Mit 44 Toren ist er der Rekordtorschütze der österreichischen Nationalmannschaft und auch in Deutschland ein bekannter Name: »Toni« Polster ist nach David Alaba der populärste Fußballer Österreichs. Seine internationale Karriere führte ihn nach seiner ersten Station in Österreich zum FC Torino nach Italien, dann zu den spanischen Vereinen FC Sevilla, CD Logroñés und Rayo Vallecano. Den Großteil seiner Karriere verbrachte er in Deutschland beim 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach. Seine Profilaufbahn begann Polster aber bei seinem Jugendverein Austria Wien, wo er von 1973 bis 1987 spielte. In 145 Spielen erzielte der Stürmer beeindruckende 119 Tore und gewann 1987 den Goldenen Schuh der UEFA.
Polster ist ein Kind der österreichischen Bundesliga – welche Talente in dieser Saison auf sich aufmerksam machen, stellen wir hier im dritten Teil dieser Scouting-Serie vor:

Radek Vítek
Geburtsdatum
Nationalität
Geburtsort
Position
Größe
Fuß
Verein
Marktwert
24.10.2003
Tschechien
Vsetín
Tor
198 cm
Rechts
Blau-Weiß Linz
800 Tsd. €
Bewertung
3.0
Den Beginn macht ein Torwart – Radek Vítek läuft in dieser Saison für den Aufsteiger Blau-Weiß Linz auf, steht jedoch eigentlich bei Manchester United unter Vertrag. Nach seinem Wechsel vom SK Sigma Olmütz in die U18 zu Manchester United spielte er in der vergangenen Saison bei Accrington in der vierten englischen Liga und soll nun in der österreichischen Bundesliga seinen Durchbruch als Profi schaffen. In der Sommervorbereitung bei Manchester United überzeugte Vítek mit starken Leistungen in den Testspielen der Red Devils. Um seine Entwicklung zu fördern, entschieden sich die Manchester United-Verantwortlichen für eine Leihe.
In seinen zehn Einsätzen für Linz – vier Spiele verpasste er wegen eines Kreuzbandanrisses – spielte der Tscheche bereits viermal zu null. Besonders hervorzuheben ist seine überragende Leistung gegen den österreichischen Rekordmeister Rapid Wien, die seinem Team drei Punkte sicherte. Der 21-jährige Schlussmann brilliert vor allem beim Shotstopping, was seine 4,99 verhinderten Tore und sein herausragender Post-Shot xG-Wert belegen. Damit gehört er zu den besten ein Prozent der Torhüter in der österreichischen Liga (datamb.com). Sein exzellentes Timing beim Herauslaufen – sowohl bei hohen Bällen als auch in Eins-gegen-Eins-Situationen – kombiniert er mit klugem Stellungsspiel. Am Ball zeigt der 21-Jährige noch Verbesserungspotenzial, macht aber auch nicht mit groben Fehlern auf sich aufmerksam. Er findet seine Mitspieler auch mit langen Bällen zuverlässig, könnte im Spielaufbau aber häufiger die flache Variante wählen.
Víteks Zeit bei Linz wird begrenzt sein, da er das Niveau eines Bundesliga-Aufsteigers bereits übertrifft. Bei Manchester United wird er vorerst dennoch keine große Rolle spielen. Als Vorbild könnte sein Landsmann Matej Kovar dienen, der ebenfalls aus der Jugend der Red Devils stammt. Kovar ist mittlerweile bei Leverkusen der Ersatzmann des alternden Lukas Hradecky und kommt im Pokal zum Einsatz. Vitek könnte den Sprung zu einem ambitionierteren Verein schaffen. Entweder zu einem Club, der knapp unterhalb der fünf europäischen Topligen zu verorten ist oder als Nummer zwei bei einem Verein z.B. in Deutschland, Frankreich oder Italien, wo ihm langfristig die Position des Stammtorhüters in Aussicht gestellt wird.

Mamadou Sangaré
Geburtsdatum
Nationalität
Geburtsort
Position
Größe
Fuß
Verein
Marktwert
26.06.2002
Mali
Bamako
Mittelfeld
181 cm
Links
Rapid Wien
4,50 Mio. €
Bewertung
3.5
Der nächste Spieler stammt aus dem RB-Kosmos, steht jedoch aktuell bei Rapid Wien unter Vertrag – Mamadou Sangaré spielt wohl eine der besten Saisons eines Sechsers bzw. Achters in der laufenden österreichischen Bundesliga-Saison. Der 22-jährige Malier wechselte mit 18 Jahren zu RB Salzburg nach Österreich und wurde anschließend mehrfach verliehen: zum RB-Farmteam FC Liefering, zum Grazer AK 1902, zu Zulte Waregem und zum TSV Hartberg. Im letzten Sommer wechselte Sangaré für 700.000 € fest zu Rapid Wien. Seitdem überzeugt er in allen Wettbewerben mit starken Leistungen, steigerte seinen Marktwert erheblich und weckte das Interesse anderer Vereine.

Im Wiener System spielt er eine zentrale Rolle: Sangaré verzeichnet die drittmeisten Pässe im Kader des Rekordmeisters und ist im Spielaufbau einer der wichtigsten Akteure im System des früheren Nürnberg-Trainers Robert Klauß. Er besticht durch direktes und kreatives Passspiel, besonders im letzten Drittel gegen tief stehende Gegner – aus dem Open-Play kreiert er 0,54 Tore pro 90 Minuten. Als Ballträger sorgt er zudem regelmäßig für Raumgewinn. Auch defensiv ist Sangaré ein wichtiger Faktor: Er gewinnt viele Zweikämpfe, überzeugt mit gutem Stellungsspiel und verbucht beeindruckende 2,14 Balleroberungen pro 90 Minuten (Top 1 %). Im Gegenpressing ist er dank seiner athletischen Fähigkeiten sehr aktiv und gewinnt häufig den Ball zurück. Sangaré zeichnet sich außerdem durch außergewöhnliche Ausdauer und hohe Laufbereitschaft aus.
Laut transfermarkt.de haben RB Leipzig, Galatasaray und der FC Sevilla bereits Interesse an Sangaré bekundet – ein Abgang im kommenden Sommer scheint möglich. Seine Vielseitigkeit als Box-to-Box-Spieler macht ihn für viele Vereine interessant. Allerdings wäre ein gut überlegter nächster Karriereschritt wichtig. Auch ein weiteres Jahr in Wien könnte seiner Entwicklung zugutekommen.


Oscar Gloukh
Geburtsdatum
Nationalität
Geburtsort
Position
Größe
Fuß
Verein
Marktwert
01.04.2004
Israel
Rehovot
Mittelfeld
170 cm
Beidfüßig
RB Salzburg
22,0 Mio. €
Bewertung
4.0
Trotz der aktuellen Schwächephase verfügt RB Salzburg weiterhin über außergewöhnliche Talente im Kader – Oscar Gloukh sticht dabei besonders hervor und wird wohl der nächste Salzburger sein, der den Sprung zu einem größeren Verein schafft. Der 20-jährige Mittelfeldspieler, der im Winter 2023 von seinem Heimatverein Maccabi Tel Aviv in die Mozartstadt wechselte, hat sich seither auch als Stammspieler in der israelischen Nationalmannschaft etabliert.
Gloukh ist ein vielseitig einsetzbarer Offensivspieler, der sich bevorzugt im Zehner- bzw. Halbraum aufhält. Er bewegt sich geschickt zwischen den gegnerischen Linien und kann diese sowohl durch Dribblings als auch präzise Pässe brechen. Der 20-Jährige besticht durch seine Stärke im Eins-gegen-eins und löst auch Situationen im engen Raum souverän auf. Seine Progressive Carries verschaffen dem Team wertvollen Raumgewinn, da er am Ball kaum zu stoppen ist. Als Passgeber hat er sich bei RB bereits weiterentwickelt, zeigt aber noch Verbesserungspotenzial. Dabei liegt das Problem weniger bei seiner Entscheidungsfindung, sondern bei gelegentlichen technischen Ungenauigkeiten, was für junge Spieler nicht unüblich ist. Als Kreativspieler und Vorbereiter kann er sich noch deutlich steigern. Beeindruckend ist außerdem seine Abschlussstärke: Mit sieben Toren in 14 Saisonspielen übertrifft er seinen Expected Goals-Wert (5,65 xG) deutlich.
Er gilt als eines der vielversprechendsten Zehnertalente im europäischen Fußball. Sollte RB Salzburg nächste Saison nicht mindestens an der Europa League teilnehmen, wird er den Verein wahrscheinlich verlassen. In diesem Fall dürften zahlreiche Topclubs mit Verstärkungsbedarf in der Offensive um den israelischen Nationalspieler werben. Besonders Borussia Dortmund könnte ein interessanter Kandidat sein, da dort aufgrund der aktuellen Krise im Sommer ein Umbruch bevorsteht.


Nikolaus Wurmbrand
Geburtsdatum
Nationalität
Geburtsort
Position
Größe
Fuß
Verein
Marktwert
05.01.2006
Österreich
Wien
Sturm
173 cm
Beidfüßig
Rapid Wien
1,00 Mio. €
Bewertung
3.0
Ein absolutes Eigengewächs – Nikolaus Wurmbrand macht seine ersten Schritte bei der ersten Mannschaft Rapid Wiens. Im Conference League-Spiel gegen den FC Kopenhagen traf der 19-Jährige direkt doppelt und wird seitdem an die erste Mannschaft des Rekordmeisters herangeführt. Wurmbrand kam bereits mit zehn Jahren zum Rapid und durchlief sämtliche U-Mannschaften des Traditionsvereins. Zudem ist er bereits U21-Nationalspieler Österreichs und wurde im November bei seinem Club mit einem Vertrag bis 2028 ausgestattet.
Wurmbrand kann offensiv vielseitig eingesetzt werden, kommt aber am besten auf den Flügelpositionen zur Geltung. Er ist ein Tempodribbler, der Agilität mit hoher Endgeschwindigkeit verbindet. Seine beeindruckende Erfolgsquote bei Dribblings (66,7 %) unterstreicht seine Qualitäten. Besonders bemerkenswert für sein Alter sind seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und sein generell starker Abschluss. Auch technisch überzeugt Wurmbrand, insbesondere mit seinem ersten Kontakt.
Daten und Videomaterial sind zwar noch sehr gering, man kann dennoch bereits vielversprechende Ansätze beim 19-Jährigen erkennen. Besonders interessant wird seine Entwicklung, wenn er den Sprung in die österreichische Nationalmannschaft schafft und dort unter Ralf Rangnick wichtige Prinzipien im Gegenpressing lernen kann. Zunächst gilt es jedoch, sich in Rapid Wiens erster Mannschaft zu etablieren, was sogar kurzfristig nicht unrealistisch ist.


Dion Beljo
Geburtsdatum
Nationalität
Geburtsort
Position
Größe
Fuß
Verein
Marktwert
01.03.2002
Kroatien
Zagreb
Sturm
195 cm
Links
Rapid Wien
5,00 Mio. €
Bewertung
3.0
Eigentlich war es der Plan, nochmals Mika Biereth, für den es hier bereits einen Scouting-Report gibt, vorzustellen. Jedoch hat dieser in der Wintertransferphase Sturm Graz verlassen, um sich Monaco anzuschließen. Deshalb widme ich mich dem zweitinteressantesten Stürmer der Liga:
Dion Beljo ist auch in Deutschland kein Unbekannter – der Linksfuß steht eigentlich beim FC Augsburg unter Vertrag, wurde im Sommer jedoch zu Rapid Wien verliehen, die aber auch über eine Kaufoption verfügen. Vor seiner eineinhalbjährigen Station beim FC Augsburg spielte er in der kroatischen ersten Liga für den NK Osijek und leihweise für den NK Istra. Dort galt er als großes Talent und traute sich dann den Schritt zum FCA zu, den er heute wahrscheinlich auch als Fehler betrachtet. In Österreich sieht dies jedoch deutlich besser aus – für die Wiener traf der Stürmer bereits 14-mal und legte zwei Tore vor.

Beljo ist ein klarer 9,5er, der sich aktiv ins Spiel einbringt. Er kombiniert in tieferen Positionen im Link-Up-Play und startet dann dynamisch in die Angriffsprozesse. Als Passempfänger kann er Bälle gut festmachen und weiterverarbeiten. Sein Abschluss ist zwar kraftvoll, allerdings muss er vor dem Tor noch kaltschnäuziger werden – seine sieben Ligatore liegen unter seinem xG-Wert von 8,67. Bemerkenswert sind Beljos Dribblingfähigkeiten, da er trotz seiner Größe Eins-gegen-Eins-Situationen oft als Sieger hervorgeht. Eine weitere Stärke des 22-Jährigen ist bei einer Körpergröße von 1,95 m natürlich sein Kopfballspiel. Als Abnehmer von Flanken und langen Bällen ist er stets gefährlich und verleiht seiner Mannschaft Präsenz in der Luft.
Der Wechsel zum FC Augsburg erwies sich als Fehltritt in Beljos Karriereplanung. Dennoch befindet er sich noch im idealen Entwicklungsalter und überzeugt bei seiner Leihe mehr als deutlich. Besonders in spielstärkeren Mannschaften als dem FC Augsburg wäre ein erneuter Anlauf in der Bundesliga durchaus interessant.
Der österreichische Fußball befindet sich im Aufschwung. Dies zeigt sich nicht nur an der Nationalmannschaft unter der erfolgreichen Führung von Ralf Rangnick, sondern auch an den vielen Talenten, die in den vergangenen zehn bis 15 Jahren in der österreichischen Liga gespielt haben. RB Salzburg brachte dabei Stars wie Erling Haaland, Dayot Upamecano und Sadio Mané hervor. Auch Rasmus Højlund, ehemals Sturm Graz, macht sich inzwischen in Europa einen Namen. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen, da viele Mannschaften den Status als Ausbildungsliga unterstützen und neue Talente fördern. Mittlerweile ist es allerdings nicht nur RB Salzburg, sondern auch andere Vereine wie Sturm Graz, die nach langer Durststrecke in der vergangenen Saison Meister geworden sind. Sie überzeugen mit hervorragendem Scouting und starker Jugendarbeit. Dort könnte Leon Grgic in die Fußstapfen erfolgreicher Stürmer wie Mika Biereth, Rasmus Højlund und Emanuel Emegha treten.