler auf Top-Niveau eine Chance bekommt und Freiburg zur Saison 2024/25 einen Schmidt mit einem halben Jahr mehr Bundesligaerfahrung, der Manuel Gulde mittelfristig ersetzen kann, zurückbekommt.
15. 1. FC Köln
Der 1. FC Köln musste im Sommer eine der herausforderndsten Transferphasen in der Vereinsgeschichte verkraften. Eine der größten Vereinslegenden, Jonas Hector, beendete seine Karriere. Ellyes Skhiri, einer der Schlüsselspieler des „Effzehs“, verließ den Verein, und auch Timo Horn, eine wichtige Persönlichkeit in der Kabine, ging. Diese Spieler wurden durch Leart Paqarada (ehemals FC St. Pauli), Jacob Christensen (ehemals FC Nordsjælland) und Philipp Pentke (TSG 1899 Hoffenheim) ersetzt. Abgesehen von diesen drei Neuzugängen hat bislang keiner der Neuverpflichtungen vollkommen überzeugt.
Der 1. FC Köln muss insbesondere im Angriff nachlegen und verfügt im Winter über etwa 4 Millionen Euro, da der Kader auch ausgedünnt werden und dies das Budget erhöhen soll. Ein Stürmer neben Davie Selke wird gesucht, da sein Backup Steffen Tigges in dieser Saison noch kein Tor erzielt hat. Man könnte auf das Sturm-Talent Justin Diehl setzen, jedoch gibt es intern Streitigkeiten, da Diehl seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern möchte und er es sich dadurch offenbar mit Trainer Steffen Baumgart verscherzt hat.
Köln sollte also einen neuen Stürmer verpflichten, und der Name Dennis Eckert Ayensa muss in Köln diskutiert werden. Der aktuelle Torjäger des belgischen Erfolgsvereins Union St. Gilloise spielte bereits in der Jugend beim „Effzeh“, bevor er über Aachen, Gladbach, Celta Vigo, Excelsior Rotterdam und Ingolstadt in Belgien landete. Der gebürtige Bonner könnte eine ideale Lösung für das Offensivproblem der Kölner sein, da er ein vielseitiges Profil mitbringt. In der laufenden Saison hat er bereits acht Tore wettbewerbsübergreifend erzielt und zudem ein weiteres Tor vorbereitet. Aufgrund seines Spielprofils könnte er perfekt neben Davie Selke spielen, da er sowohl spielerisch eingebunden werden kann als auch allein in der Spitze agieren kann. Interessant ist auch, dass er seine erwarteten Tore (npxG) weder über- noch unterperformt, was ein Hinweis darauf sein kann, dass Eckert Ayensa seine aktuellen Leistungen beibehalten kann. Es bleibt jedoch fraglich, ob der 1. FC Köln überhaupt noch eine Chance hat, den 26-jährigen Senkrechtstarter, zu dem klare Parallelen zu Deniz Undav bestehen, zu verpflichten. Es ist auch vorstellbar, dass Vereine wie Wolfsburg, Gladbach oder Frankfurt ebenfalls Interesse haben. Der anvisierte Preis von 3 bis 5 Millionen Euro würde immerhin perfekt zum Budget des 1. FC Köln passen.
15. SV Darmstadt 98
Ähnlich wie der 1. FC Heidenheim überrascht auch der zweite Aufsteiger in dieser Saison. Der SV Darmstadt steckt zwar tief im Abstiegskampf, aber die Frage ist, wer Darmstadt nicht als abgeschlagenen Tabellenletzten zu diesem Zeitpunkt der Saison gesehen hat.
Die besten Torschützen der Lilien in dieser Saison sind Tobias Kempe, Marvin Mehlem und Tim Skarke. Sie alle sind keine Stürmer und können Philipp Tietz, der im Sommer zum FC Augsburg gewechselt ist, nicht ersetzen. Außerdem befindet sich Darmstadt mit 14,88 erzielten Toren (regulär 15) auf dem letzten Platz in der xG-Tabelle. Wenn Darmstadt als absoluter Außenseiter in der Liga bleiben will, muss das Team in dieser Statistik eine deutliche Überleistung zeigen. Hier könnte es hilfreich sein, einen treffsicheren Stürmer nach Südhessen zu holen.
Mannschaften | Tore (real erzielt) | xG |
---|---|---|
15. 1. FSV Mainz 05 | 12 | 16,25 |
16. 1. FC Heidenheim | 18 | 15,94 |
17. 1. FC Union Berlin | 12 | 15,25 |
18. SV Darmstadt 98 | 15 | 14,88 |
Welche Qualitäten sollte ein neuer Stürmer unbedingt mitbringen? Kopfballstärke, Präsenz im Strafraum und ein gewisses Tempo, das gut zum Spielstil von Darmstadt passt. Zuerst dachte ich an Lucas Alario, bei dem man eine mögliche Leihe hätte anfragen können, aber es ist anzunehmen, dass er bei Eintracht Frankfurt ein zu hohes Gehalt bekommt. Deshalb bin ich auf Sebastian Polter gekommen. Er hat eine ähnliche körperliche Statur wie Phillip Tietz, ist stark in der Luft und kennt den Abstiegskampf aus seiner Zeit in Bochum. In der Saison 2021/22 hat er sogar zweistellig getroffen und könnte das Defizit auf der Position des Mittelstürmers beheben.
17. 1. FSV Mainz 05
Hätte man vor der Saison jemandem gesagt, dass Bo Svensson die Saison bei Mainz nicht fortsetzt, hätte wahrscheinlich der Großteil dies als Witz betrachtet. Aber nein, inzwischen ist Jan Siewert Trainer der 05er und man muss sich nach einem der schwächsten Saisonstarts seit Jahren nach unten orientieren. Jetzt beginnt eine neue Ära in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt mit einem neuen Trainer. Siewert wird vermutlich zunächst bis zur Winterpause den Cheftrainerposten bekleiden und dann werden die Bosse Martin Schmidt und Christian Heidel entscheiden, ob man Siewert fest anstellt oder U19-Erfolgscoach Benjamin Hoffmann befördert.
Kadertechnisch ist klar, dass es in der Innenverteidigung während der laufenden Saison häufig verletzungsbedingt zu Rotationen gekommen ist, was zu einem erheblichen Qualitätsverlust in der gesamten Defensive geführt hat. Dann holte man Josuha Guilavogui vom freien Markt als Reaktion auf die Verletzung von Hanche-Olsen. Allerdings verletzte sich der ehemalige Wolfsburger direkt im ersten Spiel und man war wieder unterbesetzt. Im Winter muss man sich also verstärken:
Die Scouts des 1. FSV Mainz 05 sollten auf jeden Fall den südkoreanischen Markt im Auge behalten und Ju-sung Kim vom FC Seoul beobachten. Der linke Fuß des 22-jährigen Nationalspielers Südkoreas wäre wahrscheinlich sofort als linker Halbraumverteidiger in der Dreierkette der Mainzer gesetzt und könnte auch zur Weiterentwicklung des Mainzer Spiels beitragen, da er aufgrund des ballbesitzorientierten Spiels des FC Seoul genau weiß, wie man als Mannschaft mit dem Ball agiert. Dies zeigt sich insbesondere in seiner beeindruckenden Passquote von 91 Prozent und seiner starken Leistung von rund 60 Prozent bei langen Bällen, die im Spiel des FSV essenziell werden könnten. Kim verfügt auch über eine ordentliche Geschwindigkeit, was er als Ersatz für Leitsch definitiv mitbringen muss.
18. 1. FC Union Berlin
Union Berlin ist die Überraschungsmannschaft der Bundesliga, wie immer: Allerdings dieses Mal im negativen Sinne. Urs Fischer ist nicht mehr Trainer der Köpenicker und der Kroate Nenad Bjelica ist sein Nachfolger. Fragen, ob jetzt ein Umbruch bevorsteht und ob Oliver Ruhnert über den Sommer in Berlin bleibt, beschäftigen den Club aus der Hauptstadt.
Was den mvpclub hier besonders beschäftigt ist, was Union im Januar auf dem Transfermarkt vorhat. Nachdem man sich erstmals seit Max Kruses Abgang mit Brenden Aaronson, einem kreativen Mittelfeldspieler von Leeds United, verstärkt und dieser bisher nicht überzeugt hat, sollte man zuerst über das Ende der Leihe des US-Amerikaners verhandeln und anschließend einen Ersatz verpflichten.
Der gefundene Ersatz und Unterschiedsspieler ist kein Unbekannter auf unserer Website. Vor etwa neun Monaten habe ich Mainz 05 diesen Spieler empfohlen und jetzt sollte er endlich den UD Almería in Richtung Bundesliga verlassen. Lucas Robertone ist der ideale Spieler für Union Berlin. Die Stürmer haben meiner Meinung nach die nötige Qualität, bekommen aber viel zu wenig Gelegenheiten, da die Bälle fast ausschließlich vom Flügel in die Box gelangen und Union nach Jahren des gleichen Offensivkonzepts einfach zu vorhersehbar ist. Robertone würde dem Offensivspiel der Eisernen ein ganz neues Element bringen und das Mittelfeld in ihrer Chancenerstellung auf ein anderes Level heben. Bei Almería ist er der mit Abstand beste Offensivspieler, und auch im europäischen Vergleich brauch sich der Argentinier nicht zu verstecken (Top 1 % bei Assists). Robertone passt außerdem gut ins System von Union, da er trotz seiner schwächeren Statur sehr engagiert gegen den Ball arbeitet.