Kein Verein in Deutschland hat eine solch steile Entwicklung in den letzten zehn Jahren hingelegt wie Eintracht Frankfurt. Begonnen hat dieser Weg mit Niko Kovač, Fredi Bobic und Ben Manga, führte dann über Adi Hütter und Markus Krösche und wurde mit dem bisherigen Höhepunkt – dem Europa League-Titel – unter Oliver Glasner gekrönt. Aktuell ist Dino Toppmöller Trainer der SGE und blickt bisher auf eine starke Saison mit den Adlern zurück.
Auch auf wirtschaftlicher Ebene spielt Frankfurt inzwischen in der deutschen Spitzenklasse mit. Der Verein kann problemlos bis zu 80 Millionen Euro pro Saison in den Kader investieren, da die Einnahmen so deutlich gestiegen sind. Setzt sich diese Entwicklung fort, wird die Eintracht weiter zu Vereinen wie dem BVB aufschließen – falls dies nicht bereits geschehen ist.
Führungsetage, Trainer und Spielsystem: Mit Toppmöller in die Champions League?
Nach der starken Arbeit von Fredi Bobic als Sport-Vorstand konnte Markus Krösche, davor beim SC Paderborn und RB Leipzig tätig, die Erfolgsgeschichte noch weiter ausbauen. Durch kluges Verkaufsgeschick und exzellentes Scouting erreichte der Kaderwert Dimensionen, die vor zehn Jahren für Frankfurt-Fans unvorstellbar gewesen wären. Eine weitere Verstärkung erhielt das Team um Krösche zum Jahreswechsel durch Pirmin Schwegler, der nicht nur als ehemaliger Frankfurt-Spieler, sondern auch Scout-Erfahrung beim FC Bayern und eine Führungsposition bei der TSG 1899 Hoffenheim aufzuweisen hat.
Nach der letzten Saison wurde der frühere Co-Trainer des deutschen Nationaltrainers Julian Nagelsmann und Sohn von Klaus Toppmöller berechtigt angezählt. Die Saison beendeten die Adler zwar auf Platz sechs, konnten aber mit langweiligem Fußball nicht sonderlich überzeugen. In dieser Saison zeigt die Mannschaft unter Führung des 44-Jährigen ein anderes Bild.
Frankfurts Grundordnung mit Ball
Toppmöller stellt Frankfurt äußerst flexibel auf. Die Adler spielen entweder im 3-4-3-System mit Halbraumzehnern oder im 4-4-2, wobei sie dann zwischen 3-2- oder 2-3-Aufbau variieren können. Die Eintracht verfolgt dabei das Ziel, den Ball schnell von der Defensive ins letzte Drittel zu befördern. Dafür zieht sich ein Spieler – meist Mario Götze – aus der letzten Kette ins Mittelfeld zurück und agiert von dort als Spielmacher. Der Fokus lag diese Saison besonders auf der Stürmeroptimierung, was sich deutlich zeigt: Ekitiké und Marmoush – obwohl Letzterer seit Januar in England spielt – erzielten mehr als die Hälfte aller Eintracht-Tore und waren an 41 Treffern beteiligt. Im Angriffsdrittel lässt der Coach die letzte Kette überladen, wobei dort meist mindestens vier Spieler agieren.
Aufbau in U-Form8 Spieler im letzten Drittel – Unterzahl, aber gut besetzt
Gegen den Ball kann die Eintracht in der Abwehrkette wegen der vielen defensivstarken Spieler sich in einer Fünferkette aufstellen. Im Pressing liegt der Fokus schon eher auf einer Mannorientierung.
Kaderanalyse – fünf Spieler im Check
* Ab sofort werden die Kader nicht mehr Spieler für Spieler durchgegangen, sondern die fünf wichtigsten bzw. für den Sommer interessantesten Spieler vorgestellt.
Kevin Trapp
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
08.07.1990 Deutschland Merzig Tor 189 cm Rechts Eintracht Frankfurt 3,00 Mio. €
Rolle
Rotationsspieler
In den letzten zehn Jahren war Kevin Trapp die unangefochtene Nummer eins im Eintracht-Tor. Doch nun könnte ein Wechsel im Tor bevorstehen. Zwar zeigt der 34-jährige Ex-Nationaltorwart weiterhin brillante Paraden als Shotstopper und sichert seiner Mannschaft wichtige Punkte. Seine Fehlerquote ist jedoch in den vergangenen Jahren – besonders in den letzten Monaten – deutlich gestiegen. Der aus der Jugend des 1. FC Kaiserslautern stammende Keeper hatte schon immer Schwächen im Spielaufbau. Sein gelegentlicher Vertreter Kaua Santos könnte nun zur neuen Nummer eins aufsteigen, wobei auch er sich nicht immer als fehlerfrei erwiesen hat.
Arthur Theate
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
Theates Heatmap von Sofascore – als Verteidiger dennoch überall präsent auf dem Feld.
Arthur Theate ist der Spieler, der das System der SGE überhaupt erst ermöglicht. Da er sowohl als inverser Außenverteidiger als auch als linker Halbrauminnenverteidiger agieren kann, ermöglicht er Dino Toppmöller eine flexible Aufstellung. Er spielt eine zentrale Rolle im Ballvortrag und progressiven Passspiel, rückt häufig ins Mittelfeld vor und wird dort fest ins Aufbauspiel integriert. Defensiv überzeugt der belgische Nationalspieler durch seine intelligente Spielweise – er gewinnt Bälle bevorzugt durch Antizipation statt durch direkte Zweikämpfe. Der Transfer des 24-Jährigen hat sich im Rückblick als absoluter Volltreffer erwiesen, von dem sowohl der Spieler als auch Eintracht Frankfurt profitieren.
Nathaniel Brown
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
16.06.2003 Deutschland Amberg Abwehr 180 cm Links Eintracht Frankfurt 8,00 Mio. €
Rolle
Stammspieler
Der Transfer geriet neben dem des großen Talents Can Uzun vom 1. FC Nürnberg zunächst etwas in den Hintergrund – doch auch Nathaniel Brown erwies sich als exzellente Verpflichtung für die Mainstädter. Der 21-Jährige hat sich inzwischen einen Stammplatz in der Frankfurter Startelf erkämpft und wird bereits als Kandidat für die deutsche A-Nationalmannschaft gehandelt. Als linker Außenverteidiger/Wingback interpretiert Brown seine Rolle besonders offensiv. Bei Ballbesitz der SGE rückt er weit auf und sorgt im letzten Drittel für die nötige Breite im Angriffsspiel. Er kann den Ball souverän aus der Defensive nach vorne tragen und so wichtigen Raumgewinn erzielen. Seine besonderen Stärken liegen im Offensivspiel, wo er sich vor allem durch präzise Assists und gefährliche Flanken auszeichnet. Auch defensiv erfüllt er bereits die Anforderungen der Bundesliga.
Browns Data-Radar (Quelle: @BeGriffis auf Twitter)
Hugo Larsson
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
Eine weitere Transfer-Meisterleistung von Markus Krösche war Hugo Larsson. Der schwedische Nationalspieler wird einer der nächsten Verkäufe sein, die die Frankfurter Transferkasse füllen und ein deutliches Plus erwirtschaften werden. Der Schwede überzeugt durch sein beeindruckendes physisches und athletisches Profil, das ihm in allen Spielphasen Vorteile verschafft. Besonders hervorzuheben ist seine außergewöhnlich hohe Arbeitsrate – er legt die größte Laufdistanz im Frankfurter Kader zurück. Vom Spielertyp her hat er sich zu einem Box-to-Box-Mittelfeldspieler entwickelt, der im letzten Drittel eine zusätzliche offensive Rolle als Schattenstürmer einnimmt und den Strafraum besetzt. In seinem Passspiel beweist er ein ausgezeichnetes Gespür für freie Räume und findet regelmäßig die entscheidenden Schnittstellen. Das Gespür für den Raum zeigt sich auch in seinen Laufwegen abseits des Balls zwischen den Linien. Da er sich bereits in jungen Jahren als Stammspieler etabliert hat, könnte Larsson im Sommer zu den Kandidaten gehören, die den nächsten Karriereschritt anstreben.
Nach einer Flanke legt Brown per Kopf quer – Larsson taucht in der Box auf und verwertet die Chance: 1:0 Führung durch den Schweden. (Quelle: https://youtu.be/m6Y-Ncu7jH0)
Hugo Ekitiké
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
20.06.2002 Frankreich Reims Sturm 190 cm Rechts Eintracht Frankfurt 40,0 Mio. €
Rolle
Wechselkandidat
In der Hinrunde war vor allem Omar Marmoush das Thema in der Bundesliga – eine Personalie, die jedoch weitaus zu kurz kam, war Hugo Ekitiké, der sogar talentierter als der zweitteuerster Frankfurter Abgang der Vereinsgeschichte ist. Der Franzose ist ein kompletter Stürmer, der seiner Mannschaft in jeglichen Spielsituationen helfen kann: In Umschaltmomenten als tiefegebender Angreifer, in Eins-gegen-Eins-Situationen, die er problemlos selbst auflösen kann oder als Zielspieler in der Box. Aufgrund seiner Beweglichkeit, seines Tempos, Abschluss und Fähigkeiten im Kombinationsspiel gibt der Franzose seiner Mannschaft alles, was ein Stürmer können muss. Natürlich reicht auch nur ein Blick auf seine Scorerzahlen (19 Tore und acht Vorlagen), um zu verstehen, dass die Interessenten Schlange stehen werden. Ekitiké könnte also der nächste große Verkauf auf dem Konto von Markus Krösche werden.
Ekitikés Radar-Chart als kompletter Stürmer (Quelle: fbref.com)
Ruhiger Sommer oder großer Umbruch? – Ausblick auf die Sommertransferphase
Transferziele
★
DM
ST
★
ST
ZM
Wechselkandidaten
Hugo Ekitiké Sturm
Hugo Larsson Mittelfeld
Ekitiké und Larsson sind vermutlich die nächsten Spieler in der Tradition von Marmoush oder Kolo Muani, die für große Transfererlöse der SGE sorgen werden. Ihre Leistungen sind mittlerweile so überzeugend, dass europäische Topclubs zwangsläufig Interesse am Franzosen und Schweden zeigen werden – wobei ein weiteres Jahr in der Mainstadt nicht ausgeschlossen ist und maßgeblich von der Karriereplanung der beiden »Adler« abhängt. Bei Tuta, Nkounkou und Chaibì steht eine grundsätzliche Entscheidung an, da diese Spieler entweder einen Tapetenwechsel benötigen oder in Frankfurt noch nicht richtig Fuß gefasst haben. Dina Ebimbe wird den Verein sehr wahrscheinlich verlassen, da er bereits aussortiert wurde und schon im Winter wechseln sollte. Als Leihkandidaten kommen Krisztián Lisztes und Igor Matanovic infrage: Lisztes spielt bisher nur für die U21 in der Regionalliga Südwest. Matanovic fehlt noch das volle Vertrauen der Vereinsführung – ein Entwicklungsschritt bei einem Leihverein wäre sinnvoll, sofern Frankfurt langfristig mit dem Deutsch-Kroaten plant. Auf der Zugangsseite wird ein Ersatz für den scheidenden Leihspieler Michy Batshuayi gesucht, der auch gleichzeitig Elye Wahi Druck macht. Sollten Larsson und Ekitiké den Verein verlassen, müssen auch für sie Nachfolger gefunden werden. Im Fall des Larsson-Ersatz sollte dieser auch ein potenzieller Konkurrent für Götze darstellen. Außerdem würde ich perspektivisch einen Nachfolger für Ellyes Skhiri verpflichten.
Von den Leihspielern wird nur Elias Baum eine realistische Chance haben, sich in der nächsten Saison durchzusetzen. Der 19-Jährige überzeugte während seiner Leihe beim SV Elversberg auf ganzer Linie und zählte bereits zu den besten Außenverteidigern der Zweiten Bundesliga. Er besticht durch seine Zweikampfstärke, sein ausgeprägtes Gespür im Gegenpressing und seine präzisen Passfähigkeiten. Für Aurélio Buta, Hrvoje Smolcic und Jessic Ngankam wird es dagegen wohl keine weitere Chance in Frankfurt geben. Paxten Aaronson und Nacho Ferri könnten hingegen erneut verliehen werden.
Im kommenden Sommer laufen nur zwei Verträge aus: Zum einen endet die Leihe von Rasmus Kristensen. Eine Festverpflichtung ist jedoch sehr wahrscheinlich – entweder durch die vereinbarte Kaufoption oder durch Nachverhandlungen. Die Eintracht möchte den Dänen aufgrund seiner überzeugenden Leistungen fest ins »Herz von Europa« holen. Zum anderen läuft der Einjahresvertrag von Timothy Chandler aus. Da Sport-Vorstand Markus Krösche ihn bereits bei der Verlängerung als wichtige Identifikationsfigur und besonders wertvollen Akteur für die Kabine bezeichnet hat, wäre eine weitere Vertragsverlängerung naheliegend.
Transferziel
Mittelfeld (ZM) Startelf | Rotation | Tiefe
Lennon Miller
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
25.08.2006 (18) Schottland Mittelfeld 1,82 m Rechts Motherwell FC 4,00 Mio. €
Laut der »Bild« interessiert sich Eintracht Frankfurt für Lennon Miller, bei dem ein ähnlicher Entwicklungsplan wie bei Hugo Larsson und Oscar Højlund vorgesehen ist. Der 18-Jährige etablierte sich in Schottland bereits in jungem Alter als Stammspieler – sein Profidebüt gab er mit 16 Jahren gegen die Glasgow Rangers und wurde in der darauffolgenden Saison zur festen Größe im Mittelfeld. Bei Frankfurt soll Miller an die erste Mannschaft herangeführt werden und eine ähnliche Entwicklung wie Larsson oder z.B. auch Nnamdi Collins durchlaufen. Der Mittelfeldspieler wurde zudem bereits für die schottische A-Nationalmannschaft nominiert.
Der schottische Mittelfeld-Stratege, der auf allen Positionen im Zentrum spielen kann, überzeugt als einer der wichtigsten Aufbauspieler seiner Mannschaft. Der 18-Jährige lässt sich am besten als »Pass-first Mittelfeldspieler« charakterisieren. In dieser Rolle besticht er durch präzise Pässe über weitere Distanzen, das Brechen gegnerischer Linien und ein klares progressives Spielelement, gepaart mit hoher Pressingresistenz. Als Ballführer könnte er allerdings noch mehr Output bieten. Defensiv glänzt der Mittelfeldspieler durch vorausschauendes Stellungsspiel, geschicktes Ballabfangen, starke Zweikampfführung und solide Kopfballstärke. Bemerkenswert ist zudem seine Rolle als Standardspezialist bei Motherwell FC.
Der Marktwert des potenziell ersten Schotten in Frankfurt beträgt vier Millionen Euro (transfermarkt.de) und müsste wohl mit einer Ablösesumme rechnen, die leicht über dem Marktwert anzusiedeln ist.
Miller bei der »Progressive action rate« im U19-Bereich unter den Mittelfeldspielern außerhalb der Top sieben Ligen (datamb.com)
Transferziel
Abwehr (ZM) Startelf | Rotation | Tiefe
Martin Baturina
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
16.02.2003 (22) Kroatien Mittelfeld 1,72 m Rechts Dinamo Zagreb 20,0 Mio. €
Martin Baturina gilt als eines der größten Talente Kroatiens und steht vor dem nächsten wichtigen Karriereschritt. Der kroatische Nationalspieler wird von zahlreichen europäischen Clubs umworben – seine Qualitäten wurden besonders deutlich, als Luka Modrić ihn in höchsten Tönen lobte. Der im Februar 2003 in Zürich geborene Baturina spielte zunächst für Hajduk und RNK Split, bevor er mit 14 Jahren zum Rekordmeister Dinamo Zagreb wechselte, wo er bereits mit 17 Jahren in die erste Mannschaft berufen wurde.
Baturina soll die potenzielle Lücke nach einem Larsson-Abgang stopfen und Mario Götze in der Chancenkreation unterstützen. Mit seiner hervorragenden Übersicht spielt er eine Menge Schlüsselpässe und ist ein guter Assistgeber. Mit seiner starken Technik kann er seiner Mannschaft besonders in der Phase des eigenen Ballbesitzes helfen. Gerne lässt er sich im Aufbau in den Sechser- bzw. Achterraum fallen und gibt seiner Mannschaft von dort aus Progression als Passspieler oder Ballschlepper. Offensiv fühlt er sich pudelwohl im linken Halbraum und zieht von dort aus gerne ins Zentrum. Aufgrund seines tiefen Körperschwerpunktes kann er im Dribbling die gegnerischen Spieler überwinden und auch für sich selbst kreieren.
Baturinas Marktwert liegt bereits bei 22 Millionen Euro und würde daher der Königstransfer der »Adler« im Sommer sein. Zwischen 25 und 30 Millionen Euro könnte man sich vorstellen, dass eine Einigung möglich ist. Die Konkurrenz im Rennen um den Kroaten ist jedoch auch nicht zu unterschätzen. Vereine, die eigentlich noch eine Stufe über der SGE stehen, haben auch Interesse am Mittelfeldspieler.
Baturina bewegt sich zuvor clever in den Raum und leitet den Pass mit einem Kontakt weiter – damit bereitet er das zwischenzeitliche 2:1 für Dinamo Zagreb vor. (Quelle: https://youtu.be/nDR9e7tKuYs?)
Transferziel
Sturm (ST) Startelf | Rotation | Tiefe
Mathias Kvistgaarden
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
15.04.2002 (22) Dänemark Sturm 1,74 m Rechts Bröndby IF 8,00 Mio. €
Auf den Spuren Jesper Lindströms – Mathias Kvistgaarden könnte der nächste vielversprechende Skandinavier sein, der das Trikot der Frankfurter Eintracht trägt. Der talentierte 22-jährige Angreifer begann seine fußballerische Ausbildung in der Jugendabteilung von Lyngby BK. 2017 wechselte er zum traditionsreichen Brøndby IF, wo er zunächst in der U17-Mannschaft des Kopenhagener Vorstadtclubs seine ersten Schritte machte.
Der Angreifer ist vielseitig einsetzbar – sowohl auf den Flügeln als auch im Zentrum, wobei er im letzten Drittel vermehrt im Sturmzentrum auftaucht. Kvistgaarden ist ein kleiner, wendiger Spieler mit starker Spielbeteiligung, der auch in tieferen Positionen überzeugt. Mit seiner ausgeprägten Ballsicherheit ist er exzellent im Ballcarrying, der Räume für seine Mannschaft überbrücken kann. Seine Athletik steht der von Ekitiké in nichts nach – mit seinem Top-Speed gehört er zur absoluten Elite der dänischen Liga. Seine hohe Abschlusseffizienz spricht ebenfalls für ihn als Stürmer, was seine 12 Tore bei einem xG-Wert von 9,40 belegen. Trotz seiner geringen Größe setzt sich Kvistgaarden auch in Luftduellen durch. Als cleverer Zielspieler versteht er es, sich geschickt zu positionieren und Bälle auch gegen physisch überlegene Gegner zu behaupten.
Selbst wenn Ekitiké ein weiteres Jahr in Frankfurt bleiben sollte, wäre eine Verpflichtung Kvistgaardens sinnvoll. Bei künftiger Verletzungsfreiheit könnte er sich zum nächsten »Big Deal« von Markus Krösche entwickeln – seine Anlagen versprechen den Sprung auf die große europäische Bühne. Für den Dänen wäre wohl eine Ablösesumme um die zehn Millionen Euro fällig.
Gewinnt Raum, nachdem Mitspieler Verteidiger mitzieht.Mitspieler weiß, dass sich Kvistgaarden im Rücken befindet.Nutzt freien Raum zum Abschluss und schießt mit einem präzisen Vollspannschuss das Tor für Brøndby gegen Viborg. (Quelle: https://youtu.be/I-3Y9WgIxd4?)
Transferziel
Sturm (ST) Startelf | Rotation | Tiefe
Franjo Ivanovic
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
01.10.2003 (21) Kroatien Stürmer 1,85 m Rechts Union St. Gilloise 8,00 Mio. €
Sollten Ekitiké und/oder ein anderer Stürmer Frankfurt verlassen, wäre die Verpflichtung eines weiteren Angreifers notwendig, da Batshuayi wohl nicht in Frankfurt bleiben wird. Die sportliche Leitung steht dann vor der Wahl zwischen einem erfahrenen Stürmer, der dem Frankfurter Angriff Routine bringt, oder einem weiteren Talent mit hohem Wiederverkaufswert.
In Europa sticht dabei besonders ein Verein durch seine Arbeit im Stürmerscouting hervor: der belgische Club Union St. Gilloise. Deniz Undav, Victor Boniface und Mohammed Amoura verbinden diese gemeinsame Station. Auch in dieser Saison macht dort ein Sturmtalent auf sich aufmerksam: Franjo Ivanovic. Der Angreifer überzeugt in der laufenden Pro-League-Saison mit beeindruckenden 17 Scorerpunkten – sowohl als Torschütze als auch als Vorbereiter. Der in Österreich geborene Kroate, der aus der Jugend des FC Augsburg stammt, machte sich beim HNK Rijeka einen Namen im Profibereich. Obwohl er erst im letzten Sommer nach Belgien wechselte, könnte er bereits nach dieser Saison den nächsten Karriereschritt wagen.
Ivanovic verfügt über ein komplettes Stürmerprofil. Der 21-Jährige überzeugt in verschiedenen Rollen – sei es als Zielspieler oder als Spieler, der sich ins Mittelfeld fallen lässt. Von dort agiert er entweder als Ballträger oder erzielt mit präzisen Pässen Raumgewinn. Vor dem Tor ist Ivanovic ein eiskalter »Finisher« mit vielfältigen Abschlussmöglichkeiten. Er kann beinahe gleichwertig mit beiden Füßen sowie per Kopf abschließen, wobei er im Kopfballspiel noch mehr Output liefern könnte. Seine Abschlüsse zeugen von technischer Klasse, mit gezielten und sehenswerten Schüssen. Auch im Link-up-Play überzeugt er technisch und besticht durch einen exzellenten ersten Kontakt. In St. Gilloises starkem Pressing beweist er sich zudem als effektiver Pressingspieler, der in hohen Positionen wichtige Ballgewinne erzielt.
Seit seinem Wechsel hat sich Ivanovic Marktwert von vier auf acht Millionen Euro verdoppelt. Da Kvistgaarden aufgrund seiner Statur Ekitiké nicht direkt ersetzen könnte, wäre die Verpflichtung beider Stürmer eine sinnvolle Strategie. Auch für Ivanovic müsste die Eintracht mit einer Ablösesumme von etwa zehn Millionen Euro rechnen.
Ivanovic im Vergleich zu Ekitiké und Marmoush (Quelle: DataMB)
Die beste Kaderentwicklung der letzten Jahre und wieder Champions League im Waldstadion? – Fazit
Sollten Ekitiké und Larsson bleiben, wird der kommende Sommer vermutlich ruhiger ausfallen, da der Kader bereits Champions-League-Niveau erreicht hat. Der von Frankfurt eingeschlagene Weg muss fortgesetzt werden, wird aber künftig deutlich schwieriger zu beschreiten sein. Der Abstand zu Spitzenteams wie dem FC Bayern oder Bayer Leverkusen ist nämlich erheblich größer als zu den bisher überholten Vereinen.
Die Hinrunde der Eintracht verlief erfolgreich. Zwar erlebten die »Adler« nach dem Marmoush-Abgang einen leichten Einbruch, befinden sich aber weiterhin auf Kurs für die erneute Königsklassen-Qualifikation. Dies sollte auch das Ziel der kommenden Jahre sein: die dauerhafte Etablierung unter den vier besten Teams der Fußball-Bundesliga.
Zweite Mannschaften in 3. Liga – Borussia Dortmund II, VfB Stuttgart II und Hannover 96 II spielen in dort. Noch deutlich mehr Teams von höherklassigen Vereinen sind in den Regionalligen vertreten:
Werder Bremen II
Hamburger SV II
Holstein Kiel II
FC St. Pauli II
Hertha BSC II
Fortuna Düsseldorf II
1. FC Köln II
Borussia Mönchengladbach II
SC Paderborn II
FC Schalke 04 II
TSG 1899 Hoffenheim II
Eintracht Frankfurt II
SC Freiburg II
1. FSV Mainz 05 II
FC Augsburg II
Greuther Fürth II
FC Bayern München II
1. FC Nürnberg II
Insgesamt 21 Zweitvertretungen aus den ersten beiden Profiligen haben eine zweite Mannschaft für die 3. Liga oder Regionalliga angemeldet. Darüber hinaus planen weitere Clubs, eine zweite Mannschaft aufzustellen – mit dem erklärten Ziel, mindestens in der Regionalliga zu spielen.
Seit geraumer Zeit stehen die Zweitvertretungen in der Kritik. Ihnen wird vorgeworfen, den Wettbewerb zu verzerren, Traditionsvereinen die Startplätze streitig zu machen und für Fußballfans wenig attraktiv zu sein.
Kann man dieser Kritik einfach so zustimmen? Welche Vorteile bringen die zweiten Mannschaften mit sich? Was ist die alternative Lösung, um einen Platz für die Teams zu finden?
Ist die geäußerte Kritik berechtigt?
Am 06.04.2025 traf die U23 von Borussia Dortmund im Stadion Rote Erde auf den FC Ingolstadt. Mit von der Partie war Julian Duranville, der in dieser Saison bereits 259 Minuten in der Champions League absolviert hatte, sowie Yannik Lührs, Marcel Lotka und Kjell Wätjen, die allesamt schon Bundesligaerfahrung vorweisen können. Allein der belgische Youngster des BVB hat einen Marktwert, der in etwa dem des gesamten FC Ingolstadt-Kaders entspricht. Das Spiel endete 3:3, was nur ein Teilerfolg für Dortmunds zweite Mannschaft im Abstiegskampf ist. Auch beim VfB Stuttgart II wurde Anrie Chase regelmäßig eingesetzt, der in dieser Saison bereits in verschiedenen Wettbewerben für die erste Mannschaft des VfB zum Einsatz kam.
Die Situationen der Traditionsvereine und Zweitvertretungen könnten kaum unterschiedlicher sein. Während einige Vereine in der dritten Liga und den Regionalligen jährlich um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen, verfügen die Profivereine über deutlich größere finanzielle Mittel. Letztere profitieren zusätzlich von einer Vereinsinfrastruktur auf Profiniveau im Scouting, besseren Spielstätten und einer professionelleren Nachwuchsarbeit – Ressourcen, die kleineren Clubs schlicht nicht zur Verfügung stehen. Es ist ebenfalls kritisch zu sehen, dass im vergangenen Jahr zwei der fünf Aufstiegsplätze an die Zweitvertretungen von Stuttgart und Hannover gingen, während traditionsreiche Vereine wie die Stuttgarter Kickers und gut arbeitende kleinere Clubs wie der SV Meppen den Aufstieg verpassten.
Teilweise erhalten die Proficlubs weitere Wettbewerbsvorteile, da sie, entgegen dem eigentlichen Regelwerk, nicht in der untersten Liga des deutschen Ligasystems starten müssen, sondern höher einsteigen dürfen. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist Eintracht Frankfurt, die nach fast zehn Jahren ohne Reserveteam zur Saison 2022/23 eine neue U21 gründete. Diese durfte direkt in der Hessenliga (5. Liga) starten und schaffte direkt in der ersten Saison den Aufstieg in die Regionalliga.
§ 21 Neuaufnahmen:
DieMannschaften eines in den HFV neu aufgenommenen Vereins werden zu Beginn des auf die Aufnahme folgenden Spieljahres den untersten Spielklassen ihres Kreises zugeteilt. Gleiches gilt für Mannschaften eines bereits in den HFV aufgenommenen Vereins.
Der Verbandsausschuss für Spielbetrieb und Fußballentwicklung kann eine untere Mannschaft eines Vereins der Lizenzligen (Bundesliga und 2. Bundesliga) sowie der 3. Liga bei Aufnahme des Spielbetriebs, nach vorheriger Anhörung des zuständigen Kreisfußballwartes, abweichend von Nr.1 der Vorschrift in eine Spielklasse auf Verbandsebene eingruppieren.
Spielordnung des hessischen Fußballverbandes (Letzte Änderung: 30.11.2024)
Im Fall Eintracht Frankfurt U21 wurde also mit einer Ausnahmeregelung der Start in den Spielbetrieb massivst erleichtert. Aber ist es nicht eigentlich fairer, wenn auch für diese die gleiche Regelung gilt, wie z.B. für den Dorfverein aus der Nähe?
Spruchband der Szene des KSV Hessen Kassels im Heimspiel Ende August 2023 gegen EIntracht Frankfurt U21. (Foto: Arian Azim)
Auch im Hinblick auf Zuschauerinteresse gibt es deutliche Kritikpunkte: Die Analyse der Zuschauerzahlen in der dritten Liga zeigt ein klares Bild. Die drei Reservemannschaften von Borussia Dortmund, VfB Stuttgart und Hannover 96 finden sich durchgehend am unteren Ende der Besucherstatistik wieder und belegen die Plätze 17, 18 und 20. Dies verdeutlicht, dass diese Teams trotz der Strahlkraft ihrer ersten Mannschaften für die Fans deutlich weniger Anziehungskraft besitzen als »normale« Drittligateams.
Welche Vorteile bringen Reservemannschaften für die Fußballlandschaft mit?
Für einige Talente kann der Sprung vom Junioren- in den Herrenbereich gigantisch sein. In der U19 spielen sie ausschließlich gegen Gleichaltrige – gegen Spieler auf einem ähnlichen physischen und athletischen Niveau mit vergleichbarer Erfahrung. Auch wenn die Spieler fußballerisch herausragend sein können, ist der Sprung meistens zu groß, um sofort mit Profis aus der ersten oder zweiten Bundesliga mitzuhalten. In den unteren Ligen können sie jedoch erste wertvolle Erfahrungen auf Profi- bzw. hohem Amateurniveau sammeln und sich schrittweise entwickeln.
Die Zweitvertretungen haben sich auch für die große Bühne des Weltfußballs als wertvoll erwiesen. Allein im Drittliga-Meisterkader 2019/20 des FC Bayern München – unter Trainer Sebastian Hoeneß – entwickelten sich Spieler wie Alphonso Davies, Joshua Zirkzee, Chris Richards und Angelo Stiller zu Profis und wurden optimal auf ihre späteren Karrieren vorbereitet. Auch für Spieler nach Verletzungen sind die Reservemannschaften wichtig: Hier können sie Spielpraxis sammeln und sich behutsam an das Niveau der ersten Mannschaft herantasten.
Potenzielle Problemlösung: Eigene U23-Liga oder leichte Anpassungen am jetzigen System?
Die prominenteste Lösung für das Problem wäre nach englischem Vorbild eine Gründung von U23-Ligen, die man z.B. wie die A/B-Junioren-Bundesliga in Staffeln aufteilen könnte. Fraglich wäre hierbei allerdings nur, ob dies für die allgemeine Nachwuchsförderung genügt und es quasi eine weitere Juniorenliga darstellt und sich die Talente nicht ausreichend an den Herrenfußball gewöhnen können. Allerdings müsste hier bei der Entwicklung der noch fehlenden Attribute angesetzt werden, um sicherzustellen, dass die Spieler in dieser Liga die notwendigen Fähigkeiten für den Profibereich entwickeln können. Der Fokus sollte dabei auf einer strukturierten und systematischen Heranführung an den Profifußball liegen, wobei besonders die Anpassung an höhere Spielgeschwindigkeiten und die intensivere Art des Spiels im Vordergrund stehen sollte.
Sollte sich dieser Vorschlag nicht durchsetzen lassen, sind strengere DFB-Restriktionen für die zweiten Mannschaften der Weg: Ausnahmeregelungen wie im Fall Frankfurt dürfen nicht mehr gewährt werden. Zudem könnte man festlegen, dass Spieler wie Duranville, die bereits eine bestimmte Einsatzzeit in der Bundesliga erreicht haben, nicht mehr in der zweiten Mannschaft eingesetzt werden dürfen. Dies würde zumindest die aktuelle Diskussion entschärfen.
Fazit
Die Debatte über die zweiten Mannschaften ist äußerst kontrovers. Dies zeigt sich besonders daran, dass während der laufenden Saison eine Petition für die Einführung einer eigenen Liga ins Leben gerufen wurde. Etwas, was noch gar keinen Anklang gefunden hat, ist auch, dass in den Regionalligen und der dritten Liga ohnehin Reformbedarf besteht. Die Clubs der Regionalliga Nordost forderten eine Neugliederung in vier anstatt fünf Staffeln, sodass von jeder Liga der Meister aufsteigen kann – es ist also recht ungewiss, wie die Zukunft der beiden Ligen aussieht. Aber eigentlich muss diese auf jeden Fall eine ohne zweite Mannschaften sein, dass ein fairer Wettbewerb stattfinden kann.
Die nächsten großen Stars im Mutterland des Fußballs?
Im Alter von 16 Jahren und 44 Tagen debütierte Jude Bellingham nach einer Einwechslung in der ersten Halbzeit für seinen Jugendclub Birmingham City in der EFL Championship. Das Spiel endete mit einem 2:1-Heimsieg für »The Blues« – und ausgerechnet Debütant Bellingham erzielte den Siegtreffer. In derselben Saison absolvierte er noch 41 weitere Ligaspiele in der zweiten englischen Liga, ehe er für 22 Millionen Euro zum BVB nach Deutschland wechselte. Nach drei mehr oder weniger erfolgreichen Jahren war er dem deutschen Topclub bereits entwachsen und schloss sich dem größten Verein der Welt an – Real Madrid. Dort krönte er seine bisherige Karriere im vergangenen Jahr mit dem Gewinn der Champions League, gerade einmal 20-jährig. Seine Leistungen waren von absoluter Weltklasse, was ihm den dritten Platz beim Ballon d’Or einbrachte.
Jude Bellingham ist das jüngste und wohl bekannteste Beispiel eines Spielers, der in der zweiten englischen Liga seine Profikarriere begann. Welche aktuellen Talente aus der EFL Championship wir besonders vielversprechend finden, erfahrt ihr im vierten Teil dieser Scoutingserie:
James Trafford
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
10.10.2002 England Greysouthen Torwart 192 cm Rechts FC Burnley 20,0 Mio. €
Bewertung
4.0
Der interessanteste Torwart in der Championship ist James Trafford vom FC Burnley. Er stammt aus der Akademie von Manchester City, wo er seit 2015 sämtliche U-Mannschaften durchlief. Nach Leihstationen bei Accrington und Bolton wechselte er für eine beachtliche Summe von circa 17 Millionen Euro aus der U21 der »Skyblues« zu Burnleys Aufstiegsmannschaft unter dem jetzigen Bayern-Trainer Vincent Kompany. In seiner ersten Premier-League-Saison wurde er direkt Stammtorwart, konnte den Abstieg des Clubs allerdings nicht verhindern.
In dieser Saison zeigt er sein Talent in vollem Umfang – Burnley steht nach 34 Spielen auf Platz drei und überzeugt mit einer herausragenden Defensive. Der 22-jährige Keeper musste erst neunmal hinter sich greifen und kann 24 weiße Westen vorweisen. Trafford ist ein exzellenter Shotstopper – was sich besonders in seinem starken PSxG-Wert widerspiegelt – und besticht durch eine beeindruckende Paradenquote. Im Strafraum ist er eine echte Präsenz und fängt zahlreiche Flanken ab. Bemerkenswert ist auch seine perfekte Elfmeterquote: Beide Strafstöße, die auf sein Tor kamen, konnte er parieren. Auch am Ball überzeugt er: Burnleys flacher Spielaufbau liegt ihm besonders, da er auch unter Druck souverän als erster Aufbauspieler agieren kann.
Nach dieser bisher makellosen Saison müsste Trafford bei vielen Clubs – besonders in der Premier League – auf dem Wunschzettel stehen. Experten sehen in ihm bereits den potenziellen künftigen Nationaltorhüter Englands. Der frühere Nationaltrainer Gareth Southgate berief ihn bereits in den vorläufigen EM-Kader des letzten Jahres, auch wenn er es nicht in das endgültige Aufgebot der »Three Lions« schaffte.
Starker Shotstopper: James Traffords Radar (Quelle: datamb.com)
Rav van den Berg
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
07.07.2004 Niederlande Zwolle Abwehr 191 cm Rechts FC Middlesbrough 4,00 Mio. €
Sein Bruder spielte lange Zeit für den FC Liverpool, hatte Leihstationen in Deutschland bei Schalke 04 sowie Mainz 05 und spielt seit dem letzten Sommer beim FC Brentford – die Rede ist hier von Sepp van den Berg. Sein Bruder Rav van den Berg wechselte bereits ein Jahr vorher fest nach England zum FC Middlesbrough. Vorher spielte er in seiner Heimatstadt beim PEC Zwolle. Die Junioren-Nationalmannschaften der Niederlande durchläuft er bis heute und startete dort 2019 in der U15. Seit September 2023 ist er Teil der U21-Mannschaft »Oranjes«.
Van den Berg ist ein moderner Innenverteidiger mit starken Qualitäten im Spielaufbau. Als wichtiger Aufbauspieler steuert er das Tempo aus der ersten Linie und versucht stets, das Spiel mit präzisen Pässen nach vorne zu treiben – seine beeindruckende Passquote belegt dies eindrucksvoll. Dank seiner Passstärke taucht van den Berg auch häufig im Mittelfeld auf, wobei er verschiedene Passarten über unterschiedliche Distanzen ohne Probleme spielen kann. Der 20-Jährige zeichnet sich zudem durch seine physische Präsenz aus und gewinnt viele seiner direkten Duelle durch körperbetontes Spiel.
Rav wird vermutlich eines Tages seinem Bruder Sepp van den Berg in die Premier League folgen. Das Profil eines modernen Verteidigers gewinnt stetig an Bedeutung, da die Anforderungen an diese Position im heutigen Fußball immer komplexer werden. Der junge Niederländer verfügt über höchst interessante Anlagen, die ihm früher oder später einen großen Transfer ermöglichen werden. Bereits im kommenden Sommer könnte ein Wechsel anstehen – dabei wäre die Bundesliga ein interessantes Ziel.
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
18.06.2007 England Hebburn Mittelfeld 177 cm Links AFC Sunderland 16,0 Mio. €
Bewertung
4.5
Der AFC Sunderland hat einen klaren Weg eingeschlagen: Talente entwickeln, den Kaderwert durch potenzielle Verkäufe steigern und langfristig wieder in die Premier League aufsteigen. Das Sunderland Top-Talent Chris Rigg verkörpert diese Strategie perfekt. Der 17-Jährige, 2007 in der Kleinstadt Hebburn zwischen Newcastle und Sunderland geboren, kam mit zehn Jahren zum AFC. Dort durchlief er die Jugendmannschaften bis 2023 und wurde bereits ab seinem 15. Lebensjahr regelmäßig in der Profimannschaft eingesetzt. Parallel dazu spielte er sich in den englischen U-Nationalmannschaften fest und lief für die U17 der »Three Lions« sowohl bei der EM 2023 als auch bei der WM 2024 auf.
Rigg ist ein Mittelfeldspieler, der im Zentrum sämtliche Positionen spielen kann, sich aber in offensiveren Rollen am wohlsten fühlt. Der 17-Jährige überzeugt durch seine ausgeprägte Torgefahr und löst auf engem Raum Situationen gegen einen oder mehrere Gegenspieler. In tieferen Positionen glänzt der Engländer als Ballträger mit starken Dribblingqualitäten. Sein Spielstil besticht dabei durch einen besonderen Flair. Gegen den Ball überzeugt er durch hohe Intensität und Einsatzbereitschaft – besonders im Pressing, wo er mit hohem Tempo attackiert. Rigg muss sein Spiel allerdings noch in einigen Bereichen verfeinern. Die Anlagen für einen Spielmacher auf der »Zehn« oder »Acht« sind zweifellos vorhanden, doch seine Passfähigkeiten bedürfen noch deutlicher Verbesserung.
Chris Rigg steht vor der Wahl: Die Situation im Eins-gegen Eins lösen oder den Pass in die Tiefe – er entscheidet sich völlig richtig für den Pass und kann seine Übersicht unter Beweis stellen. (Quelle: https://youtu.be/hkzSrgEpFG0?)
Der 17-Jährige ist bereits in jungen Jahren fest beim AFC Sunderland eingeplant. Gemeinsam mit weiteren großen Talenten, wie z.B. Jobe Bellingham, soll er die zweite englische Liga aufmischen. Mittelfristig peilt der Verein die Rückkehr in die Premier League an. Seine beeindruckenden Leistungen in diesem Alter dürften jedoch auch das Interesse anderer Clubs wecken – eigentlich müssen alle Premier-League-Vereine Rigg auf dem Radar haben.
Wilfried Gnonto
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
05.11.2003 Italien Verbania Sturm 170 cm Rechts Leeds United 18,0 Mio. €
Bewertung
3.5
Wilfried Gnonto gilt bereits seit einigen Jahren als großes Talent. Hier auf der Website gibt es bereits einen detaillierten Scoutingbericht des jungen Italieners aus seiner Zeit beim FC Zürich. Er durchlief die Jugendabteilung von Inter Mailand und sammelte seine ersten Profierfahrungen beim schweizerischen Traditionsverein. Seine überzeugenden Leistungen dort machten ihn nicht nur bekannt, sondern auch zum italienischen Nationalspieler, was ihn für den damaligen Premier-League-Verein Leeds United interessant machte, der den Abgang von Barcelonas Raphinha kompensieren musste. Leeds konnte jedoch die Klasse nicht halten und spielt bis heute in der Championship. Gnontos Leistungen sind als leicht überdurchschnittlich zu bewerten, doch der 21-Jährige konnte bislang nicht den entscheidenden Entwicklungssprung vollziehen.
Seine Stärken liegen nach wie vor in den Bereichen, die im Scoutingbericht hervorgehoben wurden. An guten Tagen ist Gnonto ein offensives Monster und kann gegnerischen Defensivreihen erhebliche Probleme bereiten. Allerdings mangelt es ihm weiterhin an essenziellen Fähigkeiten gegen den Ball: sowohl beim Spielverständnis im Pressing als auch bei der Intensität.
Ein Vereinswechsel im Sommer wäre für den Italiener der richtige Schritt. Er braucht einen Trainer, der ihn weiterentwickeln und ihm mehr Intensität vermitteln kann. Ein ambitioniertes Bundesliga-Team könnte hier eine passende Station sein.
Ben Doak
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
11.11.2005 Schottland Dalry Sturm 173 cm Rechts FC Middlesbrough 14,0 Mio. €
Bewertung
3.0
Ben Doak steht für eine One-Man-Show in der Offensive und kehrt im Sommer nach seiner Leihe zum FC Liverpool zurück – er trägt die Offensive des FC Middlesbrough nahezu im Alleingang. Als er im Februar sechs Spiele fehlte, konnte Middlesbrough lediglich zwei Siege gegen schwächere Mannschaften der Championship einfahren. In dieser Saison kommt Doak auf zehn Scorerpunkte und zählt mit seinen 19 Jahren zu den besten Spielern der Liga. Seine Laufbahn begann vielversprechend bei Celtic Glasgow, wo er bereits mit 16 Jahren sein Profidebüt feierte. 2022 holte Liverpool ihn für die Juniorenmannschaften nach England, setzte ihn in der ersten Mannschaft allerdings nur sporadisch ein.
Doak ist ein dynamischer Flügelspieler, der aus der Breite für sich und seine Mitspieler kreiert. Dabei hat er ein gutes Gespür und Timing für frei werdende Räume. Mit seinem Tempo kann er problemlos in die Tiefe geschickt werden. Besonders ertragreich ist der 19-Jährige, wenn er für seine Kollegen auflegen kann. Als Ballträger, um Raum zu überbrücken, kann er ebenfalls eingesetzt werden. An seinem Abschluss muss er noch arbeiten, was man an seinem Expected Goals-Wert erkennt, den er relativ klar unterperformt.
Bei der Ecke kommt Doak kurz und wird an der oberen Ecke des Fünfmeterraums angespielt und legt sehenswert in den Rückraum zurück. Dort schließt sein Kollege ab und erzielt das 1:0 gegen Luton. (Quelle: https://youtu.be/BhL7hd7AR6A?)
Für einige Premier League Vereine gilt er jetzt schon als Transferziel, unter anderem ist Crystal Palace an ihm interessiert. Das Niveau für den FC Liverpool hat er zweifelsfrei bislang nicht. Jedoch wäre es die richtige Entscheidung, wenn die »Reds« den Schotten noch einmal verleihen würden, um seine Entwicklung genauer zu beobachten.
Der englische Fußball erlebt eine Renaissance – und das nicht erst seit Kurzem. Die EFL Championship hat daran einen wichtigen Anteil: Hier machte etwa Jude Bellingham, heute einer der weltbesten Spieler, seine ersten Schritte im Profifußball. Die Liga überzeugt auch als bevorzugte Leihstation für vielversprechende Talente und als idealer Karrierezwischenschritt – wie im Fall von Viktor Gyökeres, der hier auf Torejagd ging, bevor er zu Sporting Lissabon wechselte. Eines steht definitiv fest: Die Championship zählt gemeinsam mit der deutschen zweiten Bundesliga zu den stärksten zweiten Ligen weltweit.
Der AFC Bournemouth fliegt eigentlich eher unter dem Radar in der Premier League. Allerdings fällt bei einem Blick auf die Tabelle auf, dass die »Cherries« nach 24 Spielen auf Rang 7 stehen und von Dezember bis Januar ungeschlagen geblieben sind. Besonderes Aufsehen erregte der Club dadurch, dass er sowohl Arsenal als auch Manchester City in der Hinrunde schlagen konnte.
Die Premier League-Geschichte Bournemouths ist noch nicht sonderlich lang – die erste Saison im englischen Oberhaus spielten sie 2015/16. Der Aufstiegstrainer ist kein Unbekannter und hört auf den Namen Eddie Howe, der heute ebenfalls sehr erfolgreich Newcastle United trainiert. Nach vier Jahren in der Premier League stiegen sie ab und mussten für zwei Jahre mit der Championship vorliebnehmen. 2022 konnte man mit Scott Parker dann den erneuten Aufstieg feiern. Im selben Jahr wechselten die Besitzrechte des Clubs zum US-Amerikaner Bill Foley, der auch zum Vorstand neben seiner Investorenrolle aufstieg. Dass die »Cherries« eine derart starke Entwicklung nehmen konnten, hängt mit der Schlüsselpersonalie dieses Artikels zusammen: Im Sommer 2023 wurde der Spanier Andoni Iraola als neuer Trainer vorgestellt, der Bournemouth in der letzten Saison ins gesicherte Mittelfeld führte und fortan den Club entwickeln soll.
Kaderentwicklung – meine drei Schlüsselspieler im Check
Drei Spieler, die exemplarisch für Bournemouths positive Entwicklung stehen, sind Dean Huijsen, Dango Ouattara und Justin Kluivert.
Radar von Dean Huijsen (datamb.com)
Mit Dean Huijsen kam im Sommer ein großes Innenverteidigertalent, welches bei Juventus Turin keine Zukunft mehr gesehen hatte. Knapp ein halbes Jahr nach dem abgeschlossenen Transfer nach England gilt er weltweit als eines der größten Talente auf seiner Position. Der Spanier bringt mit seinen 1,97 m und seiner Athletik ein interessantes physisches Profil mit. Dabei ist der aufregendste Teil, seine Fähigkeiten am Ball. Er ist zwar erst 19 Jahre alt, aber in den Kategorien Ballcarrying und Passspiel schon einer der besten im Spiel. Huijsen bricht ohne Probleme gegnerische Linien, dribbelt dadurch vom ersten bis ins letzte Drittel oder findet seine Kollegen mit einem Pass. Außerdem ist er auch noch ein starker Zweikämpfer und weist die zweitbeste Quote bei gewonnenen defensiven Duellen in der gesamten Premier League auf. Gerade mit seinem Partner Ilya Zabarnyi, der auch als großes Talent gilt, bildet er ein starkes Duo und ist schon in seinem Alter ein Schlüsselspieler für Iraolas Bournemouth.
Radar von Dango Ouattara (datamb.com)
Dango Ouattara wird in dieser Saison von seinem Trainer zu einem »Pressing Striker« geformt und lief zuvor ziemlich unter dem Radar. Der aus Burkina Faso stammende Flügelspieler wurde in der letzten Saison auch vereinzelt als Wingback eingesetzt. Mit dem Ausfall von Evanilson, der im Sommer aus Porto kam, brauchten die »Cherries« aber jemanden, der Iraolas Pressing spielen kann. Wettbewerbsübergreifend kann Ouattara acht Tore und vier Vorlagen aufweisen und seine Fähigkeiten als Stürmer unter Beweis stellen. Mit seiner Physis kann er Bälle festmachen, ist dennoch mobil, kann mit Tempo in freie Räume am und abseits des Balles vorstoßen und verwertet seine Chancen. Seine beste Eigenschaft ist jedoch seine Intensität gegen den Ball und seine Fähigkeit, Bälle abzufangen (Bestwert der Liga).
Radar von Justin Kluivert (datamb.com)
Die beeindruckendste Entwicklung seit seinem Wechsel nach England zeigt der Sohn einer Barça-Legende: Justin Kluivert ist nach zahlreichen Stationen bei verschiedenen Vereinen endlich auf der großen Bühne angekommen. Der Niederländer hat als Flügelspieler bereits 15 Scorerpunkte gesammelt und spielt die beste Saison seiner Karriere. Kluivert ist zwar weiterhin ein limitierter Offensivspieler, der nicht als alleinige Offensivwaffe fungiert, kann aber im Zusammenspiel mit den richtigen Mitspielern glänzen. Seine größte Stärke liegt mittlerweile in seinem herausragenden Abschluss, der sich in seiner starken Goal-conversion-Rate, dem Prozentsatz der Torschüsse, die erfolgreich zu einem Tor führen, im Verhältnis zur Gesamtzahl der Torschüsse, widerspiegelt. Im flexiblen System Iraolas kann Kluivert häufig als Schattenstürmer agieren, ohne sich auf Kreativaufgaben aus den Halbräumen oder von der Außenbahn konzentrieren zu müssen.
Bei diesen Spielern bleibt es aber nicht: Bei Eli Junior Kroupi hat Bournemouth Ernst gemacht. Das französische Talent wurde am Deadline-Day verpflichtet und zurück nach Lorient verliehen. Aber auch der bereits erwähnte Zabarnyi steht für den eingeschlagenen Weg. Bournemouth scoutet in ganz Europa und wirbt die besten Talente frühzeitig an. Unter Iraola sollen sich diese Spieler dann in das Schaufenster für Topclubs spielen.
Andoni Iraola, das nächste große Trainertalent? – wie spielt der AFC Bournemouth?
Die Paradedisziplin der Überraschungsmannschaft der Premier League ist die Phase des gegnerischen Ballbesitzes bzw. des gegnerischen Umschaltens auf Ballbesitz. Jedoch sollte der grundlegende taktische Ansatz und die Phase des eigenen Ballbesitzes nicht zu kurz kommen:
Die Grundformation der »Cherries« ist ein 4-2-3-1. Gerade im offensiven Teil dieser Formation gibt es keine klare Ordnung. Die Dreierreihe hinter dem Stürmer ist sehr flexibel und dort wird auf Positionsrotationen gesetzt.
Grundordnung 4-2-3-1Ordnung mit Ball
Mit Ball verfolgt Iraola eine klare Idee – vertikales Spiel nach vorn. Die Innenverteidiger, insbesondere Dean Huijsen, sind dabei die wichtigsten Aufbauspieler. Sie erzielen Raumgewinn entweder durch Andribbeln oder gezielte lange Bälle. Huijsens offensiver Einfluss zeigt sich besonders darin, dass er im europäischen Vergleich zu den besten Innenverteidigern bei tor- und schusserzeugenden Aktionen zählt. Diese Ordnung im Ballbesitz schafft zudem viele Verbindungen zwischen den Spielern, was ein direktes Spiel nach vorn ermöglicht.
Das System des AFC ist stark auf die Flügel ausgerichtet. Die Außenverteidiger rücken weit auf, wobei besonders auf der linken Seite mit dem Flügelspieler und Milos Kerkez eine Überzahl geschaffen wird. Im letzten Drittel soll der Ball von den Außenbahnen in die Halbräume gespielt werden, von wo aus Chancen kreiert werden können. Bei Flanken setzt Bournemouth auf eine hohe Strafraumbesetzung und attackiert gezielt alle wichtigen Zonen im Strafraum.
Das 2:0 gegen ManCity – eine Flanke von der rechten Seite, die Offensivkräfte stürmen in die Box und Evanilson wird auf der Höhe des Elfmeterpunktes gefunden und erzielt das Tor. (Quelle: https://youtu.be/XjJIGrxpBp8)Balleroberungen im letzten Drittel: Bournemouth auf Platz 1 im Premier League-Vergleich (Quelle: fotmob.com)
Die große Paradedisziplin von Iraolas Mannschaft ist die Phase des gegnerischen Ballbesitzes und das Umschalten nach Ballverlust. Die offensive Staffelung ermöglicht es, bei hohen Ballverlusten direkt ins Gegenpressing überzugehen und dem Gegner die Chance zur Neuordnung zu nehmen. Kann sich der Gegner jedoch ordnen, etwa bei einem Abstoß des gegnerischen Torwarts, setzt der spanische Trainer auf ein hohes Angriffspressing – hier verzeichnet das Team die meisten Balleroberungen im letzten Drittel pro 90 Minuten in der Premier League. Der Stürmer attackiert den Strafraum, um den Raum zu verkleinern, während die Mittelfeldspieler dahinter mannorientiert agieren. Die Sechser rücken im Pressing zusätzlich auf, um mindestens eine Gleichzahl herzustellen. Wird diese Pressinglinie überspielt, kann es zwar gefährlich werden, doch dieses Risiko wird durch das Nachrücken aller verfügbaren Spieler minimiert. Das primäre Ziel ist, den Raum im Zentrum zu schließen und den Gegner auf die Flügel zu lenken.
Hohes Pressing: Evanilson stellt zwei Passoptionen weitesgehend zu, weitere Spieler stellen Gegner zu, sind jedoch auch sofort bereit Passwege zu attackieren. Gegen Arsenal, die flach herausspielen wollen, der Jackpot. Christie fängt den Ball ab und kreiert eine Möglichkeit. (Quelle: https://youtu.be/eDH0Ab8ankI)
Wo steht Bournemouth am Ende der Saison? – ein Blick in die Zukunft
Bournemouth war sicherlich nicht die Mannschaft, die jeder Fußball-Fan auf dem Zettel hatte, wenn es um die diesjährigen besten Mannschaften der stärksten Liga der Welt ging. Was die Frage der Berechtigung dieser Platzierung betrifft, muss man dem AFC jedoch zugestehen, dass sie genau dort stehen, wo sie hingehören. Zwar spielen einige Akteure an ihrem absoluten Leistungsmaximum oder sogar darüber hinaus – dies ist allerdings das direkte Resultat der hervorragenden Arbeit von Andoni Iraola. Das vom Spanier etablierte Pressing gehört zu den durchdachtesten und griffigsten Taktiken, die es aktuell in Europa gibt. Mit seinem eher weniger komplexen Ballbesitzspiel gelingt es ihm, die Stärken seines Kaders optimal zur Geltung zu bringen und jeden Spieler in seiner idealen Rolle einzusetzen.
Diese Erfolge wecken natürlich Begehrlichkeiten, weshalb mehrere Clubs ihr Interesse am Erfolgscoach zeigen werden. Der sportlichen Führung des Clubs ist jedoch zuzutrauen, dass sie auf einen möglichen Abgang des Trainers vorbereitet ist. Auch der eingeschlagene Weg in der Kaderplanung erweist sich als richtig, und die Scoutingabteilung verdient besonderes Lob für ihre Fähigkeit, Talente frühzeitig zu erkennen und die richtigen Transfers zu empfehlen.
Abschließend eine Prognose für das Ende der Saison: Ich tippe, dass Bournemouth sich für die Conference League qualifizieren wird.
Mit 44 Toren ist er der Rekordtorschütze der österreichischen Nationalmannschaft und auch in Deutschland ein bekannter Name: »Toni« Polster ist nach David Alaba der populärste Fußballer Österreichs. Seine internationale Karriere führte ihn nach seiner ersten Station in Österreich zum FC Torino nach Italien, dann zu den spanischen Vereinen FC Sevilla, CD Logroñés und Rayo Vallecano. Den Großteil seiner Karriere verbrachte er in Deutschland beim 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach. Seine Profilaufbahn begann Polster aber bei seinem Jugendverein Austria Wien, wo er von 1973 bis 1987 spielte. In 145 Spielen erzielte der Stürmer beeindruckende 119 Tore und gewann 1987 den Goldenen Schuh der UEFA.
Polster ist ein Kind der österreichischen Bundesliga – welche Talente in dieser Saison auf sich aufmerksam machen, stellen wir hier im dritten Teil dieser Scouting-Serie vor:
Radek Vítek
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
24.10.2003 Tschechien Vsetín Tor 198 cm Rechts Blau-Weiß Linz 800 Tsd. €
Bewertung
3.0
Den Beginn macht ein Torwart – Radek Vítek läuft in dieser Saison für den Aufsteiger Blau-Weiß Linz auf, steht jedoch eigentlich bei Manchester United unter Vertrag. Nach seinem Wechsel vom SK Sigma Olmütz in die U18 zu Manchester United spielte er in der vergangenen Saison bei Accrington in der vierten englischen Liga und soll nun in der österreichischen Bundesliga seinen Durchbruch als Profi schaffen. In der Sommervorbereitung bei Manchester United überzeugte Vítek mit starken Leistungen in den Testspielen der Red Devils. Um seine Entwicklung zu fördern, entschieden sich die Manchester United-Verantwortlichen für eine Leihe.
In seinen zehn Einsätzen für Linz – vier Spiele verpasste er wegen eines Kreuzbandanrisses – spielte der Tscheche bereits viermal zu null. Besonders hervorzuheben ist seine überragende Leistung gegen den österreichischen Rekordmeister Rapid Wien, die seinem Team drei Punkte sicherte. Der 21-jährige Schlussmann brilliert vor allem beim Shotstopping, was seine 4,99 verhinderten Tore und sein herausragender Post-Shot xG-Wert belegen. Damit gehört er zu den besten ein Prozent der Torhüter in der österreichischen Liga (datamb.com). Sein exzellentes Timing beim Herauslaufen – sowohl bei hohen Bällen als auch in Eins-gegen-Eins-Situationen – kombiniert er mit klugem Stellungsspiel. Am Ball zeigt der 21-Jährige noch Verbesserungspotenzial, macht aber auch nicht mit groben Fehlern auf sich aufmerksam. Er findet seine Mitspieler auch mit langen Bällen zuverlässig, könnte im Spielaufbau aber häufiger die flache Variante wählen.
Víteks Zeit bei Linz wird begrenzt sein, da er das Niveau eines Bundesliga-Aufsteigers bereits übertrifft. Bei Manchester United wird er vorerst dennoch keine große Rolle spielen. Als Vorbild könnte sein Landsmann Matej Kovar dienen, der ebenfalls aus der Jugend der Red Devils stammt. Kovar ist mittlerweile bei Leverkusen der Ersatzmann des alternden Lukas Hradecky und kommt im Pokal zum Einsatz. Vitek könnte den Sprung zu einem ambitionierteren Verein schaffen. Entweder zu einem Club, der knapp unterhalb der fünf europäischen Topligen zu verorten ist oder als Nummer zwei bei einem Verein z.B. in Deutschland, Frankreich oder Italien, wo ihm langfristig die Position des Stammtorhüters in Aussicht gestellt wird.
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
26.06.2002 Mali Bamako Mittelfeld 181 cm Links Rapid Wien 4,50 Mio. €
Bewertung
3.5
Der nächste Spieler stammt aus dem RB-Kosmos, steht jedoch aktuell bei Rapid Wien unter Vertrag – Mamadou Sangaré spielt wohl eine der besten Saisons eines Sechsers bzw. Achters in der laufenden österreichischen Bundesliga-Saison. Der 22-jährige Malier wechselte mit 18 Jahren zu RB Salzburg nach Österreich und wurde anschließend mehrfach verliehen: zum RB-Farmteam FC Liefering, zum Grazer AK 1902, zu Zulte Waregem und zum TSV Hartberg. Im letzten Sommer wechselte Sangaré für 700.000 € fest zu Rapid Wien. Seitdem überzeugt er in allen Wettbewerben mit starken Leistungen, steigerte seinen Marktwert erheblich und weckte das Interesse anderer Vereine.
Im Wiener System spielt er eine zentrale Rolle: Sangaré verzeichnet die drittmeisten Pässe im Kader des Rekordmeisters und ist im Spielaufbau einer der wichtigsten Akteure im System des früheren Nürnberg-Trainers Robert Klauß. Er besticht durch direktes und kreatives Passspiel, besonders im letzten Drittel gegen tief stehende Gegner – aus dem Open-Play kreiert er 0,54 Tore pro 90 Minuten. Als Ballträger sorgt er zudem regelmäßig für Raumgewinn. Auch defensiv ist Sangaré ein wichtiger Faktor: Er gewinnt viele Zweikämpfe, überzeugt mit gutem Stellungsspiel und verbucht beeindruckende 2,14 Balleroberungen pro 90 Minuten (Top 1 %). Im Gegenpressing ist er dank seiner athletischen Fähigkeiten sehr aktiv und gewinnt häufig den Ball zurück. Sangaré zeichnet sich außerdem durch außergewöhnliche Ausdauer und hohe Laufbereitschaft aus.
Laut transfermarkt.de haben RB Leipzig, Galatasaray und der FC Sevilla bereits Interesse an Sangaré bekundet – ein Abgang im kommenden Sommer scheint möglich. Seine Vielseitigkeit als Box-to-Box-Spieler macht ihn für viele Vereine interessant. Allerdings wäre ein gut überlegter nächster Karriereschritt wichtig. Auch ein weiteres Jahr in Wien könnte seiner Entwicklung zugutekommen.
Nach einem Progressive Lauf spielt Sangaré einen punktgenauen Pass in die Tiefe, aus dem Beljo eine Abschlusssituation kreiert. (Quelle: https://youtu.be/GHP4ri7B_pk)
Oscar Gloukh
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
01.04.2004 Israel Rehovot Mittelfeld 170 cm Beidfüßig RB Salzburg 22,0 Mio. €
Bewertung
4.0
Trotz der aktuellen Schwächephase verfügt RB Salzburg weiterhin über außergewöhnliche Talente im Kader – Oscar Gloukh sticht dabei besonders hervor und wird wohl der nächste Salzburger sein, der den Sprung zu einem größeren Verein schafft. Der 20-jährige Mittelfeldspieler, der im Winter 2023 von seinem Heimatverein Maccabi Tel Aviv in die Mozartstadt wechselte, hat sich seither auch als Stammspieler in der israelischen Nationalmannschaft etabliert.
Gloukh ist ein vielseitig einsetzbarer Offensivspieler, der sich bevorzugt im Zehner- bzw. Halbraum aufhält. Er bewegt sich geschickt zwischen den gegnerischen Linien und kann diese sowohl durch Dribblings als auch präzise Pässe brechen. Der 20-Jährige besticht durch seine Stärke im Eins-gegen-eins und löst auch Situationen im engen Raum souverän auf. Seine Progressive Carries verschaffen dem Team wertvollen Raumgewinn, da er am Ball kaum zu stoppen ist. Als Passgeber hat er sich bei RB bereits weiterentwickelt, zeigt aber noch Verbesserungspotenzial. Dabei liegt das Problem weniger bei seiner Entscheidungsfindung, sondern bei gelegentlichen technischen Ungenauigkeiten, was für junge Spieler nicht unüblich ist. Als Kreativspieler und Vorbereiter kann er sich noch deutlich steigern. Beeindruckend ist außerdem seine Abschlussstärke: Mit sieben Toren in 14 Saisonspielen übertrifft er seinen Expected Goals-Wert (5,65 xG) deutlich.
Er gilt als eines der vielversprechendsten Zehnertalente im europäischen Fußball. Sollte RB Salzburg nächste Saison nicht mindestens an der Europa League teilnehmen, wird er den Verein wahrscheinlich verlassen. In diesem Fall dürften zahlreiche Topclubs mit Verstärkungsbedarf in der Offensive um den israelischen Nationalspieler werben. Besonders Borussia Dortmund könnte ein interessanter Kandidat sein, da dort aufgrund der aktuellen Krise im Sommer ein Umbruch bevorsteht.
Oscar Gloukh im Vergleich zu anderen Flügelstürmern in der österreichischen Bundesliga (Quelle: datamb.com)
Nikolaus Wurmbrand
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
05.01.2006 Österreich Wien Sturm 173 cm Beidfüßig Rapid Wien 1,00 Mio. €
Bewertung
3.0
Ein absolutes Eigengewächs – Nikolaus Wurmbrand macht seine ersten Schritte bei der ersten Mannschaft Rapid Wiens. Im Conference League-Spiel gegen den FC Kopenhagen traf der 19-Jährige direkt doppelt und wird seitdem an die erste Mannschaft des Rekordmeisters herangeführt. Wurmbrand kam bereits mit zehn Jahren zum Rapid und durchlief sämtliche U-Mannschaften des Traditionsvereins. Zudem ist er bereits U21-Nationalspieler Österreichs und wurde im November bei seinem Club mit einem Vertrag bis 2028 ausgestattet.
Wurmbrand kann offensiv vielseitig eingesetzt werden, kommt aber am besten auf den Flügelpositionen zur Geltung. Er ist ein Tempodribbler, der Agilität mit hoher Endgeschwindigkeit verbindet. Seine beeindruckende Erfolgsquote bei Dribblings (66,7 %) unterstreicht seine Qualitäten. Besonders bemerkenswert für sein Alter sind seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und sein generell starker Abschluss. Auch technisch überzeugt Wurmbrand, insbesondere mit seinem ersten Kontakt.
Daten und Videomaterial sind zwar noch sehr gering, man kann dennoch bereits vielversprechende Ansätze beim 19-Jährigen erkennen. Besonders interessant wird seine Entwicklung, wenn er den Sprung in die österreichische Nationalmannschaft schafft und dort unter Ralf Rangnick wichtige Prinzipien im Gegenpressing lernen kann. Zunächst gilt es jedoch, sich in Rapid Wiens erster Mannschaft zu etablieren, was sogar kurzfristig nicht unrealistisch ist.
Dion Beljo ist auch in Deutschland kein Unbekannter – der Linksfuß steht eigentlich beim FC Augsburg unter Vertrag, wurde im Sommer jedoch zu Rapid Wien verliehen, die aber auch über eine Kaufoption verfügen. Vor seiner eineinhalbjährigen Station beim FC Augsburg spielte er in der kroatischen ersten Liga für den NK Osijek und leihweise für den NK Istra. Dort galt er als großes Talent und traute sich dann den Schritt zum FCA zu, den er heute wahrscheinlich auch als Fehler betrachtet. In Österreich sieht dies jedoch deutlich besser aus – für die Wiener traf der Stürmer bereits 14-mal und legte zwei Tore vor.
Heatmap Dion Beljos (Quelle: sofascore.com)
Beljo ist ein klarer 9,5er, der sich aktiv ins Spiel einbringt. Er kombiniert in tieferen Positionen im Link-Up-Play und startet dann dynamisch in die Angriffsprozesse. Als Passempfänger kann er Bälle gut festmachen und weiterverarbeiten. Sein Abschluss ist zwar kraftvoll, allerdings muss er vor dem Tor noch kaltschnäuziger werden – seine sieben Ligatore liegen unter seinem xG-Wert von 8,67. Bemerkenswert sind Beljos Dribblingfähigkeiten, da er trotz seiner Größe Eins-gegen-Eins-Situationen oft als Sieger hervorgeht. Eine weitere Stärke des 22-Jährigen ist bei einer Körpergröße von 1,95 m natürlich sein Kopfballspiel. Als Abnehmer von Flanken und langen Bällen ist er stets gefährlich und verleiht seiner Mannschaft Präsenz in der Luft.
Der Wechsel zum FC Augsburg erwies sich als Fehltritt in Beljos Karriereplanung. Dennoch befindet er sich noch im idealen Entwicklungsalter und überzeugt bei seiner Leihe mehr als deutlich. Besonders in spielstärkeren Mannschaften als dem FC Augsburg wäre ein erneuter Anlauf in der Bundesliga durchaus interessant.
Im Spiel der beiden U21-Nationalmannschaften von Kroatien und Griechenland spielt Beljo überragend. Das 1:0 lag er für Kačavenda vor und das 2:0 erzielte er selbst. (Quelle: https://youtu.be/cSrw-ghkqzs)
Der österreichische Fußball befindet sich im Aufschwung. Dies zeigt sich nicht nur an der Nationalmannschaft unter der erfolgreichen Führung von Ralf Rangnick, sondern auch an den vielen Talenten, die in den vergangenen zehn bis 15 Jahren in der österreichischen Liga gespielt haben. RB Salzburg brachte dabei Stars wie Erling Haaland, Dayot Upamecano und Sadio Mané hervor. Auch Rasmus Højlund, ehemals Sturm Graz, macht sich inzwischen in Europa einen Namen. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen, da viele Mannschaften den Status als Ausbildungsliga unterstützen und neue Talente fördern. Mittlerweile ist es allerdings nicht nur RB Salzburg, sondern auch andere Vereine wie Sturm Graz, die nach langer Durststrecke in der vergangenen Saison Meister geworden sind. Sie überzeugen mit hervorragendem Scouting und starker Jugendarbeit. Dort könnte Leon Grgic in die Fußstapfen erfolgreicher Stürmer wie Mika Biereth, Rasmus Højlund und Emanuel Emegha treten.
Gute Rückrunde und mit diesen Transfers doch noch der Aufstieg in die Bundesliga?
So hat sich Hertha BSC die Hinrunde nicht vorgestellt: Im Sommer verpflichteten die Hertha-Bosse Christian Fiél vom 1. FC Nürnberg, der Kader wurde umgebaut und das klare Ziel Aufstieg offen kommuniziert. Doch bereits in der Vorbereitung folgte der erste herbe Dämpfer für den Hauptstadtclub – Fabian Reese, der beste Zweitligaspieler der Vorsaison, und Neuzugang Kevin Sessa verletzten sich und fielen die gesamte Hinrunde aus. Nach einem ordentlichen Saisonstart brach die Mannschaft im Dezember völlig ein – ein Remis, drei Niederlagen und wachsende Kritik an Trainer und Team folgten. Der Tiefpunkt war das Spiel gegen Aufsteiger Preußen Münster, das mit 1:2 verloren ging. Die Mannschaft musste sich in der Herthaner Ostkurve deutliche Kritik anhören, und Fiél hat nun kaum noch Kredit.
Im Januar erhält die »Alte Dame« jedoch die Chance auf einen Neustart und eine bessere Rückrunde, die Fans und Vereinsführung mehr zufriedenstellen könnte. Dass jetzt nur Platz zwölf zu Buche steht, ist nämlich völlig verdient. Mit den Rückkehrern könnte die Mannschaft ihre gesteckten Ziele möglicherweise noch erreichen. Reese, Winkler, Gechter, Brooks, Sessa, Schuler, Dudziak und Hussein – acht Spieler, die Hertha zuletzt fehlten. Dennoch werden auf einigen Positionen externe Neuzugänge benötigt, um in dieser ausgeglichenen Zweiten Liga noch etwas zu bewegen.
Auf welchen Positionen braucht Hertha BSC noch Verstärkungen? – Analyse
Fiél strebt einen aktiven Spielstil an. Hertha verzeichnet zwar nach dem 1. FC Magdeburg den zweithöchsten Ballbesitz der Liga, kann aber zu oft nicht in die gefährlichen Zonen vorstoßen – der Ballbesitz bleibt oft wirkungslos. Die Mannschaft versucht zwar, oft in den Druck zu spielen, scheitert aber an der mangelnden Qualität einzelner Spieler und zu großen Abständen im Ballbesitz. Defensiv zeigt sich Hertha besonders anfällig: Im Aufbau sind sie zu leicht zu pressen, und eine mangelhafte Restabsicherung ermöglicht es Gegnern, die ungeordnete Defensive mit wenigen Pässen zu überspielen.
Hier ein potenzielles Beispiel bei der 1:4 Niederlage gegen Elversberg: Zuvor baut Elversberg vom Torwart hinaus auf, der seinen Sechser anspielt. Hertha ist gegen den Ball sehr passiv, was dem Elversberger Mittelfeldspieler ermöglicht einen vertikalen Ball in den Druck zu spielen. Der Stürmer der Saarländer lässt klatschen, der nächste spielt einen Pass, der von Dardai auf den blau-markierten Schnellbacher abfälscht, der Leistner ohne Probleme hinter sich lässt. Elversberg erzielt das 0:2. (Quelle: https://youtu.be/ntyzLsbVOTY)
Die genannten Probleme sind zwar alle mannschaftstaktischer Natur und müssen vom Trainer und seinem Team gelöst werden – allerdings gibt es im Kader auch Schwachstellen, die diese Probleme noch verstärken und nicht zum eingeschlagenen Weg passen. Als Marc-Oliver Kempf kurz vor Transferschluss zu Como wechselte, wurde im Sommer kein Ersatz verpflichtet. Mit seinen Fähigkeiten am Ball hätte er deutlich besser zu Fiéls Spielidee gepasst als Toni Leistner, der zu allem Überfluss auch noch bei der Restabsicherung massive Tempodefizite aufweist. Auch ein Flügelspieler mit Tempo, der dem Spiel Breite verleiht, fehlt im Kader – gegen Ende der Hinrunde musste sogar Cuisance dort aushelfen, obwohl er eigentlich im Zentrum zu Hause ist. Zudem wird ein Stürmer benötigt, der die 25 Tore von Tabakovic aus der Vorsaison kompensieren kann. Schuler, der im Sommer aus Magdeburg kam, konnte bislang nicht das nötige Niveau für den Aufstiegskampf in der 2. Liga nachweisen. Florian Niederlechner hingegen ist nicht mehr in der Lage, ein komplettes Spiel durchzuhalten und darf auch nicht der Nummer eins-Stürmer sein.
Transferziel
Abwehr (IV) Startelf | Rotation | Tiefe
Ju-sung Kim
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
12.12.2000 (24) Südkorea Abwehr 1,90 m Links FC Seoul 850 Tsd. €
Ju-sung Kim ist kein unbekannter Name bei mvpclub.de – ich habe den Innenverteidiger bereits im vergangenen Winter für Mainz 05 empfohlen. Der 24-Jährige spielt seit 2022 beim FC Seoul und wurde mittlerweile auch schon einmal in die südkoreanische Nationalmannschaft berufen. Von seinem Profil her ist er ein spielstarker Innenverteidiger, der im Aufbau eine sehr sichere Anspielstation darstellt und verschiedene Passtypen spielen kann. Zwar bevorzugt er den sicheren Pass, beherrscht aber auch Vertikal- und hohe Diagonalbälle. Kim überzeugt zudem mit seiner körperlichen Präsenz – aufgrund seiner Physis und Größe dominiert er sowohl Luft- als auch Bodenzweikämpfe. Seine Schnelligkeit, mit der er selbst temporeiche Angreifer unter Kontrolle halten kann, wäre für Hertha besonders wertvoll.
Mit einem Marktwert von 850 Tsd. Euro (transfermarkt.com) wäre er zudem eine finanzierbare Option für den wirtschaftlich angeschlagenen Berliner Sportclub und könnte sich als echter Glücksgriff erweisen.
Ju-sung Kims Radar: Sicherer Passspieler und guter Zweikämpfer (Quelle: datamb.com)
Transferziel
Sturm (RA) Startelf | Rotation | Tiefe
Jakub Kamiński
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
Jakub Kamiński ist beim VfL Wolfsburg nach gutem Saisonstart wieder einmal nicht wirklich gesetzt, nachdem er 2022 seinen Jugendclub Lech Posen verlassen hatte, um sich den Wölfen anzuschließen. In seiner ersten Saison unter Niko Kovač spielte sich der Pole gegen Ende der Saison fest und konnte sogar einige Scorerpunkte sammeln.
Er fühlt sich auf dem Flügel richtig wohl: Kaminskis Heatmap (Quelle: sofascore.com)
Mit Kamiński bekommt Hertha einen temporeichen Flügelspieler, der auf beiden Seiten spielen kann. Seinen in dieser Saison gemessenen Top-Speed von 34,32 km/h kann er sicherlich sogar noch toppen und bringt in jedes Spiel Intensität. Im Gegenpressing ist der vielseitige Flügelspieler eine absolute Macht und läuft die gegnerische Mannschaft gnadenlos an. Auch seine Bewegungen abseits des Balles, besonders die Läufe in die Tiefe sind eine Waffe. Am Ball dürfen seine Fähigkeiten auch nicht unerwähnt bleiben: Wenn es darum geht, Tore und Abschlüsse zu kreieren, findet Kamiński oft den richtigen Mitspieler und trägt den Ball mit Dribblings in die Box.
Talentiert ist der 22-Jährige zweifellos. 2021/22 gewann er in der polnischen Ekstraklasa den Young Player of the Season Award und zeigte in Wolfsburg höchst interessante Ansätze. Mit einer Leihe nach Berlin – mit Nähe zu seiner Heimat Polen und seinem Club Wolfsburg – kann er seiner Karriere vielleicht einen richtigen Auftrieb verleihen, sodass er im Sommer als gestandener Spieler in die Autostadt zurückkehrt und Hertha bekommt im Gegenzug einen Spieler, der an guten Tagen schon gutes Bundesliga-Niveau bewiesen hat.
Kaminski leitet sein erstes Bundesliga-Tor selbst stark ein, startet in die Tiefe und schiebt zum 1:3 gegen Bayern ein.
Transferziel
Sturm (ST) Startelf | Rotation | Tiefe
Nelson Weiper
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
17.03.2005 (19) Deutschland Sturm 1,92 m Rechts 1. FSV Mainz 05 4,00 Mio. €
Nelson Weiper ist eines der größten Stürmertalente Deutschlands und der nächste vielversprechende Stern aus der Mainzer Jugend, die sich in den letzten Jahren zu einer der besten Jugendabteilungen des Landes entwickelt hat. In der Saison 2022/23 trug er maßgeblich dazu bei, dass seine Mannschaft die deutsche A-Jugend-Meisterschaft gewinnen konnte.
Der gebürtige Mainzer ist ein klassischer Zielspieler im Sturmzentrum. Mit dem Rücken zum Tor kann er Bälle behaupten, sie intelligent weiterleiten oder selbst zum Abschluss kommen. Doch der 19-Jährige ist vielseitig – er besticht durch sein gutes Tempo und intelligente Laufwege abseits des Balles. Dabei lässt er sich auch geschickt aus der Spitze zurückfallen. In der Box ist er durch seine Größe eine echte Präsenz, muss allerdings noch an seiner Chancenverwertung arbeiten – eine Fähigkeit, die er bei Hertha weiterentwickeln könnte.
Eine Leihe wäre für alle Beteiligten vorteilhaft: Hertha erhält einen Stürmer, der in allen Spielphasen wertvoll sein kann, Weiper bekommt die wichtige Spielpraxis, und Mainz verleiht sein größtes Talent für ein halbes Jahr an eines der kadertechnisch stärksten Teams der Zweiten Liga. Eine erfolgreiche Entwicklung in der zweiten Liga könnte ihm helfen, in der kommenden Saison auch in der Bundesliga durchzustarten.
Im U19-Bundesliga-Halbfinale 22/23: Weiper löst sich gut von seinem Verteidiger, dreht frühzeitig seinen Körper ein, schirmt damit den Ball ab und dreht sich zum Abschluss. Sieger ist jedoch der starke Schalker Torwart. (Quelle: https://www.youtube.com/live/eJNiOclr6Mk)
Schafft Hertha den Aufstieg noch?
Der Abstand zum Relegationsplatz beträgt zwar nur sechs Punkte, aber die jüngsten Leistungen lassen keine baldige Verbesserung erwarten. Der gezeigte Fußball ist wenig ansprechend, und obwohl Fiél zuletzt überfordert wirkte, genießt er weiterhin das Vertrauen des Berliner Vorstands.
Ich bin überzeugt, dass Hertha BSC noch einmal oben angreifen kann – insbesondere wenn die von mir vorgeschlagenen Profile kommen und die Verletzten zurückkehren. Dennoch wird es vermutlich weiterhin Partien geben, in denen der Trainer keine ausreichenden Lösungsansätze findet. Christian Fiél entspricht zwar dem gewünschten Trainerprofil, aber Hertha BSC scheint als Verein derzeit noch eine Nummer zu groß für ihn zu sein. Ich erwarte, dass die Berliner die Saison zwischen Platz 4 und 8 abschließen und den Aufstieg damit knapp verpassen werden – es sei denn, sie zeigen eine makellose Rückrunde.
Wir haben Januar und es ist wieder so weit – das Wintertransferfenster öffnet. Während einige Vereine die Erwartungen übertreffen, bleiben andere dahinter zurück oder kämpfen um Titel, Europa-Plätze oder gegen den Abstieg. Wie im letzten Jahr stellen wir euch wieder für jeden Club einen Spieler vor, der in der Rückrunde eine echte Verstärkung sein könnte.
Transferziel
Abwehr (RV) Startelf I Rotation I Tiefe
Arnau Martínez
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
25.04.2003 (21) Spanien Abwehr 1,77 m Rechts FC Girona 10,0 Mio. €
Der FC Bayern München ist wieder da! Jedenfalls steht man nach 14 Spielen mit nur einer Niederlage auf dem ersten Tabellenplatz. Vincent Kompany lässt einen interessanten Fußball spielen und hat es für einige Spieler geschafft, eine ideale Rolle zu finden. Besonders Joshua Kimmich und Jamal Musiala stechen beim deutschen Rekordmeister mit starken Leistungen heraus. Allerdings ist der Kader nach wie vor nicht perfekt und könnte eine Verstärkung gebrauchen:
Arnau Martínez vom FC Girona wäre die perfekte Ergänzung für den FC Bayern, sollte ein Rechtsverteidiger den Verein verlassen. Positionstechnisch ähnelt er Josip Stanisic, der allerdings die gesamte Hinrunde verletzt ausgefallen ist und nach seiner schweren Verletzung noch Anlaufzeit benötigen wird. Martínez kann sowohl als Außenverteidiger in einer Viererkette als auch als rechter Halbrauminnenverteidiger in einer Dreierkette agieren. Dass er zum FC Bayern passt, zeigt sich besonders im System von Vincent Kompany. Der Spanier überzeugt mit starken technischen und athletischen Fähigkeiten, brilliert im Defensivverhalten durch cleveres Positionsspiel und antizipiert hervorragend beim Herausrücken aus der Abwehrkette. Der erst 21-jährige Martínez, der bereits knapp 70 La Liga-Spiele absolviert hat, ist durch seine Zeit beim FC Girona bestens mit dominantem Spielstil vertraut – der FC Girona konnte in der vergangenen Saison mit attraktivem Ballbesitzfußball beeindrucken. In dieser Spielzeit konnte Martínez dann zudem erste Erfahrungen in der Champions League sammeln.
Radar zu Arnau Martínez: Besonders positive Ausschläge bei Passfähigkeiten (Quelle: fbref.com)
Transferziel
Mittelfeld (OM) Startelf I Rotation I Tiefe
Rayan Cherki
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
17.08.2003 (21) Frankreich Mittelfeld 1,77 m Beidfüßig Olympique Lyon 30,0 Mio. €
Der amtierende deutsche Meister ist nur noch Verfolger des FC Bayern – Bayer 04 Leverkusen konnte die ungeschlagene Serie nicht aufrechterhalten und hat den absoluten Killerinstinkt der letzten Saison verloren. Das größte Problem ist, dass die Elf von Xabi Alonso inzwischen extrem von Florian Wirtz Brillanz abhängig ist, der die Offensive im Alleingang trägt. Entlastung zu schaffen, war bereits im Sommer das Ziel der Leverkusener Führungsriege, weshalb man unter anderem Martin Terrier verpflichtet hat. Um die Chance auf die Meisterschaft zu wahren, müsste im Winter allerdings nochmals investiert werden – ein Investment, das möglicherweise entscheidend im Kampf um die Meisterschaft sein könnte.
RayanCherki wäre eigentlich ein Transfer, der selbst für Bayer zu teuer sein sollte. Allerdings könnten sich Spieler von Olympique Lyon in den nächsten Transferphasen als echte Schnäppchen erweisen. Der französische Traditionsverein steckt in einer bedrohlichen wirtschaftlichen Krise und muss einen erheblichen Schuldenberg abarbeiten. Dadurch öffnet sich möglicherweise ein einmaliges Fenster, den Ausnahmefußballer Cherki an den Rhein zu lotsen.
Der 21-Jährige ist sowohl auf dem Flügel als auch im Zentrum einsetzbar, bespielt aber am liebsten den Halbraum – perfekt für Xabi Alonsos System. Seine herausragende Stärke ist zweifellos sein außergewöhnliches Dribbling. Der Ball klebt förmlich an seinem Fuß, was ihn zu einem exzellenten Ballträger macht und in Eins-gegen-X-Situationen schwer zu verteidigen ist. Seine Körperbalance ermöglicht ihm schnelle Richtungswechsel und macht ihn für Verteidiger unberechenbar. Der Franzose besticht zudem durch sein beeindruckendes technisches Repertoire. Trotz gelegentlich zu eigensinnigen Spiels ist Cherki ein brillanter Passgeber. Ob Keypasses, direkte Zuspiele per First Touch, lange Bälle oder progressive Pässe – er ist ein herausragender Spielmacher. Verbesserungspotenzial zeigt sich noch bei seinem Torabschluss. Auch sein Defensivverhalten muss sich in Zukunft ändern – zusätzlich zu seinen körperlichen Limitierungen fehlt ihm häufig die nötige Einstellung zur Arbeit gegen den Ball.
Mit Wirtz und Boniface würde Cherki vermutlich die beste offensive Dreierreihe der Bundesliga bilden und das Rennen um die Meisterschale noch einmal verändern können.
Cherkis Statistiken im Vergleich zu anderen Offensivspielern in den fünf europäischen Topligen (Quelle: datamb.com)
Transferziel
Mittelfeld (ZM) Startelf I Rotation I Tiefe
Cesare Casadei
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
10.01.2003 (21) Italien Mittelfeld 1,92 m Rechts FC Chelsea 10,0 Mio. €
Eintracht Frankfurt ist die Überraschungsmannschaft der laufenden Bundesligasaison. Im Sommer stand Trainer Dino Toppmöller noch in der Kritik, doch in dieser Saison zeigt die Eintracht ein völlig anderes Gesicht: explosiven Umschaltfußball mit überragenden Einzelkönnern wie Marmoush und Ekitike. Da Markus Krösche im Winter vermutlich nicht den großen Geldbeutel öffnen wird, wäre eine Leihe für die Achterposition sinnvoll. Larsson fehlt die Konstanz, Skhiri erreicht nicht sein Kölner Niveau, Dahoud sucht noch seine Form, und die übrigen Mittelfeldspieler können die tiefere Position im Mittelfeld nur bedingt ausfüllen.
Eine Leihe von Cesare Casadei vom FC Chelsea wäre eine interessante Option für die Frankfurter Eintracht. Der italienische Mittelfeldspieler machte bei der U20-WM auf sich aufmerksam, wo er sowohl den Golden Ball als auch den Golden Boot gewann. Die SGE hat eine realistische Chance auf das Talent, da der Chelsea-Kader überfüllt ist und Casadei bisher nur in der Conference League zum Einsatz gekommen ist. Der 21-Jährige soll angeblich für eine Leihe verfügbar sein – eine Gelegenheit, die Frankfurt nutzen könnte.
Casadei ist ein Box-to-Box-Mittelfeldspieler mit Stärken in Offensive und Defensive. Mit seinem ausgeprägten technischen Repertoire überzeugt er am Ball, bewegt sich intelligent im Raum und fordert aktiv Pässe. Besonders im Kurzpassspiel und über mittlere Distanz besticht er durch eine hohe Passgenauigkeit. Seine clevere Positionierung macht ihn zu einer verlässlichen Anspielstation – Bälle, die er im Mittelfelddrittel empfängt, trägt er oft ins letzte Drittel, was ihn zu einem guten Ballcarrier macht. Trotz seiner Größe von 1,92 m zeigt er beeindruckende Dribblingfähigkeiten und kann Gegner mit schnellen Richtungswechseln ausspielen. Sein Defensivspiel profitiert von seinem physischen Profil, und er überzeugt durch gutes Antizipationsvermögen bei Ballgewinnen.
Der Transfer sollte dem Modell von Ekitikes Winterwechsel folgen: junge, talentierte Spieler von Topclubs ausleihen, die dort wenig Spielzeit bekommen, idealerweise mit einer Kaufoption. Wie realistisch das bei Casadei ist, bleibt zu hinterfragen – aber genau das ist der Frankfurter Weg!
RB Leipzigs Hinrunde ist objektiv eine der schwächeren der Clubgeschichte. Nach einigen Klatschen in der Bundeliga und einem desaströsen Champions-League-Aus steht man nur noch im Pokal auf Kurs. Dies hängt vor allem mit den vielen Verletzungen zusammen – vor dem Jahresende fielen Castello Lukeba, Eljif Elmas, Assan Ouedraogo, Xavi Simons und Yussuf Poulsen aus. Die größte Lücke entstand in der Defensive, wo zuletzt sogar Mittelfeldspieler aushelfen mussten.
Leipzig sollte versuchen, Matte Smets vom KRC Genk zu verpflichten. Der Verteidiger wurde von 2010 bis 2018 dort ausgebildet, bis er dann zum VV St. Truiden gewechselt ist. Dort wurde er zum Profi und hat in den vergangenen beiden Saisons rund 3800 Spielminuten gesammelt, bis ihn sein Jugendclub im Sommer zurückgeholt hat. Im November hat der 20-Jährige sein Debüt für die belgische Nationalmannschaft gegen Israel gegeben. Sein Trainer Thorsten Fink verriet dem »Nieuwsblad«, dass sich bereits drei große deutsche Vereine nach Smets erkundigt haben.
Matte Smets ist ein spielstarker Innenverteidiger mit herausragendem Fußball-IQ. Besonders im Spielaufbau, wo RB Leipzig zuletzt Probleme hatte, könnte der Belgier eine große Hilfe sein. Pro 90 Minuten spielt er etwa 80 Pässe mit einer starken Quote von 93,3 % – damit zählt er laut fbref.com zu den Top 1 % der Men’s Next 14 Competitions. Ob Kurzpässe, lange Bälle, Diagonalpässe oder Progressive Passes – seine Zuspiele kommen präzise an. Als aktiver Ballträger kann er ebenfalls eingesetzt werden. Besonders in hochstehenden Mannschaften fühlt er sich wohl und ist stark ins Aufbauspiel im Mittelfelddrittel eingebunden. Trotz seiner »nur« 1,84 m Körpergröße ist der Belgier auch im Eins-gegen-Eins und in Luftduellen wirklich stark.
Smets Heatmap zeigt nochmal, dass er sich mit oder ohne Ball überall auf dem Platz wohlfühlt. (Quelle: sofascore.com)
Transferziel
Abwehr (IV) Startelf I Rotation I Tiefe
Jarell Quansah
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
29.01.2003 (21) England Abwehr 1,90 m Rechts FC Liverpool 22,0 Mio. €
Gemeinsam mit dem hessischen Nachbarn aus Frankfurt ist der 1. FSV Mainz 05 vermutlich die größte Überraschung der Hinrunde. Bo Henriksen hat aus den »Nullfünfern« vermutlich die zweitbeste Pressingmannschaft nach den Kompany-Bayern gemacht (10,15 Passes per defensive action). Der Kader ist trotz des Gruda Abgangs besser geworden und hat sich insbesondere im Mittelfeld und Angriff hervorragend entwickelt. Die einzige Schwachstelle sehe ich noch in der Innenverteidigung, da in dieser Saison auch immer wieder Mittelfeldspieler aushelfen mussten. Deswegen sollte man noch versuchen, einen Spieler für die Innenverteidigung zu leihen, der einen nochmals verstärkt, um Europa final anzugreifen.
Inspiriert von der erfolgreichen Leihe von Sepp van den Berg von Liverpool nach Mainz im Sommer 2023, sollte man die Verbindung zum englischen Topclub erneut nutzen und versuchen, Jarell Quansah für die Rückrunde auszuleihen. Der Verteidiger kam in dieser Saison bislang nur auf 444 Spielminuten.
Der 21-Jährige machte in der letzten Saison als Backup für Virgil van Dijk nachhaltig auf sich aufmerksam und hat das eines kompletten Innenverteidigers abgegeben. Dank seiner physischen Präsenz gewinnt er viele Zweikämpfe und kann mit seinem guten Tempo weite Strecken abdecken. Seine größte Stärke liegt bei Luftduellen, welche ihm sowohl defensiv als auch offensiv Vorteile verschafft. Durch sein ausgeprägtes Antizipationsvermögen entschärft er gefährliche Situationen häufig früh, bevor sie wirklich brenzlich werden. Am Ball agiert er proaktiv und trägt den Ball nach vorn. Quansah besticht durch eine enge, kontrollierte Ballführung beim Andribbeln und präzise Diagonalbälle, die seiner Mannschaft beim Spielaufbau und bei Spielverlagerungen helfen.
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
24.09.2001 (23) USA Mittelfeld 1,88 m Rechts Olympique Lyon 6,00 Mio. €
Borussia Dortmund kann nach dieser Hinrunde nicht zufrieden sein. Allerdings muss der in der Kritik stehende Coach Nuri Şahin auch Lob erhalten: Der BVB ist Erster in der Heimtabelle, Neunter in der Champions-League-Gruppenphase und zeigt in Teilen eine spielerische Weiterentwicklung. Vielleicht sollte man trotz aller Probleme anerkennen, dass sich der BVB in einem Umbruch befindet und sich unter Sahin noch vieles positiv entwickeln kann. Dabei könnte ein neuer Sechser helfen – hier könnte Dortmund von der begrenzten Spielzeit und der finanziellen Situation bei Olympique Lyon profitieren:
Borussia Dortmund hat im Mittelfeld derzeit nicht die passenden Profile für den Spielaufbau. Felix Nmecha, eigentlich ein klassischer Achter, muss in dieser Saison als tiefer Sechser aushelfen. Deshalb sollte Tanner Tessmann aus Lyon zum BVB stoßen, der als Regista das Mittelfeld auf ein neues Level heben könnte. Im Ballbesitz liegen seine besonderen Stärken: Er würde dem BVB-Spiel die lang ersehnte Kontrolle geben, liest das Spiel hervorragend und behält stets den Überblick. Mit seinen präzisen Pässen durchbricht er gegnerische Linien und kreiert Chancen. Defensiv gewinnt er dank seines exzellenten Timings viele Bälle in Zweikämpfen. Auch bei Distanzschüssen und Standardsituationen strahlt er Torgefahr aus.
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
17.11.2003 (21) Dänemark Sturm 1,78 m Rechts Go Ahead Eagles 2,30 Mio. €
Der SV Werder Bremen ist auf jeden Fall wieder in der Bundesliga angekommen und die Entwicklung zeigt nach klar nach oben. Ole Werner steht zwar nicht selten in der Kritik, weil es manchmal ein wenig zu lange dauert, dass er Neuzugänge einsetzt. Jedoch geben ihm seine gewählte Idee vom Fußball und die Tabellensituation recht. Die Chance, dass im Weserstadion wieder europäische Abende stattfinden, war seit dem Bremer Aufstieg vor drei Jahren noch nie so hoch wie in dieser Saison. Das weckt allerdings auch Begehrlichkeiten – Romano Schmid, der beste individuelle Fußballer im Kader, spielt eine Breakoutsaison und steht auf dem Zettel von einigen europäischen Mannschaften. Unter anderem ist Aston Villa am Österreicher interessiert. Deswegen habe ich mich auf die Suche begeben, einen Ersatz für Schmid zu finden, wenn dieser Bremen im Winter verlassen könnte.
Jakob Breum ist ein Flügelspieler, der jedoch auch im Zentrum spielen kann. Der Däne, der aus der Jugend von Odense BK stammt, spielt aktuell bei den Go Ahead Eagles in der Eredivisie.
Breums Heatmap: Außen und im Zentrum unterwegs (Quelle: sofascore.com)
Dort konnte der 21-Jährige bereits neun Scorerpunkte sammeln können und durfte auch erste europäische Luft in der Conference League schnuppern. Seine Stärken liegen in der Chancenkreierung (4,53 Shot-Creating Actions pro 90 Min.) und in der Entscheidungsfindung im letzten Drittel. Auch seine Eins gegen Eins-Fähigkeiten würden dem Spiel von Werder noch einmal ein ganz neues Element geben, da sie so einen Spieler auf dem Level Breums nicht im Kader haben. Sein größtes Problem ist, dass er in seine Leistungen noch mehr Konstanz bringen muss. In der laufenden Saison bekommt er dies schon mehr in den Griff und geht den nächsten Entwicklungsschritt – fortan vielleicht sogar in Bremen?
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
17.05.1997 (27) Belgien Abwehr 1,75 m Rechts Union SG 6,00 Mio. €
Borussia Mönchengladbach hat seit Oktober nur ein einziges Spiel verloren, verfügt über eine gut funktionierende Offensive und blickt auf ein starkes Sommertransferfenster zurück. Die Verpflichtungen von Kleindienst, Stöger und Sander waren No-Brainer, die Sportdirektor Roland Virkus eingefädelt hat – insbesondere Tim Kleindienst erweist sich als absolute Lebensversicherung für die Fohlen. Obwohl ich von Gerardo Seoane nach wie vor nicht überzeugt bin, würde Platz acht zur Winterpause ihm und seinem Spielstil recht geben. Die größte Schwachstelle im Gladbacher Kader sind die Außenverteidiger: Luca Netz wurde inzwischen vom Talent Lukas Ullrich verdrängt, und Joe Scally hat mit Stefan Lainer keine ernsthafte Konkurrenz. Da Premier-League-Clubs seit Jahren am US-Amerikaner interessiert sind, wäre ein Verkauf, der zusätzliches Budget für Winterverstärkungen freimachen würde, die beste Option.
Gladbachs Zones of Control, die beschreiben welche Zonen Gladbach im Spiel dominiert. (Lila → Gladbach dominiert; Rosa → Gegner dominiert; Grau → umkämpft) (Quelle: theanalyst.com)
Ein idealer Neuzugang wäre ein Spieler, der sowohl defensiv solide ist als auch offensiven Output liefert. Besonders, wenn man einen Zielspieler wie Kleindienst hat, kann ein offensiver Außenverteidiger zur echten Waffe werden. Der neue Rechtsverteidiger sollte dabei sowohl flanken als auch den Ball gut nach vorn tragen können. Deshalb sollte Gladbach Alessio Castro-Montes von Union Saint-Gilloise als Scally-Ersatz verpflichten. Im Zusammenspiel mit Franck Honorat könnten die Fohlen auf der rechten Seite ein echtes Powerhouse aufbauen – dort haben sie ohnehin mehr Spielkontrolle als auf der linken Seite oder im Zentrum.
Castro-Montes, aus der Jugend des RSC Anderlecht stammend, ist dann über die Stationen St. Truiden, Eupen und Gent zum Brüsseler Erfolgsclub gekommen. Dieser hat sich für Bundesligavereine durch Transfers wie Amoura, Boniface oder Lynen zuletzt als nicht zu schlechte Anlaufstelle bewiesen. Castro-Montes überzeugt als guter Ballträger mit soliden Expected-Assists-Werten und großer Präsenz im Offensivspiel (1,55 Pässe in den Strafraum pro Spiel). Auch sein Defensivspiel muss beachtet werden. Mit seiner Intensität im Pressing sticht er hervor. Als Pressingteam ist Gladbach bisher nur mittelmäßg und könnte von einem Spieler von Saint-Gilloise, die ohnehin für ihr starkes Pressing bekannt sind, profitieren.
Der SC Freiburg blickt auf ein erstes halbes Jahr nach der Streich-Ära zurück und kann zufrieden sein. Der neue Trainer Julian Schuster hat funktionierende Elemente des alten Systems beibehalten und eigene Ideen eingebracht. Die Breisgauer haben sich als festes Mitglied der Bundesliga-Top-Ten etabliert und überzeugen mit ihrer starken Jugendarbeit. Dennoch sollte Freiburg im Winter nachbessern: Das zentrale Mittelfeld ist mit zu ähnlichen Spielertypen besetzt. Sowohl Osterhage als auch Eggestein sind Box-to-Box-Mittelfeldspieler, die einen klaren Strukturgeber an ihrer Seite benötigen könnten.
Ein echter Gamechanger für den Sportclub wäre Adem Zorgane von Charleroi, der seinem belgischen Verein qualitativ entwachsen ist. Der 24-jährige Algerier, der 2021 verpflichtet wurde, hat sich in nur drei Jahren zum Kapitän entwickelt und gilt als einer der besten Achter der belgischen Pro League. Als echter Strukturgeber im Mittelfeld spielt er durchschnittlich 90 Pässe und 15,64 progressive Pässe pro 90 Minuten – Ligabestwert – und ist in der Chancenkreierung von einer tiefen Position stark. Seine Fähigkeit, das Spiel zwischen den Dritteln zu überbrücken, macht ihn für jede Mannschaft wertvoll. Defensiv zeigt Zorgane ordentliche Leistungen, kann aber nicht als alleiniger Sechser agieren. Mit verbessertem Positionsspiel würde er auch diese Schwäche ausmerzen.
Zorgane chipt den Ball gefühlvoll hinter die Kette in das rot-markierte Feld. Sein Mitspieler läuft ein und erzieltdas 1:0 für Charleroi. (Quelle: https://youtu.be/W9qJMJ4mVgo)
Transferziel
Sturm (LA) Startelf I Rotation I Tiefe
Jacob Ondrejka
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
02.09.2002 (22) Schweden Sturm 1,80 m Rechts Royal Antwerpen 7,00 Mio. €
Der Vizemeister VfB Stuttgart spielt zwar weiterhin einen der attraktivsten fußballerischen Ansätze, kann diesen aber nicht ausreichend in Punkte umwandeln. Zur Verteidigung des VfB muss man erwähnen, dass Sebastian Hoeneß fast nie aus dem Vollen schöpfen konnte, da viele wichtige Spieler, unter anderem Deniz Undav und Jamie Leweling, mit Verletzungen zu kämpfen haben. Besonders Lewelings Ausfall auf dem Flügel trifft das VfB-Spiel empfindlich. Deshalb sollte Fabian Wohlgemuth einen Backup für den Neu-Nationalspieler in die baden-württembergische Landeshauptstadt holen.
Jacob Ondrejka wäre der optimale Transfer für den VfB Stuttgart. Der schwedische Flügelspieler, der im Sommer 2023 zu Royal Antwerpen wechselte, hat sich vom Rotationsspieler zum Stammspieler entwickelt. Als Joker erzielte er in der Vorsaison fünf Tore und zwei Assists in 14 Einsätzen – eine Quote, die er in dieser Saison mit sieben Treffern und vier Vorlagen in 20 Spielen noch übertrifft. Ondrejka kann zwar für seine Mitspieler kreieren und Laufwege richtig erkennen, ist aber vor allem ein absoluter Abschlussspieler. Ähnlich wie Arjen Robben zieht er gerne vom Flügel ins Zentrum und sucht mit seinem starken Abschluss den Torerfolg. Der schwedische Nationalspieler besticht zudem durch sein Eins-gegen-Eins-Spiel und kluges Positionsspiel – eine Fähigkeit, die perfekt zum Stuttgarter System unter Sebastian Hoeneß passt.
Beim VfL Wolfsburg könnte die Welt eigentlich schon besser aussehen, wenn Fußball nur aus der Offensive besteht. Man stellt die viertbeste Offensive der Liga, fast alle Neuzugänge des Sommers zünden und der Fußball ist wieder ansehnlich. Der Sport besteht jedoch auch daraus, Tore zu verhindern und Spiele über 90 Minuten zu entscheiden. Genau da liegt aber das Problem – der VfL braucht Verstärkungen im defensiven Bereich und das insbesondere auf der Sechserposition neben Maximilian Arnold. Das Zentrum ist die große Schwäche des VfL Wolfsburg. Bence Dardai ist eigentlich ein offensiverer Mittelfeldspieler, Mattias Svanberg nicht das passende Profil, Yannick Gerhardt nicht ausreichend für die Ansprüche des VfL und Salih Özcan war in der guten Transferphase im Sommer ein absoluter Fehlgriff, was dafür sorgen könnte, dass die BVB-Leihgabe die Autostadt im Winter wieder verlässt. Die Mannschaft Ralph Hasenhüttls hat überhaupt keine Kontrolle im Mittelfeld und ist mit Ball eine der schlechtesten Mannschaften der Liga.
Die Bundesliga bei Passes per Possesion: Wolfsburg findet sich im unteren Drittel wieder (Quelle: datamb.com)
Wie auch dem SC Freiburg würde ich dem VfL anraten, dass Adem Zorgane verpflichtet wird. Neben Arnold fehlt ein Struktur- und Taktgeber, der der Mannschaft mehr Kontrolle im eigenen Ballbesitz gibt. Mit Mohammed Amoura trifft er z.B. auf einen Kollegen aus der algerischen Nationalmannschaft, den er vielleicht sogar demnächst im Verein, den ein oder anderen Traumpass zuspielen kann.
Transferziel
Sturm (ST) Startelf I Rotation I Tiefe
Budu Zivzivadze
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
Nach einem guten Saisonstart befindet sich Union Berlin wieder in einer Krise. Bo Svennson ist Geschichte und Steffen Baumgart ist sein Nachfolger. Dass Union am Anfang der Saison noch so gute Resultate aufweisen konnte, ist durch Unions gute Defensive begründet. Wenn man dann allerdings mal auf die offensive Seite des Spiels schaut, fällt auf, dass Union zu wenig Tore schießt. Dabei fällt die Kaderanalyse hier sehr leicht – Union braucht einen neuen Neuner.
Als Stürmer verpflichten würde ich Budu Zivzivadze, dessen Vertrag im kommenden Sommer beim Karlsruher SC ausläuft, was dem KSC ermöglichen würde, den Georgier noch zu Geld zu machen. Der Angreifer konnte in dieser Saison in 17 Spielen schon zwölf Tore erzielen und ist damit der aktuelle Torschützenkönig der zweiten Spielklasse. Zivzivadze hat einen richtig starken Abschluss und einen richtigen Torriecher, kann aber auch für seine Kollegen attestieren. Mit dem Rücken zum Tor kann er Bälle ausgezeichnet festmachen, egal ob diese hoch oder flach kommen. Mit seiner Größe von 1,89 m ist er ebenfalls ein guter Abnehmer für Flanken, was dem Spiel vom neuen Cheftrainer Steffen Baumgart zugutekommen wird. Auch im Gegenpressing muss er gelobt werden: Zivzivadze arbeitet hart gegen den Ball und ist sich nicht zu schade, um den Zweikampf zu suchen. Mit 30 Jahren wäre es zwar vermutlich der letzte große Karriereschritt für den KSC-Stürmer, aber wäre direkt der beste fitte Stürmer im Union-Kader.
* Budu Zivzivadze ist nach Redaktionsschluss fest zum 1. FC Heidenheim gewechselt.
Zivzivadzes Radar als Pressing Striker (Quelle: fbref.com)
Transferziel
Trainer
Zsolt Löw
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
Der FC Augsburg befindet sich in einer ähnlichen Trainersituation wie Union Berlin. Zwar genießt Jess Thorup scheinbar genug Rückendeckung, um als FCA-Trainer in die Rückrunde zu gehen, doch die jüngsten Ergebnisse sind katastrophal. Ein oder mehrere Transfers allein werden keine Wende bringen. Was der Verein braucht, ist ein neuer Trainer mit klarer Spielphilosophie, der den Fußball an den gewachsenen Augsburg-Kader anpasst. Deshalb schlage ich hier keinen neuen Spieler für die Fuggerstädter vor, sondern einen Trainer, der einen Stilwechsel im Augsburger Fußball bewirken kann. Das Ziel: Ein aktiverer Fußball mit einem zum Kader passenden taktischen Ansatz.
Die Augsburger Chefetage sollte sich um Zsolt Löw, den ehemaligen Co-Trainer aus Thomas Tuchels, bemühen. Der Ungar gab im November bekannt, dass er künftig selbst eine Mannschaft trainieren und in die vordere Reihe treten möchte. Seine Karriere hat er im RB-Kosmos begonnen, wo er von Umschalttrainern wie Hasenhüttl und Rangnick lernen konnte. Später ist er dann Thomas Tuchel zu Paris Saint-Germain, dem FC Chelsea und FC Bayern gefolgt, wo er sich mit kontrolliertem Ballbesitzfußball vertraut machen konnte. Wenn der 45-Jährige das Beste aus beiden Welten vereinen kann, holt der FCA einen Top-Trainer – und Löw erhält die Chance, seine ersten eigenständigen Schritte als Bundesliga-Cheftrainer zu gehen.
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
11.12.2005 (19) Deutschland Mittelfeld 1,76 m Rechts FC Bayern München 4,00 Mio. €
Der erste Aufsteiger kann nach allen Prognosen auf eine erfolgreiche Hinrunde zurückblicken – der FC St. Pauli steht nach 15 Spielen auf einem Nichtabstiegsplatz. Alexander Blessin hatte vermutlich mit Julian Schuster die größte Lücke auf einer Trainerposition zu schließen, indem er Fabian Hürzeler, der zu Brighton abgewandert war, ersetzt hat. Die Mechanismen im Spiel des amtierenden Zweitligameisters waren fest und gut ausgeklügelt und eher dem Brighton-Ansatz zuzuordnen, bei dem die eigene Mannschaft gerade mit Ball dominant agieren soll. Wenn man allerdings ein Aufsteiger mit eher geringeren Mitteln ist, wird man seinen Ballbesitz Fußball nicht einfach so weiterspielen können. Blessin hat Elemente Hürzelers übernommen, musste jedoch Auch einige Mechanismen brechen: Das ist ihm gelungen. Was auch nicht zu kurz kommen darf, ist, dass St. Pauli gemeinsam mit Union Berlin die zweitbeste Defensive der Liga stellt. Sicherlich kann die ein oder andere Verstärkung in der Offensive den Hanseaten bei ihrem Ziel, dem Klassenerhalt, weiterhelfen.
Bei Mannschaften, die sich in einer ersten Saison nach dem Aufstieg offensiv etwas schwertun, hilft oft ein Spieler, der nur so vor Kreativität strotzt. Arijon Ibrahimović hat in der vergangenen Saison 16 Spiele für Frosinone Calcio in der Serie A gemacht und kommt in dieser nach seiner Verletzung nur in vier Regionalliga- und drei Pflichtspielen der Profimannschaft zu Einsatzzeiten. Um eines der größten Talente des Bayern-Campus zu fördern, sollte der deutsche Rekordmeister einen Leihclub im Winter finden. Der 19-Jährige kann als Kreativspieler, aber auch als torgefährlicher Zehner agieren. Mit seinem guten physischen Paket, aber auch guten Dribblingattributen ist er schwer vom Ball zu trennen. In seiner Zeit in der Jugend hat er jedes Jahr mit überragenden Scoringbilanzen glänzen können. Ibrahimović wird nicht von jetzt auf gleich der beste Offensivspieler des St. Pauli-Kaders, kann aber dafür an guten Tagen einzelne Spiele Blessins Mannschaft gewinnen.
Ibrahimović glänzt mit einem präzisen Abschluss nach Vorlage von Nestroy Irankunda.
Transferziel
Abwehr (IV) Startelf I Rotation I Tiefe
Victor Nelsson
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
14.10.1998 (26) Dänemark Abwehr 1,85 m Rechts Galatasaray 14,0 Mio. €
Die größte Enttäuschung der laufenden Saison ist ganz klar die TSG 1899 Hoffenheim, die auch schon einen Trainerwechsel und im Sommer einen Wechsel auf der Führungsebene vollzogen hat. Andreas Schicker, der den Grazer Meisterkader der letzten Saison gebaut hat, ist Nachfolger von Alexander Rosen geworden. Nach einem schlechten Saisonstart musste Pellegrino Mattarazo seine Koffer packen und Schicker hat seinen Meistertrainer von Sturm Graz Christian Ilzer quasi mitgebracht. Bisher steht jedoch erst ein Sieg für den Österreicher zu Buche, was den Ansprüchen Hoffenheims nicht gerecht wird. Die größte Baustelle im Kader ist trotz vieler versuchter Transfers im Sommer und in den vorherigen Transferperioden die Innenverteidigung, bei der mit Szalai oder Nsoki alleine zwei Spieler weit von Bundesliga-Niveau entfernt sind, obwohl diese einige Millionen gekostet haben.
Vom Profil her braucht die TSG in erster Linie einen Abwehrchef, der die wackelige Defensive stabilisieren kann. Hier könnte man davon profitieren, dass Victor Nelsson bei Galatasaray seinen Stammplatz nach einer Verletzung verloren hat. Der Däne scheint zuletzt auch immer wieder mit einem Wechsel im Winter geliebäugelt zu haben. Nelsson kommt aus der Jugend des FC Nordsjaelland und ist nach zwei Jahren beim FC Kopenhagen in die türkische Hauptstadt gewechselt. Der Verteidiger ist ein Monster in Luftduellen und kann auch bei eigenen Standards gefährlich werden. Im Ballbesitz wird er auf Anhieb der beste Innenverteidiger im Kader sein – im Ballcarrying durchschnittlich und im Passspiel Nelssons überdurchschnittlich. Er kann gegnerische Linien durchbrechen und zielgenaue lange Bälle spielen.
Nelssons Radar aus den Saisons 22/23 und 23/24 (Quelle: datamb.com)
Transferziel
Tor (TW) Startelf I Rotation I Tiefe
Diant Ramaj
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
19.09.2001 (23) Deutschland Tor 1,89 m Beidfüßig Ajax Amsterdam 7,00 Mio. €
Beim 1. FC Heidenheim stehen die Vorzeichen nach dem Aufstieg erstmals auf Krise. Seit September konnte die Mannschaft von Frank Schmidt in der Liga kein Spiel gewinnen. Nach der letzten Hinrunde hat man bereits ganz anders auf die Tabelle geblickt und muss sich jetzt klar auf den Kampf gegen den Abstieg vorbereiten. Nicht zu vergessen bezüglich der Heidenheimer Misere sind die Abgänge von Jan-Niklas Beste und Tim Kleindienst, die inzwischen extrem schwer wiegen. Nachholbedarf hat Heidenheim auf der Torwartposition, da Kevin Müller sich in dieser Saison als einer der schlechteren Keeper der Liga herauskristallisiert hat. Immer wieder fällt er mit dicken Patzern auf, was der Mannschaft von Frank Schmidt schon einige Punkte gekostet hat.
Da könnte Heidenheim einen alten Bekannten zurückholen – Diant Ramaj hat in seiner Jugend schon zwei Jahre in Heidenheim gespielt. Er war in der letzten Seuchensaison von Ajax Amsterdam einer der wenigen Lichtblicke und wurde wegen seiner Leistungen zu einem der spannendsten Torwart-Prospects Europas. Seit der Anstellung Francesco Fariolis ist Ramaj komplett außen vor und ist nach Remko Pasveer und Jay Gorter sogar nur noch dritter Torwart beim niederländischen Rekordmeister. Der 23-Jährige ist ein klasisscher Shotstopper, der mit schnellen Bewegungen versucht sich immer in die beste Position zu bringen, den Ball zu halten. Gerade bei Paraden mit dem Fuß ist Ramaj überragend, muss aber an seiner Präsenz in der Box noch arbeiten. Am Ball ist der gebürtige Stuttgarter noch nicht so weit und hat noch zu oft Aussetzerspiele, bei der er miserbale Passquoten aufweist.
Ramajs beste Paraden in einem Conference League-Spiel
Transferziel
Abwehr (LV) Startelf I Rotation I Tiefe
Adam Aznou
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
02.06.2006 (18) Marroko Abwehr 1,78 m Links FC Bayern München 3,00 Mio. €
Bei Holstein Kiel geht es um das reine Überleben. Im letzten Spiel des Jahres konnte die Mannschaft von Marcel Rapp jedoch richtig überzeugen – mit einem 5:1-Heimsieg gegen den FC Augsburg und starken Einzelleistungen von Machino und Stürmertalent Harres, der erst im Sommer aus der Regionalliga nach Schleswig-Holstein gewechselt ist. Zu viele Positionen sind dennoch nicht auf Erstliganiveau und zwingen die Störche dazu, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Auf den Wingbackpositionen könnte Kiel noch Tempo und Qualität gebrauchen:
Adam Aznou gilt als eines der größten Außenverteidigertalente Europas und ist mit 18 Jahren bereits Nationalspieler Marokkos. Da er in der Rückrunde bei Bayern vermutlich nicht zu Einsatzzeiten kommen wird, könnte Holstein Kiel davon profitieren und mit dem Tabellenführer eine Leihe aushandeln. Der Linksverteidiger ist normalerweise in einer Viererkette zu Hause, wird aber vom Profil her auch keine Probleme haben, in Kiels Fünferkette zu spielen. Für sein Alter ist Aznou bereits extrem weit entwickelt: Er ist ein guter Passspieler, kann Chancen kreieren, ins Dribbling gehen, ist technisch versiert und zudem ein guter Verteidiger. Körperlich kann er noch etwas zulegen, hat dort aber schon eine gute Grundbasis. Außerdem ist er mit hohem Tempo gesegnet.
Geburtsdatum Nationalität Position Größe Fuß Verein Marktwert
11.09.1997 (27) Deutschland Mittelfeld 1,74 m Rechts Hull City 2,50 Mio. €
Abgeschlagen auf dem letzten Platz steht der VfL Bochum, der in der letzten Saison den Abstieg noch in letzter Sekunde im Relegationsrückspiel gegen Fortuna Düsseldorf abwenden konnte. Aktuell deutet jedoch alles darauf hin, dass Bochum im vierten Bundesligajahr den Gang in die zweite Liga antreten muss. Die Entscheidung, Peter Zeidler im Sommer als neuen Cheftrainer zu verpflichten, hat sich bereits früh in der Saison als Fehler erwiesen. Nun soll Dieter Hecking den Karren aus dem Dreck ziehen und irgendwie den Klassenerhalt schaffen, konnte bisher aber erst fünf Punkte sammeln. Der Kader weist mehrere Schwachstellen auf – die größte Baustelle, der Abgang von Kevin Stöger, konnte im Sommer nicht geschlossen werden. Der VfL braucht dringend einen Unterschiedsspieler.
Marvin Mehlem war einer der wenigen Darmstädter in der vergangenen Saison, der Erstligaqualität hatte. Deswegen wurde auch der englische Zweitligist Hull City, der auch Tim Walter als Trainer verpflichtet hat, auf ihn aufmerksam und hat ihn auf die Insel geholt. Heute ist Tim Walter wieder vereinslos und Mehlem sieht keine Einsatzzeiten – er wird Hull City wieder verlassen wollen. Er ist ein offensiver Mittelfeldspieler, der sich am liebsten hinter der Spitze oder mehreren Stürmern positioniert, kann aber auch aus den Halbräumen agieren. Nicht zu selten bewegt er sich sogar mit den Stürmern in einer Linie und startet in frei werdende Räume. In Schlüsselmomenten trifft er oft die richtigen Entscheidungen und spielt Key Passes oder schließt selbst ab.
Mehlem startet in die Tiefe. Der Werder-Verteidiger versucht die Lücke zu Mehlem zu schließen – öffnet deshalb aber den Passweg. Der Ex-Darmstädter geht in Richtung Grundlinie und findet den einlaufenden Bader, der das 1:0 erzielt hat. (Quelle: https://youtu.be/JbROjOu7wHc)
Bundesliga-Torschützenkönig aus dem griechischen Larisa: Wenn man an griechischen Fußball denkt, fällt jedem Fußball-Fan natürlich der Titelgewinn bei der Europameisterschaft 2004 und Bundesliga-Ikone Theofanis Gekas ein. Der Grieche hat in der Saison 2006/07 in seiner Debütsaison in Deutschlands höchster Spielklasse die Torjägerkanone gewonnen und daraufhin unter anderem für Bayer 04 Leverkusen, Hertha BSC und Eintracht Frankfurt gespielt. Begonnen hat »Fanis« seine Profikarriere aber beim AE Larisa – seinem Heimatverein. 2001 wurde er vom Athener Verein Kallithea FC verpflichtet, mit dem er direkt im ersten Jahr aufgestiegen ist und dort auch sein Debüt in der griechischen 1. Liga gegeben hat.
Gekas ist nur ein bekanntes Beispiel für einen Spieler, der in der Super League 1 entdeckt wurde. Welche Spieler der Saison 2024/25 Gekas Weg einschlagen könnten, lest ihr hier im zweiten Teil dieser Scouting-Serie:
Konstantinos Tzolakis
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
08.11.2002 Griechenland Chania Tor 193 cm Beidfüßig Olympiakos Piräus 4,0 Mio. €
Bewertung
3.0
Konstantinos Tzolakis ist das größte Torwarttalent der griechischen Liga. Der 22-Jährige, der sämtliche Jugendmannschaften von Olympiakos Piräus durchlaufen hat, dürfte einigen Fans durch seine starken Leistungen in der Europa League bekannt sein. Nach seinem Debüt in der griechischen Nationalmannschaft im Sommer gilt er als die Zukunft im Tor der nächsten vielversprechenden griechischen Generation.
Zu seiner Größe von 1,93 m und guter Physis weist Tzolakis zusätzlich eine beeindruckende Agilität auf. Vom Spielerprofil her gehört er zu den klassischen Shotstoppern mit Potenzial am Ball. Statistisch überzeugt besonders sein PSxG-GA-Wert von +0,28, womit er in den Men’s Next 14 Competitions zu den besten acht Prozent der Torhüter zählt (fbref.com). Seine größte Stärke liegt im guten Stellungsspiel im Fünfmeterraum. Dort positioniert er sich in brenzlichen Situationen nahezu perfekt und verkleinert den Winkel optimal. Im Spielaufbau zeigt er Ambitionen, trifft jedoch gelegentlich riskante Entscheidungen – die in der griechischen Liga zwar unbestraft bleiben, in stärkeren Ligen aber zum Problem werden könnten.
Dank seiner überzeugenden Auftritte auf europäischer Bühne sollte Tzolakis bereits im Fokus mehrerer Vereine stehen. In der Nationalmannschaft wird er sich als Stammtorhüter etablieren, ebenso wie er es bereits beim griechischen Rekordmeister getan hat. Bei einem Wechsel könnte er sich auch als hochwertige Nummer zwei bei europäischen Spitzenklubs beweisen.
Das größte Talent der griechischen Liga ist nicht einmal 18 Jahre alt – Christos Mouzakitis hat sich seit Beginn der Saison einen Stammplatz in der Startelf von Olympiakos Piräus erkämpft. In der vergangenen Länderspielpause wurde er erstmals für die griechische Nationalmannschaft nominiert. Mit der U19 von Piräus feierte er in der letzten Saison sogar überraschend den Youth-League-Sieg.
Bei Piräus agiert der 17-Jährige als spielgestaltender Part einer Doppelsechs. Als Deep-Lying-Playmaker überzeugt er durch exzellente Übersicht und präzises Passspiel. Damit durchbricht er regelmäßig die gegnerischen Linien, was ein elementarer Baustein im Umschaltspiel seiner Mannschaft ist. Sein hervorragendes Timing und seine Präzision ermöglichen es ihm, das Spiel im richtigen Moment vertikal zu machen. Bemerkenswert ist auch seine Ballsicherheit, die sich in seiner Pressingresistenz widerspiegelt. Nach Ballgewinnen suchen ihn seine Mitspieler gezielt, um den Ballbesitz zu sichern. Auch defensiv glänzt der Mittelfeldspieler mit einer Zweikampfquote, die zu den besten vier Prozent der Liga gehört. Trotz physischer Nachteile setzt er sich dank seiner Spielintelligenz und Aktivität häufig gegen seine Gegenspieler durch. Verbesserungspotenzial zeigt sich noch im Spiel mit dem rechten Fuß, im Pressingverhalten und in seiner gelegentlichen Eigensinnigkeit – alles Aspekte, die sich mit zunehmender Erfahrung entwickeln dürften.
Mouzakitis natürliche Anlagen lassen einen Wechsel in eine Top-Liga in den kommenden Jahren als logischen Schritt erscheinen. Unter der Führung eines Trainers, der gut mit Talenten arbeitet, könnte er sich für die große Fußballbühne entwickeln. Entscheidend wird sein, dass sowohl der Zeitpunkt als auch die Wahl des nächsten Vereins optimal passen. Wir werden ihn jedenfalls weiter beobachten!
Im Jahr 2023 wurde er Zweiter bei der Golden Boy-Abstimmung hinter Jamal Musiala – Giannis Konstantelias ist das nächste große Talent nach Mouzakitis. Der Zehner ist zwar aktuell nicht in Bestform, aber ein vielversprechendes Talent. Ausgebildet wurde der Offensivspieler bei PAOK, mit einem Zwischenstopp beim belgischen Klub KAS Eupen.
Konstantelias verkörpert den modernen Spielmacher mit herausragendem Dribbling und exzellenten Spielmacherfähigkeiten. Technisch bewegt sich der Grieche auf absolutem Spitzenniveau. Seine Stärken – präzises Passspiel, sichere Ballkontrolle und brillanter erster Ballkontakt – machen ihn in Kombination mit seiner Kreativität zu einer gefährlichen offensiven Waffe. Im Mittelfelddrittel wird er häufig von seinen Mitspielern gesucht, wo er durch sein Dribbling zum wichtigen Ballträger wird. Mit seinem explosiven Antritt und seiner Dynamik überbrückt der Mittelfeldspieler schnell große Distanzen. Eins-gegen-Eins-Situationen löst der Zehner stark auf. Auch gegen den Ball zeigt er Qualitäten: Eine Datenanalyse belegt ein gutes Pressingverhalten und eine ordentliche Quote gewonnener Offensivzweikämpfe.
Konstantelias ist in seiner Entwicklung am weitesten der hier vorgestellten Spieler. Ein Wechsel in der kommenden Transferperiode erscheint sinnvoll. Besonders interessant wären Ligen knapp unterhalb der Top-5-Ligen. Vereine aus den Spitzengruppen der portugiesischen oder niederländischen Liga könnten den idealen nächsten Karriereschritt für den Spielmacher darstellen.
Das jüngste Talent dieses Artikels – Charalampos Kostoulas ist der noch unerfahrenste Spieler der fünf Talente. Gemeinsam mit Mouzakitis wurde er in der vergangenen Saison Youth-Legaue-Sieger mit Olympiakos Piräus, bei denen er mit diesem auch der beste Scorer (fünf Tore und zwei Vorlagen in zwei Spielen) des Überraschungsteams war. Der 17-Jährige hat seine ganze Jugend beim Athener Hafenclubs verbracht und soll in dieser Saison an die Profimannschaft herangeführt werden.
Der Stürmer, der auch in etwas zurückgezogener Rolle spielen kann, ist ein Angreifer mit komplettem Skillset. Mit einer Größe von rund 1,85 m bringt er für einen modernen Stürmer schon einmal eine gute Länge mit, die er noch mit einem etwas kräftigeren Körperbau verbinden sollte. Aktuell ist er für den Profifußball noch etwas zu schmächtig. Seine größte Stärke ist auf jeden Fall sein starker Abschluss und seine Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. Auch per Kopf kann er sich mit seiner Größe und Athletik gegen die gegnerischen Verteidiger durchsetzen. Seine Ballführung ist stark und kann deswegen auch hervorragend in Eins-Gegen-Eins-Situationen gehen. Seine Positionierung und sein Gespür für Pässe durch Lücken ist elitär, was dazu führt, dass er auch als vertikaler Spielmacher eingesetzt werden kann.
Koustoulas ist der am schwersten einschätzbare Spieler, da er bisher einfach so wenig Profifußball gespielt hat. Dass er allerdings schrittweise an den Profifußball herangeführt werden soll, aber schon voll bei Piräus erster Mannschaft integriert ist, stimmt sehr positiv. Die Bewertung von 3,5 ist definitiv nicht meine finale Einschätzung, sondern eine erste Richtung, da ich ihn weiter beobachten werde.
Obwohl sich dieser Artikel den größten Talenten widmet, sollte man einen besonderen Blick auf Fotis Ioannidis werfen – einen 24-jährigen Stürmer, der als teuerster Spieler der Liga erstaunlicherweise noch unter dem Radar vieler Clubs fliegt. In der letzten Saison hat er wettbewerbsübergreifend 23 Tore erzielt und neun weitere vorbereitet, womit er sich zum wichtigsten Spieler für Panathinaikos in der griechischen Super League 1 entwickelte. Der Nationalspieler hat die Jugendabteilung von Olympiakos Chalkidas durchlaufen, ist dann zu APO Levadiakos gewechselt und ist 2020 schließlich bei seinem heutigen Club gelandet.
Der 24-Jährige verfügt über ein sehr komplettes Profil. Ioannidis überzeugt mit einem breiten Skillset – von gutem Abschluss über Physis bis hin zu starker Technik und klugem Anlaufverhalten. Seine Größe macht ihn selbstverständlich zu einem Ziel für Flanken, wobei er in Luftduellen noch Verbesserungspotenzial zeigt. Besonders beeindruckend ist sein Gespür, sich in vielversprechende Abschlusspositionen zu bringen.
Auch er blickt auf einen schwachen Saisonstart zurück und fällt aktuell sogar verletzt aus. Aber seine starke letzte Saison stimmt mich dennoch positiv. Dass er vermutlich nicht mehr so viel Luft nach oben hat, da er im Januar bereits 25 Jahre alt wird. Mit seinen jetzigen Fähigkeiten kann er jedoch sicher in eine bessere Liga wechseln – vielleicht ja sogar, wie Gekas nach Deutschland.
Ioannidis Statistiken im Radar dargestellt: Starke Stats im Bereich xG und Attacking Actions (Quelle: datamb.com)
Wie schon öfter im Artikel erklärt wurde, ist der griechische Fußball offensichtlich auf dem Weg in eine goldene Generation. Mit Konstantinos Koulierakis hat im Sommer schon ein Talent den nächsten Schritt in Richtung Wolfsburg von PAOK Saloniki gewagt, der sich bisher auch auszuzahlen scheint. Außerdem wird der Schritt für ausländische Talente in Richtung Griechenland auch immer attraktiver, wenn die Qualität der Liga immer weiter ansteigt. Vielleicht gehen die Spieler aus diesem Artikel auch einen ähnlichen oder noch besseren Weg als Gekas, der diesen zweiten Teil der Scouting-Serie eingeleitet hat.
Dienstag, 5. November 2024, kurz vor 23 Uhr deutscher Zeit – Daniel Siebert pfeift das Champions-League-Spiel zwischen Sporting Lissabon und Manchester City ab. Ein Spiel, das auf dem Papier eigentlich klar für den englischen Meister entschieden sein sollte, endet mit 4:1 für die Portugiesen. Der scheidende Sporting-Trainer Rúben Amorim hat das Trainer-Mastermind Pep Guardiola besiegt und ausgecoacht. Kein Wunder also, dass Zuschauer vom portugiesischen Trainer begeistert sind, der im Sommer auch mit dem FC Liverpool in Verbindung gebracht wurde. Besonders interessant an dieser Personalie ist jedoch, dass der Stadtrivale der Citizens, Manchester United, Amorim als ten Hag-Nachfolger präsentiert hat. Er wird in der Länderspielpause die Leitung des kriselnden englischen Giganten übernehmen.
Ruben Amorim will join United on Monday 11 November ⏳🇵🇹#MUFC
Amorim war bis 2017 selbst noch aktiver Spieler und kann auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Für die portugiesische Nationalmannschaft lief er 14-mal auf und hat den Großteil seiner Laufbahn bei Sportings Stadtrivalen Benfica verbracht. Als Mittelfeldspieler war er zwar nie einer der Stars, aber stets ein wichtiger Kaderspieler. Seine erste bedeutende Trainerstation hatte Amorim bei der zweiten Mannschaft von Sporting Braga, wo er nach kurzer Zeit zum Cheftrainer der ersten Mannschaft befördert wurde. Dort überzeugte er so sehr, dass Sporting auf ihn aufmerksam wurde und ihn verpflichtet hat. In seiner Debütsaison 2021 führte er Sporting Lissabon zur ersten Meisterschaft seit 2002. Auch in der vergangenen Saison ist es seiner Mannschaft, angeführt vom Stürmerstar Viktor Gyökeres gelungen, den Meistertitel zu verteidigen.
Für welchen Fußball steht Rúben Amorim?
Ich würde Amorim der Gruppe der neuen talentierten Top-Coaches rund um Xabi Alonso und Roberto De Zerbi zuordnen. Alle setzen auf gute Positionierungen ihrer Spieler und ein dynamisches Spiel mit Ball.
Die bevorzugte Grundformation des Coaches ist ein 3-4-3, bzw. 3-4-2-1, welches sich im Ballbesitz zu einer 3-2-5-Struktur ändert, was mit sehr hochschiebenden Außenverteidigern ermöglicht wird. Diese Struktur ist im System Amorims allerdings nicht fest, sondern sehr variabel: Auch der Torwart kann im Spiel mit Ball eingebunden werden, was situativ bedeuten kann, dass dieser den Dreieraufbau auffüllt, wenn ein Innenverteidiger ins Mittelfeld vorrückt oder die offensive Breite halten soll. Gegen den Ball soll diese 3+x-Absicherung defensive Stabilität bringen, die gerade seiner neuen Mannschaft in Manchester gut zu Gesicht stehen sollte.
GrundformationHochschiebende Wingbacks
Amorims Spiel soll sehr vertikal sein und möglichst schnelles und direktes Überspielen der gegnerischen Linien fokussieren. Dabei wird der Ball von den aufbaustarken Innenverteidigern oft in den Druck hereingespielt und sich auf engem Raum mit direkten Pässen herauskombiniert, wobei Steil-Klatsch-Bälle ein beliebtes Mittel sind.
Wenn der Gegner eher ruhiger gegen den Ball anläuft, agiert Amorims Mannschaft dementsprechend auch etwas weniger vertikal, um den Gegner entweder doch zum Pressing zu provozieren oder sich durch die Linien zu kombinieren. Dann gibt es auch mehr Rotationen und viele Bewegungen zwischen den Linien, um möglichst viel Progression zu erreichen. Dabei füllen verschiedene Offensivspieler das Mittelfeld auf und nutzen hier ebenfalls gute Bälle in den Gegnerdruck. Hier können durch das Ein- oder Ausrücken der Spieler im Zentrum vertikale Linien entstehen, die das Bilden von Dreiecken oder anderen Formen begünstigen, wenn sich weitere Spieler einbinden.
Vertikale Linien, die den Aufbau von Amorims Fußball begünstigen.
Wie bereits erwähnt, setzt der 39-Jährige auf sehr hochstehende Wingbacks. Die sollen die gegnerische Struktur nach dem Durchschieben in die letzte Linie brechen. Das Zentrum soll in der Regel im Fußball geschlossen sein, weil dort die Möglichkeit einer gefährlichen Aktion höher ist als in der Breite. Jedoch können lange Bälle hinter die Kette bei hochstehenden Mannschaften als gefährliche Waffe dienen, wenn die Wingbacks schlagartig einrücken und dann frei auf das Tor anlaufen. Damit versucht Amorim das Mittelfeld des Gegners möglichst stark aufzulösen, sodass sein Zentrum anspielbar ist.
Grafische Darstellung zu Amorims taktsichen Abläufen
Zur defensiven Einstellung ist zu sagen, dass sich die Flügelverteidiger in eine Fünferkette fallen lassen. Dabei ist er doch auch sehr flexibel, kann seine Teams hoch oder auch verhaltener anlaufen lassen, was jedoch völlig gegnerabhängig ist.
»Match made in heaven« oder Umbruch nötig? – Passt der Kader zu Amorim?
Ein kompletter Umbruch ist nicht nötig, da dieser im Kader und im gesamten Verein bereits in vollem Gange ist. Seit dem Sommer wurden die alten, maroden Strukturen in der Kaderplanung, im Scouting und in der Geschäftsführung aufgebrochen. Ein Prozess, der eng mit dem Einstieg von Ineos-Chef Jim Ratcliffe zusammenhängt. Künftig setzt der Verein auf moderne Arbeitsweisen und datenbasiertes Scouting, ähnlich wie es aufstrebende Premier-League-Vereine wie Brighton oder Brentford vormachen.
Im Kader hat sich ebenfalls einiges getan: Mit Matthijs de Ligt, Leny Yoro, Noussair Mazraoui, Manuel Ugarte und Joshua Zirkzee wurden überwiegend junge, entwicklungsfähige Spieler verpflichtet. Doch wie gut passen diese Neuzugänge und der bestehende Kader zum neuen Coach?
Amorim benötigt für seinen Spielstil technisch versierte Fußballer mit einem breiten Skillset am Ball und einem hohen Fußball-IQ. Im Tor dürfte es wenig Sorgen geben, da André Onana in seiner Zeit bei Inter Mailand bewiesen hat, dass er als zusätzlicher Aufbauspieler agieren kann. Die voraussichtliche Dreierkette aus Leny Yoro, Matthijs de Ligt und Lisandro Martínez ist am Ball – mit Ausnahme von de Ligt – mindestens durchschnittlich. Hier wird Amorim vermutlich seinen Fußball an die Fähigkeiten der vorhandenen Spieler anpassen müssen. Ein weiterer aufbaustarker Innenverteidiger, vergleichbar mit Sportings Abwehrchef Diomande, könnte von den Red Devils noch in Zukunft adressiert werden.
Sporting und ManU Innenverteidiger im Vergleich(Quelle: datamb.com)
Das zentrale Mittelfeld stellt die größte Baustelle dar, obwohl Amorim mit Manuel Ugarte auf einen ehemaligen Schützling trifft. Seit seinem Wechsel zu PSG hat Ugarte besonders mit Ball nicht zu seiner alten Stärke zurückgefunden. Kobbie Mainoo muss der neue Trainer ebenfalls einplanen, doch es fehlt ein richtiger Strukturgeber, der die beiden jungen Spieler entlasten kann. Für die Wingbacks und Außenstürmer hat Amorim hingegen genügend Optionen zur Verfügung. Auch im Sturm bieten sich ihm zwei interessante Alternativen: Rasmus Højlund und Joshua Zirkzee sollen in die Rolle des Viktor Gyökeres schlüpfen. Während der Däne dem Spiel mehr Tiefe verleiht, lässt sich Zirkzee besser ins Kombinationsspiel einbinden. Dies bedeutet, dass beide Stürmer bei null anfangen und Amorim seinen Stammstürmer erst noch finden, fördern und formen muss.
Potenzielle Aufstellung für Amorims United
Mit Amorim zurück zu alter Stärke? – die United-Zukunft
Manchester United ist die größte Red Flag im europäischen Fußball
Arian Azim in der Podcastfolge »Auslosung im DFB-Pokal, Nuri Sahin darf hoffen & Zweitliga-Update« in Bezug auf einen Transfer von Gyökeres zu Manchester United.
So kann man die derzeitige Lage beim wahrscheinlich größten Verein auf der Insel bezeichnen. Der Umbruch hat, wie erwähnt, schon angefangen und mit Amorim wurde ein potenzieller Elite-Trainer verpflichtet. Wenn ihm die passenden Profile für seinen Fußball noch gegeben werden, könnte United zu alter Stärke zurückkehren, aber das benötigt eine Sache – Zeit und Geduld, die jeder im Verein dem portugiesischen Trainertalent zugestehen sollte.
Vom Spielertrainer in Pipinsried in die beste Liga der Welt: Als Spieler in der Jugend des FC Bayern aktiv, konnte er nie den Sprung zum Profi schaffen. Stattdessen hat er nach weiteren Stationen bei Zweitvertretungen von Profimannschaften seine Trainerkarriere als Spielertrainer in der fünften Liga begonnen, ehe er nach einer Zeit beim DFB zum FC St. Pauli gewechselt ist. Dort wurde er 2020 Co-Trainer unter Timo Schultz und nach dessen Entlassung im Winter 2022 zum Cheftrainer befördert. Mit einem beeindruckenden Punkteschnitt von 2,16 in 55 Spielen führte er die Kiezkicker nach über einem Jahrzehnt zurück in die Bundesliga, was selbstverständlich auch das Interesse größerer Vereine geweckt hat und wurde Cheftrainer von Brighton – einem der spannendsten Fußballprojekte Europas. Fabian Hürzeler gilt als das größte Trainertalent Deutschlands und Europas. Der in Houston geborene Coach hat bereits Erfolg und strebt nach noch mehr.
Wir können mit Fug und Recht behaupten: Die Entscheidung für ihn war ein absoluter Glücksfall. — Andreas Bornemann im November 2023 über Hürzeler
Brighton-Umbruch mit Hürzeler – wie hat er seinen Kader in England gebaut?
Brighton steht seit Jahren für herausragendes Scouting und allgemein gute Arbeit. Mit einem großen Scouting-Netzwerk, welches weit über die Grenzen Europas hinausgeht, entdeckt Brighton jedes Jahr die Talente, die anderen Clubs niemals auffallen würden. Nur um ein paar Beispiele zu nennen: Moises Caicedo aus Ecuador, Kaoru Mitoma aus Japan oder Alexis Mac Allister aus Argentinien. Dabei setzen sie auf eine weitreichende Datenanalyse und eine lange Beobachtung des Spielers.
Der »Brighton-Hype« begann richtig in der Saison 2022/23 mit Graham Potter, der mit seinem aufregenden fußballerischen Ansatz an der Küstenstadt so überzeugen konnte, dass er nach Thomas Tuchels Entlassung beim FC Chelsea als dessen Nachfolger designiert wurde. Auf Potter ist Roberto De Zerbi gefolgt, der mit seinem taktischen Ansatz als einflussreichster Trainer des jetzigen Jahrzehnts gilt. Er hat Guardiolas »Positional-Play«-Ansatz erweitert, sodass auch andere Trainer, unter anderem Fabian Hürzeler bei St. Pauli, den »Brighton Ball« als Inspiration für ihre Taktik genutzt haben. Nach zwei erfolgreichen Jahren wollte de Zerbi jedoch eine neue Herausforderung annehmen und hat den Verein um Freigabe gebeten. Der Italiener coacht nun Olympique Marseille und scheint seinen Erfolg auch beim französischen Traditionsverein fortsetzen zu können. Klar war es aber, dass Brighton auf einen Abgang De Zerbis bestens vorbereitet ist und einen Nachfolger vorstellen wird, der seinen Weg weitergehen kann. Hürzeler hat sich nach der Anfrage des Premier League-Clubs dann extrem darum bemüht, St. Pauli verlassen zu dürfen und wurde Mitte Juni vorgestellt.
We are pleased to confirm that Fabian Hürzeler will become our new men’s first-team head coach. 💙🤍
Fabian has agreed a contract until June 2027. Once his work permit is processed, he will begin work straight away! 🤝
— Brighton & Hove Albion (@OfficialBHAFC) June 15, 2024
Brighton war auf dem Transfermarkt besonders aktiv. Es war der erste Sommer, in dem der Verein – mit Ausnahme von Pascal Groß – keinen wichtigen Spieler verloren und stattdessen kräftig investiert hat. Georgino Rutter, Brajan Gruda, Mats Wieffer, Ferdi Kadioglu, Matt O’Riley, Ibrahim Osman, Malick Yalcouye und Yankuba Minteh – allesamt spannende Profile und zum Teil die interessantesten Talente auf ihren Positionen, sind für rund 230 Millionen Euro in die englische Küstenstadt gewechselt.
Wie lässt Hürzeler seine Mannschaft spielen – Analyse
Der jüngste Premier-League-Trainer aller Zeiten bleibt zwar in der Grundidee dem Ansatz De Zerbis treu. Jedoch verbindet er diesen mit einem anderen Konzept, indem seine Spieler mehr Freiheiten erhalten und weniger strikt an das Positionsspiel gebunden sind.
Hürzelers Grundformation bei St. Pauli war ein 3-4-3, hat sich jedoch bei Brighton zu einem klassischen 4-2-3-1 geändert. Im Ballbesitz wandelt sich diese Formation zu einem 2-3-2-3/5-0-5. Das Hauptziel dieses Systems ist es, Überzahl in der letzten Linie zu schaffen und Raum im Mittelfeld zu eröffnen. Dabei kann der Torwart – ähnlich wie im Tim Walter/Thiago Motta-System – auch in die erste Linie rücken und sich am Aufbau beteiligen. Ziel ist es, in der ersten Aufbauphase den Gegner zu hohem Pressing zu provozieren und den resultierenden Druck bespielen zu können.
Grundformation 4-2-3-12-3-2-3 oder 5-0-5
Wenn der Gegner hoch anläuft, haben Hürzelers Mannschaften zwei Optionen: Entweder das Pressing überspielen und den Ball in die letzte Linie bringen oder über das inverse Einrücken der Außenverteidiger das Zentrum besetzen und die zweite Linie in den Aufbau einbinden. Wichtig dabei ist, dass die Spieler möglichst pressingresistent sind und im progressiven Spiel nach vorn ihre Qualitäten haben.
Wenn der Gegner allerdings Hürzelers präferiertem Plan nicht entgegenkommt, sich nicht ins Pressing locken lässt und einen Low-block spielen lässt, kommt Plan B zur Geltung, welcher aus meiner Sicht, aber noch etwas ausgereifter werden muss. Hier lässt der 31-Jährige das Mittelfeld doch besetzen und lässt seine Mannschaft allgemein etwas tiefer spielen. Von da aus sollen die gegnerischen Linien flach überspielt werden.
Die letzte Linie ist stets ausreichend besetzt und kann – je nach gewünschtem Risiko – weiter verstärkt werden. Die Spieler nutzen freie Räume, besetzen das Zentrum und halten die Breite. Dabei bleibt die Formation flexibel. Im gezeigten Bild agiert Brighton in einem 2-2-6-System.
Brighton gegen ManU unmittelbar vor dem 1:0: Sieben Spieler mindestens in unmittelbarer Nähe des letzten Drittels. In Ballnähe entstehen viele Anspielstationen über eine Diamantenformation + weitere Anspielmöglichkeiten (Quelle: https://youtu.be/RQcPS-Xr-38?si=3m9ed0FXzCluHB6v)
Um Brightons Ballbesitz noch mit Zahlen zu untermauern: Hürzelers Mannschaft spielt die fünftmeisten Pässe pro Ballpossesion (5,19), hat die viertbeste Passquote (87,47 %), hat den höchsten xG-Wert (2,18) und die viertmeisten Angriffe aus dem Openplay (30,75 pro 90) in der Premier League. (Quelle: datamb.com)
Passes per possesionPassquotexG pro 90 Min.Positional attacks pro 90 Min.
Es mag den Anschein erwecken, dass Hürzelers Mannschaften durch ihren offensiven Ansatz defensiv anfälliger sind. Dieser Gedanke ist jedoch völlig falsch – in den sechs Pflichtspielen für Brighton weist seine Mannschaft eine beeindruckende Tordifferenz von 13:4 auf. Die defensive Stärke der Mannschaft hängt mit einer gut ausgeklügelten Phase des Vier-Phasen-Modells nach Louis van Gaal zusammen: Sobald der eigene Ballbesitz endet, werden die Angreifer sofort zu Verteidigern. Dies hilft einerseits, die geringe Restabsicherung ausreichend zu schützen, und kann andererseits durch die hohe Pressingintensität zu frühen Ballgewinnen führen, mit denen sofort weiter angegriffen werden kann. Sollte dies nicht gelingen, wird schnell auf Abwehrmodus umgeschaltet und in einem 5-2-3/4-3-3-Block agiert. Mit einem hohen Angriffspressing soll erreicht werden, dass der Gegner kaum Spielprogression erzielt und immer wieder gezwungen wird, den Spielaufbau neu zu beginnen. Auf lange Bälle ist die Abwehrkette ebenfalls gut vorbereitet: Sie steht relativ hoch und verengt den bespielbaren Raum so, dass effektiv auf Abseits gespielt werden kann.
Auch hier kann die defensive Stärke durch Statistiken verdeutlicht werden: Brighton hat den zweithöchsten Passes per defensive action-Wert (7,79) und die beste Zweikampfquote (70,33 %) der Premier League. (Quelle: datamb.com)
PPDA-WertZweikampfquote
Kommt mit Hürzelers Anstellung die feste Etablierung in der Premier League Top-6?
Brighton und sein neuer Trainer blicken auf einen absoluten Traumstart zurück. Mit jeweils zwei Siegen und zwei Unentschieden sind die »Seagulls« noch ungeschlagen und belegen den sechsten Tabellenplatz. Die Tatsache, dass sie bereits gegen Topteams wie Arsenal und Manchester United gespielt haben, unterstreicht ihre Fähigkeit, mit den Großen der Liga mitzuhalten. Hürzelers starker Einstand wurde zudem mit dem Titel «Premier League Manager des Monats» gekrönt.
Youngest manager in PL history ✅ First @BarclaysFooty Manager of the Month award ✅
Nicht zu vergessen ist ebenfalls, dass Hürzeler auch noch gar nicht auf viele seiner neuen Spieler zurückgreifen kann. Ferdi Kardioglu hat im EFL gegen Wolverhampton am vergangenen Mittwoch sein Debüt gegeben, Minteh rotiert zwischen Startelf und Bank, Wieffer ist bisher nicht fest gesetzt und Brajan Gruda sowie Matthew O’Riley sind noch nicht fit. So könnte die Top-Elf aussehen:
Mit dieser Startelf kann und wird Brighton & Hove Albion definitiv oben mitspielen. Hürzeler wird mit zunehmender Erfahrung als Trainer noch besser werden. Ein Vergleich mit Klopp mag zwar etwas hinken, dennoch sollte man Hürzeler als großes Trainertalent betrachten, dessen Entwicklung kaum Grenzen gesetzt sind. Aus Vereinssicht kann Hürzelers Verpflichtung als weitere hervorragende Entscheidung gesehen werden, nachdem es zunächst aussichtslos erschienen war, De Zerbi adäquat zu ersetzen. Ein Top-6-Finish halte ich in dieser Saison für durchaus möglich, da der Transfersommer erneut nahezu ideal verlaufen ist und der Kader nochmals verstärkt wurde.
Heute betrachten wir ein paar Talente der Serie B – die größten Spieler der Welt haben alle einmal klein angefangen: Andrea Pirlo ist einer der besten Mittelfeldspieler aller Zeiten. Der Italiener wurde während seiner aktiven Karriere Weltmeister, Champions League-Sieger oder auch mehrmals italienischer Meister und wurde »l’architetto« (der Architekt) genannt. 1994/95 hat Pirlo zwar für seinen Jugendclub Brescia Calcio in der Serie A debütiert, jedoch ist der Verein noch im selben Jahr abgestiegen. So richtig hat er dann die große Fußballbühne nämlich in der Serie B betreten. Mit 17 Jahren, acht Monaten und 21 Tagen hat er gegen Palermo sein erstes Tor erzielt und sich somit im Profifußball angemeldet.
Pirlo ist nur ein bekanntes Beispiel für einen Spieler, der in der »Lega Nazionale Professionisti Serie B« bekannt wurde. Weitere Namen sind Stephan El Shaarawy, Gianluca Vialli oder Sandro Tonali. Welche Talente der Serie B-Saison 2024/25 könnten noch Pirlos Weg einschlagen?
Sebastiano Desplanches
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
11.03.2003 Italien Novara Tor 189 cm links Palermo 1,30 Mio. €
Bewertung
3.0
Das größte Torwarttalent der Serie B ist Sebastiano Desplanches. Der Italiener wurde bei der letzten U20-WM als bester Torhüter des Turniers ausgezeichnet und wurde zu dieser Saison zum Stammtorwart in Palermo befördert. Ausgebildet wurde der Keeper beim AC Mailand und ist über Vicenza und Trento zum Traditionsverein auf Sizilien gekommen. Desplanches kann man als modernen Torhüter bezeichnen, der Shot Stopping und das Mitspielen als Schlussmann vereint.
Das physische Profil für einen Torwart ist nahezu optimal. Mit seinen 1,89 m bringt er eine gute Größe mit und ist gut austrainiert. Mit diesem Körperbau strahlt er eine Präsenz im Strafraum raus. Jedoch wirkt sich das auch nicht zu sehr auf die Reflexe des 21-Jährigen aus, die ebenso gut zu bewerten ist. Der italienische U21-Nationalspieler ist zudem als ein ordentlicher Shot Stopper zu bezeichnen. Mit seiner enormen Sprungkraft schafft er es zwar, viele schwere Bälle noch zu halten, bekommt es oft aber nicht hin, die Bälle festzuhalten. Außerdem positioniert er sich gut und versucht sich mit dem Stellungsspiel einen weiteren Vorteil zu kreieren. Im flachen Aufbau spielt der Italiener die richtigen, aber nicht zu anspruchsvollen Bälle und zeigt sich immer anspielbar. Die langen Bälle müssen ebenfalls beachtet werden, an denen er auch noch zu arbeiten hat.
In den sozialen Medien wurde der talentierte Torwart schon als nächster Gianluigi Buffon bezeichnet, besonders nachdem er als der beste Torwart bei der U20-WM ausgezeichnet wurde. Soweit würde ich nicht gehen. Wenn er sich mittelfristig im Profibereich durchsetzen kann, traue ich ihm eine aussichtsreiche Zukunft bei einem europäischen Verein zu, der im Rennen um Europa eine Rolle spielen kann. Wenn er seine Schwächen noch verbessert oder gar völlig ausmerzt, sollten ihm mit den Anlagen wohl nur kaum Grenzen gesetzt sein.
Eine Spielszene als Beispiel für Desplanches‘ körperliche Präsenz: Rumänien kommt in der Box durch Glück an den Ball. Der Keeper reagiert rechtzeitig und kann die Großchance vereiteln.
Nicolò Bertola
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
23.03.2003 Italien Carrara Abwehr 192 cm Rechts Spezia Calcio 300 Tsd. €
Bewertung
2.5
Ursprünglich war es der Plan, Giovanni Leoni als größtes Innenverteidigertalent vorzustellen, der noch bei Sampdoria unter Vertrag gestanden hat. Da er jedoch kurz vor Ende des Transferfensters zu Parma in die Serie A gewechselt ist, habe ich mit Nicolo Bertola von Spezia Calcio eine Alternative gefunden, die erst nach Saisonbeginn in meinen Fokus gerückt ist. Der italienische Innenverteidiger stammt aus der Jugend des Serie-B-Clubs und ist nach einer Leihstation nun fest in seinem Verein eingeplant. In der vergangenen Saison ist er 16-mal zum Einsatz gekommen, reifte in der Sommerpause zum U21-Nationalspieler Italiens und ist jetzt Stammspieler bei einem Aufstiegsaspiranten. Den Saisonstart konnte er sogar mit zwei Treffern krönen.
Das Datenprofil des Verteidigers ist besonders in der Phase des gegnerischen Ballbesitzes im europäischen Vergleich interessant. Auffällig sind seine Zweikampfstärke, das Abfangen von Pässen und seine Blocks. In der Phase des eigenen Ballbesitzes wirken seine Daten zunächst weniger überzeugend. Eine detaillierte Analyse zeigt jedoch, dass Bertolas Passspiel zwar verbesserungswürdig, aber ausgereifter ist, als es auf den ersten Blick erscheint. Im Kurzpassspiel weist er ordentliche Statistiken auf, die dem europäischen oberen Drittel zuzuordnen sind. Bei anspruchsvolleren Pässen wirkt er unsicher, was zu einer schwachen Quote im Passspiel über längere Strecken führt. Sein vertikales Spiel nach vorn ist ebenfalls ausbaufähig. Hier wünsche ich mir mehr Mut, da er gerade mit kreativen Momenten positiv auffällt.
Im Vergleich zu Leoni, den ich zunächst als größeres Talent eingestuft hatte, kann Bertola nicht mithalten. Dennoch traue ich dem Verteidiger einen weiteren Entwicklungssprung zu, da die Anlagen für einen kompletten Innenverteidiger vorhanden sind. Erstligisten aus den Top-5-Ligen sollten seine Entwicklung auf jeden Fall im Auge behalten.
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
25.08.2002 Spanien Barcelona Mittelfeld 170 cm Rechts Sampdoria 2,30 Mio. €
Bewertung
2.5
Der interessanteste Sechser der Serie B stammt aus Spanien und spielt bei Sampdoria. Gerard Yepes ist mit seinen 22 Jahren ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft aus Genua. Der junge Spieler gehört seit der U17 zum früheren Serie-A-Verein. Der Spanier wurde zuvor in seiner Heimat ausgebildet, zuerst bei Espanyol Barcelona und anschließend bei Sant Andreu. Im Jahr 2021 gab er dann gegen die AS Rom sein Debüt in der höchsten italienischen Spielklasse.
Sein Spielerprofil entspricht der in den letzten Jahren häufig diskutierten »Holding Six«, bei der der Sechser die Rolle eines Abräumers direkt vor der Dreier- oder Viererkette einnimmt und dies mit einer guten Spieleröffnung verbindet. Yepes führt seine meisten Zweikämpfe im Defensivdrittel, was seine Rolle als tiefe Sechs unterstreicht. Trotz seiner für einen Sechser eher geringen Körpergröße von 1,70 m hält er körperlich problemlos mit und ist einer der besten Abräumer der Liga. Durch kluge Positionierung fängt er Bälle ab und leitet die Phase des Umschaltens auf eigenen Ballbesitz ein. Auch die 58 % gewonnenen Luftduelle sprechen für die Intelligenz des Spielers, sich in gute Positionen für direkte Duelle mit seinen Gegenspielern zu bringen, obwohl er körperlich unterlegen scheint.
Im Ballbesitz zeigt Yepes seine Stärken besonders im vertikalen Spiel nach vorn. Gerade über mittlere oder längere Distanzen weist der Mittelfeldspieler solide bis gute Statistiken auf und versucht damit, Räume zu überbrücken. Yepes fungiert gewissermaßen als »Quarterback« seiner Mannschaft im Ballbesitz.
Meiner Meinung nach könnte Yepes schon kurzfristig einen Vereinswechsel in die Serie A, Bundesliga oder Ligue 1 vollziehen. Die Qualität, dort einer Mannschaft zu helfen, spreche ich ihm zu. Allerdings denke ich, dass der Sechser nicht mehr allzu weit von seinem maximalen Potenzial entfernt ist und nicht mehr über viel Entwicklungsspielraum verfügt.
🌎 All League U21 Midfielders, 2023/24 🎯 Progressive passes
Tommaso Berti ist der beste U23-Spielmacher der Serie B. Er wurde bei seinem Heimatverein Cesena ausgebildet und ist diesem – mit Ausnahme einer einjährigen Leihe zur U19 des AC Florenz – bis heute treugeblieben. In den ersten vier Ligaspielen der Saison konnte er bereits ein Tor erzielen und zwei weitere vorbereiten.
In diesen vier Spielen hat Berti nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht und mit seiner überragenden Übersicht geglänzt. Pro 90 Minuten spielt er 3,06 Großchancen heraus und legt 0,68 Tore vor – ein Beleg für seinen hohen Fußball-IQ. Er kann sich den Ball auch tief abholen, kreiert dann von der Achter-oder Sechserposition aus und wird aktiv zum Ballträger. Der 20-Jährige verfügt zudem über ein ausgezeichnetes Gespür für freie Räume, wodurch er entweder in gute Abschlusspositionen kommt oder weitere Chancen kreieren kann. Aufgrund seiner guten Technik ist sein Abschluss ebenfalls sehr solide, was ihn auch, obwohl er eigentlich eher der Vorbereiter ist, selbst zu einer Torgefahr macht. In der Arbeit gegen den Ball finde ich auch unterschätzt: Im Gegenpressing zeigt er ein gutes Gespür für das Anlaufen des Gegners und kann dadurch effektiv Bälle zurückerobern. Trotz alledem würde es nicht schaden, wenn er noch ein wenig mehr Masse gewinnt, um gegen den Ball noch etwas besser zu werden.
Wenn ich gefragt werden würde, welchem der vorgestellten Serie-B-Talente ich den größten Sprung zutraue, würde ich Berti nennen. Aufgrund seiner hohen Spielintelligenz scheinen seinem Potenzial kaum Grenzen gesetzt und je mehr Erfahrung er sammelt, desto besser wird er. Viele Clubs aus der Serie A, Bundesliga, La Liga und Ligue 1 sollten ihn im Auge behalten und bei Bedarf eines Spielmachers versuchen, ihn zu verpflichten.
Perfekter Moment für den PassBerti läuft in den freien RaumIm Strafraum legt er das Tor für seinen Mitspieler, der auf den zweiten Pfosten einläuft, auf. (Quelle: https://youtu.be/qFl-OmnTGNI)
Alexander Lind
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
Der letzte Spieler, den wir in unserem ersten Teil der Ligenserie vorstellen, ist ein Stürmer – Alexander Lind. Er spielt seit dieser Saison für Pisa und hat gegen Ende der Transferphase seinem Jugendclub Silkeborg IF den Rücken gekehrt, um den nächsten Karriereschritt zu wagen. Bei Silkeborg erzielte er in der letzten Saison zehn Tore und war auch beim Saisonstart 24/25 noch dabei, wo er in den ersten beiden Spielen ebenfalls zweimal traf. In der ersten Länderspielpause konnte er sich dann auf die Aufgaben mit seinem neuen Club vorbereiten.
Lind bringt ein nahezu komplettes Stürmerpaket mit und ist eher als klassische Neun zu bezeichnen, auch wenn ich ihm die Entwicklung zu einer 9,5 zutraue. Der Däne überzeugt mit seinem kräftigen Abschluss und ist ein guter Vollstrecker, was sich hervorragend mit seiner Kopfballstärke ergänzt. Sein Profil wird zudem durch seine gute Physis charakterisiert, die es ihm erleichtert, sich gegen gegnerische Verteidiger durchzusetzen. Auch seine Grundathletik ist für einen eher physischen Stürmer beachtlich. Bemerkenswert ist auch seine Fähigkeit, sich auf engem Raum zu bewegen. In Eins-gegen-eins- oder Eins-gegen-zwei-Situationen zeigt Lind ruckartige Bewegungen, mit denen er sich Raum für Torabschlüsse verschafft. Sein Kombinationsspiel mit Mitspielern ist solide, könnte aber noch ausgebaut werden, weil der Angreifer sich situativ noch stärker am Zusammenspiel seiner Mannschaft beteiligen könnte. Zudem wäre in Zukunft mehr Konstanz nötig, da seine Leistungen noch zu schwankend sind. Er lebt aktuell zu viel von Stretches in der Saison, in denen er »heißläuft«, aber auf die er wieder daraufhin »abkühlt«.
Ich setze große Hoffnungen in Linds Zukunft, da er meinem bevorzugten Stürmerprofil entspricht. Seinen Wechsel nach Pisa halte ich für einen spannenden Schritt. In einer etwas kleineren Liga bei einem Aufstiegsfavoriten kann er sich hervorragend weiterentwickeln. Pisa setzt ohnehin auf einen relativ jungen Kader und steht nach vier Spielen an der Tabellenspitze.
Unterschätzt die Serie B nicht!
Wie ihr seht, bietet die zweite italienische Liga einige interessante Talente. Im vergangenen Jahr sind gleich drei Mannschaften mit Parma, Venedig und Como aufgestiegen, die mit nachhaltiger Arbeit versuchen werden, sich in der Serie A zu etablieren. Bei diesen Aufsteigern spielen vielversprechende Spieler wie Adrian Bernabe, Dennis Man, Gianluca Busio und Nico Paz, die jeder Scout auf dem Zettel haben sollte. Vielleicht folgen ja der eine oder andere Spieler aus unserem Artikel diesem Weg, und wir sehen sie bald in der Serie A oder anderen Top-Ligen.
Viele deutsche Fußballfans, einschließlich uns Mitgliedern des mvpclub.de, waren sich vor der Saison sicher, dass der VfL Wolfsburg in der kommenden Saison europäisch spielen wird. Doch Mitte Mai endet die Saison für die Wölfe nach einer turbulenten Phase im Mittelfeld. Dabei sah die Transferphase vielversprechend aus und der damalige Trainer Kovac hatte viel Vertrauen, obwohl er es in der vorherigen Saison nicht geschafft hatte, den VfL in den europäischen Wettbewerb zu bringen. Nach einem guten Saisonstart folgte eine schwierige Phase, in der von Anfang Oktober bis Ende März nur zwei Siege erzielt werden konnten. Erst mit der Entlassung von Kovac und der Einstellung von Ralph Hasenhüttl konnte die Mannschaft wieder in die Spur finden und den Abstieg verhindern. Auch auf Führungsebene gab es Veränderungen – Marcel Schäfer, der als Vereinslegende und Identifikationsfigur galt, hat den VfL verlassen und wird wahrscheinlich zu RB Leipzig wechseln. Der VfL benötigt einen umfassenden Umbruch auf allen Ebenen, um die vielversprechenden Ressourcen in positive Ergebnisse umzuwandeln, damit auch ich, als langjähriger Fan, wieder Erfolge mit meinem Verein feiern kann. In diesem Artikel werde ich die tief liegenden clubinternen Probleme analysieren und auch den Kader sowie die kommende Transferphase unter die Lupe nehmen.
Keine sportliche Kompetenz im Aufsichtsrat und Christiansen als Schäfer-Nachfolger
Ein grundlegendes Problem beim Werksclub ist der Aufsichtsrat und Teile der Geschäftsführung des VfL Wolfsburgs, die zum Teil über wenige oder keine Kompetenzen zur Führung eines Bundesligavereins verfügen. Dabei hat sich in den vergangenen Jahren seit den Saisons, in denen die Wölfe zweimal in der Relegation den Abstieg verhindern konnten, etwas Positives entwickelt. Jörg Schmadtke und Marcel Schäfer haben den Club 2018 übernommen und haben ihn wieder in erfolgreiche Zeiten geführt, was 2021 in der Qualifikation zur Champions League gemündet ist. Nach zwei durchwachsenen Saisons hat sich Schmadtke dann auf eigenen Wunsch zurückgezogen, was dazu geführt hat, dass Schäfer zum Geschäftsführer Sport aufgestiegen ist und der Ex-Wolfsburger Sebastian Schindzielorz als Sportdirektor verpflichtet wurde. Dann der große Schock: Schäfer will Wolfsburg auf eigenen Wunsch verlassen und opfert damit seinen Legendenstatus. Der Aufsichtsrat, in dem kein Funktionär etwas mit Profifußball am Hut hat, soll nun nach einem Nachfolger suchen, was alleine wegen den nicht vorhandenen Kompetenzen beunruhigend klingt.
Als Namen wurden zuerst Fredi Bobic, Horst Heldt, Sebastian Kehl und Fabian Wohlgemuth gehandelt, wobei ich nur die beiden letzteren als interessante Kandidaten empfunden hätte. Außerdem muss auch eine Entscheidung getroffen werden, wie es mit Sebastian Schindzielorz weitergeht. Die Frage, ob er zum Geschäftsführer befördert wird, Sportdirektor bleibt oder auch den Verein verlässt, musste beantwortet werden. Bis ein neuer Geschäftsführer Sport gefunden wurde, haben sich nämlich nur Hasenhüttl und der 45-Jährige, um die sportlichen Herausforderungen des Vereins gekümmert. Ein Schäfer-Nachfolger hat sich Ende Mai dann mit Peter Christiansen herauskristallisiert. Der 49-Jährige hat bis zuletzt noch als Direktor Profifußball beim dänischen Rekordmeister FC Kopenhagen. Zuvor war er sowohl Chefscout und Sportdirektor beim Randers FC und Aarhus GF. Er hat bei jeder Station darauf gesetzt, Talente zu verpflichten, den Kader mit erfahrenen Spielen auszustatten und die eigene Jugend in den Kader zu integrieren. Das klingt auf den ersten Blick zwar zunächst passend, jedoch geht bei mir noch ein gewisser Grad Skepsis einher. Seitdem der FC Kopenhagen Christiansen als Direktor Fußball eingestellt hat, kann der Club zwar gewisse Erfolge aufweisen, arbeitet aber unter den eigentlich gegebenen Mitteln. Diese Saison konnte man sich zum Beispiel in der Champions League gegen Galatasaray und Manchester United durchsetzen. In der Liga musste man andererseits mit einem dritten Platz leben und sich gegen den FC Midjytlland, sowie Bröndby IF geschlagen geben. Der VfL Wolfsburg muss mit seinen Mitteln besser umgehen, aber bei Christiansen stellt sich die Frage, ob dieser endlich die vielversprechenden Mittel gut umsetzt.
Peter Christiansen wird neuer Geschäftsführer Sport: Der 49-Jährige kommt vom @FCKobenhavn zu den Wölfen. Herzlich willkommen, Peter! 🤝🐺
Eine fußballerische Rückkehr zur Glasner Ära? – wie spielt Ralph Hasenhüttl und kann er den VfL zurück nach Europa führen?
Als der VfL Wolfsburg Mitte März Niko Kovač viel zu spät entlassen hat, war die Stimmung in der Autostadt erstmals am Tiefpunkt. Nachdem im Sommer vielversprechende Transfers getätigt wurden, war klar, dass man auch in der Saison 2023/24 eine der großen Enttäuschungen der Bundesligavereine sein wird. Auch die Thematik, dass man sogar noch mitten im Abstiegskampf gesteckt und zusätzlich Marcel Schäfer das sinkende Schiff verlassen hat, hat viel Unruhe in den Verein gebracht. Ralph Hasenhüttl war der neue Mann an der Seitenlinie, der den Verein im Mittelfeld mit einem pragmatischen Ansatz stabilisiert hat. Ein ergebnisorientierter „Retterfußball“ war zwar erst einmal der Richtige, jedoch muss sich auch hier etwas bewegen. Eine weitere Saison ohne Europa mit uninspiriertem Defensivfußball können sich die Wölfe nicht erneut leisten. Grundsätzlich präferiert Hasenhüttl es, seine Mannschaften in einem 4-3-3 oder bei gewünschter Doppelspitze in einem 4-4-2 mit relativ eng stehendem Mittelfeld auflaufen zu lassen. Mit Ball ist von diesen Formationen nicht mehr viel übrig, da immer in einem Dreieraufbau aufgebaut wird. Dabei kippt der Sechser als linker Innenverteidiger in die Linie der Verteidiger ab und ein Außenverteidiger kann invers ins Mittelfeld einrücken. Ein geduldiger Aufbau ist die erste Prämisse, um den Gegner zu einem hohen Anlaufen zu provozieren. Wenn dann dadurch Raum entsteht, der bespielt werden kann, können die Spieler in erster oder zweiter Linie andribbeln und einen ruckartigen Tempowechsel vollziehen. Mit gezielten Pässen und Dribblings soll dann im letzten Drittel attackiert werden. Essenziell ist außerdem eine gute Positionierung und ein gutes Timing, um erfolgreiche Angriffe zu verbuchen. Im gegnerischen Ballbesitz macht sich Hasenhüttls Vergangenheit bemerkbar. Das Leitbild hier ist die RB-Schule, bei der eine hohe Intensität eine große Rolle spielt. Das Pressing muss effektiv sein und dabei sollen hohe sowie schnelle Ballgewinne erzielt werden. Daraufhin muss in kurzer Zeit Raum überbrückt und kreiert werden.
Die wichtigste Aufgabe für den Österreicher wird es aber sein, endlich das Maximum aus allen Spielern zu holen. Nicht ohne Grund wurde Wolfsburg in den letzten Saisons immer wieder als Enttäuschung bezeichnet. In jedem Jahr sind potenzielle Stars, wie Vranckx, Cerny und Majer in die Autostadt gewechselt, welche aber nie so richtig eingeschlagen sind. Es ist wahrscheinlich, dass zwar auch der ein oder andere den Verein verlässt, aber die Fähigkeiten aller Spieler müssen maximiert werden. Dabei muss Hasenhüttl die vorhandenen Profile in sein System einbauen, aber die Spieler auf ihren besten Positionen einsetzen.
Der Kader – Schon wieder Umbruch?
Torhüter
Das Torwartquartett der Wölfe wird zur neuen Saison am meisten umgebaut. Die langjährige Nummer eins Koen Casteels verlässt den Club nach neun gemeinsamen Jahren und Pavao Pervan bleibt der Mannschaft zwar erhalten, soll aber nur noch dritter Torwart sein. Also mussten zwei neue Keeper gesucht werden, um sich auf dieser Position gut und neu aufzustellen.
Der neue erste Torwart kommt aus der Jugend des FC Liverpool und nach einer erfolgreichen Zeit in Dänemark als Casteels-Nachfolger. Kamil Grabara gilt schon lange als großes Torwarttalent und geht nun endlich mit 25 Jahren den nächsten Schritt in seiner Karriere. Mit seinem durchtrainierten Körperbau und seiner beachtlichen Größe von 1,95 m ist der Pole eine absolute Erscheinung im Strafraum. Er zeichnet sich außerdem über sein gutes Shotstopping aus und konnte mit einigen Highlights auch anderweitig auf sich machen. Mit seinen Abwürfen kommt er so weit, dass sie fast mit einem Abschlag aus dem Fuß verglichen werden können. Auch, dass er gegen große Gegner in der Champions League auf sich aufmerksam machen konnte, spricht in meinen Augen für Grabaras Fähigkeiten, aber auch für seine mentale Stärke. Allerdings macht mir sein Spiel mit Ball ein wenig Sorgen. Seine langen Bälle sind zwar präzise, jedoch nutzt er dieses Mittel zu oft. Daher sehe ich in Zukunft noch mehr Entwicklungspotenzial im Passspiel. Einzig allein besorgniserregend empfinde ich noch, dass er genau, wie sein Ex-Club Kopenagen aus einer schwachen Rückrunde zum VfL stößt und er gemeinsam mit seinem neuen Team wieder zu alten Form finden muss. Abschließend kann man als Wolfsburg-Fan nur hoffen, dass er ähnlich gut und lange für uns spielt, wie seine Vorgänger.
Der zweite neue Torwart ist Marius Müller, welcher vom FC Schalke 04 nach einer starken Saison der Herausforderer Grabaras sein soll. Vom Profil sind sich beide Neuzugänge ähnlich (gutes Shotstopping, max. solide im Aufbau), aber auch vom Körperbau gibt es Überschneidungen, obwohl Müller noch mehr Masse mitbringt. Mit Müller hat man den wahrscheinlich besten Torwart der letzten Zweitligasaison verpflichtet und auch endlich mal wieder ein bundesligawürdiger Backup.
Pavao Pervan blickt auf eine Saison zurück, in der er, weil Casteels zeitweise verletzt war, sogar viel gespielt hat. Dabei konnte er nur noch wenig überzeugen und war kein richtiger Rückhalt mehr. Allerdings darf man beim Österreicher nicht vergessen, wie wichtig er für die Kabine ist. Mit seiner Erfahrung und seiner Autorität kann er als Sprachorgan der Mannschaft dienen und auch zum Integrieren neuer Spieler beitragen.
Komplettiert wird das Torhüter-Quartett vom Eigengewächs Niklas Klinger, der aber wohl kaum Spielzeit ergattern werden kann.
Außenverteidigung
Droht auf den Außenverteidigerpositionen auch ein Umbruch? Meiner Ansicht nach muss sogar einer folgen! Im vergangenen Jahr konnte man kein Stammpersonal finden, was mit Formschwankungen und Verletzungen erklärt werden kann.
Im letzten Sommer ist der Brasilianer Rogerio von Sassuolo Calcio nach Wolfsburg bekommen. Seine erste Saison in Deutschland war dann jedoch von Verletzungen geprägt und konnte lediglich 13 Spiele bestreiten, in denen er auch für mich nur wenig überzeugen konnte. Zu oft ist er zu unaufällig, unsauber im Passspiel und defensiv zu leicht für die Bundesligaflügelspieler zu überwinden, was natürlich auch mit seiner fehlenden Fitness zusammenhängen kann. Vor seinem Wechsel konnte er besonders mit seinem Ballcarrying überzeugen, welches er im letzten Jahr ebenfalls kaum zeigen konnte. Eine weitere Chance sollte er in Wolfsburg bekommen, auch wegen seiner Fitness. Jedoch muss ein großer Leistungssprung her.
Der eigentlich gewählte „VfL-Spieler der Hinrunde“ Nicolas Cozza kommt vorübergehend zurück zu seinem Stammverein. Seine Leihe nach Nantes war nicht unerfolgreich und dabei konnte er auch einiges an Spielzeit sammeln können. Jedoch ist zu hinterfragen, ob er überhaupt eine Zukunft hat. Für mich steht er oben auf der Streichliste und kann den Verein verlassen.
Aus der Wolfsburger A-Jugend stößt außerdem noch Manuel Braun zur Profimannschaft. In der U19 konnte der Linksverteidiger sowohl offensive als auch defensive Fähigkeiten unter Beweis stellen, wird aber ein Kandidat für eine Leihe sein.
Der erste Rechtsverteidiger ist auch ein Neuzugang des letzten Sommers: Joakim Maehle. Die Stärken des Dänen liegen zwar im offensiven Bereich, welche das Carrying, die Creation und auch das diagonale Einlaufen in die Box ist. Aber auch in der Defensive konnte er letztes Jahr solide Leistungen abrufen. Ebenfalls muss man seine vielseitige Einsetzbarkeit erwähnen, da er auf beiden Seiten und in Vierer- bzw. Fünferkette spielen kann. Insgesamt war er im letzten Jahr vermutlich einer der besseren Wolfsburger und konnte die gezahlte zweistellige Millionensumme an Atalanta Bergamo wenigstens etwas rechtfertigen. In der neuen Saison traue ich dem Außenverteidiger noch mal einen Sprung und eine wichtige Rolle beim neuen VfL zu.
Ridle Baku ist schon seit 2020 beim VfL, geht in seine fünfte Saison und in sein letztes Vertragsjahr in Wolfsburg. Die Zeit des 26-Jährigen seitdem kann man mit einer Achterbahnfahrt vergleichen. Unter Oliver Glasner hat er sich zu einem der Top-Kandidaten für die Nationalmannschaft entwickelt, in der Horrorsaison mit van Bommel und Kohfeldt ist er in ein Formloch gefallen, welches er unter Kovac in der Saison 22/23 wieder verlassen, aber in diesem Jahr auch nur gelegentlich überzeugen konnte. Bakus Spielerprofil ist im Vergleich zu Joakim Maehles relativ ähnlich. Auch er hat seine Stärken im Offensivspiel und kann mit seinem Speed zu einer Waffe werden. Zu oft ist er allerdings zu leicht zu überspielen und fehleranfällig. Wenn Hasenhüttl eine perfekte Rolle für Baku findet, kann er dem VfL im nächsten Jahr helfen. Jedoch sollte die sportliche Führung auch beachten, dass es in diesem Jahr, wenn Baku nicht verlängert, die letzte Chance wäre, ihn zu verkaufen.
Killian Fischer hat in der letzten Saison erst verspätet seine Rolle im Kader der Wölfe gefunden. Mit seiner starken Athletik kann er bei intensiv spielenden Mannschaften eine Rolle einnehmen. Im technischen Bereich macht er zwar keine besonderen Sachen, ist taktisch aber gut geschult. Eine Leihe wäre ideal, wenn Maehle nicht auf links eingeplant ist und Baku verlängern sollte. Mannschaften, die ein intensives Gegenpressing spielen, könnten jemanden, wie Fischer, immer gebrauchen.
Innenverteidigung
Der beste Wolfsburger Innenverteidiger, der dem Verein auch längst entwachsen ist, ist Maxence Lacroix. Der Franzose ist schnellste, aufbau- und zweikampfstärkste Innenverteidiger im Spiel des VfL Wolfsburgs. Wenn die Mannschaft hochstehen will, kann Lacroix einen großen Raum hinter sich verteidigen, da er auch er mit den schnellsten Bundesligastürmern mithalten kann. Im progressiven Passspiel geht immer nur etwas, wenn Lacroix mal eine Linie des Gegners bricht und auch im direkten Duell in der Luft bzw. am Boden verteidigt er es am besten weg. Das größte Problem des 24-Jährigen ist allerdings von mentaler Natur. Um in Europa ein absoluter Top-Verteidiger zu sein, darf er nicht so oft so unkonzentriert sein, was sich symbolisch auch in seiner Rotsünderbilanz zeigt. Dass Lacroix noch einmal das Trikot des VfLs tragen wird, ist allerdings sehr unrealistisch. Transferexperte Fabrizio Romano hat in jüngster Vergangenheit berichtet, dass der Franzose seinen Vertrag, der im nächsten Sommer ausläuft, nicht verlängern wird und die Führungsriege einen Verkauf anstreben sollte. Ich sehe ihn bei einem Mittelfeldteam in der Premier League, wie Crystal Palace, wo sein Ex-Trainer aus Wolfsburg Oliver Glasner Trainer ist. Daher ist er auch für mich der allererste Abgangskandidat, den man bei jeder Sympathie auf jeden Fall abgeben muss.
🚨🟢 Maxence Lacroix has decided not to sign new deal at Wolfsburg, with one year left on current contract.
Lacroix, attracting interest in England and Spain as his exit this summer can be possible. pic.twitter.com/r6zYFmOXol
Moritz Jenz schaut sicherlich auf eine unbefriedigende erste komplette Bundesligasaison zurück. Trotz des Abstiegs mit seinem Leihclub Schalke 04 ist er mit Rückenwind zu den Wölfen gekommen. Auf Schalke ist er innerhalb von einem halben Jahr zu einer festen Größe in der Innenverteidigung und zum Fanliebling herangewachsen. Beim VfL ist er dann zwischen Bank und Startaufstellung rotiert, obwohl er aus meiner Sicht immer starten müsste. Im Passspiel waren seine Leistungen in Ordnung, im defensiven Duell ebenfalls, aber oft ist er auch wegen seiner Mitspieler in ungünstige Situationen gekommen, die ihn eher weniger gut aussehen lassen haben. Für die zweite Saison traue ich ihm aber einen richtigen Sprung zu. Jenz kann ein guter Bundesligaverteidiger sein, aber alleine die Dreier- oder Viererkette zusammenhalten können nur die Wenigsten. Ein Verbleib von Jenz sollte aber sicher sein.
Jenz Stats in einem Radar dargestellt (Quelle: datamb.com)
Sebastian Bornauw hat bei den Wolfsburger Fans keinen leichten Stand. Der Belgier baut zu oft Fehler in sein Spiel ein und hat im Spiel mit Ball eklatante Schwächen, die den Wolfsburgern sogar in der vergangenen Saison wertvolle Punkte gekostet haben. Sein physisch starkes Profil konnte er auch kaum beweisen und wenige Duelle für sich entscheiden. Dazu kommt noch sein zu schlechtes Timing im Nachvorne-Verteidigen, welches in einer Pressingmannschaft, wie dem VfL, schnell zu einem großen Nachteil wird. Anscheinend plant Hasenhüttl entgegen jeglicher Kritik aber mit Bornauw, was auch mit fehlenden Angeboten zusammenhängen kann. Jedoch sollte man Bornauw beim ersten zufriedenstellenden Angebot sofort abgeben, da ich ihm die Qualität, die die Wölfe für ihre Ziele benötigen, nicht zusprechen kann.
Nach einer erfolgreichen EM mit der Schweiz stößt Cedric Zesiger etwas verspätet zur Mannschaft und bekommt eine neue Chance seine letzte Saison zu toppen. Obwohl die erste Bundesligasaison des 26-Jährigen , wie des VfLs gut begonnen hatte, konnte er seine gute Form nicht halten und war nur noch solide. Vom Spielerprofil ist Zesiger natürlich interessant, da er eine unfassbare Physis verbunden mit guter Athletik mitbringt. Im Passspiel und Carrying hat er zwar noch Verbesserungsbedarf. Jedoch ist er darin besser als z. B. Bornauw, mit dem zusammen er in der Kombination nicht sonderlich gut funktioniert hat, da auch der Schweizer das Nachvorne-Verteidigen oft nicht richtig timen kann. In Kombination mit Jenz und einem schnelleren, talentierten Innenverteidiger könnte Zesiger richtig durchbrechen und wichtig für den VfL werden.
David Odogu soll wohl zwischen dem Profikader und U19 pendeln. Der U17-Weltmeister ist seit Langem mal wieder eines der Talente, dem vorausgesagt wird, sich in der ersten Mannschaft des VfL Wolfsburgs zu etablieren. Trotz seines jungen Alters kann der 18-Jährige mit seiner Ruhe und seiner guten Zweikampfführung überzeugen. Um ihm aber in seiner Entwicklung zu helfen, sollte man ihn versuchen in die zweite oder dritte Liga zu verleihen, damit er bei einem Verein erste Profiminuten sammeln kann, die er in der kommenden Saison wahrscheinlich nicht erhalten wird.
Mittelfeld
Mit Kofi Amoako findet man gleich den nächsten Youngster im Wolfsburger Kader, dem ich allerdings nicht langfristig den Sprung in die erste Mannschaft zutraue. Aufgeben sollte man trotzdem nicht und eine Leihe anstreben.
Aster Vranckx ist vermutlich das größte uneingelöste Versprechen im Kader. Der zentrale Mittelfeldspieler, der sowohl defensiv als auch offensiver agieren kann, ist 2021 nach Wolfsburg gekommen und sollte nach Kevin de Bruyne das nächste große belgische Mittelfeldtalent des Clubs werden. Die bisherige Bilanz des Deals ist hingegen ziemlich ernüchternd. Der Spieler bringt zunächst einiges mit. Vranckx kann auf engem Raum Situationen im Eins-gegen-Eins/Zwei, wie kein anderer Mittelfeldspieler, auflösen, bringt eine gewisse Robustheit ins Spiel und überzeugt im direkten Duell. Auf der anderen Seite stehen miserable Passstatistiken und kaum Progression, die er ins Spiel bringt. Aus dem Ausland gibt es wohl einige Interessenten für den 21-Jährigen, mit denen ich an der Stelle der sportlichen Führung sofort gesprächsbereit wäre. Daher steht er in meiner Streichliste auch sehr weit oben.
Mattias Svanberg gilt seit dem Trainerwechsel von Kovac zu Hasenhüttl als einer der Verlierer. Der Schwede, der auch mit einigen Verletzungen zu kämpfen hatte, hat sich unter dem neuen Trainer nicht sonderlich gut integrieren können. Dabei finde ich, dass er gut ins System Hasenhüttls passen würde. Als Box-To-Box-Mittelfeldspieler übernimmt der Schwede im Wolfsburger Pressing eine elementare Rolle. Als solider Zweikämpfer kann er frühe Ballgewinnen sowohl im ersten als auch letzten Drittel erwirken, mit hohem Laufpensum dem intensiven Spiel seinen Stempel aufdrücken und auch offensiv etwas kreieren. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch seine Fähigkeit, die Box zu belaufen und gemeinsam mit den Offensivspielern, wie es sich Trainer Hasenhüttl wünscht, zu fluten. Ich hoffe also, dass Svanberg dem Verein noch mindestens eine Saison erhalten bleibt.
Wolfsburg besetzt im Spiel gegen Bochum in der Saison 22/23 gut die Box, Svanberg flutet jene mit, taucht nach der Flanke vor Riemann auf und erzielt das 0:1 für den VfL. (Quelle: https://youtu.be/MRO8U88bhT8?si=IVvS860nJnX717UF)
Kapitän Maximilian Arnold müsste als tiefer Spielmacher eigentlich ideal zum Wolfsburger Spiel passen. Auch im Ballbesitz hebt er die Mannschaft mit seinen diagonalen Seitenverlagerungen ein Element, welches kein Spieler im Kader geben kann. Mit seinen Distanzschüssen strahlt er immer eine Gefahr für die Gegner aus und versucht immer Progression ins Spiel. Arnold ist zwar kein typischer Abräumer auf der Sechs, schafft es aber mit einer gewissen Härte im Spiel gegen den Ball präsent zu sein. Einen Kritikpunkt habe ich jedoch trotzdem Arnold vorzuwerfen. In den letzten beiden Saisons verschleppt er zu oft das Tempo und kann Umschaltmomente, wie einst unter Oliver Glasner, nicht richtig einleiten. Eine Stärke Arnolds kann außerdem richtig wichtig werden. In seiner Zeit bei Southampton war Hasenhüttls Mannschaft einer der besten Standardmannschaften der Premier League. Wenn der Coachingstaff gute Ideen hat, welche man Arnolds guten Standards paart, könnte das in der nächsten Saison wieder zu einer Waffe werden.
Yannick Gerhardt wird nach dem Abgang von Koen Casteels der zweitdienstälteste Spieler der Wölfe sein und ist ohnehin zu einem der Fanlieblinge aufgestiegen. Mir kommt außerdem auch seine sportliche Wichtigkeit zu kurz. Gerhardt ist einer dieser spielintelligenten Spieler, der abseits des Balles wichtige Räume beläuft. Gerade mit seinen Tiefenläufen reißt er Lücken für seine Mitspieler oder kommt auch zu eigenen Gelegenheiten Tore zu erzielen. Im Passspiel spielt er keine Traumpässe, aber spielt oft den richtigen und vor allem technisch sauberen Pass. Mit seiner hohen Laufintensität und vielseitigen Einsetzbarkeit ist Gerhardt für mich einer der unverzichtbaren Spieler des Wolfsburger Kaders.
Lovro Majer ist nach seinem Wechsel im letzten Sommer einer der umstrittensten Spieler in der Autostadt. Man muss zustimmen, dass er die bezahlten 25 Millionen Euro bisher nicht wert war. Dennoch finde ich, dass er schlechter gesehen wird, als er tatsächlich gespielt hat. Mit zehn Scorern war er nach Jonas Wind der zweitbeste Scorer in der vergangen Saison und auch seine Leistungen waren immer mindestens in Ordnung. Zumal musste auch jedem VfL-Fan beim Transfer klar gewesen sein, dass Majer nicht mit 90-minütiger Dominanz alleine unser Spiel machen wird, sondern mit einzelnen Momenten weiterhelfen kann. In vielen Fällen hatte der kroatische Nationalspieler auch die richtige Idee eine gefährliche Situation zu erzeugen (0,47 Goal-Creating-Actions pro 90.). Nur seine Mitspieler haben die falschen Laufwege gemacht oder die Bälle zu schlecht verarbeitet. Auch dass er unter Kovac nicht selten auf dem Flügel spielen musste, hat seine Situation nicht verbessert. Ich traue ihm in dieser Saison einen großen Leistungssprung zu, wenn er entweder als Halbraumzehner oder als offensiver Achter eingesetzt wird. Dann kann er nämlich richtig wichtig werden.
Bence Dardai war der zweite Transfer, den die Wolfsburger früh als fix vermelden konnten. Der Sohn Pal Dardais hat also genauso, wie seine Brüder Palko und Marton, den Weg in den Profifußball geschafft und ihm wird sogar das größte Potenzial nachgesagt. Im letzten Drittel kann er aufgrund seiner hohen Spielintelligenz und guten Technik wahrscheinlich nächstes Jahr schon einen Impact haben.
Bennit Bröger könnte, wie Odogu langfristig ein wichtiger Spieler für den VfL werden. Ich sehe ihn in seiner Entwicklung sogar schon etwas weiter als den Innenverteidiger. Technisch ist der Youngster schon auf Profiniveau, muss aber körperlich noch besser werden. In der Vorbereitung spielt er eine große Rolle und es wird sich demnächst entscheiden, inwiefern nächste Saison mit ihm geplant wird. Auch bei Bröger könnte eine Leihe eine Idee sein, um ihm mehr Spielzeit zu garantieren.
Flügelspieler
Kevin Paredes ist in der letzten Saison aufgrund seines großen Einsatzes zu einem Fanliebling geworden. Er scheut sich nicht in unangenehme Duelle zu gehen und hat seine Rolle auf der linken Schiene gefunden. Gegen den Ball weist er solide Statistiken auf und ist im Pressing/Gegenpressing ein wichtiger Faktor für den VfL. Im technischen Bereich sehe ich beim US-Amerikaner allerdings noch einige Mängel. Im Passspiel ist er oft noch zu unsauber oder zu voreilig. Mit seiner unbekümmerten Art ins Dribbling zu gehen und seiner Agilität gleichen sich seine Schwächen jedoch etwas mit den Stärken aus. Langfristig sehe ich Paredes aber als linken Wingback gesetzt.
Jakub Kaminski blickt auf eine zweite Saison zum Vergessen beim VfL Wolfsburg zurück. Unter Kovac musste er seinen Stammplatz einbüßen und bei Hasenhüttl waren seine Chancen auf Spielzeit ähnlich schlecht. Dabei sind Kaminskis Anlagen tatsächlich sehr vielversprechend. Das Problem sehe ich dabei, dass für sein Profil bislang nicht die perfekte Rolle gefunden wurde. Als Winger hat er zu große Defizite im Abschluss und ist ähnlich, wie Paredes etwas unsauber im Passspiel. Die Rolle, die ich also von Anfang an für ihn sehe und die er auch in der Vorbereitung bisher spielt, ist die des Wingbacks. Kaminski ist ein guter Dribbler, spielintelligent und überzeugt mit hoher Workrate. Auch nicht zu missachten ist seine Agilität und sein gutes Tempo, die sein Profil als linker oder rechter Wingback vollendet.
Mit Österreich bei der EM konnte Patrick Wimmer die Überraschung des Turniers werden und auch in Momenten seine Qualität unter Beweis stellen. Nach der Saison 2022/23 war er im Kader der Wölfe einer meiner Lieblingsspieler, da er seit Ivan Perišić der erste Flügelspieler im Club war, der Spaß gemacht hat. An guten Tagen ist er gegen viele Mannschaften der beste Spieler, der auf dem Platz steht. In der Chancenkreation war er in der vorletzten Saison auf einem Level mit der absoluten Playmaker-Elite in Europa. Mit seiner guten Übersicht und Entscheidungsfindung kann er im letzten Drittel sehr wichtig werden. Die österreichische „Gegenpressing-DNA“ trägt er ebenfalls in sich und passt somit auch zum Hassenhüttl-Fußball. Die schlechten Tage gibt es bei Wimmer hingegen auch und verhindern, dass er ein absoluter Elite-Winger in Europa sein kann. An diesen ist er unauffällig und kommt überhaupt nicht ins Spiel. Dass er im letzten Jahr dann noch mit Verletzungen zu kämpfen hatte, hat der Saison der Wölfe ohnehin geschadet. Ich erwarte in der kommenden Saison ein absolutes Breakoutjahr des 23-Jährigen.
3 – Die einzigen drei Spieler aus den fünf großen Ligen Europas in 2022/23, die pro Partie im Schnitt mehr als eine Großchance vorlegten (mind. 500 Einsatzminuten):
Auf einem Level mit de Bruyne und Messi? – So gut war Wimmer 2022/23
Stürmer
Jonas Wind ist in die vergangene Saison überragend gestartet. Nach wenigen Spielen war er auf einem Level mit Harry Kane oder Serhou Guirassy. Auch wenn er diesen Schnitt nicht halten konnte, war er die Lebensversicherung der Wolfsburger. Dabei muss man außerdem erwähnen, dass die Umstände, in denen er Leistung zeigen musste, nicht sonderlich gut waren. Kurz gesagt: Wind hat aus wenig viel gemacht. Immer wenn er sich ins Mittelfeld hat fallen lassen, hat er Räume für seine Mitspieler geöffnet, war überragend darin Bälle festzumachen und konnte wichtige Tore erzielen. Dass ihm aber oft auch gar nicht zugearbeitet wurde, hat Winds Situation in der Autostadt nicht sonderlich erleichtert. Jetzt könnte sich aber einiges ändern, da er mit Amoura im Sturm endlich Verstärkung erhält. Der Däne und Algerier ergänzen sich nämlich hervorragend. Wind gibt keine Tiefe, Amoura gibt Tiefe. Wind ist spielerisch überragend und Amoura benötigt einen Zuarbeiter. Wenn Wind dem VfL erhalten bleibt, könnte diese Doppelspitze sehr viel Spaß machen.
Im Auswärtsspiel gegen den VfL Bochum der Saison 23/24 hat Jonas Wind überragend ein Tor vorbereitet: Der Däne erhält einen Vertikalpass von Zesiger, verarbeitet den Ball mit einem Kontakt und findet mit einem überragenden Steckpass den tief einlaufenden Svanberg. (Quelle: https://youtu.be/yHjVu5GYeH0?si=4NZMoe3o1yDd3rvS)
Tiago Tomas wäre einer meiner nächsten großen Abgangskandidaten. Seine Scorerzahlen, die an einer Hand abzählbar sind, werden den Erwartungen, die an ihn gerichtet waren, nicht gerecht und auch sonst spielt der Portugiese nicht die Sterne vom Himmel. Wenn er noch eine Chance erhält, gebe ich sie ihm auch, aber optimistisch bin ich nicht.
Kevin Behrens war der einzige Wintertransfer des Clubs. Niko Kovač hat sich den im September einmalig nominierten Nationalspieler von Union Berlin gewünscht, um einen Stürmer zu bekommen, der die Tiefe belaufen kann und Tore erzielt. Bei einer Bewertung des halben Jahres verneine ich allerdings, dass er das unter Beweis gestellt hat. Ein mageres Tor und ein Assist hat er zum Wolfsburger Klassenerhalt beigesteuert. Behrens Stärke im Kopfballspiel konnte er jedoch zeigen und Angriffe nach langen Bällen einleiten. Eine Trennung nach einem halben Jahr halte ich aber für die beste Lösung.
Was soll man noch groß zu Lukas Nmecha schreiben? Ein Riesentalent, dessen Fußballkarriere von Verletzungen zerstört wird. Rein von den Anlagen könnte er ein zukünftiger Nationalmannschaftsstürmer sein, wird aber, wenn er mal fit ist, von Verletzungen wieder zurückgeworfen. Eine große Rolle traue ich ihm deshalb in der kommenden Saison nicht zu, da eine Rückkehr in Kürze auch nicht absehbar ist.
Bartosz Bialeks Situation ist ein Spiegelbild zu Nmechas: Gute Anlagen, aber zu verletzungsanfällig.
Der Wolfsburger Transfermarkt
Nach den letzten Transferphasen, die mächtig verhauen wurden, muss sich in der Wolfsburger Kaderplanung etwas ändern. Der eingeschlagene Weg junge Spieler zu verpflichten und gewinnbringend weiterzuverkaufen ist nach wie vor die richtige Lösung und ich finde sogar, dass dieser Pfad im letzten Sommer verlassen wurde, indem die falschen etwas älteren Spieler gekauft wurden. Der Kader darf nicht so bleiben, wie er ist. Fest verlassen haben den VfL Koen Casteels (Al-Qadsiah), Felix Lange (SV Meppen), Lukas Ambros (Gornik Zabrze), Luca Waldschmidt (1. FC Köln), Maximilian Philipp (SC Freiburg) und Ulysses LLanez (Ziel unbekannt). Zudem wurden Philipp Schulze (SC Verl), Bartol Franjic (Shaktar Donezk), Vaclav Cerny (Glasgow Rangers), Sturmtalent Dzenan Pecijnovic (Fortuna Düsseldorf) verliehen und die Leihe von Amin Sarr ist ausgelaufen. Nach der letzten Saison erwarte ich allerdings einen größeren Umbruch.
Um diesen Umbau voranzutreiben, würde ich Spieler, wie Maxence Lacroix, Sebastian Bornauw, Nicolas Cozza, Aster Vranckx, Tiago Tomas und Kevin Behrens abgeben. Dazu wäre Ridle Baku aufgrund der Vertragssituation und der Notwendigkeit eines neuen Impulses nicht unantastbar. Eine Leihe würde ich dann zusätzlich noch bei Manuel Braun, Kilian Fischer und Kofi Amoako anstreben. Wenn es um potenzielle Neuzugänge geht, muss Ismael Doukoure vom RC Strassbourg erwähnt werden. Der Defensivspezialist kann als Rechtsverteidiger, Innenverteidiger oder auch auf der Sechs auflaufen. Trotz seinen nicht bestreitbaren Qualitäten würde ich Abstand von einer Verpflichtung nehmen, da der Franzose versucht, einen Wechsel zu erstreiken, was vieles über seinen Charakter aussagt. Dafür habe ich andere Spieler unter die Lupe genommen, die den Wölfen in der kommenden Saison helfen könnten nach Europa zu kommen. Dafür schlage ich einen Rechtsverteidiger, zwei Innenverteidiger und einen offensiv vielseitig einsetzbaren Spieler vor, die noch zum VfL stoßen sollten.
Auf der Rechtsverteidigerposition würde ich einen Backup für Joakim Maehle verpflichten, wenn Ridle Baku den Verein noch verlässt. Als Ersatz hätte ich Ignace van der Brempt auf dem Zettel. Der Belgier hat in der letzten Saison beim Hamburger SV auf sich aufmerksam gemacht. Beim guten Saisonstart war er spielerisch sicherlich der beste Außenverteidiger der 2. Bundesliga und war insbesondere im Spiel gegen den Ball ausgezeichnet. Auch mit dem Ball konnte er besonders im Ballcarrying überzeugen. Dazu kommt ein sauberes Passspiel, eine gute Positionierung und eine solide Flankenqualität. Hinter Maehle könnte er sich in Ruhe entwickeln und ihn mittelfristig ersetzen. Der Belgier ist nach seinem Jahr in Deutschland erst einmal zu seinem Stammverein Red Bull Salzburg zurückgekehrt, könnte aber den Verein sicherlich für einen mittleren einstelligen Millionenbetrag wieder verlassen.
In der Innenverteidigung haben aktuell nur Maxence Lacroix und Moritz Jenz Startelfpotenzial meiner Meinung nach. Lacroix sollte den VfL allerdings noch verlassen und daher werden aufgrund der taktischen Ausrichtung einer Dreierkette noch zwei neue Innenverteidiger benötigt. Jenz kann den rechten Halbraum und den zentralen Innenverteidiger spielen und deshalb sollte ein LIV und ZIV/RIV verpflichtet werden. Als Lacroix-Ersatz würde ich einen meiner Lieblingsinnenverteidiger von Twente Enschede verpflichten. Seitdem ich Mees Hilgers im Sommer 2023 beim Test gegen Schalke 04 live gesehen habe, bin ich ein großer Fan des Niederländers. Er hat in diesem Spiel am Ball, wie ein absolutes Monster gewirkt, was er auch mit seiner Passquote von 88 % bestätigt und auch Progression, die mir damals aufgefallen ist, war keine Eintagsfliege (4,36 Progressive Passes pro 90, 1,52 Progressive Carries pro 90). Körperlich ist der 23-Jährige zwar nicht der Physischste und Größte, aber verfügt über eine richtig gute Athletik. Im direkten Duell am Boden kann Hilgers ebenfalls überzeugen und führt einige Duelle im mittleren Drittel (Top 6 %), was für seine Fähigkeit im Nach-Vorne-Verteidigen spricht. Er würde sich neben Jenz als Halbraumverteidiger einreihen, kann aber auch als Rechtsverteidiger spielen. Sein Marktwert beläuft sich auf 7 Millionen Euro, aber ein wenig teurer wird er auf jeden Fall werden.
Am nächsten Spieler, den ich an den Mittellandkanal lotsen möchte, sind aktuell auch Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart interessiert. Der Grieche Konstantinos Koulierakis von PAOK Saloniki (A. d. R.: Der Transfer war hier noch nicht fix) gilt als Riesentalent und der VfL wäre nicht ohne Konkurrenz, wenn man den 20-Jährigen verpflichten will. Ähnlich, wie Hilgers sehe ich ihn stark am Ball, kann lange Bälle spielen, aber sucht auch flache vertikale Passmöglichkeiten. Ebenfalls kann er als Ballträger agieren und ist im europäischen Vergleich sogar unter den besten drei Prozent in dieser Rubrik. Im Zweikampf zeichnet sich Koulierakis besonders im Luftduell aus, ist jedoch auch stark darin Bälle abzugrätschen. Warum ich gerade ihn beim VfL haben möchte, hängt mit seinem starken linken Fuß zusammen, mit dem er am besten als linker Innenverteidiger spielen kann. Auch seine Torgefährlichkeit bei Standards sollte man beachten, da der Grieche mit seinem guten Kopfballspiel Ziel potenzieller Ecken oder Freistößen werden könnte. Insgesamt ist Koulierakis als moderner Innenverteidiger mit gutem Tempo zu bewerten und ein absolutes No-brainer-Geschäft, da er, wenn er sich normal entwickeln sollte, in wenigen Jahren seinen Wert stark vervielfachen wird.
Koulierakis Stärken am Ball nochmals durch ein Datenradar untermauert (Quelle: datamb.com)
Als vielseitig einsetzbaren Offensivspieler schlage ich Dominik Marczuk von Jagiellonia Bialystok vor. Der polnische Flügelspieler würde in Wolfsburg auf seine Landsmänner Kamil Grabara und Jakub Kaminski treffen und hat im letzten Jahr eine überragende Saison in der ersten polnischen Liga gespielt. Ähnlich, wie die Wolfsburg Nummer 16 Jakub Kaminski wurde er in der vergangenen Saison Spieler des Jahres der polnischen Ekstraklasa. Mit sechs Toren und 13 Assists hat er die viertmeisten Scorerpunkte und hat seine Fähigkeit als Spielmacher vom Flügel eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sein Spielerpaket ist komplett – er kann ins Eins-gegen-Eins gehen, Tore erzielen und ganz besonders Tore auflegen. Dabei fällt auch eine gewisse Unbekümmertheit auf, da er seine Kreativität vollständig auslebt.
Marczuks Stats bestätigen meine These des kompetten Spielerpakets. (Quelle: datamb.com)
So würde ich den VfL Wolfsburg nächstes Jahr auflaufen lassen
Meine Aufstellung des “neuen VfL Wolfsburgs” (Quelle: sharemytactics.com)
In der Grundformation eines 3-4-2-1 verändert sich bei meiner Aufstellung einiges zum letzten Jahr. Mit Grabara, Hilgers, Koulierakis und Amoura finden sich vier potenzielle Neulinge in meiner Startelf wieder.
Der Aufbau im 3 + 2 bleibt unverändert. In der offensiven Statik werden hingegen Unterschiede zur Grundformation deutlich. Die Wingbacks Kaminski und Maehle schieben in die Offensivlinie vor und sollen Breite geben, wobei sie auch mal ganz in die letzte Linie rücken und beim diagonalen Einlaufen auf einer Höhe mit der Doppelspitze agieren können. Die Doppelsechs möchte ich auch relativ offensiv spielen lassen, da Svanberg die Box mit belaufen soll und Arnold aus dem Rückraum immer für Gefahr sorgen kann. Majer soll direkt aus der Zentrale kreieren und nicht, wie unter Kovac, auf dem Flügel verschenkt sein. Winds Stärken werden endlich mit Amouras Profil an seiner Seite maximiert und er kann in zurückgezogener Rolle die Bälle festmachen und entweder mit seinen Mitspielern kombinieren oder Tiefenläufe einleiten.
Gegen den Ball würde ich in einem 4-4-2 low block agieren. Da man letzte Saison deutlich zu viele Gegentore bekommen hat, sollte auf mehr Stabilität gesetzt zu werden. Kaminski lässt sich in die Viererkette fallen und Hilgers rückt als Rechtsverteidiger etwas nach außen.
Fazit
Beim aufmerksamen Lesen dieser Vereinsanalyse liest man ziemlich wahrscheinlich meine klare Meinung heraus. Vor der letzten Saison bin ich mit einer großen Ladung Optimismus und Euphorie in die Saison gegangen. Ich war so oft, wie noch nie im Stadion für den VfL, bin durch halb Deutschland gereist und das alles nur, um bitter enttäuscht zu werden. Vom Wolfsburger Antifußball unter Kovac, zum plötzlichen Schäfer-Aus, dem Abstiegskampf oder den Protesten aus der Kurve gegen den Aufsichtsrat und die Geschäftsführung. Es war für mich aus Fan-Sicht eine absolute Horrorsaison. Deswegen sollte der Verein, genauso wie ich, mit einer gewissen Demut in die neue Saison gehen. Europa erreicht man nicht, indem man das so oft parodierte Kommerzgeld „entlädt“, sondern jenes wirklich gut ausgibt und einen Kader zusammenstellt, der an einem Strang zieht. Es hat beim VfL Wolfsburg nie an guten, oft sogar überdurchschnittlich guten, Fußballern gefehlt, sondern an der nicht vorhandenen Kaderplanung und fehlenden Spielerphilosophie der sportlichen Führung. Auch, dass Ralph Hasenhüttl meinen VfL jetzt trainiert, stimmt mich positiv, da ich zwischenmenschlich und sportlich überzeugt bin, doch damit wurde erst der erste Schritt in eine hoffentlich bessere Zukunft gegangen, auf den noch einige weitere Schritte folgen müssen. Ich wünsche mir einfach mal ein ruhiges Jahr für meine Wolfsburger. Ein Jahr ohne Abstiegssorgen und konstant ansehnlichen Fußball. Dann würde es vielleicht auch mal wieder klappen, donnerstags die Hymne der Europa oder Conference League in der Volkswagen Arena zu hören.
Zum Redaktionsschluss war die Leihe von Kofi Amoako zum VfL Osnabrück, der Transfer von Mathys Angely und auch die potenzielle Koulierakis-Verpflichtung noch nicht bekannt.
Wer sind die EM 2024 Talente, die mit großer Wahrscheinlichkeit in den kommenden Wochen auf den Radar rücken werden? Die Fußball-Europameisterschaft 2024 steht vor der Tür und mit wie immer entfacht solch ein Heimturnier selbst bei Fußballlaien Begeisterung. Fans können sich auf einige der größten Nachwuchsstars und etablierten Spieler freuen, die das Turnier mit ihren herausragenden Fähigkeiten bereichern und hoffentlich einige unvergessliche Momente auf den Rasen zaubern werden. Die EM 2024 bietet eine Plattform für sportliche Exzellenz und wie immer insbesondere für die jüngste Garde eine Möglichkeit sich ins Schaufenster zu stellen und für größere Aufgaben in der kommenden Saison zu empfehlen.
EM 2024 Talente
Arda Güler (Türkei)
Für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass euch der Name Arda Güler immer noch kein Begriff sein sollte — dieses Turnier ist nun wirklich die allerletzte Chance, um auf den Hype-Train rund um das türkische Offensivgenie aufzuspringen. Die Nummer 8 der türkischen Nationalmannschaft ist trotz seiner jungen 19 Jahre die absolute Hoffnung der strauchelnden Auswahl vom italienischen Trainer Vincenzo Montella. Güler ist mittlerweile Edeljoker bei keinem geringeren Verein als Real Madrid und seine Form wird elementar dafür sein, wie weit es die Türkei in diesem Turnier bringen kann. Für einen tieferen Einblick gibt es unter diesem Link auch einen umfangreichen Scouting-Bericht.
Das wohl offensichtlichste Talent dieses Turniers ist Spaniens Lamine Yamal, der sich im Alter von gerade einmal 16 Jahren zum Kernstück in der Offensive beim FC Barcelona entwickelt hat. Die spanische Nationalmannschaft hat aber neben den Barcelona Youngsters wie Yamal oder Pedri noch das ein oder andere Ass im Ärmel. Eines davon ist der 21-jährige Flügelspieler Nico Williams von Athletic Bilbao. Vielleicht aktuell noch bekannter ist sein Bruder Iñaki Williams, der ebenso beim Athletic Club unter Vertrag ist und mit 421 Einsätzen und 100 Toren für den Verein als eine der größten Vereinslegenden gilt. Sein Bruder Nico ist aber vermutlich sogar noch talentierter. In der Liga konnte er in seinen 31 Einsätzen 16 Scorer beisteuern und trug somit maßgeblichen Anteil daran, dass sein Verein erstmals seit der Saison 2017/18 wieder in der Europa League vertreten ist. Die Saison wurde dann noch mit dem Titel im spanischen Copa del Rey abgerundet, wo Nico Williams den entscheidenden 1:1 Ausgleich vorbereitete, um Bilbao letztlich das Elfmeterschießen zu sichern, welches sie dann gewannen — der erste richtige Titel seit 1983/84.
Der nächste Rúben Dias? Das ist der Stempel, den sich Antonio Silva mittlerweile seit Längerem aufdrücken muss — wobei man eigentlich »darf« sagen müsste. Immerhin gilt Dias seit seinem Wechsel 2020 von Benfica zu Manchester City als einer der besten Innenverteidiger der Welt und konnte neben vier englischen Meisterschaften auch die Champions League gewinnen. Da liegt es nahe, dass man bei Silva direkt an Rúben Dias denken muss. Während Dias aber »erst« mit 23 den Schritt von Benfica zu einer Top-Mannschaft gegangen ist, halten sich schon jetzt die Gerüchte fleißig, dass der 20-jährige ballspielende Innenverteidiger das nächste Regal anstrebt. So oder so — Silva muss auf dem Radar von jedem Fußball-Fan sein. Er geht im Star-Ensemble bei Portugal vielleicht etwas unter, da er natürlich im Schatten von den Stars wie Cristiano Ronaldo, Rafael Leão oder Bruno Fernandes steht.
Adam Hložek (Tschechien)
Natürlich ist der Name Adam Hložek treuen Bundesliga-Fans schon ein Begriff. Allerdings kann man nicht leugnen, dass der 13 Millionen teure Neuzugang aus dem Jahre 2022 in der Wundersaison von Bayer 04 Leverkusen etwas im Schatten der anderen Stars stand. Immerhin 12 Scorer konnte Hložek wettbewerbsübergreifend zur Double-Saison der Werkself beisteuern. Mit seinen 21 Jahren ist er außerdem immer noch am Anfang seiner Profilaufbahn und kann immer wieder durch seine Vielseitigkeit überzeugen. Mehr als eine Waffe von der Bank wird er aber vermutlich für die tschechische Nationalmannschaft bei diesem Turnier sein. Neben Mannschaftskollege Patrik Schick ist er die wichtigste Personalie in der Offensivabteilung und wird maßgeblichen Einfluss auf den Turniererfolg seiner Nation haben. Mit einer guten Turnierleistung kann er sicherlich auch für mehr Minuten oder eine andere Aufgabe in der kommenden Saison empfehlen, um endlich komplett seinen Durchbruch zu schaffen. Das Potenzial dafür hat er auf jeden Fall.
Bart Verbruggen (Niederlande)
Wer den Podcast verfolgt, wird wissen, dass ich viele Aktien in den Niederlanden habe. Das liegt natürlich zum großen Teil an der großen Anzahl an Offensivjuwelen wie Cody Gakpo oder Xavi Simons, aber auch defensiv wird die Niederlande gefragt sein. Der letzte Rückhalt wird in diesem Turnier Schlussmann Bart Verbruggen sein. Der 1,94 m große Torhüter ist vor der Saison für stattliche 20 Millionen Euro vom belgischen Rekordmeister RSC Anderlecht direkt in die Premier League zu Brighton & Hove Albion gewechselt und konnte sich nach kleinen Startschwierigkeiten als Nummer 1 etablieren. Mit 21 Jahren ist er einer der jüngsten Keeper in den Top-Ligen, was bekanntlich die Position mit dem höchsten Altersschnitt ist. Damit mein Hot Take mit den Niederlanden am Ende aufgeht, wird ein sicherer Rückhalt natürlich auch wichtig sein — und mit Bart Verbruggen im Kasten muss man sich zumindest keine Sorgen machen, falls es dann doch mal brenzlig wird für van Dijk und Co.
Milos Kerkez (Ungarn)
Hoffentlich kein gutes Spiel wird Milos Kerkez machen, wenn es am 19. Juni für Ungarn ins direkte Duell in der Gruppe A gegen Deutschland geht. Der 20-jährige Linksverteidiger wurde 2021 von der Jugendabteilung des AC Milan entdeckt und erhielt im Januar 2022 den Vertrauensvorschuss vom niederländischen Erstligisten AZ Alkmaar. In nur eineinhalb Saisons spielte er sich auf den Radar von diversen europäischen Clubs. Am Ende ging es für Kerkez nach überragenden Leistungen in der Eredivisie im Juli 2023 dann für stolze 15,5 Millionen Pfund (knapp 18 Millionen Euro) zu Bournemouth. Zugegebenermaßen kam dieser Schritt in die Premier League vermutlich noch ein wenig zu früh und Kerkez spielte sicherlich keine besondere Saison. Trotzdem war er in 22 Spielen als Linksverteidiger gesetzt und trug seinen Teil dazu bei, dass Bournemouth die Saison auf einem überraschend guten 12. Platz abschließen konnte. Kerkez ist technisch sicherlich nicht der beste Außenverteidiger, den man jemals gesehen hat. Dafür überzeugt er mit seiner umfänglichen Physis — er ist nicht nur schnell, sondern auch ordentlich robust und ist sich für keinen Weg zu schade. Ein richtiger Arbeiter und Kämpfer auf der linken Außenbahn. Sein offensiver Output hält sich dann trotzdem in Grenzen, was in der abgelaufenen Spielzeit durch lediglich einen Assist bestätigt wird. Als offensiver rechter Flügel freut man sich aber definitiv nicht auf das Duell gegen Kerkez.
1.51 – Milos Kerkez (20) has the most tackles per 90 of any Premier League fullbacks this season
Ich wäre nicht ich, wenn es nicht trotzdem irgendwie ein Skandinavier in diese Liste geschafft hätte. Da es weder Schweden noch Norwegen zur Europameisterschaft geschafft haben, musste ich mich für einen Spieler aus der dänischen Auswahl entscheiden. Der Kader ist zugegebenermaßen nicht mehr der jüngste und glänzt vorallem auch durch Altstars wie Christian Eriksen, Pierre-Emile Højbjerg oder Andreas Christensen. Linksverteidiger Kristiansen wurde im Januar 2023 von Leicester City vom FC Kopenhagen verpflichtet. Leicester spielte in der abgelaufenen Spielzeit bekanntlich in der zweiten englischen Championship und hat den Aufstieg in die Premier League souverän als Meister besiegelt. Sollte der FC Bologna seine Kaufoption in unbekannter Höhe nicht ziehen, wird Kristiansen also nach seiner Leihstation in der Serie A in der kommenden Saison höchstwahrscheinlich Premier League-Fußball spielen. Mit dem FC Bologna hat er mit dem 5. Platz die beste Vereinsplatzierung seit 1980/81 und die erste europäische Qualifikation dieses Jahrhunderts besiegelt. Kristiansen ist ein sehr ausgeglichener Außenverteidiger, der die Arbeit in offensiven und defensiven Spielphasen balanciert. Die Definition von einem soliden Defensivflügel — zuverlässig, wenn auch etwas unspektakulär.
Ein Spieler, der alleine durch seine attraktive Spielweise und starke Technik auffallen wird, ist der 21-jährige offensive Mittelfeldspieler Georgiy (oder Heorhii, Name im Heimatland: Судаков Георгій Вікторович) Sudakov. Schon vor über drei Jahren durfte er in einem Freundschaftsspiel gegen den Bahrain debütieren. Sudakov ist einer der unzähligen Akademie-Erfolge des ukrainischen Spitzenclubs Shakhtar Donetsk. In der heimischen Premier Liga überzeugt er bereits in zwei aufeinanderfolgen Saisons als einer der besten Spieler und konnte maßgeblich dazu beitragen, dass Shakhtar auch dieses Jahr den Titel gewinnen konnte. Besonders auffällig ist aber, dass Sudakov einer der wenigen Spieler bei Donetsk war, die auch in der laufenden Champions-League Kampagne überzeugen konnten. Auch seinetwegen konnte man im November den FC Barcelona 1–0 schlagen und als Gruppendritter in die Europa League einziehen. Das Elfmetertor von Sudakov im Rückspiel gegen Olympique Marseille reichte letztlich zwar nicht für einen tieferen Run, aber zumindest ist sein Name mit Sicherheit auf der ein oder anderen Shortlist gelandet. Der aktive Spielmacher wird die zentrale Anlaufstelle im Spiel der Ukrainer sein und wesentlichen Anteil daran haben, ob die Ukraine den Kampf um den vermutlich zweiten Platz (Gruppe E mit Belgien, Slowakei und Rumänien) für sich entscheiden kann.
Im Mai 2023 hatte Borussia Dortmund die seltene Chance Meister zu werden, hat aber gegen Mainz Federn lassen und damit jene Chance verpasst. Das Ziel daraufhin war es dann den Kader, trotz des Abgangs von Jude Bellingham zu Real Madrid, mindestens auf dem Level vom Vorjahr zu halten. Sportvorstand Sebastian Kehl und Trainer Edin Terzić hatten jedoch extreme Differenzen in der Kaderplanung, was darin gemündet ist, dass man seine Problemposition nicht neu besetzen und aufgegangene Lücken nicht schließen konnte. Edin Terzić wurde in dieser Saison oft kritisiert, da er in seiner Amtszeit fußballerisch nicht wirklich etwas entwickeln konnte, letztes Jahr von schwächelnden Bayern profitiert hat, man in diesem Jahr vom wahrscheinlichen Meister Leverkusen und sogar der Überraschungsmannschaft Stuttgart überholt wurde und in diesem Jahr die Champions League-Qualifikation noch nicht sicher ist, obwohl ein fünfter Startplatz für die Königsklasse wahrscheinlich ist. In dieser ist Borussia Dortmund aber sogar noch vertreten und konnte ins Halbfinale einziehen. Jedoch kann man kurz zusammenfassen, dass zu viel im Verein falsch läuft und Probleme angegangen werden müssen. In dieser Vereinsanalyse setze ich mich mit diesen Problemen auseinander und schlage Lösungsansätze vor:
Watzke 2025 weg und Kehl in der Kritik – die Führungsebene von Borussia Dortmund
Sicher ist es aber, dass sich etwas im Verein auf Führungsebene ändern wird, weil allmählich der Rückzug von Clubboss Hans-Joachim Watzke ansteht. Der hat seinen Abschied für den Herbst 2025 bekannt gegeben und wird ein enormes Machtvakuum hinterlassen. Deswegen wurde es auch zur Aufgabe, eine Nachfolge zu finden, der vielleicht auch einen anderen Ansatz als Watzke verfolgt, da jener besonders in den letzten 3–4 Jahren daran gescheitert ist, den Verein konkurrenzfähig zu machen. Auch dass man vergeblich einen neuen Jürgen Klopp suchen wollte, ist zu kritisieren. Eine Ära wird trotzdem enden, weil er als Retter des Vereins gilt, ihn aus einer finanziell prekären Lage geholt hat. Dann hat er Borussia Dortmund zuerst in sichere Gewässer und daraufhin zu einem Topclub geformt, was in zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg gemündet ist.
Als direkter Nachfolger hat lange Ex-Spieler Sebastian Kehl gegolten, der seit Sommer 2022 Sportdirektor beim BVB ist. Kehl hat in letzter Zeit jedoch auch immer wieder in der Kritik gestanden, weil man bei objektiver Bewertung der letzten Kaderplanungen sagen muss, dass schlecht gearbeitet wurde. Aber auch Markus Krösche von Eintracht Frankfurt wird als Nachfolgekandidat Watzkes genannt. Ende April wurde dann bekannt gegeben, dass man die komplette Führungsebene umbauen will. Der CL-Held von 1997 und Leiter des NLZs übernimmt ab 1. Mai die Rolle des Geschäftsführer Sports, Sebastian Kehl bleibt Sportdirektor und das Trio wird von Sven Mislintat als technischer Direktor vervollständigt, welcher zuletzt bei Ajax Amsterdam keine gute Figur gemacht hat, aber davor spannende Transfers für den VfB Stuttgart getätigt hat. Es ist für Mislintat eine Art Nachhausekommen, da er bereits von 2006 bis 2017 als Chefscout bei Borussia Dortmund fungiert hat. Die Beförderung Rickens empfinde ich als eher positiv, da er auf Nachwuchsebene seit 2008 überragende Arbeit geleistet hat und die BVB-Jugend zur wahrscheinlich besten in Deutschland gemacht. Mislintat betrachte ich wegen seiner vergangenen Station eher kritisch, aber finde es gut, dass er sich in eine der tieferen Positionen einordnet und seine Stärken in der Kaderplanung zeigen kann.
Borussia Dortmund strukturiert seinen Geschäfts- und Unternehmensbereich Sport neu. Lars Ricken (47) wird ab dem 1. Mai 2024 als Geschäftsführer Sport fungieren und den sportlichen Bereich des achtmaligen Deutschen Meisters verantworten.
Der ewige Edin auf seiner Abschiedstour? – die Trainerposition
Borussia Dortmund steckt seitdem Edin Terzić Trainer ist, in einer spielerischen Krise, egal ob man fast Meister geworden ist oder nicht. Im Winter sind Ex-Spieler Sven Bender und Nuri Şahin zum Trainerstab gestoßen und sollten den Cheftrainer taktisch entlasten. Seitdem konnte der BVB sogar auch nur 11 aus 18 Spielen gewinnen und wenigstens etwas mehr überzeugen. Jedoch wurde nach der Niederlage gegen Hoffenheim und einer kleineren Krise im Februar auch über eine potenzielle Entlassung gesprochen, was Terzić erstmalig so richtig in Bredouille gebracht hat. Danach hat Terzić seinen Job mit guten Ergebnissen retten und sogar den lang ersehnten Sieg in München gegen strauchelnde Bayern holen können.
Spielerisch ist zu kritisieren, dass man oft viel zu passiv und ideenlos ist. Es fängt im Aufbau an, da dort nur etwas entsteht, wenn die aufbaustarken Innenverteidiger, wie Hummels oder Schlotterbeck oder die Außenverteidiger ihre individuelle Klasse zeigen. Über die Sechs kann man nicht so richtig das Spiel eröffnen, weil das Spielermaterial nicht über die nötige Qualität mit Ball verfügt. Wenn Terzić den Spielern dann keine Abläufe mit auf den Weg gibt, wie man den Ball von hinten raus vom ersten, ins zweite und dann ins letzte Drittel bekommt, wird die Ideenlosigkeit von Borussia Dortmund komplettiert. Seit dem Restart im Januar versucht der BVB es mit einem 3 + 2 Aufbau, der allerdings auch nicht sonderlich fruchtet, weil ein intensives Pressing den Aufbau schon ziemlich lahmlegen kann, was mit fehlenden Abläufen und mangelhafter Pressingressistenz zusammenhängt, was sich im Passes per possession-Wert nochmals widerspiegelt, bei dem der BVB nur noch mit Eintracht Frankfurt und RB Leipzig auf einem Niveau ist.
Dortmunds realtaktischer Ansatz am 22. Spieltag gegen den VfL Wolfsburg (sharemytactics.com)
Aktuell versucht man es in einem 3-4-2-1, wobei Emre Can dabei in die Dreierkette von der Sechs abkippt und den zentralen oder rechten Innenverteidiger spielt. Davor positionieren sich die beiden Sechser Maatsen, der seine Linksverteidigerposition invers interpretiert und Marcel Sabitzer. Die Breite halten sollen der offensive Rechtsverteidiger Ryerson und Jadon Sancho, wobei der Rückkehrer Sancho noch höher agieren soll. Hinter der einzigen Spitze positioniert sich Marco Reus in einer Schattenstürmerrolle, Julian Brandt, der den rechten Halbraum besetzt und Ryerson dabei den Platz auf der rechten Schiene lässt. Der Ansatz ist definitiv der Richtige, jedoch muss man über das Spielermaterial sprechen, was zum einen mit der schlechten Kaderplanung, aber auch mit den schlechten Aufstellungen zusammenhängt.
Mit der Ernennung Emre Cans als Kapitän hat sich Edin Terzić sein eigenes Grab geschaufelt, weil er gewissermaßen Woche für Woche gezwungen ist, ihn aufzustellen. Mit Ball ist dieser schlichtweg zu schlecht und sollte sowohl nicht den zentralen Innenverteidiger, als auch den Sechser bei Borussia Dortmund spielen. Auch dass Ian Maatsen dann ins Mittelfeld wegen fehlender Qualität in der Mannschaft rücken muss, ist zu kritisieren. Die Rolle kann er zwar übernehmen, weil er mit dem Ball qualitativ gut genug ist, sollte aber weiter außen spielen, weil er dort mehr Platz für Progressive Carries hat und sein Tempo besser ausspielen kann. Der »BVB-Downfall« muss aufgehalten werden kann. Terzić ist eine Identifikationsfigur und eine Rolle im Verein sollte man ihm definitiv anbieten, wenn er seine Trainerkarriere nicht an einem anderen Ort fortsetzen will. Demgegenüber sollte man aber das Kapitel Terzić als Borussia Dortmund-Cheftrainer jedoch endgültig und vor allem final schließen.
Als Nachfolger muss meiner Meinung nach ein Konzepttrainer auf Terzić folgen, der eine klare Philosophie verfolgt. Mein Wunschkandidat für die Nachfolge wäre eigentlich Julian Nagelsmann gewesen, der jedoch bis 2026 beim DFB als Nationaltrainer verlängert hat. Also wäre mein Plan B Graham Potter, der sich bei seiner letzten Station, dem FC Chelsea verbrannt hat und eine Station benötigen würde, bei der er sich rehabilitieren kann. Er steht für einen attraktiven Ballbesitzfußball, welcher zum Kader von Borussia Dortmund passen würde, wenn einzelne Positionen umgebaut werden würden. Nach einem Umbruch könnte der Engländer dann versuchen seinen Fußball zu implementieren, bei dem er auf einen flachen, vertikalen Spielaufbau setzt und auch das Umschaltspiel passt zur BVB-DNA, die auf Tempo und schnelles Umschalten setzt. Eine andere Option wäre Fabian Hürzeler vom FC St. Pauli, da er mit seinem »De Zerbi-Brighton-Ball-Ansatz« auch ein neues Konzept ins Westfalenstadion bringen würden. Auch die Idee, dass man Nuri Şahin befördern könnte, halte ich für spannend, aber der Zeitpunkt kommt eine Traineramtszeit zu früh. Der 35-Jährige hat seine UEFA-Pro-Lizenz noch nicht einmal abgeschlossen, dürfte also nicht einmal Borussia Dortmund trainieren und sollte hinter einem neuen Cheftrainer noch einmal hospitieren, um weitere Erfahrungen zu sammeln.
Ist das noch die Borussia Dortmund des letzten Jahrzehnts? – der aktuelle Kader
Torhüter
Gregor Kobels Stärken (Shot-stopping) und Schwächen (am Ball) (fbref.com)
Die klare Nummer eins bei Borussia Dortmund hört auf den Namen Gregor Kobel, der ein richtiger Rückhalt für den Verein ist und auch schon den ein oder anderen Punkt festgehalten hat. Im Ligavergleich muss er in einem Atemzug mit Manuel Neuer genannt werden, die die Spitze der Liga bildet. Aber auch im europäischen Vergleich ist er auf absolutem Weltklasse-Niveau, was sich in seinem Post-Shot-xG-Wert widerspiegelt, der zu den Top 4 % in den Top 5-Ligen gehört, was seine Fähigkeiten im Shot-stopping nur erneut untermauert. Seine Defizite hat der Schweizer nach wie vor mit dem Ball. Er traut sich zu wenig zu und spielt immer nur die einfachen Kurzpässe, die er aber gegen hoch anlaufende Gegner auch nicht immer spielen kann.
Als Nummer zwei hinter Kobel reiht sich Alexander Meyer ein. Dieser ist ein vollkommen solider Ersatz, wenn Kobel ausfällt und hat keine Patzer in seinem Spiel. In fünf Spielen hat er sechs Tore nicht verhindern können und kann eine weiße Weste aufweisen.
Einer, der allerdings dieses auf ähnlichem Niveau ist, ist Marcel Lotka. Der Torhüter hat in der Saison 2021/22 mit Hertha BSC über die Relegation die Klasse gehalten und wäre dort wegen guten Leistungen, wenn der Vertrag beim BVB nicht schon unterschrieben gewesen wäre, Stammtorwart geworden. Er spielt allerdings leider nur bei der zweiten Mannschaft Dortmunds, was wahrscheinlich wegen fehlender Perspektive dafür sorgt, dass Lotka den Verein wieder verlässt.
Außenverteidigung
Julian Ryerson, der im Winter 2023 von Union Berlin gewechselt ist, ist auf der rechten Abwehrseite fest etabliert. Technisch und defensiv ist er solide und erfüllt seine Rolle als klassischer Außenverteidiger. Sein Spiel basiert auf Kampf und Körperlichkeit, weshalb er sich auf der Position etablieren konnte. Ein weiterer Pluspunkt ist seine Fähigkeit, auch auf der linken Seite zu spielen. Dennoch glaube ich, dass er den hohen Anforderungen bei Borussia Dortmund nicht ganz gerecht wird und eher als Ergänzungsspieler betrachtet werden sollte.
Sein Backup in diesem Jahr ist Marius Wolf, der im letzten Jahr zur selben Zeit noch in den Kreisen der Nationalmannschaft genannt wurde und in diesem Jahr nur auf eine Startelfquote von 30 % kommt. Zu dieser Zeit hat er noch mit einer hohen Flankenqualität, gutem Offensivdrang und hohem Kampf zu überzeugen bewusst und wurde ein wenig als Gesicht des BVB-Comebacks der letztjährigen Rückrunde charakterisiert. Im Sommer läuft sein Vertrag in Dortmund aus und es wird nicht erwartet, dass dieser erneut verlängert wird.
Mateu Morey ist leider nie richtig bei Borussia Dortmund angekommen und das hat auch mit seiner hohen Verletzungsanfälligkeit zu tun. Der in »La Masia« ausgebildete Spanier hat am 21. Spieltag sein Comeback gegeben, wird aber wegen seines auslaufenden Vertrages keine Zukunft in Dortmund haben.
Auf der Linksverteidigerposition wurde der langjährige Stammspieler Raphaël Guerreiro, den es nach München gezogen hat, durch Ramy Bensebaini (vorher: Borussia Mönchengladbach) ersetzt und bisher wirkt der Deal eher mittelmäßig. Wenn man seine Statistiken von der letzten mit der laufenden Saison vergleicht, zeigt sich zwar, dass er sich besonders gegen den Ball verbessert hat, Borussia Dortmund aber nicht allzu viel Offensive Output gibt, was Guerreiro eben mitgebracht hat. Dass er dem Club noch während des Afrika-Cups gefehlt hat, hat den BVB dann veranlasst, im Winter nochmal nachzulegen. Ian Maatsen wurde vom FC Chelsea ausgeliehen:
Besonders seine letzte Saison bei Burnley macht ihn zu einem interessanten Spieler und vor allem holt der BVB mit Maatsen einen Außenverteidiger mit richtigem Offensivdrang, den ersten nach dem Leihende von Achraf Hakimi.
Wirklich meisterreif empfinde ich bei Borussia Dortmund nur eine Position und das ist die Innenverteidigung. Man hat drei Spieler im Kader, die einen klaren Anspruch haben, Stammspieler zu sein und bringen im Gesamtpaket ein spannendes Trio ab.
Eigentlich immer gesetzt ist Nico Schlotterbeck, der im Sommer 2022 vom SC Freiburg zu Borussia Dortmund gewechselt und zum Nationalspieler herangereift ist. Seine große Stärke ist das progressive Spiel und ist in diesem Bereich vermutlich sogar der beste Innenverteidiger der Bundesliga. Egal, ob er vertikal andribbelt oder den Pass spielt, Schlotterbeck ist im Aufbau der erste richtige Angreifer beim BVB und kreiert aus dem ersten Drittel heraus. Allerdings treten in seinem Spiel noch zu oft Fehler auf, die er abstellen muss, bevor er ein absoluter Top-Innenverteidiger in Europa sein kann.
Nico Schlotterbecks Stats bei Borussia Dortmund in Passing und Possession (fbref.com)
Neben Schlotterbeck wechseln sich Mats Hummels und Niklas Süle ab. Erst genannter tut meiner Meinung nach dem Kader gut und macht Borussia Dortmund mit seiner Routine besser. Der 35-Jährige verfügt zwar seit Jahren nicht mehr über die beste Endgeschwindigkeit und ist damit eigentlich nicht mehr für den temporeichen modernen Fußball gebaut, macht aber vieles mit seiner unfassbar hohen Spielintelligenz, gutem Zweikampfverhalten und auch gutem Passspiel, wenn der BVB in Ballbesitz ist, wett. Jetzt ist es aber so, dass der Vertrag des gebürtigen Bergisch Gladbachers im Sommer ausläuft und er zum Jahreswechsel seinen Stammplatz eingebüßt hat – Hummels Zukunft bei Borussia Dortmund ist ungewiss und auch ein Karriereende könnte bevorstehen. Aus Sicht von Borussia Dortmund würde ich jedoch jegliche Hebel in Bewegung setzen, um Hummels nochmals ein Jahr im Verein zu halten, um ihn auch als eine Mentorenfigur insbesondere für Schlotterbeck im Verein zu haben.
Auch mit 35 noch: Borussia Dortmund’s Mats Hummels ist besonders im defensiven Bereich einer der besten Innenverteidiger Europas (Quelle: fbref.com)
Der zweite Kandidat für die rechte Innenverteidigerposition hört auf den Namen Niklas Süle, den ich nicht für unumstritten halte. Rein von den Anlagen her könnte er sowohl bei Borussia Dortmund als auch in der deutschen Nationalmannschaft der Abwehrchef sein, da es ihm mit und ohne Ball von den reinen Fähigkeiten an nichts fehlt. Dazu kommt auch noch, dass er trotz seiner hohen Physis und Größe über einen guten Topspeed verfügt und fast 35 km/h laufen kann. Jedoch muss man bei ihm auch erwähnen, dass er den letzten Schritt in seiner Entwicklung nie gegangen ist und wegen Formschwankungen und Fitnessproblemen nie unumstritten gesetzt sein kann. Schlotterbeck hat diese Schwankungen in der Form auch, für diesen spricht jedoch, dass er jünger als der 28-jährige Niklas Süle ist, dem ich den entscheidenden Schritt nicht mehr zutraue. Das Innenverteidiger-Quartett wird dann noch von Antonios Papadopoulos komplettiert, der in dieser Saison vereinzelt Minuten bekommen hat. Sein Vertrag läuft im Sommer aus und wird allen Erwartungen nach nicht verlängert.
Mittelfeld
Im Sommer hat Borussia Dortmund mit dem Abgang Jude Bellinghams eine Menge an Qualität verloren, die man versucht hat, mit mehreren neuen Spielern aufzufangen und nach 30 Spieltagen kann man ganz klar verneinen, dass diese Überlegung gelungen ist.
Im defensiven Mittelfeld ist meiner Ansicht nach die größte Baustelle zu verorten. Angeblich war sich Sportdirektor Kehl bereits mit Edson Alvarez (damals: Ajax Amsterdam / heute: West Ham United) einig, den ich als klare Verstärkung bezeichnet hätte. Edin Terzić allerdings wollte weiter auf Emre Can setzen, den er zusätzlich noch zum neuen Kapitän ernannt und die Planungen auf dieser Position stillgelegt hat. Can ist zwar ein solider klassischer Abräumer und kann dem BVB gegen den Ball helfen, ist aber definitiv zu schlecht mit dem Ball und steht sinnbildlich für die Probleme bei Borussia Dortmund den Ball ins letzte Drittel zu bekommen. Außerdem ist seine defensive Raumorientierung nicht gut genug und er kann den Sechserraum nicht alleine verteidigen, was den BVB in seiner Restabsicherung so schwächt, dass dem Gegner beim Kontern zu viel Raum gegeben wird.
Sein Ersatz Salih Özcan ist auch nicht zu Unrecht in der Vergangenheit kritisiert worden. Gegen den Ball agiert er ähnlich wie Can oft solide, hat aber genauso Probleme, wenn Borussia Dortmund über die Sechs eröffnen möchte. Eine nicht vorhandene Pressingresistenz machen das Spiel der Dortmunder einfach viel zu eintönig und die Zentrale wird nicht genutzt. Er wurde in der Vergangenheit auch immer mal wieder mit einem Wechsel in Verbindung gebracht. Als dritter Sechser ist noch Abdoulaye Kamara Bestandteil des Kaders. Er ist in der zweiten Mannschaft gesetzt und ich traue ihm in der Zukunft den Schritt in die erste Mannschaft zu.
Als designierter Bellingham Nachfolger Nummer eins ist der deutsche Nationalspieler Felix Nmecha vom VfL Wolfsburg gekommen, der in der Saison 2022/23 ein wenig zum Shooting-Star in der Autostadt geworden ist. Diese Form kann Nmecha in diesem Jahr auch aufgrund von Verletzungen bislang nicht bestätigen und der Transfer, für den man rund 30 Millionen ausgegeben hat, kann man bisher eher als schwach verordnen. Um den Dortmundern jedoch mal ein wenig Mut zu machen, erwähne ich mal, dass die Anlagen Nmechas in meinen Augen einzigartig sind. Der 1,90 Meter große Achter hat einen gewissen Flair und kann das Spiel so lesen, wie wenige Spieler in der Liga. Obwohl der Vergleich vielleicht ein wenig hinkt, erinnert er mich immer ein wenig an einen jungen Paul Pogba. Zudem kann Nmecha Situationen auf engem Raum mit gutem Dribbling oder Pässen auflösen und sucht mit seinen Bällen oft die Tiefe. Damit könnte der gebürtige Hamburger Borussia Dortmund helfen, den Ball vom zweiten ins letzte Drittel zu bekommen. Ernüchternd ist allerdings, dass er genauso, wie sein Bruder Lukas, der noch beim VfL Wolfsburg unter Vertrag steht, viel zu oft von Verletzungen nach hinten geworfen wird.
Der zweite geplante Bellingham Nachfolger, der vom FC Bayern München zu Borussia Dortmund gewechselt, ist Marcel Sabitzer, der sich seit dem Jahreswechsel als große Hilfe für die Mannschaft von Edin Terzić herausstellt. Als zweiter Sechser funktioniert er zwar nur teilweise, was aber auch mit seinen Nebenleuten Can/Özcan zusammenhängt. Er kreiert mit Dribblings und Pässen Chancen für den BVB und arbeitet gegen den Ball gut. Wenn er einen spielstarken Sechser neben sich hätte, könnte Sabitzer noch zu einer richtigen Waffe für Borussia Dortmund werden. Ole Pohlmann ist in dieser Saison als Ergänzungsspieler von der zweiten Mannschaft zur A-Mannschaft gestoßen. Ein Einsatz steht auf zwar seinem Konto, aber mehr als ein Ergänzungsspieler ist er nicht.
Borussia Dortmund’s “Ein-Mann-Offensive”: Brandts Daten in einem Radar dargestellt (fbref.com)
In der offensiven Zentrale ist Julian Brandt völlig zurecht gesetzt, da er meiner Meinung nach der beste Spieler im Kader von Borussia Dortmund ist. Zu Ungunsten Brandts muss er viel zu oft wegen der Probleme im Aufbau tiefer spielen, als er eigentlich sollte und vor der Abwehr als Anspielstation dienen. An guten Tagen kann er besonders im letzten Drittel ein Weltklassespieler sein, weil er sowohl mit Ball als auch ohne Ball intelligent agiert. Seine Läufe in freie Räume oder seine schusskreierenden Aktionen mit Ball sind überragend. Auch neben dem Platz ist Brandt wichtig für den Club. Auch in schlechten Zeiten stellt sich Dortmunds Nummer 19 den Fragen der Journalisten und wird so zum Führungsspieler. In Zukunft könnte ich mir sogar vorstellen, dass er Kapitän des Vereins werden könnte.
Der zweite Zehner ist eine absolute Vereinslegende und könnte im Sommer das Kapitel Borussia Dortmund oder sogar Fußball schließen – der Vertrag von Marco Reus läuft aus und wird vermutlich nicht verlängert werden. Obwohl Reus nach wie vor einen Mehrwert für Borussia Dortmund hat und in 31 Spielen 14 Scorer auflegen konnte. Er könnte weiterhin als Mentor für junge Spieler fungieren und vor allem Julian Brandt noch letzte Tipps mitgeben, besonders als Führungsspieler. Allerdings ist er angeblich mit Edin Terzić aneinander geraten und soll langfristig in den Planungen des Trainers nicht mehr die größte Rolle spielen. Eigentlich würde ich, wie bei Hummels den Vertrag noch ein Jahr verlängern, was aber aktuell unrealistisch scheint.
Flügelspieler
Es war die Sensationsrückkehr des Winters, als Jadon Sancho per Leihe zurück zu Borussia Dortmund, zur Station seines Durchbruchs, ausgeliehen wurde. Der Engländer schaut auf eine eher schlechte Zeit nach seinem Wechsel im Sommer 2021 zu Manchester United zurück, bei der er in den vergangenen Monaten sogar wegen Unstimmigkeiten mit United-Trainer Erik Ten Hag nicht mal mehr im Kader gestanden hat. Bei Borussia Dortmund hat er im Debüt gegen Darmstadt direkt ein Tor vorbereiten können und spielt seitdem meiner Ansicht nach jedoch maximal solide. Oft fehlt ihm die Athletik, was auch mit fehlender Fitness aus seiner Zeit in Manchester zusammenhängt, damit er sich nach gutem Dribbling durchsetzen kann. Gegen Ende der Saison traue ich ihm jedoch zu, seine Form weiter steigern zu können und dem BVB zu helfen, sich für die Champions League zu qualifizieren. Ein Verbleib Sanchos ist jedoch sehr unwahrscheinlich und auch ich denke, dass man nach dem Sommer ohne ihn planen muss und auch sollte.
Karim Adeyemi war die BVB-Hoffnung nach der letzten Saison. Nach einer verkorksten Hinrunde hat er sinnbildlich für die gute Rückrunde des Clubs gestanden. In der neuen Spielzeit hat der 22-Jährige eher neben dem Platz Schlagzeilen gemacht und hat es nicht geschafft, die Leistungen aus der Vorsaison wieder auf den Platz zu bringen. Allerdings zeigt er auch in diesem Jahr, dass in der Rückrunde die Formkurve nach oben zeigt. Mit seinem unfassbar hohen Tempo, mit dem in der letzten Saison 2022/23 sogar der schnellste Spieler der Bundesliga war und auch in diesem Jahr enorme Tiefe gibt. Bei Adeyemi sehe ich allerdings ein ganz klares Rollenproblem, da ich finde, dass Terzić für ihn bisher nicht die richtige Position gefunden hat. Ich sehe ihn am besten als zweite Spitze neben Spieler X, der Bälle festmachen kann und Adeyemi Platz für sein tiefgehendes Spiel macht. Für den Flügel halte ich seine Fähigkeiten im Dribbling auf aller höchstem Niveau zu schwach.
Jamie Bynoe-Gittens ist die Zukunftshoffnung Borussia Dortmunds. Der Engländer ist vom Profil der Einzige, der sich wirklich als Flügelspieler bezeichnen darf. Wenn er den linken Flügel beackert und dann im Eins gegen Eins die Außenverteidiger aussteigen lässt, wird es oft gefährlich. Dabei hilft ihm natürlich sein hohes Tempo und seine Beweglichkeit. Noch Nachholbedarf hat er, wie viele junge Spieler in der Entscheidungsfindung und im Abschluss.
Neben Julian Brandt der »MVP« der Schwarz-Gelben – Donyell Malen. Insbesondere im Jahr 2024 ist er der beste Spieler bei Borussia Dortmund. Sieben Tore und zwei Vorlagen stehen seit Jahresbeginn auf dem Konto des Niederländers. Allerdings ist nicht alles so rosig zwischen dem BVB und Donyell Malen, wie es etwa scheint. Im Winter haben die Zeichen bereits auf Abschied gestanden und im Sommer sieht es nicht anders aus. Besonders der englische Markt scheint attraktiv für den 25-Jährigen.
Julien Duranville hat bereits einige Erfahrungen im Profibereich gemacht, allerdings entspricht sein aktuelles Niveau noch nicht der Bundesliga. Der Belgier zeigt jedoch bereits Potenzial und gibt einen Ausblick auf seine zukünftigen Fähigkeiten. Daher wäre es sinnvoll, ihm durch eine Ausleihe die Möglichkeit zu geben, mehr Spielpraxis zu sammeln.
Stürmer
Der amtierende Torschütze Niclas Füllkrug ist im Sommer aus Bremen gekommen, um Sebastian Haller einen Konkurrenten an die Seite zu stellen. Dieser Plan ist sogar aufgegangen, da Füllkrug einen klaren Status als Stürmer Nr. 1 innehat und das Vertrauen mit elf Toren und acht Vorlagen seinem Coach Edin Terzić zurückgezahlt hat. Obwohl er natürlich auch Schwächen aufweist, hat er einen klaren Mehrwert für den achtfachen deutschen Meister, weil er im Verarbeiten von Vertikalbällen und in der Box eine Menge Klasse mitbringt.
Sebastian Hallers Zeit bei Borussia Dortmund ist schwierig zu bewerten. Wenige Wochen nachdem sein Transfer nach Dortmund verkündet wurde, hat er eine Hiobsbotschaft erhalten – der Stürmer hatte Krebs. In der Winterpause ist er allerdings wieder zurückgekehrt und hat sich nach anfänglichen Turbulenzen durchsetzen können. Am letzten Spieltag, als der BVB die Tabellenspitze doch noch an Bayern München verloren hat, konnte er einen Elfmeter nicht verwandeln und wurde zur dramatischen Figur des 27. Mai 2023. In der neuen Saison läuft er seiner Form weiter hinterher, obwohl seine Anlagen eigentlich spannend sind, da er im Binden von Gegner und den damit verbundenen raumöffnenden Läufen auf gehobener europäischer Klasse agieren könnte.
Mit Youssoufa Moukoko hingegen hat man ein gänzlich anderes Profil im Kader, der von der reinen Qualität mehr als 352 Spielminuten in der Bundesliga gespielt haben sollte. Der in Kamerun geborene Stürmer kann Situationen im Eins gegen Eins oder sogar mehrere Spieler auflösen, hat einen guten First Touch und ist in der Box durchaus gefährlich. Oft kippt er auch gerne nach außen ab und versucht dort seinen guten Speed auszunutzen. Einen klaren Nachteil hat Moukoko wegen seiner Größe in der Luft und körperlichen Duellen und muss diese daher mit Athletik bzw. seiner Technik kompensieren. Man bekommt bei Borussia Dortmund allerdings den Eindruck, dass Terzić nicht weiß, wie er Moukoko einsetzen soll und ihm deswegen so wenig Spielzeit gibt. Am interessantesten fände ich es, den 19-Jährigen neben einem der physisch stärkeren Stürmern einzusetzen, damit Moukoko eher das tiefegebende Stürmerprofil besetzen könnte und Füllkrug/Haller den mitspielenden Neuner gibt. Wenn sich an der Spielzeit nichts verändert, sollte der Youngster sich aber überlegen, ob er seine Zukunft über den Sommer hinaus noch bei Borussia Dortmund sieht.
Ausblick auf den Sommer: Ein Umbruch muss her und auch die Transferstrategie muss sich verändern!
Das sollte der Anspruch sein! Man verliert aktuell sukzessiv den Anschluss an die absoluten Top-Teams der Bundesliga. Borussia Dortmund kann keinen Kader zusammenstellen, der vielleicht das Niveau für Platz drei oder vier hat, wenn man Meister werden will. Bevor es aber um potenzielle Zu- und Abgänge geht, komme ich zunächst dazu, wie die Zukunft der verliehenen Spieler aussieht, welche im Sommer zurückkehren:
Der erste verliehene Spieler ist Giovanni Reyna, der im Winter um die Freigabe gebeten hat, verliehen zu werden. Bei Nottingham Forest in der Premier League kommt der US-Amerikaner allerdings auch nicht zum Zug und wurde nur sechsmal eingewechselt – die Leihe ist ein absoluter Misserfolg und ein Verbleib in England kann ich mir nur schwer vorstellen. Eine Perspektive bei Borussia Dortmund sehe ich für Reyna allerdings auch nicht – ein klarer Verkaufskandidat.
Der zweite potenzielle Leihrückkehrer spielt aktuell in Belgien beim amtierenden Meister. Soumaila Coulibaly schaut auf eine solide Zeit in Antwerpen zurück und kann mit einer Kaufoption von ungefähr zwölf Millionen Euro fest verpflichtet werden. Auch wenn diese nicht gezogen wird, hat er wohl keine Zukunft bei Borussia Dortmund, was ich für eine richtige Entscheidung halte – Abgang im Sommer.
Die spannendste Personalie, die im Sommer nach seiner Leihe zurückkehrt, hört auf den Namen Tom Rothe, der mit Holstein Kiel eine überragende Saison spielt und sogar aufsteigen kann. Mit sieben Scorern in 28 Einsätzen hat er einen klaren Anteil am Kieler Erfolg und zeigt auch, dass er in seiner Entwicklung noch weitere Schritte gehen konnte. Seine 2,82 schusskreierenden Aktionen untermauern seine Stärken im Offensivdrittel. Im Passspiel muss der U21-Nationalspieler noch sauberer werden, aber sonst ist er für sein Alter schon sehr weit und die Zukunft auf der linken Dortmunder Defensivseite. Jedoch könnte man ihn bei einem Aufstieg Kiels noch ein weiteres Jahr eine Leihe aushandeln, damit er dem Niveau, welches Borussia Dortmund benötigt, noch etwas näher kommt – erneute Leihe, aber definitiv eine Zukunft.
Wegen der auslaufenden Verträge würden in der Theorie Mats Hummels, Antonios Papadopoulos, Marius Wolf, Mateu Morey und Marco Reus den Verein verlassen. Außer Hummels, bei dem es noch Gespräche geben soll, sind alle wahrscheinlich sicher im Sommer kein Teil des Kaders mehr. Wie schon erwähnt, würde ich Reus ebenfalls versuchen zu halten, was allerdings inzwischen unwahrscheinlich ist (Update: Marco Reus wird den Verein ablösefrei verlassen). Außerdem enden die Leihen von Sancho und Maatsen, bei denen keine Kaufoptionen in den Leihverträgen verankert ist.
Jedoch müssen aus meiner Sicht einige Spieler den Club vorzeitig verlassen. Ich beginne mit meinem Ausverkauf bei Salih Özcan und Emre Can, da der BVB auf der Sechs einen neuen Impuls benötigt. Die großen Probleme mit dem Ball hängen, neben schlechten taktischen Entscheidungen, mit dieser Position zusammen. Zudem wären Donyell Malen und Sebastian Haller nicht unantastbar für mich, wobei ersterer sehr wahrscheinlich ohnehin gehen wird. Eine weitere Personalie, die Borussia Dortmund verlassen möchte, den ich aber halten würde, ist Youssoufa Moukoko. In meinen Planungen spielt 19-Jährige also weiterhin eine Rolle.
Teil des Kaderumbruchs müssen natürlich auch neue Spieler sein. In meiner Kaderplanung habe ich mich dafür entschieden drei Jugendspieler in die erste Mannschaft zu integrieren und für die Außenverteidigung (jeweils 1), Sechserposition (2), Zehnerposition (1) und Flügelposition (1) Neuzugänge zu verpflichten:
Aus der U19-Mannschaft von Borussia Dortmund sollten der Kapitän Filippo Mane (Innenverteidiger), Kjell Wätjen (Zentral defensives Mittelfeld) und Paris Brunner (Stürmer) an den Profikader herangeführt werden. Mane würde den Abgang des aktuell vierten Innenverteidigers Papadopoulos auffangen und könnte sich hinter Hummels, Süle und Schlotterbeck langsam entwickeln. Der Italiener verfügt über ein gutes Passspiel, gute athletische bzw. physische Attribute und ist für sein Alter schon sehr weit. Wätjen hat bereits einen Profivertrag bis 2028 erhalte und sollte besonders für die Kaderbreite ein Faktor sein. Brunner wäre vermutlich schon lange Teil des Profikaders, wenn es nicht zu Eskapaden neben dem Platz gekommen wäre. Der Angreifer ist in seiner Altersklasse das wahrscheinlich größte Talent und die zukünftige deutsche Sturmhoffnung. Das Trio verfügt aber insgesamt über eine große Menge Potenzial und es würde mich nicht wundern, wenn alle im nächsten Jahr Bundesligaluft schnuppern dürfen.
Für die Linksverteidigung würde ich Borussia Dortmund eigentlich anraten, dass man Ian Maatsen fest verpflichtet. Das Problem dabei ist allerdings, dass man eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag von 35 bis 40 Millionen Euro ziehen müsste, was für den Club im Sommer vermutlich nicht realisierbar ist. Als Alternative bin ich in der Eredivisie bei Twente Enschede fündig geworden – Gijs Smal sollte der Maatsen-Ersatz werden. Der Niederländer ist viel am Spiel Enschedes beteiligt und ist insbesondere im zweiten und letzten Drittel aktiv. Er ist ähnlich wie Maatsen gut im Passspiel und kann diese besonders im gefährlichen Bereich des Spielfeldes zeigen (5,33 Passes into Final Third pro 90; 2,04 Passes into Penalty Area pro 90). Im letzten Drittel kann er außerdem auch Schusschancen kreieren und gehört dort zu den besten acht Prozent in den Ligen, welche sich im Vergleich unter den fünf Topligen befinden. Im defensiven Bereich hat Smal seine Schwächen, aber in meinem System soll er ohnehin offensiver agieren. Was außerdem noch für ihn spricht, dass er wie Maatsen wegen seines guten Passspiels in inverser Rolle spielen kann und damit im 3+2-Aufbau, welchen Borussia Dortmund seit dem Winter vermehrt spielt, neben den Sechser rücken kann. Der Vertrag des 26-Jährigen läuft zum Saisonende in den Niederlanden aus und wäre somit sogar ablösefrei für Terzićs Mannschaft zu bekommen. Trotz alledem sollte man es versuchen, mit Chelsea zu verhandeln, dass man die kolportierte Ablöse drücken kann und nicht auf die Backup-Option Smal zurückgreifen muss.
Smals Radar als Attacking Fullback und Inverted Wingback (fbref.com)
Für die andere Seite benötigt Borussia Dortmund auch einen neuen Spieler, selbst wenn Julian Ryerson in dieser Saison seine Wichtigkeit unter Beweis gestellt hat. Auch hier würde ich versuchen, einen jungen Spieler zu verpflichten, der bei mir Guela Doue wäre. Im Bereich Ballcarrying ist der 21-Jährige und im defensiven Bereich schon sehr weit und könnte im Dreieraufbau, welcher von Borussia Dortmund praktiziert wird, den rechten Halbraum besetzen und einem neuen Sechser ermöglichen, vor der Abwehr zu spielen. Auch in Sachen Timing kann der 21-Jährige überzeugen und findet oft den richtigen Moment, dass seine Mitspieler sich richtig positioniert haben.
Hier stellt Doue sein gutes Timing unter Beweis: Er wartet ab bis sich sein Mitspieler Kalimuendo vom Verteidiger löst und spielt einen guten Pass auf die Höhe des Elfmeterpunktes. Resultat ist das 1:0 für Rennes. (https://youtu.be/QKJ6u6jaLKU?si=edUgBmA1VgoJxRRC)Hojbjergs Passstats aus der Saison 22/23 sind fast alle unter den Top 20% der Mittelfeldspieler in Europa (fbref.com)
Für die Sechserposition habe ich zwei Vorschläge vorbereitet: Einmal der neue Stammspieler und sei neues Backup. Der neue Stammsechser könnte ein Bundesliga-Rückkehrer sein – Pierre-Emile Hojbjerg wäre wahrscheinlich eine der spannenden Option, die der BVB hat, um auf dieser Schlüsselposition wieder gut besetzt zu sein. Der Däne spielt aktuell bei den Spurs nicht die größte Rolle und eine Rückkehr nach Deutschland könnte Thema sein. In meinen Augen benötigt Borussia Dortmund vom Profil genau einen Spieler, wie Hojbjerg, der ein hervorragender Passspieler ist und der Mannschaft hilft, die Probleme im Ballbesitz wenigstens zu lösen. Im Defensiv- bzw. mittleren Drittel fordert er den Ball und kann den Ball sowohl über kurze als auch lange Distanz verteilen. Damit stellt er den gewünschten Überbrückungsspieler, der den Borussen mehr Variabilität mit Ball gibt. Er würde als Regista auftreten, der außerhalb auch gegen den Ball einen guten Job macht.
Als zweite Option wäre Adem Zorgane eine interessante Personalie für Borussia Dortmund. Der Algerier ist der mit Abstand beste Spieler des belgischen Clubs RSC Charleroi, der ohne ihren Mittelfeldspieler vermutlich ziemlich aufgeschmissen. Im Passspiel kann Zorgane, wie Hojbjerg absolut überzeugen und gehört bei den Progressive Passes zu den Top 1 % in den Topligen. Auch gegen den Ball ist der 24-Jährige in Ordnung. Beide Sechser stellen einen Hybrid aus Regista und Abräumer dar und können in beiden Spielsituation die Problemposition der Dortmunder schließen.
Als Reus-Ersatz habe ich mich auf den jungen Spanier Adrian Bernabe von Parma festgelegt. Der 22-Jährige wurde in La Masia ausgebildet und ist dann in die Jugend von Manchester City gewechselt. Von dort ist er dann nach Italien gegangen und trägt in diesem Jahr mit zehn Scorerpunkten in 31 Spielen dazu bei, dass Parma im nächsten Jahr vermutlich wieder Serie A spielt. Der Spanier ist vom Profil am ehesten ein offensiver Achter, der aber auch weiter vorn spielen kann, weil er am liebsten im letzten Drittel präsent wird. Seine Stärken liegen, wie bei fast allen in La Masia ausgebildeten Talenten, im technischen Bereich und bei seiner Spielintelligenz. Wenn man diese Stärken und die Präsenz im letzten Drittel verknüpft, hat man ein unfassbar spannendes Profil, welches bereit ist in einer europäischen Topliga bei einem Europaaspiranten zu spielen. Wenn er dann noch von Julian Brandt, einem der besten Bundesligaspieler, lernen kann, könnte sich der Bernabe als absoluter Coup auszahlen.
Bernabe wird auf engem Raum angespielt und leitet den Ball an Dennis Mann mit der Hacke weiter, der dann das 1:1 gegen Ternana erzielt (https://youtu.be/Ufyw3nw8LV8?si=XAzMvTZne4atPfrv)Gruda im Bundesligaranking in verschiedenen Metriken (datamb.com)
Auch auf dem Flügel benötigt es einen Umbruch, wobei es gerade ein Ziel sein sollte, dass man Bynoe-Gittens weiter eine Perspektive aufzeigt und auch einen klaren Flügelspieler verpflichtet, nicht etwa, wie die Halbraumstürmer Malen und Adeyemi. Vom Profil her habe ich nach einem Spieler gesucht, der Eins-gegen-Eins-Situationen sucht und diese mit besserem Ende für sich entscheiden kann. Der Transfer wäre ein bundesligainterner Wechsel, bei dem Brajan Gruda nach seiner Breakoutsaison von Mainz zu Borussia Dortmund kommt. Im Dribbling ist der erst 19-Jährige aber schon auf absolutem Top-Niveau angekommen und misst sich in den Metriken Dribblings, Key passes oder Successful attacking actions mit der Bundesliga-Elite. Was außerdem für einen Transfer des Shootingstars spricht, wäre der enorme Wiederverkaufswert, den Gruda wegen seiner derzeitigen guten Fähigkeiten und enormen Potenzial mitbringt.
Wie Borussia Dortmund dann ab Sommer auflaufen würde
In der Grundformation würde Borussia Dortmund weiterhin in einem 4-3-3 auflaufen. Doue, Maatsen, Hojbjerg und Gruda wären auf Anhieb neues Stammpersonal.
Im Ballbesitz würde man in einem »3-Box-3« auflaufen, bei dem Hojbjerg und Sabitzer oder ein einrückender Ian Maatsen vor der Dreierkette, welche aus den beiden Innenverteidigern und dem Rechtsverteidiger besteht, agieren. Davor besetzen die beiden vorderen Spieler in der Mittelfeldbox die beiden Halbräume, wo besonders Julian Brandts Fähigkeiten maximiert werden. Die beiden äußeren Innenverteidiger sollen sich fluide zwischen Halbraum und dem Flügel im Ballbesitz positionieren. Die Flügelspieler sollen in meinem System die Breite halten und hier die gewünschten Eins-gegen-Eins-Situationen erwirken. In der dritten Variante würde das System in ein 3-4-3 wechseln. Hier werden Ian Maatsen und Brajan Gruda zu Wingbacks und Julian Brandt rückt in die letzte Linie.
Option 1Option 2Option 3
Gegen den Ball lasse ich Borussia Dortmund in einem 4-4-2 auflaufen, um möglichst kompakt zu stehen, aber auch variabel im Pressing zu sein, welches dann auch in einem 4-2-4 übergehen kann. Das muss man jedoch auch vom Gegner abhängig machen.
Borussia Dortmund benötigt eine komplette Neuausrichtung im Verein, was mit der Beförderung von Lars Ricken auch mit einem guten ersten Schritt gemacht wurde. Jedoch war das nur ein erster Schritt, weil der Verein bei seiner Transferstrategie wieder zum alten Konzept, junge aufregende Spieler zu holen, zurückkehren muss und es auch eine Neubesetzung auf der Trainerposition geben sollte. Edin Terzić wird oft zu Unrecht kritisiert und wegen lustigen Interviewausschnitten zu einem Internet-Meme gemacht. Er ist kein schlechter Trainer, der vor allem taktisch gegen den Ball seine Stärken hat. Sonst hätte er Dortmund auch niemals in ein Champions League-Halbfinale geführt. Jedoch wirtschaftet er Borussia Dortmund auf spielerischer Sicht sukzessive nach unten. Nicht ohne Grund kann man in dieser Saison nicht mit Stuttgart, Bayern und dem neuen deutschen Meister Leverkusen mithalten und könnte sogar auch hinter RB Leipzig die Saison auf dem fünften Platz beenden. Vor allem ist Terzić auch eine Sache nicht – der Trainer, der nach über zehn Jahren wieder eine Meisterschaft an den Borsigplatz holt.
Daher muss ein Umbruch her, bei dem man ein oder zwei Übergangsjahre, bei denen trotzdem eine Champions League-Qualifikation Pflicht ist, in Kauf nimmt und seinen neuen Talenten, wie z. B. Gruda oder Doue bei meiner Kaderplanung, die Chance gibt, sich zu entwickeln. Dann kann Borussia Dortmund mit weiteren klugen Transfers wieder versuchen, den Anschluss an Leverkusen und Bayern zu wagen. Aber eine Sache steht fest: Es kommt eine Menge Arbeit auf das neue Trio Ricken, Kehl und Mislintat zu!
Nach etwas über 180 Minuten ist es Gewissheit, dass Arsenal wieder einmal am FC Bayern scheitert und nicht ins Halbfinale der Champions League einzieht. Aufgrund der starken Sympathien meinerseits gegenüber dem Arsenal Football Club werde ich diesen Artikel nicht ohne einen gewissen Bias schreiben können. Dennoch möchte ich hier eine möglichst analytische Zusammenfassung zu einer von vielen taktischen und mentalen Nuancen geprägten Begegnung abgeben.
Im Hinspiel ließ Arsenal den deutschen Rekordmeister, trotz eines dominanten Auftritts, aufgrund individueller Fehler und Schwierigkeiten besonders auf der eigenen linken Seite ins Spiel kommen. Die eigentlichen Feldvorteile konnten deshalb nicht in einen Sieg umgemünzt werden. Arsenal musste also diese Fehler abstellen, gleichzeitig verbot es sich mit einem zu passiven Ansatz in die Partie zu gehen. Mikel Arteta dürfte froh gewesen sein, dass Tomiyasu für dieses Spiel wieder zur Verfügung stand, da weder Kiwior noch Zinchenko im ersten Aufeinandertreffen auf der linken Abwehrseite überzeugen konnten. Für Thomas Tuchel hingegen gestaltete sich diese Angelegenheit schon einfacher. Die Bayern sind gut damit gefahren, sich auf defensive Kompaktheit zu konzentrieren und darauf zu bauen, situativ die eigene individuelle Klasse in der Offensive auszuspielen. Bedingt freiwillig stellte Tuchel die linke Seite um, dies war aber auch notwendig – schließlich strahlte Arsenal im Hinspiel primär Gefahr über Bukayo Saka und Ben White aus, die Gnabry und Davies immer wieder überforderten.
Das Spiel begann eigentlich ähnlich wie das Hinspiel: Arsenal versuchte den Ball zu dominieren, Bayern versuchte diesen aus den gefährlichen Räumen fernzuhalten. Um die eigene Fehleranfälligkeit zu reduzieren, ließ Arteta White im Aufbau deutlich tiefer stehen. Dieser bildete einen Dreieraufbau mit Saliba und Gabriel, was letzterem erlaubte, weiter auf die linke Außenbahn zu schieben. Dadurch war dieser in weniger gefährlichen Zonen am Ball und das Risiko durch situatives Pressing überrumpelt zu werden, verringerte sich im Vergleich zum Hinspiel. Vor der Abwehr positionierten sich Jorginho und wahlweise Rice oder Tomiyasu sehr eng. Bayerns aus drei Spielern bestehende erste Pressinglinie war gezwungen, sehr eng zu stehen und zu verhindern, dass Arsenal durch das Zentrum aufbauen kann. Auch das führte dazu, dass Gabriel immer wieder frei im Spielaufbau war und den Ball auf Arsenals linke Offensivseite verlagern konnte. Es mag zu Artetas Plan gehört haben, vermehrt über Links in die gegnerische Hälfte vorzudringen, um dann durch schnelle Seitenverlagerungen Saka in die Eins-gegen-Eins Duelle zu schicken. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Guerreiro und Laimer die Passwege auf Arsenals rechter Außenbahn konzentriert zustellten und Arsenals Idee nur selten aufging. In den ersten zehn Minuten schafften die Gunners es ein Mal Saka zu isolieren, was direkt in einem gefährlichen Lauf in den Strafraum resultierte, nachdem dieser Mazraoui hinter sich gelassen hatte. Über die linke Seite konnte Arsenal selten Gefahr ausstrahlen, da Bayern Martinelli eigentlich immer den Weg nach innen versperrte. Auch Ödegaard wurde durch eine enge Deckung weitestgehend aus dem Spiel genommen und gezwungen, auf die für Arsenal kaum zu erreichenden Räume auf dem rechten Flügel auszuweichen. Schaffte Arsenal es, ihn zwischen den Linien im rechten Halbraum anzuspielen, ergaben sich seltene, dynamische Angriffsmomente.
Ein ebenfalls auffälliges Mittel waren Arsenals Versuche, durch das Zustellen von Kimmich und de Ligt, den FCB im Aufbau auf Dier und Mazraoui zu lenken. Strukturell funktionierte dies auch ausgezeichnet. Da Bayern es aber unbedingt versuchte zu vermeiden, in diese Pressingfalle zu spielen, versuchten sie es dennoch über die eigene rechte Seite. Das Resultat waren viele ungenaue Pässe ins Seitenaus, oder lange Bälle von Neuer in Richtung Sané. Letztere wurden allerdings von Tomiyasu wegen seines guten Timings häufig abgefangen.
Bayern hingegen versuchte immer wieder davon zu profitieren, dass sie Arsenals gesamte Mannschaft weit in ihre eigene Hälfte lockten. Nach Ballgewinnen in der eigenen Hälfte versuchte Tuchels Mannschaft immer wieder über Musiala und Sané mit Dynamik auf Arsenals Box zu attackieren. Diese Versuche endeten in der ersten Halbzeit dennoch vorwiegend noch davor. Bayerns Konter wirkten dennoch gefährlicher und endeten häufig immerhin in Ecken als Folge von Weitschüssen und gescheiterten Flanken. Tomiyasu und Martinelli schafften es zusammen Sané deutlich besser als im Hinspiel zu neutralisieren. Die Räume, die Sané durch die Gegnerbindung kreierte, wurden allerdings immer wieder von Kimmich genutzt. Dieser konnte durch kluge Steckpässe und Flanken viel Gefahr erzeugen.
Nach einer sehr verfahrenen ersten Hälfte begann die Zweite mit deutlich größerer Wucht. Direkt nach dem Anstoß kam Ödegaard zu einer Chance, danach übernahmen die Bayern allerdings immer mehr die Kontrolle. Sie forcierten die Angriffe über den häufig ungedeckten Kimmich immer mehr und dadurch, dass Goretzka aggressiv die Box belief, konnte Bayern Arsenal immer wieder vor Zuordnungsprobleme stellen. Vor dem 1:0 in der 63. Minute setze sich Sané einmal gegen Martinelli und Tomiyasu durch und konnte von der Grundlinie auf Guerreiro flanken. Arsenal übersah den frei stehenden Kimmich völlig und ließ ihm den Raum, in den Strafraum einzudringen. Mit Leichtigkeit konnte er die präzise Flanke von Guerreiro verwerten.
Infolge des Rückstands war Arsenal der Schock eindeutig anzumerken. Die vorher über beide Spielen entfaltete Dominanz im Kampf um die zweiten Bälle ging verloren und das Passspiel wurde immer hektischer, was dementsprechend auch zu mehr Umschaltsituationen und damit mehr Chancen für den FC Bayern führte. Arteta wechselte fünf Minuten nach dem Rückstand Trossard und Jesus ein. Erster ist eiskalt vor dem Tor, letzterer kann mit seinen Dribblingfähigkeiten auf engstem Raum immer wieder Räume und Chancen kreieren. Im Hinspiel besorgte derselbe Doppelwechsel noch den Ausgleich, in diesem Spiel fassten beide – genau wie die ganze Mannschaft – keinen Fuß mehr. Dass Havertz zurück ins zentrale Mittelfeld (als Folge des Wechsels) gezogen wurde, zerstörte Arsenals Möglichkeiten den Ball überhaupt ins letzte Drittel zu bringen. Mit der Abgeklärtheit einer Mannschaft, der man ansieht, dass sie nicht zum ersten Mal in einem solchen Spiel steht, schaffte der FC Bayern es, das Ergebnis über die Zeit zu bringen und war viel näher am 2:0 als Arsenal am Ausgleich. In der Gesamtbetrachtung stehen sie damit verdient im Halbfinale gegen Real Madrid, während Arsenal an einem Spiel wie diesem wachsen muss, um es im kommenden Jahr besser zu machen.
Kimmich zeigte auch über das von ihm erzielte, entscheidende Tor hinaus eine sehr starke Leistung. Defensiv ließ er kaum etwas anbrennen und schaffte es Martinelli weitestgehend aus dem Spiel zu nehmen. Offensiv war er Bayerns größte Waffe. Immer wieder bot er sich in den von Sané geöffneten Räumen an und war, vorrangig durch seine Pässe, Bayerns wichtigster Ballprogressor in dieser Begegnung. Darüber hinaus spielte er einige intelligente Pässe in die Box und leitete so Chancen für den FC Bayern ein.
Geburtsdatum Nationalität Geburtsort Position Größe Fuß Verein Marktwert
08.02.2003 Dänemark London Sturm 187 cm Rechts Sturm Graz 3,0 Mio. €
Bewertung
3.5
Der 21 Jahre alte Juniorennationalspieler Mika Biereth konnte in dieser Saison mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machen. Ausgebildet wurde der groß gewachsene Stürmer bei Fulham, bevor er 2021 in die Hale End Akademie vom Arsenal FC wechselte. Nach einer starken Hinrunde beim schottischen Erstligisten Motherwell FC wurde er im Winter zurückgeholt und erneut verliehen, dieses Mal an Sturm Graz. Der österreichische Erstligist hat eine Historie im Ausbilden von Stürmern. Im folgenden Report möchte ich näher auf die Stärken und Schwächen des jungen Talents eingehen.
In der Premiership gelangen Biereth sechs Tore und fünf Vorlagen in 14 Einsätzen, was auf seine 1021 Spielminuten gerechnet einen Scorerpunkt alle 92 Minuten macht. Bei Graz konnte er bisher an diesen Output anknüpfen. Neben vier Toren und einer Vorlage in sechs Ligaspielen gelangen ihm auch drei Tore in nur vier Conference League Einsätzen. Auch wenn diese 13 Tore aus nur 7.45 xG entstanden sind, ist sein Output kein Zufallsprodukt. Biereth bewegt sich klug im Strafraum und findet immer wieder Räume im Rücken der Verteidiger. Obwohl sein starker Fuß der Rechte ist, verfügt er über einen ähnlich starken Abschluss mit seinem linken Fuß. Er behält meist die Ruhe vor dem Tor und platziert seine Schüsse klug. Mit seinen 1,87 m ist er auch in der Luft präsent und konnte in dieser Saison wettbewerbsübergreifend bereits vier Kopfballtore erzielen. Charakteristisch für sein Spiel sind die wenigen Ballberührungen, die er nimmt, bevor er abschließt oder den Ball passt. Gepaart mit seiner Übersicht, setzt er so auch immer wieder seine Mitspieler gut in Szene. Mit 0,22 xA pro 90 Minuten gehörte er außerdem zur Top 1 % der Stürmer in der schottischen Liga in dieser Saison.
Biereths gutes Spielverständnis macht ihn auch zu einer Waffe im Pressing. Häufig erobert er Bälle, indem er unsaubere Ballannahmen und Pässe des Gegners frühzeitig antizipiert. In der schottischen Premiership gehört er in dieser Saison zu den Top 14 % der Stürmer für Ballgewinne im letzten Drittel pro 90 Minuten.
Biereths Heatmap in der österreichischen Bundesliga (sofascore.com)
Ein Blick auf Biereths Heatmap zeigt, dass er ein sehr mobiler Stürmer ist. Er lässt sich gerne fallen oder zieht nach außen und ist mit seinen langen Beinen in der Lage, große Strecken in kurzer Zeit zu überbrücken. Das macht ihn zu mehr, als einem reinen Strafraumstürmer.
Seine aktuell größte Schwäche ist sein First Touch. Biereth verspringt der Ball häufig zu weit und dann ist er auf seine Physis angewiesen, um den Ball trotzdem festzumachen. Obwohl er so physisch ist, kann er auch noch lernen seinen Körper besser einzusetzen, wenn es darum geht Bälle im Dribbling abzuschirmen oder Kopfballduelle für sich zu entscheiden. Wenn man Biereth in letzterem gut genug angeht, verliert er diese noch zu häufig. Auch wenn ihn seine schnellen Entscheidungen im letzten Drittel besonders gefährlich machen, sollte er sich in tieferen Positionen manchmal mehr Zeit am Ball lassen. Mit seiner Laufstärke könnte er sich zu einem hervorragenden Ball Carrier entwickeln.
Biereth setzt sich im Rücken des Verteidigers ab, antizipiert die Flanke und kann den Ball mit dem ersten Kontakt einschieben. (https://www.youtube.com/watch?v=dmo8Bsyhbzs)Biereth antizipiert einen schlechten Ballkontakt des Verteidigers. Er stiehlt den Ball und legt ihn mit dem ersten Kontakt auf seinen Mitspieler ab, welcher sicher verwandeln kann. (https://www.youtube.com/watch?v=2XnDrY-mMQs)Biereth macht den Ball fest, antizipiert den Lauf seines Mitspielers und legt ihn aus der Drehung in den freien Raum. (https://www.youtube.com/watch?v=dQUPEqQh56o)
Spielerprofil
Position
Spielstil
Ein kompletter Stürmer, der sehr mobil ist und gerne auch andere Zonen als die Box besetzt. In der Lage, Räume zu finden und benötigt nur wenig Kontakte, um Folgeaktionen auszuführen. Weiterhin verfügt er über eine eindrucksvolle Physis, die ihn auch zu einem Outlet macht, wenn die eigene Mannschaft versucht, den Gegner mit einem langen Ball zu überspielen.
– First Touch – Einsatz der eigenen Physis – Ball Carrying
Fazit
Mika Biereth erfüllt alle Anforderungen an einen modernen Stürmer. Wenn er die richtigen Karriereschritte nimmt, kann er sich zu einem kompletten Stürmer entwickeln, dem eine große Karriere bevorsteht. Die Bundesliga wäre etwa ein angemessenes Niveau, um sich weiter im Profifußball zu festigen.
Wie eine Feuerwerksrakete an Silvester – so lässt sich der Aufstieg vieler junger Talente in der Bundesliga beschreiben. Innerhalb von kurzer Zeit machen sie beachtliche Fortschritte in ihrer Entwicklung und wachsen von Perspektivspielern zu festen Größen in Deutschlands erster Fußball-Liga heran. In der Vergangenheit sind Spieler, wie Maxence Lacroix, Evan Ndicka oder Jamal Musiala prominente Beispiele, die in kurzer Zeit von Talenten zu Stammspielern wurden.
Auch in diesem Jahr gibt es einige Spieler, die sich aus dem Nichts hervorgetan und zu wichtigen Spielern für ihre Teams entwickelt haben.
Maximilian Beier (TSG 1899 Hoffenheim)
Seit der Saison 2018/19 ist der 21-jährige Spieler der Sinsheimer und war für die U17 und U19 aktiv, bis er dann zu den Profis hochgezogen wurde. In den letzten beiden Saisons wurde Beier nach Hannover verliehen, bei denen er in 68 Spielen 15 Tore erzielen konnte. Die Leihe kann man also nur als solide bewerten. Deshalb war der Sprung, den er in dieser Saison gemacht hat, nicht zu erwarten.
Der 1,85 m große Stürmer wurde in dieser Saison Stammspieler bei der TSG und komplettiert die Doppelspitze mit Wout Weghorst. Ihm sind nach 21 Spielen bereits acht Treffer und fünf weitere Vorlagen gelungen, was ihn zum besten Scorer der TSG macht und mit denen er für Pellegrino Matarazzo unverzichtbar geworden ist.
Trotz seiner beachtlichen Größe ist Beier als Mobile Striker zu bezeichnen. Ein hervorragendes Tempo bringt er mit (35,45 km/h Topspeed), aber auch seine Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins sind nicht zu unterschätzen. Mit seiner engen Ballführung hat er in der laufenden Saison schon den ein oder anderen gestandenen Bundesliga-Innenverteidiger aussteigen lassen. Wegen seiner bisher genannten positiven Attributen kippt er auch gerne mal auf den Flügel oder in den Halbraum ab und trägt den Ball in den Strafraum (1,41 Carries into Penalty Area pro 90 min). Eine essenzielle Fähigkeit für das Spiel der TSG ist auch, dass er ein potenzieller Abnehmer von progressiven Pässen ist und ihnen enorme Tiefe gibt, welche neben seinem Sturmpartner Weghorst gebraucht wird. Deswegen ergänzen sich der Niederländer und Beier auch optimal, um das Duo vor Andrej Kramaric, der in zurückgezogener Position spielt, abzurunden.
Außerdem ist Beier ein Name, der im Dunstkreis der Nationalmannschaft auftauchen muss, weil er neben Deniz Undav und Niclas Füllkrug ein spannendes drittes Profil für die EM hergibt.
Beiers Stärken in Zahlen (Quelle: fbref.com)
Aleksandar Pavlovic (FC Bayern München)
Die inzwischen allseits bekannte »Holding Six« ist das Profil, welches dem deutschen Rekordmeister nach wie vor fehlt. Das »Holding« gibt Youngster Aleksandar Pavlovic zwar auch nicht her, konnte sich jedoch in die Elf des Rekordmeisters spielen und wird von einigen deutschen Fans sogar in die Nationalmannschaft gefordert.
Der 19-Jährige, der auch für Serbien spielen könnte, ist in München geboren und spielt seit 2011 für Bayern München. Er hat alle U-Mannschaften des Clubs durchlaufen, hat am neunten Spieltag sein Debüt gegen Darmstadt gegeben und ist seitdem fester Bestandteil des Bayern-Kaders.
Wir wissen ganz genau, was er kann.
Tuchel über Pavlovic und seine Zukunft beim FC Bayern
Pavlovic ist ein typischer tiefer Spielmacher, der besonders im ersten Drittel im eigenen Ballbesitz in Erscheinung tritt. Für sein Alter agiert er sehr ruhig im Spielaufbau und gibt dem FC Bayern eine Pressingresistenz, was besonders wichtig in Bundesligaspielen mit hoch anlaufenden Offensivlinien eines Gegners ist. Er bietet sich jederzeit an, stellt eine Passoption dar, verarbeitet die Pässe mit einem guten ersten Kontakt und antizipiert richtig, wann er den Ball wieder abgeben sollte. Die Passqualität des Mittelfeldspielers ist dann auch sehr hoch, egal ob es ein Pass auf kurze, mittlerer oder lange Distanz ist. Gerade in puncto Vertikalität agiert er in der Bundesliga auf Top-Niveau, was mit seinem hohen Fußball-IQ zusammenhängt.
Pavlovic als Tiefer Spielmacher im Radar dargestellt (Quelle: fbref.com ; fbcharts)
Max Finkgräfe (1. FC Köln)
Köln hat einen neuen Prinzen! Vielleicht ein wenig überspitzt formuliert, aber ein Spieler für die Zukunft in der Domstadt ist Finkgräfe definitiv. Der 19-Jährige hat in der Jugend bei Fortuna Düsseldorf, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach und der SG Unterrath gespielt, bis er 2021 zum »Effzeh« gewechselt ist. Am ersten Spieltag hat er gegen seinen Ex-Verein Borussia Dortmund sein Bundesliga-Debüt gegeben und ist seit Mitte Dezember Stammspieler beim 1. FC Köln und präsentiert sich auf einem sehr guten Niveau.
Seine Stärken liegen auf jeden Fall in der Arbeit gegen den Ball, bei denen er im Bundesligavergleich besonders gut abschneidet (1,49 Interceptions pro 90 min / 87 Percentile; 1,99 gewonnene Zweikämpfe pro 90 / 97 Percentile; 1,74 Blocks pro 90 / 80 Percentile). Aber auch im offensiven Bereich hilft er dem 1. FC Köln weiter, weil er mutig nach vorn spielen will und mit seinen Läufen dem Spiel von Timo Schulz Progressivität verleiht.
Das erste Mal richtig aufgefallen ist er beim Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg, bei dem ich selbst vor Ort war. Er hat sich in diesem Spiel sowohl offensiv als auch defensiv gut präsentiert und hat mit seiner Zweikampf- und Flankenstärke überzeugt, was ihn in diesem Spiel zum besten Mann auf dem Platz gemacht hat. Aber auch danach war er jede Woche einer der besten Kölner, bis er seine Leistungen dann gegen Hoffenheim mit seinem ersten Bundesligator sehenswert per Freistoß abgerundet hat.
Kurzfristig wird er dem »Effzeh« bei der Mission Klassenerhalt helfen und schließt die Lücke, die Jonas Hector im vergangenen Sommer mit seinem Karriereende hinterlassen hat. Auch im Hinblick darauf, dass Köln bis zum Winter 2025 keine Transfers tätigen darf, muss Finkgräfe, wie auch andere Jugendspieler, eine wichtige Rolle in der Domstadt einnehmen, damit Köln weiter erstklassig bleibt. Ihm persönlich traue ich tatsächlich aber auch eine ähnliche Entwicklung, wie Jonas Hector zu, die sogar vielleicht in einer Nominierung für die DFB-Elf mündet.
Merlin Röhl (SC Freiburg)
Beim FC Ingolstadt ausgebildet, in den Schwarzwald gewechselt, ein Jahr unter Thomas Mann gespielt und an die Profis herangeführt, um in diesem Jahr seinen Durchbruch zu feiern. Merlin Röhl passt perfekt zum Freiburger Weg, junge Profis entweder aus der eigenen Jugend oder aus anderen Juniorenmannschaften ins Breisgau zu holen. In seinen 23 Pflichtspielen für den Sportclub konnte der Mittelfeldspieler zwei Tore erzielen und vier weitere auflegen.
Röhl kann im Mittelfeld auf jeder Position spielen und ist ein absoluter Allrounder. Diese Polyvalenz ist essenziell für Freiburg, da das Mittelfeld sehr dünn besetzt ist. Gegen den Ball macht er einen soliden Job im Bereich Blocks und gewonnenen Luftzweikämpfen (oberes Drittel im europäischen Vergleich), aber muss im direkten Duell gegen seine Gegenspieler noch nachlegen. Aber mit Ball wirkt er für sein noch junges Alter schon sehr weit. Im Ballcarrying ist der deutsche U21-Nationalspieler einer der besten Mittelfeldspieler in Europa und überbrückt viel Raum für den SC Freiburg. Diese Carries enden oft im Angriffsdrittel oder sogar im Strafraum und können so den Ball in den gefährlichen Raum bringen. Auch im Allgemeinen tritt er am liebsten im Angriffsdrittel in Erscheinung und könnte, wenn er noch sauberer im Passspiel werden würde, ein richtiger Spielmacher werden.
Röhls Perspektive in Freiburg ist golden. Er ist in diesem Jahr schon ein Spieler, der meiner Meinung nach in jedem Spiel starten muss und ein Kandidat, der Freiburg eine Menge Geld in die Kassen spülen könnte.
Moritz Nicolas (Borussia Mönchengladbach)
Moritz Nicolas ist der älteste Spieler in diesem Artikel und konnte erst mit 26 Jahren seinen richtigen Durchbruch bei Gladbach feiern, was mit der Verletzung des eigentlichen Stammtorwarts Jonas Omlin zusammenhängt. Ausgebildet wurde Nicolas bei Rot-Weiß Essen und wechselte 2015 an den Niederrhein, wurde seitdem zu Union Berlin, nach Osnabrück, zu Viktoria Köln und in die Niederlande zu Roda JC verliehen und ist im letzten Sommer zu den Fohlen zurückgekehrt. In seinen 20 Spielen für die »Fohlen« schaffte er es dreimal zu Null zu spielen und wusste in diesen zu überzeugen.
Vom Profil her ist er nicht unbedingt ein anderer Torwart als Jonas Omlin, weist aber wesentlich bessere Statistiken als der Schweizer auf. Im Spielaufbau sucht er zwar die einfachen Lösungen, ist technisch aber solide und im Kurzpassspiel hochprozentig gerankt. Der Post-Shot xG-Wert liegt im europäischen Vergleich unter den besten 13 % der Torhüter, was ihn als guten Shotstopper charakterisiert. Im Vergleich mit Bundesligatorhütern im Bereich verhinderte Tore schneidet er mit dem zweitbesten Wert pro 90 Minuten sogar noch besser ab. Das Luftduell ist ebenfalls als Stärke des 26-Jährigen zu verordnen, da er mit seinen 1,93 m Körpergröße, einer Menge Ruhe und Antizipation das nötige Etwas mitbringt, um die neue Nummer 1 der Gladbacher zu sein.
Von einer Verletzung profitiert, aber jede Sekunde Spielzeit genutzt. Ich bin ein großer Fan des gebürtigen Gladbeckers, habe nur ein paar Fragen, wenn es darum geht, was mit Jonas Omlin und Jan Olschowsky passieren soll. Nicolas hat meiner Meinung nach das Niveau, um Stammtorwart einer Bundesligamannschaft zu sein, aber ich vermute, dass Omlin als eigentlicher Kapitän wieder zurückkehren wird. Wenn dieser Fall eintreten sollte, muss Nicolas über einen Wechsel nachdenken, der ihn aber langfristig in der ersten Liga halten kann.
Prevented goals per 90 im Bundesligavergleich, Moritz Nicolas ist rot markiert (Quelle: datamb.com)
Eren Dinkci ( 1. FC Heidenheim)
Eren Dinkci ist seit der U19 unter Vertrag bei Werder Bremen, hat dann ein Jahr für die Reserve des Clubs gespielt und wurde dann im Alter von 19 Jahren mit einem Profivertrag ausgestattet. In der vergangenen Saison wurde dann festgestellt, dass er noch Schritte in seiner Entwicklung vor sich hatte, um den Grün-Weißen auf dem Platz zu helfen und wurde daher zum 1. FC Heidenheim verliehen. Seitdem er wettbewerbsübergreifend achtmal für den Aufsteiger getroffen, unter anderem sogar zweimal im Hinspiel gegen Werder und konnte noch zwei Tore für seine Kollegen auflegen.
Er überzeugt vor allem mit seiner Torgefährlichkeit und seinem guten Abschluss und profitiert viel von seiner herausragenden Athletik, welche einige Schwächen kompensieren kann. In dieser Bundesligasaison ist er sogar der schnellste Spieler der Liga und übertrifft damit sogar z. B. Alphonso Davies oder Jeremie Frimpong. In einer Mannschaft, die viel auf Umschaltfußball setzt, so wie Heidenheim es tut, ist Dinkci also wirklich eine gute Option für die Startelf.
Spieler
Top-Speed in km/h
1. Eren Dinkci (1. FC Heidenheim)
36,41
2. Silas Katompa Mvumpa (VfB Stuttgart)
36,15
3. Maxence Lacroix (VfL Wolfsburg)
36,13
4. Linton Maina (1. FC Köln)
36,10
5. Sheraldo Becker (ehemals 1. FC Union Berlin)
36,07
(Quelle: bundesliga.com)
Allerdings sehe ich bei ihm auch weiterhin noch Schwächen, besonders im Bereich mit Ball, sein First Touch, Passqualität und seine teilweise überstürzte Entscheidungsfindung muss er noch verbessern – die Anlagen sind aber definitiv vorhanden.
Wenn Dinkci im Sommer wieder nach Bremen zurückkehrt, wird er definitiv auch Angebote von anderen Clubs haben, da er sich in dieser Saison definitiv ins Rampenlicht gespielt hat. Ihm anraten würde ich allerdings einen Verbleib in Bremen, da er dort in ein spannendes, junges und vor allem gut trainiertes Bundesligateam kommt, in dem er seine noch schwachen Spielbereiche verbessern kann.
Erstmals nach sechs Jahren verpasste der FC Liverpool wieder den Einzug in die UEFA Champions League. Dies könnte mit dem Abgang des Starspielers Sadio Mané zum FC Bayern oder dem etwas misslungenen Sommertransferfenster zusammenhängen. Es war klar, dass Maßnahmen an der Anfield Road ergriffen werden mussten. Die Frage war, ob ein Kaderumbau oder ein Trainerwechsel in Betracht gezogen werden sollte, um dem Verein neue Impulse zu geben. In den vergangenen Tagen ist nun bekannt geworden, dass Jürgen Klopp den Verein am Ende der laufenden Saison verlassen wird.
Als er Borussia Dortmund verließ, war er dort eine Legende und begann dann im Oktober 2015 seine Rolle als Cheftrainer des FC Liverpool. Während seiner Amtszeit führte er den Verein zu großen Erfolgen, darunter der Gewinn der UEFA Champions League im Jahr 2019, was als bisher größter Erfolg seiner Trainerkarriere gilt. Ebenso führte er Liverpool zum Gewinn des ersten Meistertitels seit 30 Jahren. Klopp hinterlässt somit ein beeindruckendes Vermächtnis beim FC Liverpool, geprägt von historischen Erfolgen und einer tiefen Verbindung zu den Fans.
Was änderte man im Sommer am Kader?
Eine Änderung fand statt und Jürgen Klopp erhielt noch mehr Befugnisse. Er durfte seinen Kader nach seinen Wünschen formen und holte zusätzlich Jörg Schmadtke als Sportdirektor hinzu. Dieser sollte ihm bei der Umgestaltung des Kaders helfen, um dann erneut um den Titel in der Premier League kämpfen zu können, anstatt ein weiteres Jahr in der Europa League zu verbringen.
Den Verein verließen namhafte Spieler wie Alex Oxlade-Chamberlain, Fabinho, Roberto Firmino, Kapitän Jordan Henderson und James Milner. Nur um einige zu nennen, die die erste Phase unter Klopp bis zum ersten Titelgewinn in der Premier League im Jahr 2020 seit 1989 geprägt haben.
Im Gegenzug musste das Mittelfeld verstärkt werden, daher wurden Dominik Szoboszlai (RB Leipzig), Ryan Gravenberch (FC Bayern), Wataru Endo (VfB Stuttgart) und Alexis Mac Allister (Brighton) geholt, um das Herzstück komplett zu erneuern.
Was änderte Klopp spielerisch?
Jürgen Klopp war auch während seiner Zeit in Dortmund für seinen intensiven Umschaltfußball bekannt. Dabei wurde versucht, durch ein aggressives Pressing in der gegnerischen Hälfte Fehler zu erzwingen und mit wenigen Pässen vor dem gegnerischen Tor aufzutauchen. Klopp äußerte sich einst dazu:
Gegenpressing sorgt dafür, dass man den Ball näher am gegnerischen Tor erobert. Dann ist man nur einen Pass von einer richtig guten Möglichkeit entfernt. Kein Spielmacher auf der Welt kann so gut wie eine Gegenpressing-Situation sein. Deshalb ist das so wichtig.
In der Saison 2022/23 hatte der FC Liverpool erhebliche Probleme in der Verteidigung. Verglichen mit anderen Mannschaften in der Premier League lag man nur im 23. Perzentil und die hohe Anzahl an Gegentoren (47 Gegentore) zeigte deutlich, dass eine defensive Stabilisierung notwendig war. In dieser Saison hat Liverpool bisher nur 18 Gegentore (Stand: 31.01.2024) kassiert, was die wenigsten Gegentore von allen Vereinen in der Liga bedeutet.
Auch die normalerweise starke Arbeit gegen den Ball war keine Stärke mehr des FC Liverpool. Das Pressing war nicht mehr so intensiv wie zuvor und es fehlte an Physis, weshalb kaum noch Zweikämpfe gewonnen werden konnten. In diesem Jahr verzeichnet Liverpool den niedrigsten PPDA-Wert (Pässe pro defensive Aktion), der die Qualität des Pressings beschreibt und angibt, wie viele Pässe der Gegner spielen kann, bevor ein Ballverlust erzwungen wird.
PPDA und Goals per 90 im Premier League Vergleich. Liverpool jeweils mit Top-Wert (Quelle: datamb.com)
Der größte Unterschied bei Liverpool fällt jedoch auf, wenn man betrachtet, was die »Reds« als agierende Mannschaft auf den Rasen bringen. Das hat natürlich viel damit zu tun, dass das Mittelfeld komplett umgebaut wurde. Fabinho, Henderson und Milner wurden durch Szoboszlai, Endo und Mac Allister ersetzt, die jeweils hervorragend mit dem Ball umgehen können und dem ballbesitzorientierten Fußball gut zu Gesicht stehen. Liverpool hat den zweithöchsten Possessionwert in der Premier League und die drittmeisten angekommenen Pässe.
Passes per possession + Genauigkeit auch wieder auf Top-Niveau der besten Liga der Welt (Quelle: datamb.com)
Und auch vor dem Tor kann der FC Liverpool überzeugen. Obwohl Darwin Núñez als Stürmer bisher nicht ganz überzeugen kann, erzielen die »Reds« durchschnittlich 2,26 erwartete Tore pro Spiel. Außerdem schaffen sie es mit dem viertbesten Wert von Touches im Strafraum pro 90 Minuten oft genug in den Sechzehner und in die gefährlichste Zone des Spielfeldes.
Liverpool spielt in einem 3+2-Aufbau, bei dem Trent Alexander-Arnold seine Position als Rechtsverteidiger auf andere Art interpretiert, invers einrückt und als spielöffnender Sechser das Spiel gestaltet. Die Abläufe variieren immer relativ stark. Manchmal gesellt sich zu einem sehr weit aufgestellten Achter noch ein Flügel hinzu und mit einem der Sechser sowie dem Innenverteidiger bildet sich eine Raute, um viele Anspielstationen wie zum Beispiel bei Leverkusen zu schaffen. Die andere Variante ist es, dass bei hohem Pressing die erste Linie mit einem diagonalen Ball überspielt wird, um Raum zu gewinnen und die schnellen Außenspieler in Szene zu setzen.
Kann Klopp zum zweiten Mal englischer Meister werden?
Kurze Selbsteinschätzung: Ja, der FC Liverpool kann Meister der Premier League werden. Das Rennen um die Meisterschaft ist so offen wie schon lange nicht mehr. Manchester City wirkt so schwach wie noch nie unter Pep Guardiola, der FC Arsenal kann trotz Verstärkungen nicht in jedem Spiel so auftreten wie im letzten Jahr und Tottenham hat große Verletzungssorgen. Außerdem ist Jürgen Klopp ein erstklassiger Trainer, der immer noch hungrig nach Titeln ist und seine Mannschaft mit der ausgewogensten Taktik in der Liga auf den Platz schickt. Weitere Verstärkungen sind auch nicht ausgeschlossen. Nur um einen Namen in der Gerüchteküche zu nennen: Ich finde Piero Hincapié von Bayer 04 Leverkusen wäre ein sehr passender Spieler für Jürgen Klopps Team, da er als Linksverteidiger im Aufbau die Rolle des linken Halbraumverteidigers übernehmen könnte.
Ob sich Jürgen Klopp dieses Jahr mit einem Titel aus Liverpool verabschieden kann, bleibt abzuwarten – so oder so hat er sich mit seinen Leistungen seit 2015 als vermutlich bester deutscher Premier-League-Trainer aller Zeiten gefestigt und wird in Liverpool nie vergessen werden.
Der FC Schalke 04 steckt bis zum Hals tief in einer schwerwiegenden Krise, die schon seit 2020 Fans, Verantwortliche und Spieler gleichermaßen betrifft. Sowohl finanziell, mit einer enormen Schuldenlast, als auch spielerisch ist der Verein schon seit geraumer Zeit nicht mehr Teil der deutschen Spitzenklasse, sondern spielt ganz klar zweitklassigen Fußball.
Nachdem in dieser Saison bereits eine Trennung von Thomas Reis stattgefunden hat, ist Karel Geraerts nach erfolgreicher Arbeit beim belgischen Überraschungsteam Union St. Gilloise zu den „Knappen“ gewechselt. Der Belgier beabsichtigt, den Verein mit einer klaren Spielidee mit und gegen den Ball wieder in die erste Liga zu führen. Das Ziel besteht darin, den Gegner durch einen flachen Spielaufbau zum Pressing zu zwingen und ihn aus der Reserve zu locken, um freie Räume zu bespielen. Daher ist auch Tempo, Dynamik und Athletik im System von Geraerts von Bedeutung, und auch die Flügel sollen aktiv genutzt werden.
In diesem Jahr wird höchstwahrscheinlich das Ziel des Wiederaufstiegs, das zu Beginn der Saison ausgesprochen wurde, nicht mehr erreicht werden. Dennoch kann man bereits im kommenden Winter den ersten Schritt in Richtung eines konkurrenzfähigen Kaders für die Saison 2024/25 gehen und ihn weiter an die Spielidee von Karel Geraerts anpassen.
Wingback, Innenverteidiger und Spielmacher gesucht!
Zunächst habe ich nach einem gewünschten rechten Außenverteidiger gesucht, der als Ergänzung zu Fanliebling Derry Murkin auf der linken Seite agieren soll. Mein bevorzugtes Profil ist ein schneller Spieler, der kreative Lösungen mit dem Ball finden kann, eine offensive Spielweise mit progressivem Element mitbringt und präzise Flanken in die Box schlagen kann.
Isaac Schmidt vom FC St. Gallen spielt eigentlich immer auf der linken Seite, könnte aber der ideale Spieler für die rechte Schiene der Schalker sein, weil der frühere U-Nationalspieler der Schweiz beidfüßig ist. Er erfüllt das gesuchte Profil vollkommen und ist gerade im Bereich Ballcarrying ein absoluter Topspieler und unter den zehn besten Prozent der Schweizer Super League. Außerdem kann er ins Dribbling gehen und bringt die Hälfte seiner Flanken an seine Mitspieler. Zusätzlich ist ebenfalls sehr positiv zum St. Gallener zu erwähnen, dass er gegen den Ball solide ist, was sich in seiner richtig starken Zweikampfquote von rund 70 % widerspiegelt.
Er hat derzeit einen Marktwert von 1,4 Millionen Euro und ist mit einem Vertrag bis 2026 ausgestattet. In der laufenden Saison hat er schon zwei Tore geschossen und ich denke, dass er den Gelsenkirchenern sofort helfen kann und mit seinen 24 Jahren immer noch die Möglichkeit hat, an Wert zuzulegen. Ob er allerdings bezahlbar ist, muss hinterfragt werden.
Radarübersicht zu Isaac Schmidt (@BeGriffis auf Twitter)
Schalke hält nach einer geeigneten Verstärkung für die Innenverteidigung Ausschau, um die Dreierkette zu komplettieren. Der neue Abwehrspieler sollte sowohl Stabilität mitbringen als auch gut im Aufbau sein. Das sind genau die Eigenschaften, die mit dem Verlust von Moritz Jenz verloren gegangen sind und die benötigt werden, um den Kader zu verbessern.
Winther und Jenz im Vergleich (Quelle: DataMB)Heatmap Winthers während seiner Leihe in Bröndby (Quelle: Sofascore)
Schalke hat angeblich bereits Interesse an Patric Pfeiffer von Augsburg gezeigt. Allerdings fände ich für den FCA interessanter, den Dänen Frederik Winther für den linken Halbraum auszuleihen. Seit seinem Transfer im Winter 2021 konnte er sich beim FCA nicht richtig durchsetzen. Im Vergleich zu Moritz Jenz weist er eine höhere Erfolgsquote in Duellen (sowohl am Boden als auch in der Luft) und ähnliche Werte im Passspiel auf. Zudem macht er selten Fehler, was Schalke definitiv stabilisieren sollte. Er bringt auch eine gute körperliche Präsenz mit, die im Spiel der „Knappen“ nicht unwichtig ist. Da er aktuell bei Augsburg kaum zum Zug kommt, sollte er verfügbar sein. Man könnte anfragen, ob eine Ausleihe mit Kaufoption möglich ist und sich somit definitiv für den Rest der Saison verstärken.
Laut Medienberichten möchte Schalke noch einen zusätzlichen Stürmer verpflichten. Da ich allerdings großer Fan von Keke Topp und Kenan Karaman als Doppelsturm bin und man dahinter mit Simon Terrode und Bryan Lasme eigentlich noch recht gut aufgestellt ist, würde ich eine andere Schlüsselposition neu besetzten. Mit Rodrigo Zalazar hat ein richtiger Spielmacher den Club verlassen und wurde meiner Meinung nach nicht adäquat ersetzt. Gerade in Bezug auf Kreativität, Technik und gutem Passspiel fehlt es dem FC Schalke 04, wenn Youngster Assan Ouédraogo nicht auf dem Platz steht.
Schalke sollte meiner Meinung nach versuchen, Anders Klynge auf irgendeine Weise ins Ruhrgebiet zu holen. Beim Silkeborg IF hat der 23-Jährige bereits ein Tor erzielt und vier Assists geleistet. Seine Stärken liegen im Passspiel und insbesondere in den Keypasses, bei dem er zu den besten 15 % gehört. Auch im Carrying ist er solide, aber da seine Aufgaben im letzten Drittel liegen, ist das nur wichtig, wenn er den Ball im Mittelfeld abholen will. Im Defensivspiel ist er nicht besonders gut und müsste sich in diesem Bereich weiterentwickeln.
Der Marktwert liegt bei 1,2 Millionen Euro (laut transfermarkt.de) und wäre somit auch nicht allzu billig. Eine Alternative zu ihm wäre Caspar Jander, der beim MSV Duisburg spielt.
Klynges Saisons 22/23 und 23/24 in Radaransicht (Quelle: DataMB)
Abschließend muss man natürlich erwähnen, dass Schalke finanziell angeschlagen ist und man von Transfer zu Transfer schauen muss, welche Deals man realisieren kann. Jedoch kann man die jetzt schon verlorene Saison noch retten und mit guten Deals den Kader aufbereiten, dass man im Sommer den nächsten Schritt zum Wiederaufstieg gehen kann. Auch Spieler, die nicht mehr die Qualität für dieses Ziel haben, müssen ersetzt werden, damit Schalke 04 wieder in der Liga spielen kann, wo sie hingehören! Eine Bundesliga ohne die Gelsenkirchener ist ohnehin eigentlich unvorstellbar und ein Verein von dieser Größe darf nicht der nächste Club werden, den ein ähnliches Schicksal, wie z. B. Alemannia Aachen ereilt.
Seit mehreren Monaten wurde über den Einstieg eines Investors in die Deutsche Fußball Liga diskutiert. Nachdem der Antrag im Mai beim ersten Versuch abgelehnt wurde, wurde am 11. Dezember verkündet, dass genau eine Zweidrittelmehrheit für einen Investor gestimmt hat.
Viele Bundesligisten haben dafür gestimmt und auch in der zweiten Liga gibt es Zustimmungen für einen Investor. Die deutschen Fanszenen haben sich zuletzt nahezu einstimmig gegen einen Investor positioniert und dies insbesondere mit Bannern und Plakaten verdeutlicht – auch von Vereinen, die für einen Investor gestimmt haben.
Antrag angenommen, Weg für Investor in der DFL ist frei.
Der Hauptzweck des Investors ist es, zunächst einmal Geld in die Kassen der DFL zu bringen. Es wird von einer Summe von etwa einer Milliarde Euro gesprochen, die ein potenzieller Geldgeber im Gegenzug für sechs bis neun Prozent der Medienrechte über die nächsten 20 Jahre bezahlen soll.
Diese bedeutende Geldsumme soll der DFL dabei helfen, sich weiterzuentwickeln und Investitionen zu tätigen bzw. investitionsfähig zu bleiben. Zudem sollen auch die 36 Clubs der ersten beiden Ligen einen großen Anteil des Geldes erhalten, um die internationale Vermarktung der Liga und der Vereine zu stärken.
Reaktionen im Netz und was in den Stadien zu erwarten ist
Wie erwartet waren die Reaktionen sehr negativ. Frust und Wut äußerten sich letztlich in langen Kommentaren oder als Memes gegen die DFL. Die Fußballfans begründen ihre Haltung gegenüber einem Investor mit der Angst, dass die Bundesliga sich ähnlich wie die Premier League zu einer rein kommerziellen Liga entwickelt, in der die Interessen der Fans völlig ignoriert werden. Bedenken wie höhere Ticketpreise, leere Stadien, eine noch größere Aufteilung bei TV-Rechten oder fanunfreundlichere Anstoßzeiten sind allesamt Sorgen, die die Fans haben.
In den deutschen Stadien werden sich vermutlich bei den nächsten Spieltagen erneut besondere Aktionen gegen den Investorendeal positionieren und klare Kritik an der DFL, der DFL-Spitze und den Entscheidungsträgern in den Vereinen äußern.
Die Südkurve Dortmund:Cannstatter Kurve Stuttgart:
Eigene Meinung
Als Fan eines Vereines (VfL Wolfsburg), der zu 100 % einem Konzern gehört und mit einer Sonderregelung ausgestattet ist, habe ich eine besondere Sicht auf dieses Thema. Ich liebe meinen Verein wie jeder andere Fußballfan, kann aber auch jegliche Kritik nachvollziehen.
Hierbei stehe ich aber voll hinter allen Fußballfans, die einem Investoreneinstieg kritisch gegenüberstehen. Die Meinung der Fans, die ihren Unmut im vergangenen Jahr gegenüber einem Investor geäußert haben, wird vollkommen ignoriert. Besonders bei Vereinen, wie Schalke, der nach wie vor ein eingetragener Verein und so also eigentlich den Mitgliedern gehört, finde ich die Entscheidung pro Antrag schon ziemlich fragwürdig. So, liebe Verantwortliche, zeigt man seinen Mitgliedern den Mittelfinger!
Ich verstehe sogar, dass man die Bundesliga weiterhin konkurrenzfähig halten will, aber externe Geldgeber, bei denen der Sport nicht an erster Stelle steht, sondern nur das eigene Portemonnaie wichtig ist, dürfen keine Option bei der Vermarktungsstrategie der DFL sein. Man könnte tendenziell auch mit fanoffenen Initiativen dafür sorgen, dass das Interesse der Bundesliga wächst und einen anderen, besseren, aber auch unbequemeren Weg als andere Ligen einschlagen. Man würde als gutes Beispiel vorangehen, bei der die Beziehung zum Sport und auch zwischen Liga und den Fans gestärkt wird.
Ich spreche mich also klar gegen den Investoreneinstieg in der DFL aus und fordere die DFL-Führung auf, die Suche nach einem Investor direkt einzuschränken, weil der Fußball nicht irgendwelchen wohlhabenden Menschen, sondern den Fans gehört!
Kevin de Bruyne, Dominik Szoboszlai, Jeremie Frimpong und Erling Haaland haben alle etwas gemeinsam: Sie sind alle im Winter ins deutsche Oberhaus gewechselt und schauen auf eine erfolgreiche Zeit in der Bundesliga zurück.
Auch in Kürze steht das Wintertransferfenster wieder bevor – einige Clubs müssen nach einer schwachen Hinrunde handeln, andere planen, sich im Kampf um Europa oder die Meisterschaft zu verstärken. Diese Gelegenheit habe ich genutzt, um für jeden Verein ein paar passende Neuzugänge vorzuschlagen.
1. Bayer 04 Leverkusen
Leverkusen ist nach einem der besten Saisonstarts in der Geschichte der Bundesliga in diesem Jahr ein klarer Meisterschaftsfavorit und kann in diesem Jahr den allseits bekannten Vizekusen-Fluch loswerden. Trotz der positiven Punkte gibt es noch einige Fragezeichen. Leverkusen wird vom Afrika-Cup betroffen sein, was bedeutet, dass Spieler wie Kossounou und Tapsoba fehlen werden. Ich denke jedoch, dass diese Ausfälle mit Hincapie und Stanisic kompensiert werden können. Eine Position bereitet mir jedoch größere Bedenken.
In unserem Podcast kritisierten wir zuletzt Lukáš Hrádecký, der leider zu oft Fehler in seinem Spiel macht. Obwohl der Finne in Europa zu den besten 15 % beim „Post-shot-xG-minus Goals allowed“ gehört, hat er zum Beispiel gegen Hoffenheim eindeutig ein Gegentor verschuldet und müsste auf absolutem Top-Level besser im Spielaufbau sein. Wenn Leverkusen wirklich Meister werden möchte, sollte Simon Rolfes meiner Meinung nach Geld in die Hand nehmen und einen neuen Torhüter verpflichten.
Dabei bin ich auf Marco Bizot von Stade Brest gestoßen. Der 32-jährige Niederländer hat in dieser Saison bereits dreimal die Null für den Tabellenneunten der Ligue 1 gehalten. Er gehört zu den besten 3 % beim PSxG-GA und ist sowohl bei kurzen als auch bei langen Pässen besser im Spielaufbau als der derzeitige Schlussmann. Zudem würde ein Transfer von Bizot die Zukunft des Leverkusen-Torwarts Matej Kovar, der im Sommer von Manchester United verpflichtet wurde, nicht beeinträchtigen.
Radar der Percentile-Stats zwischen Lukáš Hrádecký und Marco Bizot (datamb.com)
2. FC Bayern München
Was die klare Baustelle beim deutschen Rekordmeister ist, sollte inzwischen jedem Fußballfan klar sein: Tuchel und der FC Bayern wollen eine Holding Six haben, damit Kimmich eine offensivere Achter-Rolle einnehmen kann. Meine absolute Wunschlösung hat der FC Bayern verpasst, da man sich im Rennen um Manuel Ugarte, der zu Paris Saint-Germain gewechselt ist, zu wenig bemüht hat.
Es ist klar, dass der FC Bayern eine weitere Offensive starten wird, um Joao Palhinha vom FC Fulham nach München zu holen. Allerdings wird dieser sehr teuer werden und der FC Bayern muss auch im Hinblick auf die Kadertiefe aktiv werden. Deswegen habe ich nach kostengünstigeren Lösung gesucht.
In alter Barça oder Real-Manier bin ich in der brasilianischen Liga fündig geworden und habe mit Gabriel Moscardo den optimalen Bayern-Sechser gefunden. Natürlich gäbe es Zweifel, ob der Brasilianer eine Soforthilfe wäre, aber wenn man dort nicht seine Chance nutzt, wird man in meinen Augen dabei zusehen müssen, wie Moscardo in den nächsten Jahren zu einem der besten Sechser der Welt heranreift. In allen relevanten Defensivstatistiken ist der erst 18 Jahre alte Brasilianer, der zum Stammpersonal bei Corinthians gehört, mindestens in den besten 15 % vertreten und hat das optimale Abräumerprofil, was den Bayern noch fehlt. Dass Transfers von Youngsters funktionieren, beweist Bayern-Stürmer Mathys Tel in diesem Jahr und wäre, wenn man Harry Kane nicht verpflichtet hätte, sicherlich Stammspieler. Also rate ich den Bayern, vertraut in euer Scouting, beweist Geschick und verpflichtet einen vielversprechenden Spieler.
Defensivstats Moscardos pro 90 Minuten im Vergleich zu anderen Mittelfeldspielern aus den „Mens next 14 competitions“ (fbref.com)
3. VfB Stuttgart
Dass der VfB Stuttgart nach der letztjährigen Relegation nach elf Spieltagen auf dem dritten Tabellenplatz steht, haben die Wenigsten erwartet. Der Großteil der Neuzugänge konnte bisher überzeugen und die erste Elf könnte die Schwaben wirklich ins europäische Geschäft führen. Daher sollte Fabian Wohlgemuth den Kader eher in der Breite verstärken und einen Backup für Atakan Karazor verpflichten, da man aktuell mit ihm und Angelo Stiller etwas dünn besetzt ist.
Dabei muss man eine kostengünstige Option im Auge haben, da der VfB nicht die finanziellen Möglichkeiten eines typischen Europa-Aspiranten hat. Mit einem Marktwert von zwei Millionen Euro ist Charles Vanhoutte von Royal Union St. Gilloise ein interessanter Kandidat für die Überraschungsmannschaft der Hinrunde. Der 25-Jährige imponiert mit guter Arbeit gegen den Ball und gewinnt 5,42 Zweikämpfe pro 90 Minuten und hat eine solide Passquote von 82,5 %. Ebenfalls interessant ist auch, dass er auf den ersten Blick brauchbar mit Ball zu sein scheint. Kreativität von der Sechs ist immer interessant, besonders im System vom VfB Stuttgart, der die drittbesten PPS against (Passes per possesion) nach Spitzenreiter Leverkusen und Verfolger Bayern München spielt.
Mannschaft
PPS
1. Bayer 04 Leverkusen
6,69
2. FC Bayern München
6,28
3. VfB Stuttgart
5,67
4. Eintracht Frankfurt
5,41
5. RB Leipzig
4,97
(datamb.com; Team Plots)
4. RB Leipzig
RB Leipzig hat meiner Meinung nach kein Bedarf nachzulegen, sondern sollte eher darauf setzen, den Kader auszudünnen, um auch die Zufriedenheit der Spieler möglichst hochzuhalten.
5. Borussia Dortmund
Im Mai noch die Meisterschaft verspielt und jetzt unter den Erwartungen. Der BVB hat es innerhalb weniger Jahre geschafft, vom spannenden jungen Team, welches zuverlässig das nächste große Talent herausgebracht hat, zum Auffangbecken für deutsche Nationalspieler zu werden, die den Borussen langfristig nicht helfen werden. Beim BVB muss es ein Umdenken und Umbesetzen sowohl in der Führungsriege als auch der Trainerbank geben. Aber auch eine Rückkehr zur alten Transferphilosophie muss angesteuert werden, um wieder der zweitgrößte Verein Deutschlands zu sein.
Die größte Baustelle ist die Rechtsverteidigerposition, die man seit dem Abgang von Achraf Hakimi nie so wirklich schließen konnte. Beim AS Monaco macht der Brasilianer Vanderson auf sich aufmerksam und konnte bereits zwei Scorerpunkte für die Monegassen auflegen. Vanderson interpretiert seine Rolle sehr offensiv und schaltet sich gerne auf dem rechten Flügel in Offensivsituationen ein. Seine ca. 3 Shot-Creating-Actions sind für einen Außenverteidiger überdurchschnittlich, aber auch am Boden ist er in puncto Defensivarbeit stabil unterwegs. Der BVB müsste allerdings spätestens diesen Winter die Bemühungen intensivieren, weil es nicht sicher ist, wie lange Vanderson noch verfügbar für Dortmund sein wird.
6. TSG 1899 Hoffenheim
Nach sechs Siegen aus elf Spielen stabilisierte Pellegrino Mattarazo die Sinsheimer nicht nur, sondern führt sie Stand jetzt auf einen Platz, der für das europäische Geschäft ausreichen würde. Eine Entwicklung, welche die wenigsten vor der Saison erwartet hätten. Auch die alte TSG-DNA, bei der junge entwicklungsfähige Spieler nach Sinsheim geholt wurden, findet sich in der heutigen Transferstrategie nicht wieder. Allerdings würde ich dem Geschäftsführer Sport Alexander Rosen raten, teilweise wieder diesen Weg einzuschlagen, damit der Erfolg in gewisser Form nachhaltig sein kann.
Nagalos Heatmap in der laufenden Saison (sofascore.com)
Die großen Baustellen im TSG-Kader gibt es eigentlich nicht. Jedoch sollte einem bewusst sein, dass Hoffenheim neben einem 32 Jahre alten Kevin Vogt keinen aufbaustarken Innenverteidiger im Kader hat und man sich deswegen mit dem Spieler Adamo Nagalo beschäftigen sollte. Der 21-jährige vom FC Nordsjælland ist, wenn seine Mannschaft den Ball hat, einer der besten Innenverteidiger der dänischen Superliga. Seine Passquote von über 92,1 % und seine 80 % erfolgreiche Dribblings sprechen für sich, aber auch nach dem Anschauen von Videomaterial fällt sofort auf, dass Nagalo technisch auf einem sehr hohen Niveau ausgebildet wurde und über ein gutes Spielverständnis verfügt. Im Gegenpressing antizipiert er oft genau richtig, wie er anlaufen oder sich positionieren muss. Seine Fähigkeiten qualifizieren den Nationalspieler Burkina Fasos für einen nächsten Karriereschritt – und warum nicht in der Bundesliga bei der TSG, um mit Ozan Kabak und John Anthony Brooks die Dreierkette Matarazzos zu bilden?
7. Eintracht Frankfurt
Nach dem Abgang von Randal Kolo Muani im Sommer sollte klar sein, auf welcher Position die Eintracht im Winter nachlegen sollte. Man hat eine Menge Geld, die Eintracht beginnt unter dem neuen Trainer Dino Toppmöller jetzt auch noch Leistung zu zeigen und man ist eines der spannendsten Fußball-Projekte Europas. Man möchte seinen Kader weiterentwickeln und das wird gelingen, wenn man in der kommenden Transferphase einen echten Neuner verpflichtet. Zuletzt wurde viel berichtet, dass die Frankfurter starkes Interesse an Rafiu Durosinmi von Viktoria Pilsen hat.
Ein wirklich interessantes Profil sehe ich aber auch bei Jørgen Strand Larsen vom spanischen Erstligisten Celta Vigo. Wenn man ihm beim Spielen zusieht, erinnert er an seinen Landsmann Erling Haaland. Er kommt in dieser Saison zwar erst auf vier Treffer, ist für mich aber rein von den Anlagen eine rohe Gewalt. Eine Körpergröße von 1,92 m, Gewicht von 87 kg und sehr temporeich wären das perfekte Profil für den Sturm der Adler und das System Dino Toppmöllers, wo außerdem noch zu erwähnen ist, dass er technisch auch richtig stark ist. Außerdem könnte er wegen seines guten Kopfballspiels optimal zur Eintracht passen.
Wegen seines kompletten Paketes wünsche ich mir ihn endlich bei einem spannenden jungen Team, weil man beim ersten Scouting bereits erkennt, wie viel noch in ihm steckt und ich denke, dass er Frankfurt bei der Etablierung in der Top-6 der Liga helfen kann und man mit einem jetzt schon etablierten Topstürmer, Omar Marmoush die Perspektive verbauen würde.
8. SC Freiburg
Beim Sportclub gibt es selten eine richtige Baustelle, da sie oft einfach die völlig richtigen Transfers machen. Allerdings fehlt mir seit Jahren ein offensiver Unterschiedsspieler im zentralen Mittelfeld, der Vincenzo Grifo auf dem Flügel etwas Last abnimmt. Ein offensiver Achter ist also gesucht, der im Mittelfeld das Spiel verändert und Grifo und Dōan auf den Außen und einen Stürmer, wie Höler, Adamu oder Gregoritsch in Szene setzen kann.
Warum sollte man es nicht mal bei Muhammed Cham von Clermont Foot versuchen? Der 23-jährige Österreicher kennt Deutschland schon wegen seiner Vergangenheit beim VfL Wolfsburg und Hannover 96 in der Jugend und wäre der optimale offensive Achter vor Höfler und neben Eggestein. Er ist ein hervorragender Passspieler und antizipiert Räume optimal, was sich besonders bei seinen Statistiken aus der letzten Saison zeigt. In der Statistik Key Passes rankte er im vergangenen Jahr unter den besten 15 Prozent in Europa und auch beim Carrying hat er Topwerte, die für ihn sprechen (besser als 93,1 %). Außerdem hat er es bereits in den Kader der österreichischen Nationalmannschaft geschafft. Auch Ralf Rangnick lobte ihn vor seiner ersten Nominierung im September 2022:
Cham ist seit Wochen Stammspieler bei Clermont und einer der wenigen Spieler, die im Tempodribbling nicht nur in ein, zwei Spieler reingehen, sondern auch vorbeikommen.
Ralf Rangnick über Cham vor seiner ersten Nominierung für Österreich im September 2022
9. FC Augsburg
In diesem Jahr traf es den FC Augsburg – die erste Trainerentlassung der neuen Bundesligasaison betraf Enrico Maaßen. Er musste seinen Stuhl für den Dänen Jess Thorup räumen, der in jedem Spiel punktete und den FCA mit neun Punkten von Rang 15 auf 10 führte. Der zweimalige dänische Meistercoach ist meiner Meinung nach eine ideale Lösung für die Fuggerstädter. Er ist endlich der richtige Mann an der Seitenlinie und im Verein, um den eingeschlagenen Weg mit interessanten Spielern fortzusetzen.
Im Winter sollte der FC Augsburg auf der Linksverteidigerposition nachlegen, da ich Mads Pedersen als fehleranfällig betrachte. Josh Doig konnte im letzten Jahr mit seinem Club Hellas Verona knapp den Abstieg verhindern. Dabei erzielte der Schotte zwei Tore und legte vier vor. Er sucht oft nach Möglichkeiten, sich mit guten Doppelpässen in Steil-Klatsch-Situationen offensiv einzuschalten. Er scheut sich nicht, in den Strafraum zu gehen und entweder selbst abzuschließen oder einen Kollegen einzubeziehen. In der laufenden Saison kann der Schotte zwar bisher nicht überzeugen, machte aber im letzten Jahr in Europa auf sich aufmerksam. Im Bereich Ballcarrying ist der Schotte mindestens durchschnittlich, und in der Kategorie Goal-Creating-Actions gehört er zu den besten sieben Prozent der Serie A-Außenverteidiger. Mit 1,53 erfolgreichen Dribblings pro 90 Minuten zeichnet sich Doig aus. Ich sehe ihn zwar am stärksten als Wingback in der Fünferkette, traue ihm aber auch in der Viererkette links eine offensive Rolle zu.
10. Borussia Mönchengladbach
Borussia Mönchengladbach durchlebt eine Zeit des Umbruches. Nils Schmadtke ist inzwischen Sportdirektor, Roland Virkus offenbar ein Sportchef mit einer Vision und Gerardo Seoane ein Coach, der Gladbach nach einem schwachen Start stabilisieren konnte. Gladbach wurde besonders im letzten Jahr viel von mir kritisiert, aber inzwischen habe ich trotz meiner Bedenken bei Gerardo Seoane wieder ein positives Gefühl beim Club vom Niederrhein.
In meinen Augen benötigt die Borussia definitiv jemanden, der Marktwertentwicklung verspricht, um den eingeschlagenen Weg zu verfolgen und langfristig wieder den Weg nach oben gehen zu können. Eine Schwachstelle, welche mir im Kader aufgefallen ist, ist die linke offensive Seite. Das gesuchte Profil wäre ein schneller Tempodribbler, der für Seoane so etwas, wie Moussa Diaby aus seiner Leverkusen-Zeit sein kann. Mit fünf Scorerpunkten aus elf Spielen, 5,48 progressive Carries pro 90 Minuten, 0,25 xA pro Spiel und 3,36 erfolgreichen Dribblings hat mich Osame Sahraoui vom SC Heerenveen überzeugt. Man kann an seinen Stats klar ablesen, dass er mein gewünschtes Profil erfüllt und der Offensive von Gladbach ein ganz neues Element geben kann. Mit einem Marktwert von 5 Millionen Euro ist der Norweger ein interessanter Spieler, der die linke Seite der Fohlen auffrischen kann.
Sahraouis Radar der Saison 23/24 (datamb.com)
11. VfL Wolfsburg
Nachdem man in der Autostadt im vergangenen Sommer bereits 72 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben hat und nach zwölf Spielen auf Rang 8 steht, kann man eigentlich nicht so unzufrieden sein. Allerdings kamen in den vergangenen Wochen sogar Trainerdiskussionen um Coach Niko Kovač auf, die man nach Auftritten, wie gegen Gladbach, völlig verständlich führen sollte. Aber auch andere Personalien waren nicht völlig unumstritten.
Koen Casteels verlängert seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht und auch der FC Bayern soll den belgischen Nationalkeeper wenigstens mal auf dem Zettel haben. Außerdem fiel der Noch-Wölfe-Schlussmann in diesem Jahr auch häufiger schon mal aus – die Option hinter Casteels hört auf den Namen Pavao Pervan, der seinen Job in den Spielen ausbaufähig machte. Jetzt hat man schon einen Casteels Ersatz fest verpflichtet, den man mit einer Option sogar bereits im Winter holen könnte:
Kamil Grabara, Torwart des FC Kopenhagen, sollte der VfL schon im Winter an den Mittellandkanal holen, um die Torwartposition in der Breite und der Qualität wieder besser aufzustellen. Der beim FC Liverpool ausgebildete Torhüter hält starke 69 % der Schüsse auf sein Tor und fällt besonders wegen seines Körperbaus (1,95 m und physisch stark) auf. Bekannt geworden ist er wegen des Champions League-Spiels im letzten Jahr gegen Manchester City und seinem herausragenden Spiel gegen Erling Haaland.
12. VfL Bochum
Der VfL Bochum ist in diesem Jahr, ebenso wie während der gesamten Amtszeit von Thomas Letsch, äußerst schwer zu besiegen. Die Mannschaft gibt auf dem Platz 90 Minuten lang alles und ist ein unangenehmer Gegner. Im Sommer wurde Felix Passlack als Außenverteidiger verpflichtet, um Cristian Gamboa herauszufordern. Bisher hat der ehemalige Dortmunder das aber nicht geschafft. Daher sollte man darüber nachdenken, ob man nicht einen neuen Rechtsverteidiger „anne Castroper“ holen sollte.
Dabei bin ich auf einen alten Bekannten aus der Bundesliga gestoßen, der früher beim FC Ingolstadt unter Vertrag stand. Florent Hadergjonaj könnte nach seinen Stationen in England und der Türkei wieder für ein deutsches Team spielen, und er wäre einem Wechsel nicht abgeneigt. Bei Alanyaspor ist er nicht mehr so gesetzt wie in der letzten Saison, in der er primär durch progressive Pässe und starke Zweikampfführung überzeugte – Eigenschaften, die für den Spielstil von Thomas Letsch essenziell sind. Übrigens ist er im Vergleich zu Cristian Gamboa insgesamt der bessere Spieler.
13. SV Werder Bremen
Viele Bundesliga-Enthusiasten waren sich sicher, dass Werder Bremen eine schwierige Saison bevorsteht, nachdem Niclas Füllkrug nach Dortmund gewechselt ist. Obwohl man mit Deman und Lynen spannende Spieler an die Weser geholt hat, wurde das verflixte zweite Jahr nach dem Aufstieg als Anzeichen dafür genommen, dass Bremen möglicherweise gegen den Abstieg kämpfen könnte. Nach zwölf Spieltagen steht das Team jedoch auf dem 12. Platz und kann zufrieden sein.
Jiri Pavlenka ist nicht mehr die unumstrittene Nummer eins der Werderaner und wird die Bremer im Sommer nach Vertragsende oder sogar schon im Winter verlassen, um noch eine kleine Ablösesumme zu erhalten. Der Tscheche wurde bereits von Michael Zetterer abgelöst, aber ich würde ihn lieber als Backup für einen neuen Torhüter einplanen.
Anstelle von Bremen würde ich versuchen, Nick Olij von Sparta Rotterdam als Torhüter zu verpflichten. Der 28-Jährige hat in dieser Saison bereits dreimal zu Null gespielt und nur 18 Gegentore kassiert. Er stammt aus der Jugend von AZ Alkmaar und ist über zwei Zwischenstationen in den Niederlanden im vergangenen Sommer bei Rotterdam gelandet. Seine Stärke sind definitiv seine starken Reflexe. Bei Schüssen, bei denen andere Torhüter bereits geschlagen wären, reagiert er schnell und fischt den Ball herausragend heraus. Das erinnert stark an Pavlenka. Warum also nicht mit dem Stammtorwart der letzten Jahre weitermachen? Der klare Vorteil von Olij ist sein gutes Passspiel, möglicherweise sogar überragendes Passspiel, was den Aufbaumöglichkeiten des Teams von Ole Werner völlig neue Optionen eröffnet. Besonders bei langen Pässen über 40 Meter kommen fast die Hälfte aller Pässe an. Damit wäre er sofort unter den besten Torhütern der 1. Liga vertreten.
14. 1. FC Heidenheim
Von vielen wird natürlich der VfB Stuttgart als Überraschungsmannschaft der Liga benannt, jedoch sollte man auch den 1. FC Heidenheim auf dem Zettel haben. Nur die wenigsten werden geglaubt haben, dass die von Frank Schmidt gecoachte Mannschaft zu diesem Zeitpunkt der Saison so gut da steht. Die Spielphilosophie beruht sehr auf den Eigenschaften Kampf, Athletik und Physis, was man auch daran erkennt, dass Heidenheim bei der Laufdistanz aller Bundesligisten Erster ist und man sich bei Sprints und intensiven Läufen nur hinter dem VfL Wolfsburg einreihen muss.
Mannschaft
Laufdistanz in km
1. 1. FC Heidenheim
1593
2. TSG 1899 Hoffenheim
1587,9
3. 1. FC Köln
1565,5
4. VfL Wolfsburg
1556,2
5. 1. FSV Mainz 05
1548,9
(bundesliga.com)
Offensiv läuft bei Heidenheim viel über Jan-Niklas Beste, der Bremer Leihgabe Eren Dinkçi und Tim Kleindienst. Auch dahinter gibt es noch Optionen wie Marvin Pieringer. Jedoch ist man in der Innenverteidigung sehr dünn besetzt und dort könnte man vielleicht noch einen Spieler an die Brenz holen.
Kenneth Schmidt schafft es in der laufenden Saison nicht auf sonderlich viel Spielzeit in Freiburg zu kommen und sollte per Leihe eine Option für Clubs wie Heidenheim sein. In seinen Einsätzen in der Bundesliga und sogar im Europapokal gegen Juventus Turin war die Passquote des U-Nationalspielers im Schnitt bei ca. 89 %. Außerdem wäre er Linksfuß und passt somit neben Innenverteidiger Patrick Mainka. Sonst bringt Schmidt auch noch eine gute Athletik mit und kann die Tempodefizite der restlichen Viererkette ausgleichen. Die Leihe wäre ein Win-Win-Win-Deal, da Heidenheim einen jungen aufstrebenden Verteidiger bekommt, der Spieler auf Top-Niveau eine Chance bekommt und Freiburg zur Saison 2024/25 einen Schmidt mit einem halben Jahr mehr Bundesligaerfahrung, der Manuel Gulde mittelfristig ersetzen kann, zurückbekommt.
15. 1. FC Köln
Der 1. FC Köln musste im Sommer eine der herausforderndsten Transferphasen in der Vereinsgeschichte verkraften. Eine der größten Vereinslegenden, Jonas Hector, beendete seine Karriere. Ellyes Skhiri, einer der Schlüsselspieler des „Effzehs“, verließ den Verein, und auch Timo Horn, eine wichtige Persönlichkeit in der Kabine, ging. Diese Spieler wurden durch Leart Paqarada (ehemals FC St. Pauli), Jacob Christensen (ehemals FC Nordsjælland) und Philipp Pentke (TSG 1899 Hoffenheim) ersetzt. Abgesehen von diesen drei Neuzugängen hat bislang keiner der Neuverpflichtungen vollkommen überzeugt.
Der 1. FC Köln muss insbesondere im Angriff nachlegen und verfügt im Winter über etwa 4 Millionen Euro, da der Kader auch ausgedünnt werden und dies das Budget erhöhen soll. Ein Stürmer neben Davie Selke wird gesucht, da sein Backup Steffen Tigges in dieser Saison noch kein Tor erzielt hat. Man könnte auf das Sturm-Talent Justin Diehl setzen, jedoch gibt es intern Streitigkeiten, da Diehl seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern möchte und er es sich dadurch offenbar mit Trainer Steffen Baumgart verscherzt hat.
Köln sollte also einen neuen Stürmer verpflichten, und der Name Dennis Eckert Ayensa muss in Köln diskutiert werden. Der aktuelle Torjäger des belgischen Erfolgsvereins Union St. Gilloise spielte bereits in der Jugend beim „Effzeh“, bevor er über Aachen, Gladbach, Celta Vigo, Excelsior Rotterdam und Ingolstadt in Belgien landete. Der gebürtige Bonner könnte eine ideale Lösung für das Offensivproblem der Kölner sein, da er ein vielseitiges Profil mitbringt. In der laufenden Saison hat er bereits acht Tore wettbewerbsübergreifend erzielt und zudem ein weiteres Tor vorbereitet. Aufgrund seines Spielprofils könnte er perfekt neben Davie Selke spielen, da er sowohl spielerisch eingebunden werden kann als auch allein in der Spitze agieren kann. Interessant ist auch, dass er seine erwarteten Tore (npxG) weder über- noch unterperformt, was ein Hinweis darauf sein kann, dass Eckert Ayensa seine aktuellen Leistungen beibehalten kann. Es bleibt jedoch fraglich, ob der 1. FC Köln überhaupt noch eine Chance hat, den 26-jährigen Senkrechtstarter, zu dem klare Parallelen zu Deniz Undav bestehen, zu verpflichten. Es ist auch vorstellbar, dass Vereine wie Wolfsburg, Gladbach oder Frankfurt ebenfalls Interesse haben. Der anvisierte Preis von 3 bis 5 Millionen Euro würde immerhin perfekt zum Budget des 1. FC Köln passen.
📍Dennis Eckert Ayensa, very good season with @UnionStGilloise yet!
ℹ️ 16 matches/ 8 goals/ 1 assist
➡️ Several clubs from the Bundesliga, 🇫🇷 and 🇪🇸 inquired about him ➡️ Price tag: €3-5m!
Ähnlich wie der 1. FC Heidenheim überrascht auch der zweite Aufsteiger in dieser Saison. Der SV Darmstadt steckt zwar tief im Abstiegskampf, aber die Frage ist, wer Darmstadt nicht als abgeschlagenen Tabellenletzten zu diesem Zeitpunkt der Saison gesehen hat.
Die besten Torschützen der Lilien in dieser Saison sind Tobias Kempe, Marvin Mehlem und Tim Skarke. Sie alle sind keine Stürmer und können Philipp Tietz, der im Sommer zum FC Augsburg gewechselt ist, nicht ersetzen. Außerdem befindet sich Darmstadt mit 14,88 erzielten Toren (regulär 15) auf dem letzten Platz in der xG-Tabelle. Wenn Darmstadt als absoluter Außenseiter in der Liga bleiben will, muss das Team in dieser Statistik eine deutliche Überleistung zeigen. Hier könnte es hilfreich sein, einen treffsicheren Stürmer nach Südhessen zu holen.
Mannschaften
Tore (real erzielt)
xG
15. 1. FSV Mainz 05
12
16,25
16. 1. FC Heidenheim
18
15,94
17. 1. FC Union Berlin
12
15,25
18. SV Darmstadt 98
15
14,88
(understat.com)
Welche Qualitäten sollte ein neuer Stürmer unbedingt mitbringen? Kopfballstärke, Präsenz im Strafraum und ein gewisses Tempo, das gut zum Spielstil von Darmstadt passt. Zuerst dachte ich an Lucas Alario, bei dem man eine mögliche Leihe hätte anfragen können, aber es ist anzunehmen, dass er bei Eintracht Frankfurt ein zu hohes Gehalt bekommt. Deshalb bin ich auf Sebastian Polter gekommen. Er hat eine ähnliche körperliche Statur wie Phillip Tietz, ist stark in der Luft und kennt den Abstiegskampf aus seiner Zeit in Bochum. In der Saison 2021/22 hat er sogar zweistellig getroffen und könnte das Defizit auf der Position des Mittelstürmers beheben.
Das soll er mitbringen! – 52,9 % gewonnen Kopfballduelle und ein solider npxG sprechen für den Noch-Schalker (fbref.com)
17. 1. FSV Mainz 05
Hätte man vor der Saison jemandem gesagt, dass Bo Svensson die Saison bei Mainz nicht fortsetzt, hätte wahrscheinlich der Großteil dies als Witz betrachtet. Aber nein, inzwischen ist Jan Siewert Trainer der 05er und man muss sich nach einem der schwächsten Saisonstarts seit Jahren nach unten orientieren. Jetzt beginnt eine neue Ära in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt mit einem neuen Trainer. Siewert wird vermutlich zunächst bis zur Winterpause den Cheftrainerposten bekleiden und dann werden die Bosse Martin Schmidt und Christian Heidel entscheiden, ob man Siewert fest anstellt oder U19-Erfolgscoach Benjamin Hoffmann befördert.
Kadertechnisch ist klar, dass es in der Innenverteidigung während der laufenden Saison häufig verletzungsbedingt zu Rotationen gekommen ist, was zu einem erheblichen Qualitätsverlust in der gesamten Defensive geführt hat. Dann holte man Josuha Guilavogui vom freien Markt als Reaktion auf die Verletzung von Hanche-Olsen. Allerdings verletzte sich der ehemalige Wolfsburger direkt im ersten Spiel und man war wieder unterbesetzt. Im Winter muss man sich also verstärken:
Die Scouts des 1. FSV Mainz 05 sollten auf jeden Fall den südkoreanischen Markt im Auge behalten und Ju-sung Kim vom FC Seoul beobachten. Der linke Fuß des 22-jährigen Nationalspielers Südkoreas wäre wahrscheinlich sofort als linker Halbraumverteidiger in der Dreierkette der Mainzer gesetzt und könnte auch zur Weiterentwicklung des Mainzer Spiels beitragen, da er aufgrund des ballbesitzorientierten Spiels des FC Seoul genau weiß, wie man als Mannschaft mit dem Ball agiert. Dies zeigt sich insbesondere in seiner beeindruckenden Passquote von 91 Prozent und seiner starken Leistung von rund 60 Prozent bei langen Bällen, die im Spiel des FSV essenziell werden könnten. Kim verfügt auch über eine ordentliche Geschwindigkeit, was er als Ersatz für Leitsch definitiv mitbringen muss.
Ju-sung Kim: Gutes Passspiel, könnte aber bei der Progressivität noch zulegen (datamb.com)
18. 1. FC Union Berlin
Union Berlin ist die Überraschungsmannschaft der Bundesliga, wie immer: Allerdings dieses Mal im negativen Sinne. Urs Fischer ist nicht mehr Trainer der Köpenicker und der Kroate Nenad Bjelica ist sein Nachfolger. Fragen, ob jetzt ein Umbruch bevorsteht und ob Oliver Ruhnert über den Sommer in Berlin bleibt, beschäftigen den Club aus der Hauptstadt.
Was den mvpclub hier besonders beschäftigt ist, was Union im Januar auf dem Transfermarkt vorhat. Nachdem man sich erstmals seit Max Kruses Abgang mit Brenden Aaronson, einem kreativen Mittelfeldspieler von Leeds United, verstärkt und dieser bisher nicht überzeugt hat, sollte man zuerst über das Ende der Leihe des US-Amerikaners verhandeln und anschließend einen Ersatz verpflichten.
Der gefundene Ersatz und Unterschiedsspieler ist kein Unbekannter auf unserer Website. Vor etwa neun Monaten habe ich Mainz 05 diesen Spieler empfohlen und jetzt sollte er endlich den UD Almería in Richtung Bundesliga verlassen. Lucas Robertone ist der ideale Spieler für Union Berlin. Die Stürmer haben meiner Meinung nach die nötige Qualität, bekommen aber viel zu wenig Gelegenheiten, da die Bälle fast ausschließlich vom Flügel in die Box gelangen und Union nach Jahren des gleichen Offensivkonzepts einfach zu vorhersehbar ist. Robertone würde dem Offensivspiel der Eisernen ein ganz neues Element bringen und das Mittelfeld in ihrer Chancenerstellung auf ein anderes Level heben. Bei Almería ist er der mit Abstand beste Offensivspieler, und auch im europäischen Vergleich brauch sich der Argentinier nicht zu verstecken (Top 1 % bei Assists). Robertone passt außerdem gut ins System von Union, da er trotz seiner schwächeren Statur sehr engagiert gegen den Ball arbeitet.
Robertone etwas detaillierter – im Raumgewinn etwas schwächer, aber im letzten Drittel sollte er Union auf jeden Fall helfen (fbref.com; fbcharts)
Stellt euch vor, ihr seid der Vorstand eures Lieblingsvereines. Ihr seid ein Verein im unteren Drittel der Tabelle und wollt euren Club endlich nach oben führen. Klingt nach einem klassischen Fußball-Manager-Szenario, aber man kann es auch auf die Realität beziehen. Im modernen Fußball ist es völlig normal ein Scoutingsystem aufgebaut zu haben oder ein Team zur Analyse zu haben. Ein ausgebautes Trainerteam und auch eine Sportdirektion sind eigentlich bei jedem Verein gegeben. Aber eine Sache ist essenziell, um sich nach oben zu arbeiten — besser als alle anderen arbeiten, scouten, trainieren oder analysieren.
Scouting
Wenn man sein Scouting-Netzwerk aufbaut, sind vorrangig drei Sachen wichtig: Gutes Personal, ein Netzwerk bzw. Kontakte und Video- und Datenprogramme und Ziele, die der Verein/Scoutingabteilung erreichen wollen.
Zum guten Personal ist erst einmal zu erwähnen, dass man entweder sehr talentierte junge oder erfahrene Scouts mit guter Trefferquote zum Verein holen sollte. Ebenfalls ist es dabei wichtig, die Aufgaben nicht auf Einzelpersonen zu zentrieren, sondern eine klare Aufgabenteilung implementiert, damit sich intensiver mit den jeweiligen Terminen bzw. Spielen, Spielern und Berichten beschäftigt werden kann. Hier muss man also sowohl ein gutes Maß an Qualität als auch Quantität finden. Wenn man dann sein Personal gefunden hat, muss auch gegeben sein, dass diese ein gewisses Netzwerk mitbringen, um den Einstieg effizienter gestalten zu können. Ein erfolgreiches Konzept ist es, vordergründig im Ausland nach Spielern zu suchen, anstatt immer in den eigenen Gewässern zu bleiben.
Ein weiterer nicht zu missachtender Faktor sind Video- und Datenanalyseprogramme, die jeder Verein haben und die Infrastruktur in dem Bereich auch ausbauen sollte, um den Scouts optimale Arbeitsbedingungen bieten zu können. Zwischen Verein und Scoutingabteilung muss klar kommuniziert werden, welche Ziele man erreichen will. Damit gemeint sind sowohl wirtschaftliche als auch sportliche Ziele. Der beliebteste Weg, den Vereine einschlagen, ist es, junge Spieler zu scouten und zu verpflichten, die das Wirtschaftliche mit dem Sportlichen verbinden. Aber auch bei erfahreneren Spielern ist es jedem Verein geraten, seine Scouts zu entsenden, um zu prüfen, ob solche Spieler die gewünschten Profile erfüllen können. Eine beliebte Methode, um eine grobe Vorstellung zu bekommen, wie man Ziele erreicht, sind Schattenkader.
Ein Schattenkader ist eine beliebte Methode, um eine grobe Vorstellung davon zu bekommen, wie man bestimmte Ziele erreichen kann. Sie bezieht sich auf eine Gruppe von Spielern, die potenziell in das gewünschte Profil des Vereins passen und als Verstärkungen betrachtet werden. Diese Spieler werden vom Scouting-Team intensiv beobachtet und überwacht, um sicherzustellen, dass sie die gewünschten Fähigkeiten und Eigenschaften besitzen.
Analyse
Genau wie im Scouting spielt auch das Personal in der Analyseabteilung eine große Rolle, da Fußballfachmänner benötigt werden, die einen umfassenden Überblick über das Spiel haben und klar erkennen können, was gut im eigenen Spiel funktioniert und was nicht. Außerdem sollten sie über eine gute Weitsicht verfügen und im Vorfeld Berichte über kommende Gegner erstellen, um die Mannschaft optimal auf das nächste Spiel vorbereiten zu können. Es ist auch wichtig, dass ein enger Austausch mit dem Trainerteam stattfindet, um potenzielle Fehler zu beheben und die Mannschaft auf kommende Gegner vorzubereiten.
Nicht nur beim Scouting sind Daten- und Videodienstleister erhebliche Faktoren für Erfolg im Fußball. Die Analyseabteilung benötigt gute Videos und Daten, um ihre Analyse vorbereiten zu können. Da sollte ein Verein also nicht daran sparen, weil hier ein hoher Preis auch hohe Qualität verspricht.
Vereinsführung/Sportdirektion
Natürlich muss ein Verein auch von oben gut geführt werden. Letztlich ist ein Fußballverein neben der sportlichen Aktivitäten auch ein wirtschaftliches Unternehmen. Man sollte also erfolgreichen Fußball auf weite Sicht spielen und am besten schwarze Zahlen schreiben.
Besonders der Teil, der für die Kaderplanung und Verpflichtung neuer Spieler verantwortlich ist, sollte heutzutage einen modernen Blick auf den Fußball haben, für einen Tipp aus der Scoutingabteilung bereitstehen und gutes Verhandlungsgeschick bei neuen und internen Spielern beweisen. Auch hier spielen Kontakte, die im Fußball das A&O sind, eine große Rolle, vor allem, wenn man sich als Verein weiterentwickeln möchte.
Trainerteam
Wenn dann die ganze gute Arbeit von allen bisher genannten Abteilungen geleistet wurde, sollte das Trainerteam diese in guten Fußball auf dem Rasen ummünzen. Auch hier heißt es natürlich, dass man einen qualitativen Fußballdenker an der Seitenlinie haben sollte, der eine Vision des Fußballs mitbringt und die Entwicklung des Clubs voranbringt. Taktisch sollte er auch zum modernen Fußball passen und die Mannschaft darauf einstellen, die Beste zu sein. In Sachen Menschenführung sollte der Trainer allerdings auch nicht inkompetent sein, weil es nichts bringt nur eine gute Vision zu haben, wenn die Mannschaft nicht als Einheit fungiert und die PS nicht auf die Straße bringen kann. Abgerundet sollte ein guter Trainer von Assistenten sein, die ihn bei seinen Traineraktivitäten zur Seite stehen.
Brighton und Lens machen’s vor!
Um mal zwei prominente Beispiele zu nennen: Brighton & Hove Albion aus der Premier League und RC Lens aus der Ligue 1 fallen als Namen regelmäßig, wenn über gute Arbeit gesprochen wird. Von einem durchschnittlichen Verein, der auch immer mal Richtung Tabellenkeller schauen musste, stabilisierten sich beide Teams und schafften im vergangenen Jahr sogar den Sprung zu den Top-Teams der jeweiligen Ligen.
Brighton setzt inzwischen neue Standards mit Scouting. Auf Twitter (bzw. mittlerweile „X“) schreiben einige User inzwischen bei guten Transfers sogar „Brighton Level Scouting“. Sie vereinen allerdings auch ein Team herausragender Scouts, die es schaffen, Spieler auf einem Level mit den Top-8 der Premier League zu messen und das mit deutlich geringeren finanziellen Möglichkeiten als die Konkurrenz. In Südamerika (besonders Ecuador und Argentinien), Asien und kleinen europäischen Ländern (Irland oder Belgien) schafft man es, die besten Talente früh zu entdecken und gibt ihnen dann in der besten Liga der Welt direkt eine Chance sich zu beweisen. Mit Roberto De Zerbi hat man es meiner Meinung nach sogar noch mal geschafft zu Graham Potter zu upgraden. Der Italiener lässt mit Xabi Alonso von Bayer Leverkusen den aufregendsten Fußball Europas zu spielen.
Auch der RC Lens arbeitete sich stark nach oben. Mit Lois Openda und Nathan Medina hatte man im vergangenen Jahr absolute Stars in der Ligue 1. Bekanntermaßen hat Openda Lens in Richtung Leipzig verlassen. Jedoch konnte man Medina halten, der statistisch gesehen einer der besten Innenverteidiger Europas ist. Lens ist eher ein Beispiel mit gutem Inlandsscouting, wenn man beispielsweise auf den Transfer von Elye Wahi schaut, der bekanntlich auch mit Eintracht Frankfurt in Verbindung gebracht wurde. Allerdings steht der Club nach einem miserablen Saisonstart, bei dem auch viel Pech dabei war, nur auf Platz 17. Allerdings bin ich mir sicher, dass der Turnaround gelingt und Lens auch in diesem Jahr eine gute Saison spielen wird.
Es wird die Wichtigkeit einer umfassenden strategischen Herangehensweise im modernen Fußball deutlich, die über das Spielen auf dem Feld hinausgeht. Dazu gehören effizientes Scouting, fundierte Analysen, kluge Vereinsführung und ein kompetentes Trainerteam. Beispiele wie Brighton & Hove Albion und RC Lens zeigen, wie diese Prinzipien in der Praxis erfolgreich angewendet werden können. Insgesamt wird immer deutlicher, dass der moderne Fußball eine ganzheitliche Herangehensweise erfordert, um erfolgreich zu sein.
Am 24. März gab der FC Bayern München bekannt, sich von Julian Nagelsmann zu trennen und dies mit völligem Unverständnis Fußball-Deutschlands. Man war noch in allen Wettbewerben vertreten – der Kampf um den Meistertitel war zwar offener als sonst, aber der FC Bayern war natürlich trotzdem der Favorit.
Am 19. April, knapp vier Wochen später, spielt man mit dem neuen Trainer Thomas Tuchel nur noch um den Meistertitel, da man im DFB-Pokal am SC Freiburg und in der Champions League an Manchester City scheiterte. Der FC Hollywood ist zurück und es wird ein Umbruch im Sommer geben müssen, um auf nationaler und internationaler Ebene erfolgreich zu bleiben.
Trainer und Spielsystem
Tuchel war nicht das erste Mal auf der Liste des Rekordmeisters. 2018 klappte es einst nicht, den FIFA-Welttrainer von 2021 an die Isar zu holen. Tuchel ist ein ehrgeiziger Trainer, dem es gelingt, Spieler zu entwickeln und gut in der Kabine anzukommen. Außerdem kennt er es von Paris Saint-Germain bestens, mit Stars zusammenzuarbeiten, die in der Vergangenheit sogar gelegentlich von Tuchel schwärmten. Eine weitere Stärke von ihm ist seine Flexibilität bei der Taktikausrichtung. Er bringt zwar eine Spielidee mit, kann diese aber gut an den Kader anpassen. Mal wird auf Ballbesitz- oder Umschaltfußball mit hohem Pressing und gemeinsamen nach Vorn verteidigen gesetzt. Gerade beim FC Bayern ist das wichtig, da man am Wochenende vielleicht gegen einen mittelklassigen Bundesliga-Club spielt und unter der Woche eine Top-5 Mannschaft wartet. Im Vergleich zu Julian Nagelsmann muss man aber sagen, dass Tuchel noch ein wenig mehr auf Kontrolle setzt und weniger Fehler zulassen möchte. Ebenfalls ist es dem Trainer wichtig, dass Stars des Gegners schwer ins Spiel finden.
Beim Rückspiel des CL-Viertelfinales gegen Manchester City macht Bayern das Mittelfeld eng, doppelt den Ballführenden, presst und versucht mit hoher Defensivlinie den Ball zu gewinnen. Außerdem wird Erling Haaland gut aus dem Spiel genommen. (Quelle: https://youtu.be/W7Apbr0ol6E)
Seit dieser Saison wechselt der FC Bayern immer mal wieder zwischen Dreier- und Viererkette hin und her. Unter Tuchel wurde zuletzt eher auf die Viererkette gesetzt. Jedoch hoffe ich, dass sich nach dem Umbruch im Sommer ein 3-4-3 langfristig durchsetzt, da der Kader der Münchner für diese Formation gemacht ist. Im Ballbesitz würde einer der beiden Außenverteidiger invers werden. Dabei wird das Spielfeld in der Mitte enger, eine Raute im Mittelfeld entsteht und gibt den Flügeln mehr Platz. Ein Flügelspieler rutscht zudem ins offensive Mittelfeld und ein Außenverteidiger rutscht in die Offensivreihe.
1: Grundformation; 2: Im Ballbesitz (natürlich können die Seiten, die nach vorn oder zentral gehen, auch wechseln); 3: gegen den Ball (Quelle: sharemytactics.com)
Der aktuelle Kader
Torwart
Ein Weltklassetorwart, der nicht Manuel Neuer heißt, steht aktuell beim deutschen Rekordmeister zwischen den Pfosten: Yann Sommer kam im Winter für den verletzten Neuer. Sommer ist außerdem aktuell auf dem besten Wege, Neuer auch langfristig abzulösen und eine neue Rangordnung im Bayern-Tor zu schaffen. Sommer ist auf der Linie absolute Weltklasse und ein sicherer Rückhalt für den FC Bayern. Manuel Neuer muss das erste Mal um seinen Platz bangen. Nachdem der mehrfache Welttorhüter sich im Skiurlaub verletzt hatte, wird er, wenn er wieder fit ist, sich seinen Stammplatz zurück erkämpfen müssen, da er das erste Mal auf Gegenwind beim FC Bayern trifft. Torwart Nummer drei und vier sind Sven Ulreich und Johannes Schenk. Beide werden keine Rolle spielen, sind aber für die Kaderbreite essenziell.
Außenverteidiger
Auf der Rechtsverteidigerposition ist der FC Bayern München in meinen Augen ziemlich überbesetzt. Aktuell können fünf Spieler diese Position begleiten, wobei ich Pavard ab dem Sommer eher in der Zentrale einorden möchte.
João Cancelo kam in Winter per Leihe von Manchester City und konnte bis jetzt nur in einem System mit Wingbacks überzeugen. Dort kann der Portugiese mit seiner Spielintelligenz, seinem Tempo und seinen überragenden Flanken glänzen, was er bei seinem Debüt im Pokal gegen Mainz Anfang Februar direkt unter Beweis stellte. Man kann einfach sagen: Wenn Cancelo spielt, hat man einen Offensivmann mehr. Der FC Bayern hat eine Kaufoption im Wert von 70 Millionen Euro. Eine Stärke des 28-Jährigen ist auch noch, dass er auf beiden Seiten spielen kann.
Noussair Mazraoui hat in dieser Saison leider viel zu sehr mit Verletzungen zu kämpfen. Wenn er allerdings spielt, glänzt er mit starken Leistungen. Er kann sowohl offensiven als auch defensiven Input liefern. Eine große Stärke von Mazraoui ist definitiv sein gutes Passspiel. Seine Passquote von 85,1 %, die in den Top 8 % Europas bei Außenverteidigern ranked, ist gehobene Klasse und seine fast sechs raumgewinnenden Pässe machen Mazraoui für Tuchel bei seinem geordneten System zu einem guten Kandidaten. Leider sehe ich ihn eher als rechten Außenverteidiger und nicht als Wingback in einer Dreierkette.
Josip Stanisic schaffte es sich diese Saison wenigstens vereinzelt mal in die Rotation der Münchener zu spielen. Dies klappte zwar eher unter Nagelsmann, aber als Backup für einen der Außenverteidiger ist Stanisic wirklich gemacht. Allerdings ist er offensiv zu schlecht und diese Schwäche ermöglicht es ihm nicht auf der rechten Wingback-Position Platz zu nehmen. Ebenfalls noch im Kader: Bouna Sarr. Dieser kommt aktuell auf genau null Einsatzminuten. Eine Trennung im Sommer steht wahrscheinlich bevor.
Auf der Gegenseite hat man mit Alphonso Davies eine Lösung, die unglaubliches Tempo und gutes Dribbling mitbringt. Offensiv ist der 22-Jährige einer der besten Außenverteidiger der Welt. Mit 3,62 schusserzeugenden Aktionen und 7,44 raumgewinnenden Pässen ist er ein wichtiger Bestandteil des Bayern-Spiels. Defensiv kann er leider nicht an das Sextuple-Jahr mit Hansi Flick anknüpfen. Mit seiner Physis und Athletik kann er Schwächen im Defensivverständnis ausgleichen, ist aber trotz alledem fehleranfällig.
Fabelhafte Offensivstatistiken für einen Außenverteidiger; allerdings ist der Kanadier defensiv anfällig (Quelle: fbref.com)
Als Backup kam im Winter Daley Blind, der aktuell nicht die größte Rolle innehat. Ich denke auch, dass er für Bayern nicht mehr wichtig wird.
Innenverteidigung
Der Abwehrchef der Münchener ist seit letztem Sommer Matthijs de Ligt. Die Nummer 4 hat in meinen Augen das Potenzial, der beste Innenverteidiger der Welt zu werden. Mit Passsicherheit, Zweikampfstärke und Kopfballstärke zeichnet sich der Niederländer aus. Aber nicht nur damit ist er wichtig für den FC Bayern, da er in nur wenigen Monaten zum absoluten Führungsspieler gereift ist und zum Favoriten vieler Fans als zukünftiger Bayern Kapitän geworden ist.
Neben ihm würde in der Dreierkette Benjamin Pavard Platz nehmen, der sich in dieser Saison zu einem absoluten Weltklasseverteidiger entwickelt hat. Er strahlt aktuell eine Sicherheit und Dominanz aus, die andere Spieler im Kader Bayerns vermissen lassen. Mit fünf Treffern konnte sich der Franzose auch auszeichnen. Zum Zeitpunkt der aktuellen Krise kann man sogar behaupten, dass er einer der torgefährlichsten Akteure im Kader ist.
Ebenfalls stark ist eigentlich Dayot Upamecano. Leider ist der 24-Jährige immer noch zu fehleranfällig, um in Sphären, wie de Ligt oder Pavard zu kommen. In der Champions League passierten ihm gegen Manchester City folgenschwere Fehler und die muss er schnell aus seinem Spiel loswerden, sonst wird er nie das absolute Top-Niveau erreichen. Aber eine Sache, die man ihm lassen muss – er ist in meinen Augen der beste Verteidiger bezüglich Zweikämpfen. Er trennt viele Angreifer immer fair vom Ball. Dabei befindet er sich sogar in den Top 9 % der Innenverteidiger in Europas Top-Ligen. Dabei trägt er nicht nur zuletzt dazu bei, dass Bayern die meisten Zweikämpfe der Liga gewinnt.
Gewonnene Zweikämpfe in der aktuellen Saison (Quelle: bundesliga.com)
Ebenfalls im Kader ist der verletzungsgeplagte Lucas Hernandez. Wenn er spielt, macht er immer einen guten Job. Aber der 80 Millionen Euro Transfer hat sich einfach nicht ausgezahlt. Dafür kann weder der Spieler noch der Verein etwas, aber ich halte es für möglich, dass ein Transfer im Sommer anstehen könnte.
Mittelfeld
Joshua Kimmich ist das Gehirn des Bayern-Spiels und ist im defensiven Mittelfeld ein gesetzter Stammspieler. Er ist einer der besten Mittelfeldspieler der Welt und lenkt das Spiel, wie z. B. Toni Kroos, der ihm vom Spielertyp extrem nahekommt. Für mich sind Kroos und Kimmich die zwei besten Passspieler der Welt und das kann man auch mit Statistiken belegen: Joshua Kimmich liegt in den Top 2 % der Mittelfeldspieler im Hinblick auf Passvolumen, spielt also mit die meisten Pässe pro 90 Minuten in ganz Europa. Auch die raumgewinnenden Pässe (9,95 pro 90 Minuten) sind oberstes Niveau. Ebenfalls kann der 28-Jährige aus dem Mittelfeld sehr gut Schussaktionen erzeugen (Top 3 % in Europa). Defensiv sticht er nur bei abgefangenen Bällen heraus, da er dort mit seinem guten Stellungsspiel seine fehlende Größe und Physis ausgleicht. Allerdings gehört er für mich nicht auf die „6“, sondern eine Reihe nach vorn. Man gibt ihm dann zwar wieder mal, was er will, aber um erfolgreichen Fußball zu spielen, muss man Kimmichs Qualität maximal ausschöpfen und das geht meiner Meinung nach nicht, wenn er der defensive Motor im Mittelfeld ist.
Neben Kimmich nimmt meistens Leon Goretzka, der gleichzeitig auch sein Partner beim DFB ist, Platz. Goretzka geht gerne, wie Kimmich auch, in die Offensive. Da ist er auch wirklich stark und kann immer wieder Impulse setzen. Leider fehlt es beim Goretzka & Kimmich Mittelfeld an Absicherung und einer von beiden wirkt oft, meistens Goretzka, wie ein Fremdkörper, da beide den Ball benötigen, um dem Spiel ihre Handschrift zu verleihen. Goretzka ist eher Box-to-Box-Mittelfeldspieler als „Sechser“.
Goretzkas Statistiken sehen fabelhaft aus. Der Eyetest kann diese aber meistens nicht bestätigen. (Quelle: fbref.com)
Ryan Gravenberch kam im Sommer für 18,5 Millionen Euro als Riesentalent von Ajax Amsterdam. Viele Fans freuten sich und prognostizierten eine große Rolle für den talentierten Niederländer. Bis jetzt passt es aber irgendwie nicht zwischen dem 20-Jährigen und dem deutschen Rekordmeister. In der Liga kommt er immer nur zu Kurzeinsätzen und kann im Spiel nicht viel Einfluss gewinnen. Vom Talent und der schon aktuellen Qualität hat er aber das Bayern-Format. Er muss nur einfach mal die Chance erhalten. Für einen detaillierten Scoutingbericht zu Ryan Gravenberch checkt Raiks „One to Watch: Ryan Gravenberch“ ab.
Der teuerste Spieler im Kader der Bayern ist Jamal Musiala und das auch völlig zurecht. Ihm beim Spiel zuzuschauen ist einfach besonders und „Bambi“ ist mit Florian Wirtz das beste deutsche Talent, was es aktuell gibt. Im Eins gegen Eins ist der 20-Jährige kaum zu verteidigen und erinnert dort an Lionel Messi. Auf engem Raum schafft er es, seine Verteidiger aussteigen zu lassen. Dabei hilft ihm auch der perfekte Mix aus Tempo und Balance, der ihn zu so einer „Dribbelmaschine“ macht. Oft hat er auch ein gutes Gefühl für Pässe in die Tiefe. Ihm gelangen nicht ohne Grund zu seinen herausragenden elf Treffern schon neun Vorlagen, weil er seine Mitspieler effektiv einsetzen kann. Im Abschluss muss sich Jamal Musiala allerdings noch steigern. Oft lässt er noch Großchancen liegen. Ich traue ihm jedoch zu, dass er die Kaltschnäuzigkeit entwickelt und sehe schon, wie er jedes Jahr 15 oder mehr Tore schießt.
Musiala lässt hier mit seinem Solo FÜNF Wolfsburger aussteigen, hat die Möglichkeit seinen Teamkollegen einzusetzen. Er entscheidet sich für den eigenen Abschluss und trifft zum zwischenzeitlichen 4:1 für Bayern. (Quelle: https://youtu.be/JNpnUxV6E80)
Außerdem noch im Kader hat man mit Paul Wanner ein großes Talent in den eigenen Reihen, welches immer mal zu Einsätzen kommt. Dazu wurde Arijon Ibrahimovic in die erste Mannschaft hochgezogen. „Bayerns Ibra“ wird aber kurz- und mittelfristig nicht zu Einsätzen kommen.
Flügelposition
Kingsley Coman ist der einzige Münchner Flügelspieler, der konstant gute Leistungen bringt. Problem bei ihm ist aber, dass er oft wegen Verletzungen zurückgeworfen wird und nie zur absoluten Weltklasse aufschließen kann. Wenn er in Form kommt, trifft er jedoch konstant und müsste der einzig sicher gesetzte Flügel der Bayern sein. Er ist eher eine Art klassischer Flügelspieler, der auch wirklich an der Außenlinie das Feld breit macht. Das Ziel Comans ist es, mit guten Dribblings, gezielten Läufen oder mit Tempo und Steil-Klatsch-Situationen hinter die Linie zu kommen.
Hier gelingt es Coman mit einem guten Lauf von Sané gefunden zu werden und den 4:0 Zwischenstand gegen den BVB zu erzielen. Sané bereitet das Tor perfekt vor. (Quelle: https://youtu.be/J4-pF5brBO4)
Über Sadio Mané möchte ich nicht viel sagen, da er für mich die größte Enttäuschung und der Flop der Bundesliga-Saison 2022/23 ist. Er wird nach dem Kabineneklat mit Leroy Sané Bayern wieder verlassen müssen. Bei Leroy Sané bin ich hingegen etwas optimistischer. Er könnte ein X-Faktor im System Tuchels werden, da er nicht nur, wie Coman an der Linie kleben kann. Er kann auch eine inverse Rolle übernehmen und im alten Robben-Style in die Mitte ziehen – wie im obigen Bild bei Comans Tor gegen Dortmund. Sané ist zudem einer der besten Dribbler der Liga und nimmt mit 61 %-Quote bei erfolgreichen Dribblings auf Platz drei der Bundesliga platz.
Sané sucht das Eins-gegen-Eins gerne und nimmt so Einfluss aufs Offensivsspiel. (Quelle: sofascore.com)
Mein nächstes Sorgenkind neben Sadio Mané ist Serge Gnabry. Der Nationalspieler traf zwar schon neunmal in der Liga, aber stand zuletzt häufig in der Kritik, weil er einfach zu oft abtaucht. Tuchel setzte ihn sogar teilweise als „falsche Neun“ ein, aber auch hier kommt Gnabry nicht in Tritt.
Sturm
Thomas Müller ist auch im Jahr 2023 und dem gefühlt tausendsten Trainer bei den Bayern gesetzt. Allerdings lässt sein Impact immer mehr nach und ist auch ein Sorgenkind meinerseits. Müller kann aber nach wie vor gut mit dem Rücken zum Tor agieren und passt somit am besten ins bayrische Offensivspiel. Wenn er wieder seine Form findet, wird Müller den Sorgenkindstatus bei mir wieder verlieren.
Mathys Tel ist einer meiner Lieblingsspieler im FC Bayern Kader und hat in meinen Augen mehr Spielzeit verdient. Diese Meinung wird zum einen durch die beste Torfrequenz der Liga (alle 85 Minuten ein Tor) begründet, hat aber nicht nur damit zu tun. Der 17-jährige Franzose ist extrem vielseitig einsetzbar (Flügel und Sturmspitze) und hat Anlagen ein Weltklassespieler zu werden. Der Teenager ist physisch stark und schon sehr weit für sein Alter und kann seine Gegenspieler mit seinem Tempo überpowern. Aber auch in typischen Stürmerdisziplinen, wie dem Eins gegen Eins und mit dem Rücken zum Tor, agiert Tel stark und strahlt Gefahr aus. Sein Kopfballspiel muss sich als Stürmer noch verbessern, da er seine 1,83 m besser einsetzen könnte. Dann wäre er eine Allzweckwaffe, wie z. B. ein Kylian Mbappé.
Tel trifft eigentlich immer, wenn er spielt. Also sollte Tuchel ihm mehr Spielzeit geben. (Quelle: sofascore.com)
Der meistens gesetzte Spieler im Münchener Sturm ist in diesem Jahr Eric Maxim Choupo-Moting. Er ist nach Jamal Musiala mit 10 Treffern der zweiterfolgreichste Münchener in der Saison 2022/23. Normalerweise sollte „Choupo“ aber nur Backup sein, da er in dieser Rolle bei Tuchel schon bei PSG glänzte.
Ausblick auf den Sommer
Wie schon zu Beginn erwähnt, wird es beim FC Bayern zu einem Umbruch im Sommer kommen müssen. Der FC Bayern muss vorrangig klare Transferziele in Angriff nehmen, aber müssen sich zuerst um Leihrückkehrer und Abgänge kümmern.
Alexander Nübel kommt nach einer eineinhalb Jahre langen Leihe beim AS Monaco zurück an die Isar, wird den Verein aber womöglich direkt wieder verlassen. Die Nübel-Personalie hängt auch mit Neuer zusammen und vielleicht öffnet sich für ihn dann eine Tür, um bei Bayern zu bleiben.
Auch Bright Arrey-Mbi kehrt im Sommer von Hannover 96 zurück. Der junge Innenverteidiger ist bei seinem Leihklub gesetzt, aber eine weitere Leihe oder sogar ein Verkauf wird unausweichlich sein.
Gabriel Vidovic ist derzeit an Vitesse Arnheim verliehen. Dort scorte er in 28 Spielen viermal. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er danach erneut verliehen wird.
Verliehen ist auch Marcel Sabitzer, und zwar an Manchester United. Dort hat er einen Platz gefunden und kommt zu Einsätzen. Eine feste Verpflichtung ist auf jeden Fall möglich. Eine Kaufoption gibt es nicht, aber der Österreicher sollte auf jeden Fall zwischen 15 und 20 Millionen Euro einspielen.
Wir sind an dem Punkt der Analyse angekommen, an dem ich beginne, selbst Sportdirektor zu spielen. Daley Blind wird den Verein wieder verlassen, da sein Vertrag nur bis zum Sommer läuft. Sonst hat der FC Bayern noch keine festen Verkäufe, aber ich werde für einige Spieler Abnehmer suchen und neue Stars finden, da ich den hochgelobten Kader schlichtweg überbewertet finde.
Der erste Spieler, der den FC Bayern verlassen muss, ist Manuel Neuer. Dies schockiert den ein oder anderen eventuell, aber inzwischen ist eine Trennung in meinen Augen unausweichlich. Neuer fiel zuletzt wegen der Tapalovic-Debatte auf und es muss eine noch eine Reaktion darauf folgen, dass sich Manuel Neuer beim Skifahren verletzt hat. Das darf einfach nicht passieren, dass er sich dort so verletzt und für die Saison ausfällt. Das ist ein extrem unprofessionelles Verhalten, welches bestraft werden muss. Neuer auch nicht mehr der unangefochtene Welttorhüter. Man sieht bei ihm, dass sein Alter langsam zu schaffen macht und ich bin mir sicher, dass er den Konkurrenzkampf gegen Yann Sommer verlieren würde.
Der nächste Spieler, bei dem ich einen Abgang nicht ausschließe und für den ich einen neuen Verein suchen würde, ist Lucas Hernandez. Der teuerste Bayern-Transfer aller Zeiten ist kein Flop – immer wenn er gespielt hat, sah es danach aus, dass Bayern den nächsten Weltklasse-Innenverteidiger gefunden hat, aber dann war er wieder verletzt. Bayern muss wirtschaftlich denken und ihn verkaufen, damit bei diesem Transfer wenigstens Schadensbegrenzung gemacht wird.
Noussair Mazraoui ist ein nächster möglicher Verkaufskandidat. Ich fände es schade, aber Tuchel scheint nicht der größte Fan des Marrokaners zu sein. Mit Stanisic, Pavard und einem möglichen Transfer (Cancelo oder ein anderer) ist man sehr breit besetzt und ich sehe ihn nicht unbedingt ihn einer Wingback-Rolle.
Auch Leon Goretzka sollte nicht komplett unumstrittener Stammspieler sein. Der FC Bayern muss sein Mittelfeld umstellen und danach sehe ich den Platz Goretzkas nicht. Vereine aus England meldeten in der Vergangenheit Interesse am Mittelfeldspieler an und er sollte nicht für unverkäuflich gelten.
Zu Ryan Gravenberch würde ich als Betrachter des FC Bayern sagen, dass sie ihn nicht verkaufen sollten und er mehr Spielzeit bekommen muss. Der Umgang mit Talenten verbesserte sich über die Jahre, ist aber immer noch nicht optimal. An Gravenberchs Stelle würde ich den Bayern-Verantwortlichen auch deutlich machen, dass er weg ist, wenn er nicht spielt. Einen Abgang halte ich also für nicht völlig unrealistisch.
Wie schon im Kaderpart angekündigt endet das Kapitel FC Bayern für Sadio Mané im Sommer wieder. Der Senegalese enttäuschte nicht nur neben dem Platz, sondern auch auf dem Rasen. 16 Scorerpunkte in 34 Spielen wirkt auf den ersten Blick zwar in Ordnung, aber wenn man sieht, wann er diese gemacht hat, wird klar, dass es besonders seit dem Jahreswechsel nicht läuft und offenbar plant Thomas Tuchel nicht unbedingt mit ihm.
Bei Serge Gnabry ist der FC Bayern in einer ähnlichen Situation, wie bei Leon Goretzka und man sollte wenigstens jedes Angebot eines anderen Clubs überdenken, da Gnabry schon lange nicht mehr so in Form ist, wie er es zuvor einmal war.
Diese Kandidaten würden dem FC Bayern München, neben dem ohnehin hohen Etat, eine beachtliche Geldsumme einbringen und dazu führen, dass der Verein nach einer verkorksten Saison eine Transferoffensive starten könnte. Ich würde dabei einen neuen rechten und linken Wingback, einen „Sechser“, einen Flügel und einen richtigen Stürmer verpflichten.
Für die rechte Seite sehe ich zwei Optionen: Entweder man verpflichtet meine präferierte Option João Cancelo fest oder sucht nach Alternativen. Für Cancelo spricht, dass er jetzt schon über eine Menge Qualität mitbringt und fast überall spielen kann. Gegen ihn spricht das Preisschild. Wenn ich ihn holen würde, müsste man den Preis neu verhandeln. Die Kaufoption von 70 Millionen würde ich nicht ziehen, sondern eher eine Summe von 50 Millionen Euro anvisieren. Eine andere günstigere Option ist Jeremie Frimpong von Bayer 04 Leverkusen. Der Niederländer ist der Shootingstar der Bundesliga und beackert den rechten Flügel bei Leverkusen. Sein Tempo ist ebenfalls auf einem hohen Niveau, sodass er für viele Abwehrketten ein Problem darstellt. Defensiv ist er auch mindestens solide, in einem System mit Dreierkette sollte dies aber ohnehin nicht das Problem darstellen. Eine Komponente, die Cancelo als bessere Option darstellen sollte, sind seine deutlich stärkeren Flanken. Daher würde ich alles geben, ihn im Sommer fest zu verpflichten.
Für die Gegenseite müsste man wenigstens ein Backup verpflichten. Hinter „Phonzy“ Davies wird es beim Rekordmeister nämlich ziemlich eng. Ein Name, den ich einfach mal in den Raum werfen würde, ist Ismail Jakobs. Der ehemalige Kölner spielt inzwischen bei der AS Monaco und legte diese Saison zwei Tore auf. Seine offensiven Statistiken sind überragend und er ist ein Spieler, der nicht zu teuer werden würde. Sein Marktwert liegt bei 7 Millionen Euro. Allerdings könnte er auch von anderen Clubs aus der Liga umworben werden.
Ismail Jakobs Scoutingprofil bei fbref (Quelle: fbref.com)
Angeblich ist ein Transfer von Konrad Laimer zu Bayern München fix. Allerdings würde ich zusätzlich mal einen richtigen „Sechser“, der hinter Joshua Kimmich abräumt, verpflichten. Im Podcast habe ich diesen Transfer schon hin und wieder vorgeschlagen und ich möchte es einfach sehen, wie dieser Transfer zu einem der besten des Sommers wird. Ellyes Skhiri wäre der perfekte Spieler für den FC Bayern München. Er erinnert mich immer an Spieler, wie Javi Martinez oder Sergio Busquets. Mit seinen 1,85 m ist er der perfekte Spieler für diese Position und kann mit seiner Physis brillieren. Seine Defensivstatistiken sind herausragend und auch im Passspiel ist Skhiri stark. Nicht zu vergessen sind auch seine 5,43 progressiven Pässe pro 90 Minuten, die in der 89 Percentile ranken. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass Bayern zu einer teureren Lösung greift, die jünger ist und Bayern langfristig mehr hilft.
Skhiris Defensivstatisken. Alle wirklich relevanten Stats sind im grünen Bereich. (Quelle: fbref.com)
Statsbomb-Profil von Skhiri im Vergleich zu anderen Bundesliga-Mittelfeldspielern
Da ich Serge Gnabry abgeben würde, würde ich einen neuen Flügelspieler holen, der als Talent kommt und sich langfristig zu einer Größe im Bayern Kader entwickeln kann. Dort ist Jota von Celtic Glasgow eine interessante Option für die Bayern. Den Spieler habe ich bereits in meiner Wolfsburg-Analyse genannt.
Das große Transferziel der Bayern wird ein richtiger Neuner sein. Dort fielen Namen, wie Harry Kane (Tottenham Hotspur), Randal Kolo Muani (Eintracht Frankfurt), Dusan Vlahovic (Juventus Turin) oder Rasmus Højlund (Atalanta Bergamo). Da ich aber drei Namen interessanter finde, würde ich diese an der Stelle vom Rekordmeister an die Isar holen. Der erste Kandidat ist der wahrscheinlich Teuerste. Victor Osimhen ist aktuell einer der besten Stürmer des Planeten und der Zielspieler, den der FC Bayern benötigt. Außerdem ist er in der Bundesliga kein Unbekannter. Osimhens erster Verein in Europa war der VfL Wolfsburg, der zu der Zeit aber nicht auf ihn bauen konnte, da der Verein in akuter Abstiegsnot steckte. Das Erste, was an Osimhen auffällt, ist, dass er eine sehr starke Athletik, sowie auch einen guten Körper (1,86 m) mitbringt. Aber auch spielerisch kann der Nigerianer von sich überzeugen. Er hat ein ausgezeichnetes Gespür für Räume und kann mit seinem extrem hohen Topspeed in diese hineinstarten. Ebenfalls ist er einer der besten Europas darin, sich aus dem Deckungsschatten der Verteidiger zu lösen und sich für assistierte Abschlüsse zu positionieren. Osimhen wird allerdings auch mindestens 120 Millionen Euro kosten und würde sofort zum teuersten Bundesligatransfer aller Zeiten werden.
Osimhen löst sich aus dem Deckungsschatten Tutas und kann ungehindert nach der Flanke von Politano das 1:0 gegen Frankfurt in der CL erzielen. (Quelle: https://youtu.be/sm6sGu1JvVc)
Der nächste Kandidat auf meiner Liste spielt beim OSC Lille. Mit 20 Toren in 30 Ligue 1 Spielen teilt sich Jonathan David den ersten Platz mit niemand Geringerem als Kylian Mbappé. Der Kanadier agiert eher als Anspielstation, weil er über ein gutes Passspiel und eine gute Technik verfügt, kann aber auch eine typische „Neuner“-Rolle übernehmen. David ist sehr kaltschnäuzig und overperformt seinen xG-Wert sogar leicht und könnte Bayern das Torjägerelement, welches mit Lewandowski verloren ging, wieder zurückholen. Ebenfalls ist er eine Mischung aus Qualität, gutem Preis im Vergleich zu anderen Kandidaten und einer Menge Potenzial. Noch ein interessanter Fakt ist, dass er es einen besseren nPxG (xG ohne Elfmeter) als Harry Kane und einen ähnlichen Expected-Assist-Wert, wie der Frankfurt-Star Kolo Muani hat und somit eine Art Hybrid aus den beiden Spielern ist. Gegen ihn spricht, dass er nicht der klassische Zielspieler ist, den Bayern wahrscheinlich sucht, da er zu klein ist. Sein Marktwert liegt bei 60 Millionen Euro.
Offensivstatistiken Davids im Vergleich mit Harry Kane und Randal Kolo Muani. (Quelle: fbref.com)
Meine letzte Lösung für den Bayern-Sturm ist Goncalo Ramos. Er wäre aktuell noch die günstigste Lösung. Betonung liegt hier auf aktuell, denn er wird seinen Preis über die nächsten Jahre extrem steigern. Für ihn spricht auf jeden Fall sein Alter, da er im Sommer erst 21 wird. Ich finde, dass er der Ähnlichste zum Lewandowski-Spielertyp ist. Er ist herausragend in der Box und kommt auch auf 6,27 Touches pro 90 Minuten. Dort ist er aber auch ziemlich beweglich und bringt Lewandowskis Finesse mit. Seine Torquote ist auch im hervorragenden Bereich. Alle 110 Minuten trifft der Portugiese und so kommt er auch zu den 17 Saisontoren in der Liga Portugal. Das Einzige, aber starke Contra-Argument gegen Ramos ist, dass er noch nicht die Qualität hat, die Bayern möchte und sie ihm mindestens noch ein Jahr geben müssen. Der Marktwert von Ramos liegt bei 40 Millionen Euro.
Er ist der typischste Stürmer, den Bayern holen könnte von meinen Kandidaten. (Quelle: fbref.com)
Mit Ball würde ich die Münchener gerne so sehen. (Pavard und Upamecano schieben natürlich nach vorn raus) (Quelle: sharemytactics.com)
Fazit
Der Sommer wird bedeutungsvoll und laut werden in München. Was ich noch gar nicht aufgegriffen habe, ist, dass es auch extreme Unruhen in der Führungsriege geben wird und ich es nicht für unmöglich halte, dass Köpfe rollen werden.
Hasan Salihamidžić steht seit Jahren in der Kritik. Nur wenige seiner Transfers schlugen 100 % ein und vergrault einen Trainer nach dem anderen. Er ist eine schwache Autoritätsperson und übergibt schwierige Themen anderen, damit er nicht die unangenehmen Interviews führen muss. Besonders auffällig ist, dass seit „Brazzos“ Antrittspressekonferenz jeder Trainer nur maximal eineinhalb Jahre gehalten hat und fast jede der Trainerentlassungen strittig ist. Meine Theorie ist, dass er auch nur noch im Amt ist, da er vom ehemaligen Führungsduo um Hoeneß und Rummenigge eingesetzt wurde und es ihrer Legacy schaden würde, wenn er scheitern würde. Hoeneß hat immer noch zu viel Einfluss auf den Club und das muss sich ändern. Auch im Sportvorstandsamt muss sich etwas ändern. „Brazzo“ gehört nicht in ein solches Amt, und zwar bei keinem Bundesligisten. Der FC Bayern sollte einen externen Fachmann suchen und einstellen, aber ich glaube nicht, dass dies geschehen wird. Kahn würde ich nach dem Sommer noch einmal die Chance geben sich zu behaupten, da er noch nicht die Fehleranzahl wie Salihamidžić aufweist.
Thomas Tuchel wird Zeit und gute neue Spieler benötigen, um den FC Hollywood wieder in den großen FC Bayern zu formen und die sollte er auch bekommen, weil es ohnehin keine Optionen auf dem Trainermarkt gibt.
Wobei – da gibt es ja jemanden! Julian Nagelsmann ist doch frei! Ach so, derjenige, der über das nächste Jahrzehnt den FC Bayern hätte formen und eine Dynastie bilden können. Den hat man ja rausgeschmissen…
Jede Woche beschweren sich Fans in Stadien und sozialen Netzwerken über die Referees, die die Spiele ihrer Mannschaften pfeifen. Aber auch Trainer und Spieler regen sich Woche für Woche vor dem Mikro in Interviews über die Schiedsrichter auf und man muss sagen, dass das nicht die Mentalität von schlechten Verlieren ist, sondern die Kritik völlig berechtigt ist.
Was wurde getan, dass der Sport fairer wird?
Nachdem immer wieder „Wembley-Tore“ gefallen sind und damit ab und zu irreguläre Tore gezählt haben, beschloss das International Football Association Board in 2012, mit dem Hawkeye eine Torlinientechnik einzuführen, welches die Gültigkeit dieser Tore verhindern sollte. Seitdem kann man insgesamt das Fazit ziehen, dass sich diese Einführung insgesamt durchaus gelohnt hat.
2016/17 wurde dann in den Niederlanden der Videoassistent für 26 Pokalspiele eingeführt. Das Projekt konnte man als erfolgreich erklären und als Reaktion zog die DFL mit der Vorstellung des „Kölner Kellers“ nach und brachte den VAR in die deutsche Bundesliga.
Sind diese Systeme unumstritten und wie wirken sich auf die Schiedsrichter aus?
Erstmal klare Antwort: Die Torlinientechnik ist definitiv kein streitbares Thema, aber wegen des VAR knallt es wöchentlich bei Diskussionen. Wegen falscher Einsätze, minutenlangen Warten der Fans vor den Fernsehern oder in der Kurve, fehlender Transparenz und fehlender Objektivität singen wöchentlich Anhänger der Clubs in den Stadien, dass der Videoschiedsrichter und die DFL unseren Sport kaputt machen. Viel Kritik hat der VAR einzustecken und diese ist absolut berechtigt.
Anhand der Szene mit Guirassy und der Szene mit Millot sieht man, wie schlecht der Schiri ist und wie katastrophal der VAR ist. #VfBBVB
Manchmal greift der VAR nicht mal dann, wann er es soll. In der Regel soll dieser eingreifen, wenn es zu strittigen Situationen bei Toren, Elfmetern oder Platzverweisen kommt und soll spielentscheidende Fehlentscheidungen vermeiden. Am 28. Spieltag der Bundesliga nahm der „Kölner Keller“ beim Aufeinandertreffen des VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen den „Wölfen“ eine Ecke weg. Fehlentscheidung hin oder her – laut Regelwerk darf er in dieser Situation nicht eingreifen.
Ein weiterer Punkt, den ich gegen den VAR sagen muss, ist, dass es bei den Einsätzen des zusätzlichen Schiedsrichters an Transparenz fehlt. Fans in den Stadien stehen am Wochenende in der Kurve und wissen teilweise nicht, was vor sich geht, weil der Schiedsrichter sich mit dem „5. Offiziellen“ bespricht. Von dem Inhalt dieses Gesprächs kriegen sie nichts mit und stehen ratlos da. Das geht in meinen Augen nicht und dort muss etwas getan werden.
Nicht nur der VAR macht Probleme!
Was in vergangenen Spielen immer deutlicher wird ist, dass alle Schiedsrichter in der Bundesliga, internationalen Ligen oder auch bei Wettbewerben wie der Champions League einfach extrem unsicher wirken. Dies hat zu einem damit zu tun, dass sie wegen anhaltender Kritik und einem absolut fehlbaren Videoassistent trotzdem keine Fehler machen dürfen. Sie haben kaum noch Selbstvertrauen und verlassen sich zu sehr auf den VAR.
Aber auch die individuelle Klasse, die es natürlich auch bei Schiedsrichtern gibt, lässt extrem nach. Wenn man sich ansieht, wer vom DFB eingesetzt wird, um Spiele im Profibereich zu pfeifen, wird nicht nur „Ex-Schiri“ Manuel Gräfe, der zuletzt diese Kritik äußerte, schwindelig. Es fehlt einfach an Qualität und das hat mit der miserablen Ausbildung der UEFA und DFB zu tun. Dort müssen Reformen kommen, sonst wird die Entwicklung, dass es Woche für Woche schlimme Entscheidungen gibt, nicht nachlassen und es ist möglich, dass sich die miserablen Zustände weiterhin verschärfen.
Was muss getan werden?
Zum Videoassistent: Um mehr Transparenz zu ermöglichen, könnte es die Einführung geben, dass der Kontakt zwischen VAR und den Referees über die Außenmikrofone wiedergegeben wird. In der NBA, der größten Basketballliga der Welt, wird es schon so ähnlich umgesetzt. Die Ausführung des VAR muss auch besser gesteuert werden. Vorfälle, wie der erwähnte beim Duell Leverkusen gegen Wolfsburg dürfen nicht mehr passieren. Dies kann man aber auch durch bessere Ausbildung verbessern.
Oder ganz grob gesagt: Schafft diesen Mist wieder ab, wenn ihr es nicht hinbekommt den VAR optimal einzusetzen. Das System müsste unfehlbar sein, dass die Kritik aufhört. Das kann man schaffen, aber dem DFB traue ich dies nicht zu.
Zur Schiedsrichterausbildung: Spart keine Kosten, UEFA und DFB! Bereitet eure Schiedsrichter auf schwierige Situationen vor, damit sie endlich Vertrauen in sich haben. Außerdem nehmt euch doch bitte die sachliche Kritik zu Herzen, damit sich endlich mal etwas tut. Das Schiedsrichterwesen steckt bis zum Hals tief in einer Krise, also komme ich zum Fazit:
Der 1. FSV Mainz 05 spielt wieder einmal eine starke Saison. Für den Abstiegskampf sind sie viel zu gut. Für den Kampf um Europa eigentlich zu schwach. Dennoch gelingt es dem Kader aktuell um den 7. Tabellenrang mit dem VfL Wolfsburg und Bayer 04 Leverkusen zu kämpfen, die beide deutlich bessere finanzielle Mittel zur Verfügung haben. Eine Qualifikation für die Conference League könnte die Entwicklung des Vereines und die Etablierung im oberen Drittel der Liga vorantreiben.
Trainer und Spielsystem
Als Bo Svensson den 1. FSV Mainz 05 im Januar 2021 übernahm, standen die „05er“ mit sechs Punkten nach 14 Spielen auf einem Abstiegsrang. Er stabilisierte seinen Verein und schloss die Saison auf Position 12 ab. In der Nachfolgesaison gelang es den Mainzern sogar, die Spielzeit auf Platz 8 zu beenden. Auf dem achten Platz stehen sie aktuell auch wieder. Bo Svensson und Mainz 05 ist also eine Erfolgsgeschichte und man kann dazu nur sagen „das passt wie die Faust aufs Auge“.
Svensson lässt ein 3-4-3 spielen und setzt dabei auf ein hohes und intensives Pressing im Ballbesitz der Gegner. Außerdem sind die Mainzer extrem zweikampfstark, was zu diesem Spielstil hervorragend passt. Auch in Sachen Intensität ist die Svensson-Elf top. Sie laufen am viertmeisten und auch bei den intensiven Läufen sind sie in der Top 5 vertreten (bundesliga.com).
Mannschaft
Gewonnene Zweikämpfe
FC Bayern München
2457
VfL Bochum
2319
1. FSV Mainz 05
2308
Hertha BSC
2295
VfB Stuttgart
2286
Außerdem ist es das Ziel der Mainzer möglichst wenig den Ball zu haben. Sie haben eben ihre Stärken in der Arbeit gegen den Ball. Dort ist die taktische Ausrichtung eher ein 5-3-2, um möglichst kompakt das Zentrum zuzustellen.
Mit guten Kombinationen, gutem Umschalten und Tempo kann man die Mainzer überlaufen. Nur um mal ein Spiel zu nennen. Beim 0:3 gegen Leverkusen nutzen dies Diaby und Frimpong beim Treffer zum 0:2 stark aus.
Beim 0:2 wird die Mainzer Abwehr gnadenlos ausgekontert. Alle drei Verteidiger verfolgen Diaby. Einer müsste allerdings den Raum schließen, den Frimpong hat. Diaby legt einfach herüber. Tor für Leverkusen. (https://youtu.be/MopnmAKCDLk)
Aber besonders gegen Mannschaften, die gerne selbst den Ball haben, um ihr Spiel aufzuziehen, ist Mainz stark.
Beim 1:0 gegen die Borussia Mönchengladbach läuft Mainz die Borussia extrem hoch an. Kein Gladbacher ist nach dem Fehler Omlins wirklich anspielbar. Da Costa gewinnt den Zweikampf, flankt und Lee erzielt das 1:0. (https://youtu.be/7goKx78utCE)
Der Kader
Torwart
Eine klare Nummer 1 gibt es in der Hauptstadt des Landes Rheinland-Pfalz nicht. Robin Zentner ist eigentlich unter Bo Svennson gesetzt. Allerdings sollte Finn Dahmen in der Bundesliga den Anspruch haben, Stammspieler zu sein.
Das größte Problem bei Robin Zentner ist seine ausgeprägte Inkonstanz. Man weiß vor einem Spiel nicht, welchen Zentner man bekommen wird: Den Überragenden oder den Fehleranfälligen. Dennoch gelang es ihm schon sechsmal zu Null zu spielen. Seine Paradenquote von 64,7 Prozent (Quelle: kicker) ist in der Liga oberer Durchschnitt. Finn Dahmen gelang es hingegen in seinen 6 Einsätzen nicht einmal die Null festzuhalten. Allerdings wirkte er nicht so unsicher, wie sein Konkurrent Zentner. Seine Paradenquote ist mit 66,7 % (kleine Samplesize; Quelle: kicker) ein wenig höher als die Zentners. Hinter den beiden Torhütern hat man noch das Talent Lasse Rieß, welcher allerdings vermehrt bei der Reserve des 1. FSV Mainz 05 zu Einsätzen kommt.
Verteidigung
Die Optionen für die rechte Schiene sind Silvan Widmer und Danny da Costa. Widmer ist der Kapitän der Mannschaft und eigentlich gesetzt und ist in der Arbeit gegen den Ball stark und kann sich offensiv auch mit einschalten.
Noch stärker ist eigentlich sein Backup Danny da Costa. Dieser hat sich nach seinen schwachen Jahren in Frankfurt und auch in Mainz rehabilitiert und seine Stärken geben dem Umschaltspiel auch unfassbar viel. 2,72 schusserzeugende Aktionen und Top 4 % Blocks (Quelle: fbref) sind wichtige Qualitäten, die der 29-Jährige mitbringt.
Die beiden Außenverteidiger im Vergleich (Quelle: fbref.com)
Die Innenverteidigung, die Mainzer Problemposition bis zum Winter, ist inzwischen auch stark besetzt. Der neue Mann bei den „05ern“ ist Andreas Hanche-Olsen. Er stabilisierte die Abwehr des Bundesligisten und hat seine Stärken im 1 gegen 1. Er gewinnt 2,26 Zweikämpfe (Top 10 %) und 3,32 Luftduelle (Top 5 %; Quelle: fbref.com). Neben ihm spielt Edmilson Fernandes, der bis zum Sommer eher als Abgangskandidat galt, aber jetzt unverzichtbar ist. Er gehört zu den Top 6 % bei den abgefangenen Bällen und auch offensiv ist der gelernte Mittelfeldspieler stark: Mit 1,42 schusserzeugenden Aktionen ist der Schweizer nicht nur in Deutschland klasse, sondern auch im europäischen Vergleich (Top 4 %; Quelle: fbref.com).
Der Abwehrchef ist Stefan Bell, der seit Jahren in Mainz gesetzt ist. Er ist einfach grundsolide und nicht sonderlich fehleranfällig. Diese Spieler bilden die Stamm-Dreierkette, die wirklich gut miteinander funktioniert und aufeinander aufbaut. Jeder gleicht die Schwächen des anderen mit seinen Stärken aus.
Auch die Breite ist gut besetzt. Alexander Hack ist ein normaler Backup, der zu gut für die zweite Liga, aber zu schlecht für das Stammpersonal eines erstklassigen Teams ist. Außerdem gibt es im Kader noch Maxim Leitsch, der wegen einer körperlichen und mentalen Erschöpfung, noch nicht in Mainz angekommen ist. Philipp Schulz ist ein Talent, welches Mainz noch etwas aufbauen kann.
Auf der Linksverteidigerposition gibt es wie auf der Gegenseite einen Konkurrenzkampf. Anthony Caci, von dem ich im MVP-Club-Podcast wöchentlich schwärme und Aaron Martin. Caci ist mein Mainzer Lieblingsneuzugang der laufenden Saison. Er hat alles, was ein Schienenspieler braucht. Er kann offensiven Output (2,36 schusserzeugende Aktionen; Quelle: fbref.com) mitbringen, bei dem er sich allerdings noch insbesondere im Bereich Flanken und Vorlagen steigern kann und ist defensiv auch durchaus solide. Besonders im Abfangen ist der Franzose stark. Außerdem ist er vielseitig einsetzbar, da er auch neben zwei Innenverteidigern einen Platz in der Dreierkette einnehmen kann.
Aaron Martin ist offensiv allerdings deutlich stärker und defensiv katastrophal. Mit seinem Rang in den Top 13 % der Außenverteidiger in Europa ist er gehobene Klasse. Leider geht diese Qualität dem 1. FSV Mainz 05 im kommenden Sommer verloren, da der Spanier den Klub im Sommer ablösefrei verlässt.
Caci und Martin im Vergleich (Quelle: fbref.com)
Mittelfeld
Im Mittelfeld hat Bo Svensson auch sehr gute Optionen. Anton Stach ist der beste, den die Mainzer zur Verfügung haben. Der 1,94 Meter große „Sechser“ ist inzwischen auch Nationalspieler und das auch zurecht. Er ist quasi das alleinige Bindeglied zwischen Defensive und Offensive in Bo Svennsons System. Seine Statistiken sind alle herausragend und er sollte Interesse von europäischen Topklubs auf sich ziehen.
Anton Stachs Stats auf fbref.com: Typischer Box-To-Box-„Sechser“
Neben ihm nehmen entweder Dominik Kohr oder Leandro Barreiro Platz. Kohr ist einfach die Definition von solide. Offensiv nicht sonderlich viel Output und defensiv ist er in allen Statistiken in Ordnung. Leandro Barreiro ist da um einiges besser. Neben seinen 4 Scorerpunkten ist er defensiv wirklich stark. Besonders seine 1,74 Blocks, die zu den Top 7 % in Europa gehören, sind essenziell für das Mainzer System (Quelle: fbref.com).
Leandro Bareiros Statistiken: Defensiv hervorragend und offensiv auch stark
Auch eine Option ist Aymen Barkok, der im Sommer aus Frankfurt kam, aber noch nicht die großen Einsatzminuten bekommen hat. Eniss Shabani kam bis jetzt bei den Profis noch nicht im Einsatz, ist aber eines der vielversprechenden Talente im Kader „05er“. Auf den Außen hat Delano Burgzorg und Brajan Gruda, die beide aber nicht zu Einsatzzeiten kommen.
Sturm
Der Angriff des 1. FSV Mainz 05 ist tief. Man hat fünf Spieler, die den Anspruch haben müssen, zum Stammpersonal zu gehören. Jae-sung Lee ist im Jahr 2023 „on fire“. Der gelernte „Zehner“ spielt im System der Mainzer auf der halblinken Sturmposition. Allein in den letzten fünf Spielen hat er ein durchschnittliches Rating von 7,02 (Stand: 9.3.2023; Quelle: sofascore.com) und scorte fünfmal. Besonders im Gegenpressing ist der Südkoreaner stark und gewinnt zwei Kopfballduelle pro 90 Minuten (Quelle: fbref.com). Marcus Ingvartsen traf in dieser Saison bereits achtmal und besetzt eher die halbrechte Position neben dem „richtigen“ Stürmer.
Der Pechvogel in diesem Jahr ist Jonathan Burkardt. Der 22-Jährige ist der talentierteste Stürmer im Mainzer Team. Leider fehlt er die Mainzer wegen einer Knieverletzung auf unbestimmte Zeit. Er ist ein schneller, wuchtiger Stürmer, der stark im Anlaufen der gegnerischen Abwehrkette ist. Mit seinem Tempo kann er allerdings auch gut durch die Lücken starten und auch auf den äußeren Stürmerpositionen Platz nehmen. Mit seinen 1,78 erfolgreichen Offensivzweikämpfen ist er essenziell im Gegenpressing des Mainzer Systems (Top 5 %; Quelle: fbref.com).
Karim Onisiwo ist Stammspieler bei den Mainzern, weil er einfach extrem effizient is. Er overperformt seinen xG-Wert um fast drei Tore und ist aufgrund seines guten Tempos perfekt für die Halbposition der „05-er“. Mit den 3,5 schusserzeugenden Aktionen leiter er viele der guten Mainzer Chancen ein (Quelle: fbref.com).
Der Winterneuzugang Ludovic Ajorque ist einer meiner Favoriten bei den Mainzern. Er sollte wegen seiner Größe (1,96 m) eigentlich ein typischer Zielspieler sein, kann aber durchaus auch angespielt werden. Mit seiner Physis macht er die Bälle stark fest und leitet sie auf seine Mitspieler weiter. Gegen Gladbach gelang dem Franzosen, der aus Straßburg kam, sein erstes Bundesligator, indem er in die lange Ecke vollstreckte. Leider muss er noch etwas effizienter werden, damit ihm noch mehr Tore gelingen. Der nächste Stürmer hat eine vielversprechende Zukunft vor sich:
Nelson Weiper traf im selben Spiel, wie Ajorque, das erste Mal und ist das nächste große Stürmertalent, was es in Deutschland gibt. Bei der deutschen U18-Nationalmannschaft ist er ebenfalls gesetzt. Marlon Mustapha ist noch ein Angreifer für die Breite. Er spielt keine große Rolle.
Ausblick auf den Sommer
Je nach Platzierung steht ein mehr oder wenig spannender Sommer bevor. Einige Spieler machen diese Saison besonders auf sich aufmerksam und könnten das Interesse größerer Clubs wecken. Aber auch für eine Etablierung im derzeitigen Tabellenbereich erfordert Neuverpflichtungen. Zuerst schauen wir allerdings auf die Leihrückkehrer:
Paul Nebel kommt vom Karlsruher SC zurück. Er kommt auf insgesamt fünf Scorer. Als Backup finde ich ihn interessant, da er mit seinem Tempo durchaus immer mal von der Bank kommen könnte. Eine weitere Leihe ist aber auch denkbar.
Merveille Papela ist aktuell an den SV Sandhausen verliehen. Mit einem Syndesmosebandriss fällt er allerdings aus. Daher wird er vermutlich im Sommer nochmal verliehen.
Anderson Lucoqui ist der nächste verliehene Mainzer. Aktuell spielt er für Hansa Rostock. In 13 Einsätzen machte er stets einen soliden Eindruck. Ob er allerdings einen Platz im Kader oder sogar die Nachfolge für Aaron Martin antreten kann, hinterfrage ich. Eine weitere Leihe oder sogar ein Verkauf ist wahrscheinlich.
Ronael Pierre-Gabriel hat Mainz einst 5,5 Millionen Euro gekostet. Diese Summe konnte der Franzose nie rechtfertigen. Nach drei Leihen, die alle unerfolgreich waren, wird er den Karnevalsverein vermutlich entgültig verlassen.
Ben Bobzien ist einer der Shootingstars beim Tabellenführer der 3. Liga, dem SV Elversberg. Er schoss vier Tore und legte fünf auf. Potenzial zeigt der 19-Jährige auf jeden Fall, aber eine weitere Leihe, dieses Mal vielleicht in die zweite Spielklasse, würde ihm weiterhelfen.
Eigentlich müsste Angelo Fulgini ebenfalls im Sommer wieder in Mainz sein. Der RC Lens hat die Kaufoption für den Franzosen in Höhe von 7 Millionen Euro aktiviert und er bleibt damit in seinem Heimatland.
Finn Dahmen und Aaron Martin werden den FSV auf jeden Fall verlassen. Beide Spieler werden ihren im Juni auslaufenden Arbeitsvertrag nicht erweitern und die Mainzer verlassen. Finn Dahmen liebäugelt wohl mit einem Wechsel zum FC Schalke 04 und Aaron Martins Ziel ist noch unbekannt.
News #Dahmen: Seine Entscheidung steht, er will Mainz im Sommer verlassen, um woanders die Nr. 1 zu werden! Vertrag läuft im Sommer aus. Top Deal, weil ablösefrei! Aktuell: 5 konkrete Angebote! Sehr interessiert: Augsburg, Hertha, Schalke. Heiße Phase naht … @SkySportDE 🇩🇪 pic.twitter.com/zMg6UwJSxC
Aber ich vermute, dass es nicht bei diesen zwei Abgängen bleibt. Je nach Endplatzierung könnte ein mehr oder weniger kleiner Umbruch bevorstehen. Meine Kandidaten, die Mainz auf jeden Fall verlassen werden, sind:
Maxim Leitsch ist nie in Mainz angekommen und Gerüchte um eine Rückkehr nach Bochum kamen auch schon auf.
Die Zeit von Alexander Hack könnte ebenfalls vorbei sein. Wenn der Innenverteidiger zufrieden mit seiner Rolle ist, könnte er natürlich in Mainz bleiben, aber für einen Aufsteiger oder einen Klub im Ausland könnte Hack interessant sein.
Anton Stach könnte nach zwei Saisons ebenfalls den Verein wechseln. Er ist der wertvollste Spieler im Kader und Topklubs müssen bei diesen herausragenden Leistungen eigentlich Interesse zeigen. Bei einem guten Angebot muss der Verein wirtschaftlich denken und den Nationalspieler ziehen lassen.
Eigentlich könnte Jonathan Burkardt auch ein Kandidat sein. Allerdings sollte er wegen seiner zuletzt vielen Verletzungen noch ein Jahr in Mainz bleiben.
Spieler, wie Marlon Mustapha, Philipp Schulz und Eniss Shabani könnten verliehen werden. Aber auf diese Abgänge müssen auch Neuzugänge folgen. Daher würde ich für einen neuen Torwart, Links- sowie zwei Innenverteidiger und einen Mittelfeldspieler verpflichten:
Torwart: Da Dahmen, die aktuelle Nummer zwei den Verein verlässt, muss man Robin Zentner einen Konkurrenten an die Seite stellen. Dort halte ich Patrick Drewes von Sandhausen für eine interessante Option. Der SVS steckt tief im Abstiegskampf, aber der Torwart ist immer ein sicherer Rückhalt. Seine Qualität ist deutlich besser als der Abstiegskampf in der zweiten Spielklasse.
Da mit Aaron Martin ein offensiver Schienenspieler den Verein verlässt, würde ich als Nachfolger eine sehr offensive Option verpflichten. Einen Spieler, den ich für interessant halte ist Kai Wagner. Der Deutsche, der inzwischen in der MLS bei Philadelphia Union spielt, kreiert 3,75 schusskreierende Aktion pro 90 Minuten und damit sogar deutlich mehr als Aaron Martin (Quelle: fbref.com). Auch in der Vergangenheit hat er immer mal wieder mit einer Rückkehr in sein Heimatland geliebäugelt. Sein Marktwert liegt bei 5 Millionen wäre aber günstiger, da sein Vertrag Ende des Jahres ausläuft.
Die Innenverteidigerposition sollte man in meinen Augen auch nochmal verstärken. Dort fände ich Patric Pfeiffer extrem stark. Der derzeitige Spieler des SV Darmstadt 98 war im letzten Sommer schon als Nachfolger von Jeremiah St. Juste gehandelt worden. Er ist der wahrscheinlich beste Innenverteidiger der zweiten Liga und sein Vertrag läuft auch noch im Sommer aus, daher sollte sich Mainz dringend um eine Verpflichtung des Deutschen kümmern. Jedoch bleibt es nicht nur bei einem Innenverteidiger. Wenn Hertha absteigen sollte, ist Marton Dardai eine gute Option für die Mainzer. Er hat Talent, eine gute Spieleröffnung und vor allem eins: Resellvalue. Beide Optionen wären also nicht nur aus sportlicher, sondern auch aus finanzieller Perspektive interessant, da man beide sehr günstig bekommen würde.
Wenn ich Sportvorstand beim 1. FSV Mainz 05 wäre und ein Angebot für Anton Stach kommen würde, was man nicht ablehnen könnte, würde ich sofort nach einem ähnlichen Spielertypen als Ersatz umschauen. Dort finde ich Lucas Robertone als Stach-Nachfolger besonders passend. Der Argentinier spielt aktuell beim UD Almeria und interpretiert seine Rolle etwas offensiver als Stach. Er ist aber defensiv engagiert und Mainz kann seine Defizite, die bei ihm wegen seiner Größe von 1,69 m physisch einfach da sind, gut kaschieren. Seine 3,68 schusserzeugenden Aktionen pro 90 Minuten (Quelle: fbref.com) könnten dem Mainzer Spiel den nötigen Schliff verleihen, der den „05ern“ aktuell noch fehlt. Das Spiel läuft bei Mainz sehr über die Außen und man wäre mit einem guten Spielgestalter in der Mitte noch etwas flexibler. Der Argentinier hat einen Marktwert von 6 Millionen Euro und wäre nicht besonders günstig, aber wenn man durch Stach Geld einnimmt, wäre er wirklich bezahlbar. Wenn Stach über den Sommer hinaus in Mainz bleiben sollte, würde ich jedoch trotzdem einen günstigen Nachfolger für ihn als Perspektive verpflichten.
Fazit
Der 1. FSV Mainz wird bei vielen Fußballfans immer als „graue Maus der Liga“ bezeichnet. Diesen Status könnte der Verein in den nächsten Jahren verlieren, da ich den Mainzern eine ähnliche Entwicklung, wie z. B. der von Freiburg, zutraue. Die letzten zwei Jahre sind für mich die Definition von guter Arbeit. Das zeigt sich in der Jugend, die immer wieder spannende Talente hervorbringt, aber auch darin, dass man gut wirtschaftet und interessante Spieler ins Rheinland holt. Aber auch Bo Svennson-Mainz ist eine absolute Erfolgsgeschichte. Der Trainer gehört zu den besten der Liga und wird langfristig gesehen einen größeren Verein in Deutschland oder im Ausland coachen. Um ein Beispiel zu nennen: Im MVP-Club-Podcast wurde zuletzt von uns das Ziel Borussia Dortmund genannt, die seit Jürgen Klopp und Thomas Tuchel bestimmt genauer hinschauen, wer in Mainz auf der Trainerbank sitzt.
Abschließend ist zu sagen, dass Mainz mit ihrem Kader, Trainer, aber auch der sportlichen Leitung den Sprung ins europäische Geschäft erreichen kann. Den Fußball, den man spielt, kann man sich wirklich gut anschauen und die Geschichte, die Mainz aktuell schreibt, kann jedem deutschen Fußball-Fan gefallen.
Am Niederrhein steht ein großer Umbruch im Sommer bevor. Spieler, die die letzten Jahre prägten, sind schon weg oder verlassen wahrscheinlich den Club. Roland Virkus, der im Februar 2022 die Nachfolge Max Eberls antrat, soll die Mannschaft von Trainer Daniel Farke so aufstellen, dass sie weiterhin konkurrenzfähig in Deutschlands oberster Spielklasse antreten können.
Trainer und Spielsystem
Die Borussia setzt auf einen Ballbesitzfußball. Man versucht von hinten das Spiel aufzubauen und hat mit Bayern eigentlich das beste Aufbauspiel der Liga. Daraus möchte man durch gutes Passspiel Chancen kreieren. Die Grundausrichtung der Gladbacher ist ein 4-3-3, welches im Ballbesitz meist zu einem 3-3-1-3 wird. Der „Sechser“ der Gladbacher lässt sich im Normalfall etwas fallen und ermöglicht einem oder beiden Außenverteidigern den Weg in die Offensive gehen zu können. Gegen den Ball hat die „Fohlenelf“, aber ihre Probleme, da sie ein schwaches Gegenpressing vorweisen. Es ist bis jetzt nicht nur einmal vorgekommen, dass sie durch dieses Pressing überspielt wurden.
Auch offensiv hat das System Farkes Probleme. Der Kader ist aktuell nicht optimal für Ballbesitzfußball gebaut. Probleme beim Aufbau hat die Borussia zwar, wie schon erwähnt, nicht, aber wenn es um das Kreieren von Chancen im letzten Drittel geht, haben sie in ihrem Mittelfeld eine nicht ausreichende Qualität oder andere Spielertypen. Daher würde ein richtiger „Zehner“ dem Spiel der „Fohlen“ weiterhelfen.
Daher kann man Farke hier auch kritisieren, da er einen Fußball spielen lässt, der nicht zum Kader passt und von seiner Grundidee auch nicht vorhat abzurücken.
Der Kader aktuell
Auf der Torhüterposition hat sich in Gladbach nach 8 1/2 Jahren etwas getan. Der Fanliebling Yann Sommer verließ Gladbach, um sich dem FC Bayern anzuschließen, die einen Ersatz für den verletzten Nationaltorhüter Manuel Neuer suchten. Gladbach verpflichtete daraufhin Sommers Landsmann Jonas Omlin aus Montpellier, der bis jetzt noch nicht der Rückhalt ist, den sich die Gladbacher erhofften. In seinen sieben Einsätzen musste der Schweizer bereits sechsmal hinter sich greifen und ist mit seiner Paradenquote von 60 % (Quelle: kicker; Stand: 25.2.) nur Mittelmaß. Hinter Omlin hat man Jan Olschowsky, der in seinen zwei Saisoneinsätzen einen wirklich soliden Eindruck gemacht hat (7,15 Rating bei sofascore) und Tobias Sippel, der ein wenig Erfahrung in das Torhütergespann bringt.
Auf der Linksverteidiger-Position wird im Sommer wahrscheinlich eine Lücke entstehen. Der Stammspieler auf dieser Position hört auf den Namen Ramy Bensebaini, der im Sommer den Verein wohl in Richtung Dortmund verlassen wird. Bensebaini wird den Gladbachern offensiv fehlen. Ihm gelangen diese Saison bereits fünf Treffer. Aber auch defensiv hat Bensebaini Qualitäten. Er schafft es pro Spiel mit 1,63 Blocks, 3,64 aufklärenden Spielsituationen und 2,32 gewonnenen Kopfballduellen einen großen Einfluss auf die Abwehr Gladbachs zu nehmen (fbref.com). Sein wahrscheinlicher Nachfolger ist bereits Mitglied der „Fohlenelf“. Luca Netz ist allerdings eine andere Art von Außenverteidigern. Er ist nicht wie Bensebaini ein inverser Außenverteidiger, sondern ein typischer Flügelverteidiger. Er zieht nicht in die Mitte, sondern bleibt auf dem Flügel. Mit seinen hervorragenden Flanken (Top 1 Percentile in Europa) gelangen ihm zwei Assists.
After Kamada deal, Borussia Dortmund plan includes to sign Ramy Bensebaini as free agent. He’s been a top target for long time as new left back. 🟡⚫️ #BVB
Nothing is signed yet but BVB will push again to anticipate many clubs keen to sign Bensebaini after Kamada on a free. pic.twitter.com/kQ8ZLvFggo
Auf der Gegenseite teilen sich Joe Scally und Stefan Lainer die Rolle als Rechtsverteidiger. Der junge Amerikaner weist 20 Einsätze vor und ist, wie Netz auf links, ein Flügelverteidiger. Einen großen Einfluss auf das Offensiv- und Defensivspiel hat Scally aber nicht. Stefan Lainer performt ähnlich. Der Österreicher schlägt aber mehr Flanken und schaltet sich offensiv mehr ein. Hinter den beiden hat man mit Simon Walde noch ein Talent, welches man entwickeln kann.
In der Innenverteidigung hat man drei Starterkandidaten. Marvin Friedrich, Nico Elvedi und Ko Itakura sind alle mindestens solide im Spielaufbau und die Innenverteidigerpaarung Elvedi + Itakura gehört zu den 5 Prozent der besten Passer auf ihrer Position in den fünf europäischen Topligen (Elvedi: 92,6 % Passquote, Itakura: 92,0 % Passquote; fbref.com). Auch im Zweikampf sind sie alle solide. Einzig allein im Tempo haben alle ihre leichten Defizite und sind nicht die Schnellsten. Als Backup findet man im Kader noch Tony Jantschke, der am längsten bei der Borussia spielt und Mamadou Doucouré. Beide spielen aber nicht die größte Rolle in Mönchengladbach. Die Philosophie, eine passstarke Innenverteidigung zu haben, gefällt mir hervorragend und passt zum Ballbesitzfußball der Borussia.
Im defensiven Mittelfeld ist die Leihgabe von Benfica Lissabon, Julian Weigl, gesetzt. Der 27-Jährige ist kein typischer Abräumer, sondern zurückgezogener Spielmacher, der von hinten heraus das Spiel aufzieht. Der ehemalige Nationalspieler ist passstark und kann via Kaufoption im Wert von 15 Millionen Euro fest verpflichtet werden. Auch Christoph Kramer spielt bei Farke eine Rolle. Der defensive Mittelfeldspieler wurde diese Saison allerdings vermehrt als „Zehner“ eingesetzt. Auf dieser Position ist der defensivstarke Mittelfeldspieler aber wirklich verschenkt, meiner Meinung nach. Seine offensiven Statistiken sind im Vergleich zu anderen Mittelfeldspielern unterirdisch.
Auf der „Acht“ ist Manu Koné essenzieller Stammspieler. Der Franzose ist gewissermaßen die Definition eines „Box-to-Box-Mittelfeldspielers“. Er gewinnt viele Zweikämpfe und dabei insbesondere Offensivduelle (83 Percentile und 99 Percentile; fbref.com). Außerdem zeigt er im Angriff auch seine Qualität und erzielte diese Saison ein Tor. Ein Spieler, der lange als das nächste deutsche Mittelfeldtalent galt, hört auf den Namen Florian Neuhaus. Unter Farke gehört er nicht immer zum Stammpersonal, obwohl er besonders offensiv im Mittelfeld qualitativ der beste Akteur ist. Oscar Fraulo ist ein Talent, das im Sommer kam, aber vermehrt bei der zweiten Mannschaft spielt.
Hannes Wolf und Lars Stindl sind die beiden „Zehner“ im Gladbacher Kader. Stindl bringt mehr Qualität mit, ist allerdings kein typischer Mittelfeldspieler, sondern eine Art hängende Spitze. Conor Noß spielt nicht die größte Rolle hinter Wolf und Stindl.
Auf dem Flügel spielt der wahrscheinlich beste Spieler der Borussia. Jonas Hofmann ist der mit Abstand beste Scorer im Team und konnte mit 12 Toren und 11 Vorlagen auch den Nationaltrainer überzeugen, der ihn dann auch mit zur WM in Katar mitnahm. Auf der anderen Seite spielt der eigentlich gelernte Stürmer Alassane Plea. Mit seinen kreativen Ideen kann der Franzose durchaus Druck auf die gegnerische Abwehr ausüben. Patrick Hermann, Yvandro Borges Sanches und Sommerneuzugang Nathan Ngoumou sollen Kader für die Flügelposition bringen.
Der einzige Mittelstürmer Marcus Thuram schoss bis zum 22. Spieltag 14 Tore und legte vier auf. Der wuchtige Angreifer ist stark im Abschluss und im Pressing ordentlich. Allerdings läuft „Tikus“ Vertrag im kommenden Sommer aus und er wird Gladbach entweder nach Italien, Spanien oder England verlassen.
Gladbach director Virkus confirms that Marcus Thuram will leave on a free: “We have to accept that there are bigger clubs where Marcus might go”, told Sport1 🚨🇫🇷 #transfers
Thuram has proposals from England, Italy and Spain after Chelsea interest in January. pic.twitter.com/7UhBQRcpKb
Im Sommer steht ein Kaderumbruch bevor. Einige Spieler müssen unbedingt ersetzt werden, da ihre Vertragszeit endet oder im Folgejahr ausläuft. Ein Ziel der Gladbacher sollte es ebenfalls sein, die Breite des Kaders zu verstärken. Man hat einfach zu wenig Qualität, die von der Bank kommen kann. Zuerst kommen aber noch vier Spieler von einer Leihe zurück:
Jonas Kersken ist ein Torwart, der derzeit für den SV Meppen spielt. Aktuell ist er verletzt, konnte aber Spielzeit sammeln. Eine Rolle wird es für ihn nicht geben. Ein weitere Leihe ist denkbar.
Ein weiterer Torwart kommt mit Moritz Nicolas zur Borussia zurück. Der Torhüter ist aktuell an Roda JC verliehen. Eine Perspektive scheint er ebenfalls nicht zu haben.
Der wertvollste verliehene Spieler ist Jordan Beyer. Er spielt für den FC Burnley und ist dort gesetzt. Leider fehlt er aktuell wegen eines Muskelfaserrisses. Da Burnley wahrscheinlich wieder aufsteigt, könnte Beyer auch über den Sommer hinaus in England bleiben. Obwohl er vom Spielertyp mit gutem Passspiel gut in die Innenverteidigung und Rechtsverteidigung, die er auch spielen kann, passen würde.
Rocco Reitz ist der letzte Gladbacher, der diese Saison bei einem anderen Verein spielt. Beim VV St. Truiden gelangen ihm in 14 Einsätzen zwei Vorlagen. Besonders für die Kaderbreite wäre eine Option.
Sonst verlassen werden die Borussia wie bereits erwähnt Ramy Bensebaini und Marcus Thuram, aber dabei wird es sicherlich nicht bleiben. Wenn die Kaufoption von 15 Millionen Euro nicht gezogen wird, bleibt Julian Weigl nicht bei den „Fohlen“. Außerdem könnten Manu Koné, der insbesondere von englischen Topklubs und PSG umworben wird und Stefan Lainer die Borussia verlassen. Auch Lars Stindl ist ein Abgangskandidat, da sein Vertrag ausläuft. Ansonsten sehe ich keine Abgangskandiaten. Manu Koné könnte allerdings eine Ablöse von mindestens 30 Millionen Euro in die Kassen spülen.
Da ich den Umbruch gerne sehen würde, habe ich auch wieder interessante Optionen herausgesucht. Da habe ich mich auf qualitative, günstige und breitestärkende Spieler fokussiert. Verpflichten würde ich einen Linksverteidiger, Rechtsverteidiger, die Kaufoption Weigls ziehen, zwei Mittelfeldspieler und zwei Stürmer.
Linksverteidiger: Ein interessanter Mann für die Borussia könnte Derrick Köhn von Hannover 96 sein. Man würde einen nicht offensivstarken Verteidiger holen, der Tempo und gute Technik mitbringt. Allerdings müsste er defensiv noch etwas zulegen. Sein Marktwert liegt bei 1,5 Millionen Euro. Aaron Martin könnte ebenfalls eine Option sein. Beim Spanier läuft der Vertrag aus und er möchte Mainz ablösefrei verlassen. Er hat allerdings ein ähnliches Problem, wie Köhn: Seine Abwehr ist ebenfalls ausbaubar. Wichtig bei einer Verpflichtung ist, dass man Luca Netz keine Perspektive verbaut.
Rechtsverteidiger: Stefan Lainer sehe ich als wahrscheinlichen Abgang. Für diese Position müsste man also einen Ersatz her. Dort habe ich Mikkel Desler vom FC Toulouse gefunden. Der 28-jährige Däne ist gegen den Ball stark und hat eine hohe Passquote. Damit würde er hervorragend in das System der Gladbacher passen. Außerdem würde man Joe Scally jemanden an die Seite stellen, von dem er einiges lernen könnte. Zudem wäre er nicht übermäßig teuer mit einem Marktwert von 2,5 Millionen Euro.
Mittelfeld: In meinen Augen sollte man einen ähnlichen Spielertyp, wie Koné holen, damit seine Qualitäten bei einem Abgang nicht völlig verloren gehen. Dort wäre Samuel Moutoussamy vom FC Nantes eine interessante Option. Er ist in allen Qualitäten grundsolide, hat ein gutes Passspiel und ist eine Option, um den Box-to-Box-Spezialisten Koné zu ersetzen. Er hat einen Marktwert von 3,5 Millionen Euro und könnte sich die Rolle mit Florian Neuhaus teilen. Zusätzlich würde ich einen offensiven Mann verpflichten. Dort sehr ich Dominik Fitz von Austria Wien als spannende Option. Der 23-Jährige konnte bei den Wienern bereits 8 Tore und 7 Vorlagen besteuern. Er hat eine herausragende Technik mit guten Flanken und Pässen, einen starken sowie präzisen Abschluss und wäre mit einem Marktwert von 2 Millionen Euro auch nicht zu teuer. Eine weitere Option, die ich für noch interessanter halte, wäre Tonio Teklic vom NK Varazdin aus der ersten kroatischen Liga. Er 2,7 Chancen pro 90 Minuten (Platz 1 der Liga), 2,6 erfolgreiche Dribblings pro 90 Minuten (Platz 1 der Liga) und 3,4 Schüsse pro Spiel (Platz 4 der Liga; nur 24 % on target)(fotmob.com). Dies ist besonders aussagend, weil die kroatische Liga sehr technisch versiert ist. Andere Kandidaten wären noch Shinta Appelkamp, Masaya Okugawa sowie Immanuel Pherai.
Auf der Stürmerpositon muss man im Sommer nachlegen. Marcus Thuram verlässt den Club ablösefrei und damit gehen aktuell 0,52 Tore pro Spiel verloren (transfermarkt.com). Die Borussia hat sich bereits geäußert, dass ihn mit Alassane Plea ersetzen möchte. Allerdings fehlt ohnehin schon Breite auf dieser Position. Deswegen würde ich einen richtigen „Neuner“ und einen Stürmer, der auch auf dem Flügel spielen kann, verpflichten. Als richtige „Neun“ sehe ich Vangelis Pavilidis vom AZ Alkmaar als Kandidaten. Pavlidis ist der Führende der Torschützenliste der Eredivisie. Dem Griechen gelangen in 28 Einsätzen 18 Buden. Seine Offensivstatisiken sind fast alle herausragend und einen Vorteil hat Pavlidis ohnehin: Er kennt Deutschland, da er aus der Jugend vom VfL Bochum stammt und trotz seines relativ hohen Marktwertes (7,5 Millionen Euro) sehe ich eine reale Chance ihn zu holen. Außerdem war die Borussia schon einmal an ihm interessiert. Als vielseitig einsetzbaren Stürmer sehe ich Luca Waldschmidt als Option. Vor 1 1/2 Jahren wechselte der ehemalige Nationalspieler zum VfL Wolfsburg und ist seitdem nicht mehr der Spieler, der er einst war, aber ich glaube, er benötigt einfach mehr Vertrauen und Spielzeit, um gut zu spielen. Dass er diese beiden Aspekte bekommt, sehe ich eher in Gladbach als in Wolfsburg. Deswegen halte ich diesen Transfer für den riskantesten, aber auch spannendsten Transfer für die Borussia. Man würde seine Kadertiefe qualitativ anheben und wenn Waldschmidt an frühere Zeiten anknüpfen kann, bekommt man günstig einen guten sowie vielseitigen Stürmer. Der Linksfuß ist, wenn er richtig eingesetzt wird, vor dem Tor immer eine Gefahr.
Borussia Mönchengladbach steht vor einer ungewissen Zukunft. Man wird die Bundesligasaison 2022/23 vermutlich wieder unter den europäischen Ansprüchen auf einem Mittelfeldplatz abschließen. Die erste Saison Farkes hatte Höhen und Tiefen. Am Anfang der Saison wirkte man, wie ein Europaaspirant mit tollen Spielern und jetzt steht man da mit einem Trainer, der unfassbar auf seinem System verharrt und Spielern, die im Sommer zu 100 % gehen oder den nächsten Schritt gehen wollen.
Um ein wenig meine eigene Meinung einfließen zu lassen: Ich halte wenig von Daniel Farke und er erinnert mich ein wenig an David Wagner, die sogar beide eine ähnliche Geschichte. Beide waren Trainer bei der zweiten Mannschaft Dortmund, gingen den Schritt nach England und hatten erst Erfolg, indem sie in die Premier League aufstiegen. Dann wollten beide in die Heimat, spielten eine gute Hinrunde, um dann immer mehr und mehr sowohl die Zustimmung der Fans als auch Verantwortlichen zu verlieren. Man sollte im Sommer definitiv nach einem guten Ersatz Ausschau halten. Interessant wäre hier Ralph Hasenhüttl, da er die Bundesliga kennt und einen Fußball spielen könnte, der besser zur Mannschaft passt. Aber nicht nur beim Trainer sehe ich eine Parallele zum FC Schalke 04: Gladbach verliert im Sommer ihre wertvollsten Spieler ablösefrei (außer Koné. Der würde für Ablöse gehen), sowie Schalke nach der Vizemeister-Saison 2017/18 und kann diese nicht adäquat ersetzen, da die finanzielle Situation nicht die beste ist. Auch bei den Verantwortlichen sehe ich in Gladbach ein Problem. Roland Virkus, als Nachfolge Eberls, ist in meinen Augen völlig überfordert und man sollte dort einen kompetenteren Fußballfachmann suchen.
Die „Fohlen“ laufen also Gefahr, „Schalke 2.0“ zu werden. Daher wird der Sommer 2023 ein wirklich entscheidender werden, da es in Mönchengladbach sonst zum Supergau kommen könnte. Daher sollten sie auf Stabilisation setzen und den Verein ruhig wieder aufbauen, da man nicht wie andere Vereine die großen finanziellen Mittel hat. Es ist nicht schlimm für zwei oder drei Jahre im Niemandsland der Bundesliga zu verschwinden, wenn man dann wieder angreifen kann. Gladbach wird Spieler immer anziehen, da der Verein einfach fußball-historisch gesehen immer ein großer Verein sein wird. Man muss nur aufwachen und diese Probleme, die von mir geschildert wurden, sehen und eine Lösung im Sinne des Vereins finden.
Beim VfL Wolfsburg steht ein spannender Sommer bevor. Vieles ist abhängig davon, ob man das europäische Geschäft erreicht oder nicht. Aber auch im Hinblick darauf, dass das neue Führungsduo mit dem neuen Geschäftsführer Sport Marcel Schäfer und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz ihren ersten gemeinsamen Sommer in Wolfsburg haben, ist die Kaderplanung in der Autostadt eine spannende Situation, die man beobachten sollte.
Der Trainer
Auf der Trainerbank soll es in Wolfsburg wohl keine großartigen Änderungen geben. Niko Kovac weiß nach seinem eher schwachen Start zu überzeugen und es gelang ihm vom September 2022 bis in den Januar 2023 kein Spiel zu verlieren und die Wölfe in den Kampf um das europäische Geschäft zu coachen.
Kovac lässt einen intensiven Fußball spielen. Dies zeigt sich insbesondere in der Statistik der meisten intensiven Läufen, bei der die Wolfsburger Spitzenreiter sind. Auch in anderen läuferischen Statistiken mischen die Wolfsburger oben mit. Der Kroate möchte vorwiegend ein intensives nach vorne verteidigen und ein hohes Pressing von seinen Spielern sehen und mit schnellem Umschaltspiel gefährliche Offensivsituationen kreieren. Sein Defensivstil hat auch Erfolg: Der VfL hat gemeinsam mit RB Leipzig und Borussia Dortmund die zweitbeste Defensive der Liga. Aber auch sein Offensivspiel ist nicht sonderlich erfolglos: Dort ist Wolfsburg ebenfalls in der Top 5 vertreten. Der ehemalige Bayern-Coach spielt gerne ein 4-5-1, welches offensiv aber eher wie ein 3-4-2-1 aussieht. Die beiden Außenverteidiger binden sich viel in das Offensivspiel ein und sollen mit Tempo über den Flügel kommen und mit guten Flanken den gut besetzten Strafraum füttern. Ein Mittelfeldspieler soll im Rückraum defensiv absichern, aber auch gelegentlich mit Distanzschüssen für Gefahr sorgen.
Mannschaft
Intensive Läufe
1. VfL Wolfsburg
16654
2. 1. FC Köln
15580
3. Eintracht Frankfurt
15492
4. FC Bayern München
15312
5. 1. FSV Mainz 05
15275
Intensive Läufe (Quelle: bundesliga.com)
Der Kader aktuell
Auf der Torwartposition ist man in der Spitze gut besetzt. Koen Casteels ist Toptorwart, auch auf internationaler Ebene. Der Belgier ist der Führende der Paradenquote mit 71 % (Stand: 16.02.23; Quelle: kicker) und ein echter Rückhalt für den Werksclub. Seine Stärken hat der 30-Jährige aber nicht nur bei Paraden, sondern ist auch extrem stark beim Spielaufbau.
Die klare Nummer zwei ist Pavao Pervan, der allerdings nicht völlig komplett fehlerlos ist und man, wenn Casteels mal ausfällt, einen großen Qualitätsrückgang erlebt. Der Österreicher ist allerdings ein angesehenes Mitglied der Mannschaft und ein Vorzeigeprofi.
Hinter ihm gibt es noch Option, wie der junge Philipp Schulze und Niklas Klinger, der seit mehreren Jahren kein Pflichtspiel mehr bestritten hat. Vielleicht sollte der VfL Wolfsburg im Sommer mal versuchen, eine neue Nummer zwei hinter Koen Casteels zu finden, die die Qualität in der Breite verstärkt.
Auf den Außenverteidigerpositionen ist man mit Ridle Baku, Kilian Fischer (beide rechts), Paulo Otavio und Winterneuzugang Nicolas Cozza sowohl in der Breite als auch qualitativ gut besetzt. Baku und Otavio sind beide unter Kovac gesetzt, da beide in Kovacs System eine große Rolle spielen: Sie schalten sich beide viel in das Offensivspiel ein und konnten bereits mit guten Flanken für Assists sorgen und Baku gelangen sogar schon fünf Treffer. Otavio, dessen Vertrag allerdings ausläuft, könnte eine Lücke auf der Linksverteidigerposition entstehen lassen.
In der Innenverteidigung gibt es nur drei klassische Innenverteidiger. Micky van de Ven hat sich unter Niko Kovac zu einem Top-Innenverteidiger entwickelt und ist mit seinen 21 Jahren eines der interessantesten Talente Europas. Er ist stark im Zweikampf und hat mit seinem Tempo (Topspeed: 35,87 km/h; 8. Platz in der Bundesliga; Quelle: bundesliga.com) einen Vorteil gegenüber gegnerischen Stürmern. Neben van de Ven spielen entweder Sebastian Bornauw oder Maxence Lacroix. Bornauw ist eher ein klassischer Verteidiger, der wenig Fehler macht und gewinnt pro 90 Minuten starke 2,5 Kopfballduelle (Quelle: fbref.com). Der Belgier ist allerdings sonst eher Bundesligadurchschnitt. Der durchaus talentiertere Verteidiger ist Maxence Lacroix, der nach seiner starken Debütsaison 2020/21 leider sein Potenzial nicht weiter ausschöpft. Im einen Spiel ist er ein absolut sicher Rückhalt und der klare Abwehrchef, im nächsten Spiel folgt ein Patzer. Wenn Lacroix Konstanz in sein Spiel bringt, hat man auch einen Top-Bundesligainnenverteidiger, aber die fehlende Konstanz ist seine größte Schwäche. Der vierte Mann ist der eigentliche defensive Mittelfeldspieler Josuha Guilavogui, der im Winter vor einem Transfer zum VfB Stuttgart stand. Kovac wollte ihn allerdings halten, weil er so wichtig für die Mannschaft und den französischen Kern der Mannschaft sei. Auch seine vielseitige Einsetzbarkeit ist ein Pluspunkt Guilavoguis. Der 32-Jährige hat aber bedauerlicherweise nicht mehr die Qualität, Stammspieler bei einem Europaaspiranten zu sein. Sein Vertrag läuft auch im Sommer aus.
Im Mittelfeld ist der VfL breit besetzt. Der Kapitän Maximilian Arnold ist Rekordspieler der Wolfsburger und ein absoluter Fanliebling, aber auch seine Leistungen sind gehobene Klasse. Seine Standards sind hochgefährlich und der Grund, warum Wolfsburg bereits mehrere Standardtore erzielte. Seine Stärke liegt allerdings im Chancen kreiren. Er baut von hinten das Spiel auf und verteilt die Bälle stark. Mit 3,2 schusskreirenden Aktion pro 90 Min ist gehört er zu den 19 % der besten Mittelfeldspieler Europas (Quelle: fbref.com). Gegen den Ball ist Arnold auch stark und mit seinem Kampf der „Stammsechser“ in Niko Kovacs Elf. Vor Arnold als „Achter“ bzw. „Zehner“ spielen entweder Felix Nmecha, Yannick Gerhardt oder Sommerneuzugang Matias Svanberg. Alle drei haben ihre Stärken im sicheren Passspiel und sind nicht katastrophal im Zweikampf, aber sind bis auf Nmecha keine richtigen Offensivspieler. Gerhardt und Svanberg sind typische Box-to-Box-Spieler, die im Pressing ihre Stärken haben. Bei offensiven Situationen werden sie zu einer Art zweiten Stürmer und besetzen mit dem Stürmer den Strafraum. Gerhardt gelangen dort vier Treffer und Svanberg drei Tore. Nmecha ist dort der einzige etwas kreativere Spieler. Er kreiert gute Situation und er ist ein sehr starker Kopfballspieler. Ihm gelangen gegen Bochum zwei Kopfballtore und damit sein erster Bundesligatreffer. Mit Bartol Franjic hat man im letzten Sommer noch einen Perspektivspieler für das defensive Mittelfeld geholt, der bei Kurzeinsätzen immer mal Potenzial zeigte.
Der Flügel ist beim VfL vielleicht die ein bisschen problematische Position. Rechts ist Patrick Wimmer absolutes Stammpersonal. Der Österreicher, der im Sommer aus Bielefeld kam, ist mit zwei Toren und fünf Assists der beste Scorer in der Autostadt. In einer Statistik ist Patrick Wimmer sogar besser als Lionel Messi: Er kreiert die zweitmeisten Großchancen in den fünf europäischen Top-Ligen. Messi liegt dort nur auf Platz 3. Einzig allein der Ex-Wolf Kevin de Bruyne ist dort besser als Wimmer. Auch in der Arbeit gegen den Ball ist der 21-Jährige essenziell wichtig für Kovacs System. Dort liegt er in allen defensiven Stats in der Top 20 Percentile für Flügelspieler in Europa (Quelle: fbref.com). Auf links fehlt diese Konstanz leider ein wenig. Jakub Kaminski und Kevin Paredes sind beide interessante Talente, die allerdings manchmal noch ein wenig blass wirken. Eher gesetzt ist dort allerings noch Jakub Kaminski. Seine große Schwäche liegt im Abschluss. Das sieht man insbesondere in seinem xG-Wert den er um ca. 1,3 erwarteteten Toren unterperformed (Quelle: sofascore.com).
3 – Die einzigen drei Spieler aus den fünf großen Ligen Europas in 2022/23, die pro Partie im Schnitt mehr als eine Großchance vorlegten (mind. 500 Einsatzminuten):
Im Sturm hat der VfL Wolfsburg überhaupt keine Probleme. Man hat mit Lukas Nmecha, Jonas Wind und Omar Marmoush drei Stürmer, die den Anspruch haben, in der Startelf zu stehen. Lukas Nmecha ist eher der Knipser-Typ, der sich an der Abseitslinie der Gegner hält und versucht durch Lücken zum Tor zu kommen. Dem deutschen Nationalspieler gelangen diese Saison, in der er nicht nur einmal mit Verletzungen zu kämpfen hat, schon vier Treffer. Er muss sich allerdings in Zukunft mehr noch in das Spiel einbinden, da er manchmal einfach zu blass ist. Jonas Wind hingegen ist eher eine hängende Spitze. Wind macht die Bälle richtig stark fest und leitet sie dann weiter. Er erzeugt pro Spiel drei Schüsse (fbref.com) und lässt sich manchmal sogar ins Mittelfeld fallen. Auch in der Luft ist Wind stark unterwegs. Mit seinen 4,31 gewonnen Kopfballduellen (fbref.com) ist der Däne ein richtig guter Stürmer für den VfL. Eine Doppelspitze aus Wind und Nmecha könnte ebenfalls eine spannende Option für Trainer Kovac sein. Omar Marmoush ist eher Spielertyp Nmecha und ist gut im Abschluss. Weitere Optionen für den Angriff sind Luca Waldschmidt, der unter Kovac nicht die größte Rolle spielt und Dzenan Pecijnovic. Das Talent kam im Sommer aus Augsburg. Auch internationale Topclubs wie Juventus Turin waren am deutschen U-Nationalspieler interessiert.
Ausblick auf den Sommer
Der VfL Wolfsburg wird im Sommer seinen Kader weiter verstärken wollen. Zunächst kommen aber Leihspieler zurück:
Marin Pongracic (Leihe zum US Lecce mit Kaufoption) hat nach seinen krtitischen Äußerungen gegenüber dem VfL wohl keine Zukunft in der Autostadt. Bei Lecce spielte er vor einer Knöchelverletzung eine Rolle.
Aster Vranckx (Leihe zu AC Mailand mit Kaufoption) ist kein Spieler, der unter Kovac eine Chance erhalten hat. Ein Verbleib ist unwahrscheinlich.
Bartosz Bialek (Leihe zu Vitesse Arnheim) hat sicher eine Zukunft in Wolfsburg. Der Stürmer wusste bei seinen zwar erst wenigen Einsätzen zu überzeugen und soll die Wolfsburger Sturmzukunft sein.
Tim Siersleben (Leihe zum 1. FC Heideheim) soll auch ein Mitglied der Mannschaft werden. Der 22-Jährige ist beim Aufstiegskandidaten der zweiten Liga gesetzt. Das Eigengewächs soll für mehr Breite in der Innenverteidigung sorgen.
Maximilian Philipp (Leihe zu Werder Bremen) spielte unter Niko Kovac keine Rolle mehr. Auch in Zukunft sind die Aussichten schlecht.
Ulysses Llanez (SKN St. Pölten), Bryang Kayo ( 1. FC Nürnberg), Anselmo Garcia McNulty und Fabio Di Michele Sanchez (beide NAC Breda) werden sich voraussichtlich nicht in die Planungen von Kovac spielen können.
Abgangskandidaten sind Omar Marmoush und Paulo Otavio, die wahrscheinlich ihren im Sommer 2023 auslaufenden Vetrag nicht verlängern werden. Die größere Lücke, die dort entsteht, wird Otavio sein. Er ist absoluter Stammspieler und ein Ersatz wird wahrscheinlich verpflichtet werden müssen. Profitieren könmte dadurch allerdings Nicolas Cozza, der sich einen Stammplatz ergattern könnte. Marmoushs Abgang wird wahrscheinlich schon mit der Rückkehr Bialeks kompensiert. Auch Josuha Guilavoguis Vertrag läuft aus, aber bei ihm ist ein Verbleib noch wahrscheinlicher. Wenn er nicht bleibt, verliert die Mannschaft einen der wichtigsten Spieler für die Laune und Stimmung im Kader und reißt eine Lücke im Mittelfeld.
Weitere Kandidaten, die den VfL verlassen könnten, sind Luca Waldschmidt, der nur sporadisch zu Einsätzen kommt und nie richtig in Wolfsburg angekommen ist, sowie Maxence Lacroix, der den nächsten Schritt in seiner Karriere gehen möchte. Nicht auszuschließen ist, dass Spieler wie van de Ven, Baku oder auch ein Lukas Nmecha Begehrlichkeiten weckten und es hohe Angebote für die Spieler gibt. Dann denken Schäfer und Schindzielorz womöglich über einen Verkauft nach.
Auch auf Zugangsseite soll sich beim Meister aus dem Jahr 2009 etwas tun. Handlungsbedarf könnten die Wölfe auf der Torwart-, Linksverteidiger-, Mittelfeld- (sowohl defensiv als auch offensiv) und Flügelposition sehen. Dort sehe ich folgende Kandidaten:
Torhüter: Man sollte sich in meinen Augen eine solide Nummer zwei hinter Casteels holen und Pervan als Nummer drei halten. Der Name Kacper Tobiasz ist bereits in Wolfsburger Kreisen aufgetaucht. Bei Legia Warschau gelang es dem U21-Nationalspieler bereits siebenmal zu Null zu spielen. Ein Name, der noch nicht genannt wurde, den ich aber interessant finde, ist Mads Hermansen von Brøndby. Der 1,87 m große Däne ist das nächste große Torwarttalent Dänemarks. Er glänzt mit starken Reflexen und hat eine gute Spieleröffnung. Bei beiden sollte im Vordergrund stehen, dass sie langfristig Koen Casteels ablösen können und die Qualität in der Breite verstärken. Tobiasz hat einen Marktwert von 1,5 Millionen und ist eine günstige Option. Mads Hermansen hat einen Marktwert von 2 Millionen, aber sollte etwas teurer sein.
Linksverteidiger: Wenn Otavio doch verlängern sollte, entsteht diese Lücke nicht. Da dies aktuell eher unwahrscheinlich ist, habe ich mich aut die Suche nach einem etwas offensiveren Linksverteidiger gemacht, da man mit Cozza schon einen defensiveren Mann dort hat. Der VfL war bereits schonmal an Fabio Parisi interessiert. Der Italiener ist stark in der Arbeit gegen den Ball und kann sich wie Otavio offensiv einschalten. Beim FC Empoli gelangen ihm dieses Jahr bereits zwei Tore. Ein zweiter Kandidat, der interessant wäre, ist ebenfalls Italiener. Andrea Cambiaso vom FC Bologna ist ein ähnlicher Spielertyp wie Parisi. Beide sollten zwischen 5 und 10 Millionen Euro verfügbar sein.
Innenverteidigung: Ganz aktuell wird der Name Konstantinos Mavropanos genannt. Dieser wäre neben van de Ven eine wirkliche Bank. Er ist in Defensivwerten (fbref.com) ein absoluter Top-Innenverteidiger und auch äußerst gefährlich offensiv gesehen. Allerdings ist er nicht sonderlich günstig. Wenn der VfB die Klasse hält, müsste man 15 Millionen Euro in die Hand nehmen, um den Griechen an den Mittellandkanal zu holen. Bei einem Abstieg wäre er deutlich günstiger. Etwas günstiger könnte Anthony Rouault sein. Der 21-jährige Franzose steht bis 2024 beim FC Toulouse unter Vertrag, überzeugt in der Ligue 1 mit seinen Leistungen und ist ein Allrounder auf seiner Position. Er ist 6 Millionen Euro wert.
Mittelfeld: Wenn Guilavogui gehen sollte, muss man dort auch nachlegen. Kandidat Nummer eins ist dort Ardon Jashari. Ein Scoutingteam des VfLs beobachtete den Schweizer und Kapitän des FC Luzern. Sein Marktwert liegt bei 2,5 Millionen Euro. Bedarf sehe ich beim VfL Wolfsburg insbesondere im offensiven Mittelfeld. Es fehlt ein Spieler, der Lücken aufreißt, indem er Gegenspieler auf sich zieht. Davon könnten die pfeilschnellen Außenspieler extrem profitieren. Interessant wäre hier der ehemalige Hertha BSC Berlin- und RB Leipzig-Profi Lazar Samardzic. Pro 90 Minuten kreiert Samardzic 6,3 schusserzeugende Aktionen. Damit ist in der Top 1 % in Europa (fbref.com). Mit einem Marktwert von 6,5 Millionen Euro wirkt er zwar nicht allzu teuer, aber der U21-Nationalspieler sollte auch bei anderen Clubs Interesse geweckt haben. Bei Udinese Calcio gelangen ihm außerdem schon fünf Treffer und 2 Assists.
Flügel: Auf dieser Position ist man leider sowohl quantitativ als auch qualitativ zu dünn besetzt. Für die linke Außenbahn sollte man im Sommer aktiv werden. Jota von Celtic Glasgow wäre ein interessanter Spieler, der sicher den nächsten Schritt gehen möchte. Dem Portugiesen gelang es bereits 17 Scorer beizusteuern. Mit 11 Millionen Euro als Marktwert könnte er jedoch zu teuer für die Verantwortlichen in Wolfsburg sein. Etwas günstiger wäre Gustav Isaksen vom FC Midtjylland. Der Däne traut sich im Eins gegen Eins viel zu und dribbelt vereinzelt mal etwas zu viel, aber sonst ist sein Potenzial grenzenlos. Der Mut, der bei Kaminski und Paredes fehlt, diesen bringt Isaksen mit. 11 Scorer gelangen ihm wettbewerbsübergreifend schon. Sein Marktwert liegt bei 5 Millionen Euro.
Fazit
Dem Kader des VfL Wolfsburgs sind keine Grenzen gesetzt. Man ist qualitativ und quantitativ schon gut genug besetzt, um das europäische Geschäft zu erreichen. Einzig allein an Erfahrung und Konstanz fehlt es den Wölfen noch. Wenn man jedoch den aktuell siebten Platz (Stand: 16.2) hält, wäre das für Trainer Niko Kovac und seine Mannschaft nach einem verkorksten Saisonstart ein voller Erfolg.
Der Kader sollte im Sommer klug verstärkt werden. Das Führungsduo des Werksclubs sollte den Kader versuchen zusammenzuhalten und punktuell zu verstärken. Den größten Bedarf sehe ich auf dem Flügel und finde, dass Isaksen ein interessanter Mann für den VfL und die Bundesliga wäre.
Das System könnte nach Verstärkungen und Abgängen auch noch etwas angepasst werden. Wie bereits erwähnt, wäre eine Umstellung auf eine Doppelspitze interessant. Nur von der Spielausrichtung wird Niko Kovac wohl kaum abrücken.